Zimmermann, Hugo Karl Emil 

Geburtsdatum/-ort: 30.11.1885;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 15.04.1944;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Pädagoge
Kurzbiografie: 1904 Abitur am Großherzoglichen Gymnasium Karlsruhe
1904-1908 Studium der Altphilologie und des Französischen an der Universität Genf, München und Heidelberg, 1909 Staatsprüfung
1909-1911 und 1913-1914 Erzieher des Prinzen Udo von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg auf Schloß Langenzell (vom Staatsdienst beurlaubt)
1911-1912 Probejahr als Lehramtspraktikant am Großherzoglichen Gymnasium Karlsruhe
1912-1913 Einjährig-Freiwilliger (3. Badisches Feldartillerie-Regiment 50)
1914-1918 Kriegsdienst an der Westfront, Leutnant und Batterieführer
1919 Prof. (Griechisch, Latein, Französisch) an der Lieselotte-Schule Mannheim, 1920-1933 an der Lessingschule Karlsruhe
1932 Bewerbung um eine Direktorenstelle, 1933 (März) Direktor des Gymnasiums Pforzheim, 1933 (September)-1944 Direktor des Bismarck-Gymnasiums Karlsruhe
1933-1940 zusätzlich: Leiter des Pädagogischen Seminars Karlsruhe
1940-1944 zusätzlich: Dienstleistung am Protestantischen Gymnasium Straßburg,
1943-1944 Leitung der Heimschule Lender in Sasbach,
1940-1944 Referent für das höhere Schulwesen im Kultusministerium in Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1919 Hertha Pauline Bertha, geb. Beck
Eltern: Vater: Franz Martin Zimmermann, Regierungsrat
Mutter: Luise, geb. Schenzel
Geschwister: 2
Kinder: 2
GND-ID: GND/1012407314

Biografie: Horst Ferdinand (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 313-314

Zimmermann wurde noch von dem berühmten Altphilologen G. Wendt in die Welt der Antike eingeführt; sie blieb lebenslang Zimmermanns Leitbild. Dementsprechend wandte sich der hochbegabte Abiturient dem Studium der alten Sprachen zu und begann, nach sehr gut bestandenen Examina, seine pädagogische Laufbahn als Prinzenerzieher an einem badischen Fürstenhof. Der Ausbruch des Weltkriegs beendete diese Idylle jäh. Zimmermann überlebte die Materialschlachten an der Somme und anderen Brennpunkten, einmal als einziger Offizier seiner Einheit.
Die Lebensaufgabe seiner mittleren Jahre fand er an der Karlsruher Lessingschule, wo er sich als „kenntnisreicher, tüchtiger Lehrer und Fachvertreter“ bewährte, „der überall hervorragende Erfolge erzielte und bei Schülern und Elternschaft in besonderem Ansehen stand“. So bewarb er sich zu Beginn des Jahres 1932 um eine Direktorenstelle, die er am 11. 3. 1933 erhielt (am Gymnasium Pforzheim), aber nicht antreten konnte, da ihm ein Alt-Parteigänger vorgezogen wurde. Die Leitung einer der angesehensten badischen Schulen, des Karlsruher Gymnasiums, die ihm schließlich am 25. 9. 1933 übertragen wurde, die Lehrtätigkeit dort und die Feiern zum 350. Schuljubiläum (1936) mit der Aufführung der Äschyleischen Orestie markieren die Höhepunkte seines Berufswegs.
Inzwischen hatten sich die Schatten der Diktatur auf das Land gesenkt – Zimmermann empfand sie zunächst nicht als solche. Dem früheren Mitglied der rechtsliberalen Deutschen Volkspartei Stresemanns schien deren Ideengut den Parolen der „nationalen Revolution“ von 1933 benachbart zu sein; 1934 trat er in die SA, 1938 in die NSDAP ein. Die Nähe zur NS-Ideologie beeinträchtigte nicht im mindestens Zimmermanns Eintreten für die „allerwichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche erzieherische Arbeit in der Schule: die Achtung vor und die Erziehung zu ernster Arbeit“. Die Hauptgefahr für die Schule drohe „vom nationalsozialistisch getarnten Faultier“, das mangelnde Kenntnis mit „weltanschaulichem Geschwätz“ kompensiere („Die nationalsozialistische höhere Schule“, FS 1936, siehe Literatur). Zimmermann sah sein wichtigstes Ziel darin, „den dazumal hart angefochtenen Fortgang der humanistischen Bildungsarbeit durch alle Anfeindungen und Ablenkungen hindurchzuretten“ (U. Weber in: G. Treiber, Spurensuche, siehe Literatur), und dies ist ihm, im Zusammenwirken mit vielen seiner Kollegen, im wesentlichen gelungen.
Zimmermann strahlte eine von Gelassenheit und Noblesse bestimmte natürliche Autorität aus. „Ein wesentlicher Zug in seinem Bild würde jedoch fehlen, wollte man verschweigen, daß er mit Leib und Seele Soldat gewesen ist.“ ... „Nichts hat ihn denn auch innerlich schwerer verletzt als die Erkenntnis, daß der Appell, den die Männer des Dritten Reiches an die soldatischen Tugenden des deutschen Volkes richteten, sich als gleisnerischer Trug erwies, dem mit vielen auch er besten Glaubens erlegen ist“ (W. Lang-Lendorff). Als er den Trug durchschaute, brach er zusammen, und als kurz darauf ein Sohn im Osten fiel, erlosch auch sein Lebensfunke.
Nachweis: Bildnachweise: in Lang-Lendorff, In memoriam.

Literatur: FS 350 Jahre Gymnasium Karlsruhe 1586-1936 (Karlsruhe 1936); W. Lang-Lendorff, In memoriam H. Zimmermann, Franz Stolz, Eugen Sachs, in: Gymnasium Karlsruhe, Jahresbericht 1953/54 (Karlsruhe 1954); G. Treiber, Spurensuche: Das Bismarck-Gymnasium im III. Reich, in: Bismarck-Gymnasium, 400 Jahre Gymnasium illustre 1586-1986 (Karlsruhe 1986) (Das dort gezeichnete Persönlichkeitsbild Zimmermanns entspricht in wesentlichen Zügen nicht der Wirklichkeit); W. Guldenfels, H. Zimmermann, in: 100 Jahre Heimschule Lender, Hg. Heimschule Lender GmbH, Sasbach 1975.
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