Beyerle, Maria Anna 

Geburtsdatum/-ort: 21.08.1882;  Konstanz
Sterbedatum/-ort: 18.12.1968;  Konstanz
Beruf/Funktion:
  • Pädagogin, Z/CDU-Politikerin, MdL
Kurzbiografie: 1889-1898 Volks- und höhere Töchterschule (Klosterschule Zoffingen, Konstanz)
1898-1900 Lehrerinnenseminar daselbst mit 1. Lehrerinnenprüfung (1900)
1900-1901 Besuch des Pensionats St. Joseph in Ferney-Voltaire
1902 2. („höhere“) Lehrerinnenprüfung
1904-1906 Privatlehrerin beim Grafen Droste zu Vischering Padberg
1906-1907 Hilfslehrerin höhere Mädchenschule Freiburg
1907-1908 Unterlehrerin Neckargemünd
1908-1910 Gasthörerin Universität Freiburg; zugleich Vorbereitung auf das Schulfremdenabitur (1910)
1911-1925 Lehrerin Konstanz-Petershausen; seit 1919 Hauptlehrerin
1919-1928 MdL Baden (Zentrum)
1925-1928 Fortbildungsschullehrerin Konstanz
1928 Rektorin Mädchenfortbildungsschule Freiburg
1928/29-1932 Studienrätin Lehrerbildungsanstalt Freiburg (Lehrauftrag Methodik)
1932-1933 Rektorin Mädchenfortbildungsschule Karlsruhe
1933-1935 Studienrätin Mädchenoberrealschule (heute Ellenrieder-Gymnasium) Konstanz
1935 Zurruhesetzung
1946-1948 Stadträtin Konstanz (BCSV/CDU)
1947-1952 MdL (Süd-)Baden (BCSV/CDU)
1964 (16.12.) Päpstliches Ehrenkreuz „Pro Ecclesia et Pontifice“
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Karl Beyerle (1839-1915), Rechtsanwalt
Mutter: Klara, geb. Eggler
Geschwister: 4 Brüder, darunter Konrad Beyerle und Franz
GND-ID: GND/1012412954

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), 23-24

Beyerle erhielt ihre schulische Ausbildung bei den Lehrfrauen des Konstanzer Dominikanerinnenklosters Zoffingen. Dort gehörte sie auch dem 1. Kurs des 1898 eingerichteten Lehrerinnenseminars an. Obwohl sie bereits 1902 ihre 2. Dienstprüfung bestand, bildete sie sich noch verschiedentlich für ihren zukünftigen pädagogischen Beruf weiter. So nahm sie zunächst an einem Ausbildungskurs für hauswirtschaftliche Berufsschullehrerinnen teil und war dann Privatlehrerin in Westfalen, bevor sie 1907 ihre erste Stelle als Unterlehrerin in Neckargemünd antrat. Ein Jahr später unterbrach sie abermals ihre Lehrtätigkeit und schrieb sich als Gasthörerin an der Universität Freiburg ein. Zugleich bereitete sie sich auf die Reifeprüfung vor, die sie 1910 als Schulfremde ablegte.
Seit 1911 als Lehrerin in Konstanz angestellt, erlebte Beyerle dort die entbehrungsreichen Jahre des 1. Weltkrieges. Da sie durch ihre leitende Stellung im Katholischen Frauenbund mit den vielfältigen Sorgen und Nöten ihrer Mitmenschen vertraut war, konnte sie vielen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Vor allem durch ihre Mithilfe im kirchlichen Sozialdienst hatte sie damals auf lokaler Ebene einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht, daß sie 1919, unmittelbar nach Einführung des Frauenwahlrechts, für den Konstanzer Wahlkreis in die Badische Nationalversammlung und danach in den Landtag gewählt wurde. Aufgrund ihrer pädagogischen Befähigung und ihrer Vertrautheit mit dem Fürsorgewesen war sie dort vornehmlich in den bildungs- und sozialpolitischen Ausschüssen eine geschätzte Mitarbeiterin.
Ihren parlamentarischen Auftrag sah Beyerle immer in enger Verbindung mit ihrer beruflichen Arbeit. Allein die Tatsache, daß sie schon 1914 zu den Gründungsmitgliedern des Konstanzer Bezirksvereins des Vereins Katholischer Deutscher Lehrerinnen gehörte und seit 1920 zeitweilig dessen badischen Landesverband leitete, verdeutlicht, in welch starkem Maße sie die gesellschaftspolitischen Ziele ihrer Berufsorganisation mittrug. Als ausgebildete hauswirtschaftliche Berufsschullehrerin wechselte Beyerle 1925 in den Fortbildungsschulbereich über, zunächst als Lehrerin in Konstanz, dann als Rektorin in Freiburg (1928). Noch im selben Jahr wurde sie an die dortige Lehrerbildungsanstalt abgeordnet; ihre planmäßige Anstellung als Studienrätin erfolgte zum 1.4.1929. Beyerles Ausscheiden aus dem Landtag (1928) kann somit in ursächlichem Zusammenhang mit der Übernahme dieser gehobenen schulischen Positionen gebracht werden. Auch nach Schließung der Lehrerbildungsanstalt (1932) war Beyerle wiederum als Rektorin einer Mädchenfortbildungsschule (Karlsruhe) tätig, und sie unterrichtete dann bis zu der aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig erfolgten Zurruhesetzung (1935) an der Mädchenoberrealschule in Konstanz.
Ruhestand und politischer Neubeginn nach 1945 schufen die äußeren Bedingungen dafür, daß Beyerle noch einmal politische Verantwortung übernahm. So zählte sie in ihrer Heimatstadt zu den Mitbegründern der BCSV/CDU, und seit 1946 war sie dort im Stadtausschuß Vertreterin der Frauen und zugleich Mitglied des Konstanzer Stadtrates. Über die Landesergänzungsliste kam sie im Mai 1947 in den neuen Badischen Landtag. Bis zur Auflösung des Landes (Süd-)Baden war sie in ihrer Fraktion die einzige Frau.
Nach der Konstituierung des Südweststaates, dessen Bildung sie entgegen der parteioffiziellen Abstimmungsparole der südbadischen CDU lebhaft befürwortet hatte, zog sich Beyerle endgültig aus dem politischen Leben zurück, um sich verstärkt sozial-karitativ zu betätigen. Nahezu zwei Jahrzehnte (1941-1960) war sie in Konstanz nicht nur 1. Vorsitzende des Katholischen Fürsorgevereins; auch als Leiterin des Hauses Nazareth (Kinder- und Jugendheim sowie Heim für Mutter und Kind) versah sie noch im vorgerückten Alter ihren vorbildlichen Dienst am Nächsten. Das selbstlose Wirken dieser engagierten Frau im Bildungs- und Sozialbereich, dem sie sich stets aus christlichem Verantwortungsbewußtsein verpflichtet fühlte, wurde 1964 von Papst Paul VI. mit der Verleihung des päpstlichen Ehrenkreuzes „Pro Ecclesia et Pontifice“ gewürdigt.
Werke: Reinheit. Ein Wort an die reifere weibliche Jugend, in: Im Frühling des Lebens. Sammlung von Schriften für die katholische weibliche Jugend, 2. Heft, Bochum o. J.; Goethes Märchen „Der neue Paris“. Ein Deutungsversuch, in: Hochland, 29, 1932, 425-442
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung

Literatur: C. Schmidt, Frauen in der Nationalversammlung, in: Frauenland. Organ des Katholischen Frauenbundes Deutschlands, 12, 1919, Nr. 1-3, 9-10; O. Gehrig und K. J. Rößler, Die Verfassunggebende Badische Nationalversammlung 1919, Karlsruhe 1919, 66; A. Rapp (Bearb.), Die badischen Landtags-Abgeordneten 1905/29, Karlsruhe 1929, 8; K. J. Rößler, Der Badische Landtag, Freiburg 1949, 103; N. N., Studienrätin i. R. Maria Beyerle, in: Konradsblatt, 49, 1965, Nr. 9, 22; N. N., Maria Beyerle, Hilfreicher Mensch, Politikerin und Pädagogin, in: Südkurier, 24, 1968, Nr. 293, 9; Studienrätin i. R. Maria Beyerle. Zwei Nachrufe, in: Suso-Blatt, 24, 1968, Nr. 52, 5 und 8; L. Bopp, Clara Siebert. Versuch ihrer Lebensbeschreibung und der Würdigung ihrer Lebensleistung, Freiburg 1971, 28-32; P.-L. Weinacht und T. Mayer, Ursprung und Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden. Eine Chronik 1945-1981, hg. vom Bezirksverband der CDU Südbaden, Sigmaringen 1982, 54-56; J. Weik, Mitglieder des Landtags und Landtagsgeschichte von Baden-Württemberg 1945-1984, hg. vom Landtag von Baden-Württemberg, Stuttgart 1984, 124 und 271; Politik als Aufgabe. Engagement christlicher Frauen in der Weimarer Republik. Aufsätze, Dokumente, Notizen, Bilder, hg. von E. Prégardier und A. Mohr, Annweiler-Gräfenhausen 1990; I. Hochreuther, Frauen im Parlament, Südwestdeutsche Abgeordnete seit 1919, hg. vom Landtag von Baden-Württemberg und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Stuttgart 1992, 97
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)