Debatin, Hubert 

Geburtsdatum/-ort: 06.02.1914;  Wiesloch
Sterbedatum/-ort: 14.08.1992;  Fischerbach, beigesetzt 20.08.1992 Hambrücken
Beruf/Funktion:
  • Priester, Chorbischof der syromalankarischen Kirche
Kurzbiografie: 1920-1924 Volksschule Wiesloch
1924-1933 Realgymnasium Wiesloch; ab 1930 Gymnasium Rastatt mit Abitur
1933-1938 Studium der katholischen Theologie Freiburg, Tübingen, St. Peter mit Priesterweihe (27.03.1938)
1938-1940 Vikar Lenzkirch, Sinzheim, Mannheim (St. Elisabeth)
1940-1943 Kriegsdienst als Sanitäter; zuletzt Unteroffizier; 29.08.1942 Eisernes Kreuz 2. Klasse und Panzerkampfabzeichen Ägypten
1943-1947 Kriegsgefangenschaft Algerien (u. a. Constantine)
1947-1948 Seelsorger in nordfranzösischen Kriegsgefangenenlagern (Rouen, Amiens, Lille)
1948-1951 Vikar St. Leon; ab 1949 Cooperator Konstanz (Münster)
1951-1971 Pfarrer Weil a. Rh.; ab 1960 Freiburg-Haslach; ab 1965 Stettfeld
1971 (11.05.) Geistlicher Rat ad honorem
1971-1977 Missionar im Apostolischen Vikariat Windhoek (Südwestafrika)
ab 1977 Auslandsseelsorger Taiz (Arabische Republik Jemen)
1972 Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland
1977-1990 Pfarrer Hohberg-Niederschopfheim; ab 1984 Gaggenau-Moosbronn
1985 Chorbischof der syromalankarischen Kirche (d. h. Ehrendomherr an der Kathedrale von Tiruvalla)
1990-1992 Ruhestand Fischerbach
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Eltern: Heinrich Debatin (1883-1962), Pfleger
Veronika, geb. Heil (1883-1962)
Geschwister: 4 Brüder, 2 Schwestern; zwei der Geschwister im Kindesalter verstorben; ein Bruder (Peter, 1915-1942, cand. theol.) an der Ostfront gefallen
GND-ID: GND/1012577511

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 2 (1999), 84-86

Debatins väterliche Vorfahren stammen aus Hambrücken. Aus beruflichen Gründen kamen seine Eltern nach Wiesloch, wo er geboren wurde und mit seinen Geschwistern aufwuchs.
Sein theologisches Studium fiel in eine Zeit, in der das nationalsozialistische Regime bereits fest etabliert war. Noch wirkte Debatin auf seiner ersten Vikarsstelle, als der Zweite Weltkrieg ausbrach. Als Sanitäter nahm er am Afrikafeldzug teil und geriet dabei in englische Gefangenschaft. Nach der Entlassung stellte er sich freiwillig in den Seelsorgedienst deutscher Kriegsgefangener, zunächst in Nordafrika selbst und danach für ein weiteres Jahr in Nordfrankreich.
Nach seiner endgültigen Rückkehr in die Heimatdiözese wuchs Debatin rasch in die ihm übertragenen Aufgaben hinein, zumal er selbst nichts mehr erstrebte als eine klar umrissene Tätigkeit in der Pfarrseelsorge. Seit 1951 Pfarrer in Weil a. Rh., bot sich ihm in der veränderten Welt der Nachkriegszeit ein vielseitiges Aktionsfeld. Mitten in dieser dynamischen Phase kam bei ihm der Wunsch auf, sich wenigstens auf Zeit für den Dienst in der Missionskirche Nordafrikas freistellen zu lassen. Angeregt und hierzu ermutigt wurde er vom ehemaligen Beuroner Erzabt Raphael Walzer, der seit 1952 Abt des Klosters St. Bénoît in Tlemcen (Algerien) war. Bereits während der Kriegsjahre 1944/45 waren persönliche Kontakte geknüpft worden: Walzer, Gründer und zeitweiliger Leiter eines Seminars für kriegsgefangene deutsche Theologen in Rivet (Algier), hatte damals nach Kräften seine schützende Hand über Debatin gehalten. Mit dem Hinweis auf den bereits latenten Priestermangel, aber auch auf Debatins früher gemachte Äußerung, in der Pfarrseelsorge seine wahre pastorale Erfüllung zu finden, schlug ihm die Kirchenbehörde den mehrfach gestellten Antrag ab; eine wichtige Rolle dürfte dabei auch die durch den Unabhängigkeitskrieg bedingte unsichere Lage in Algerien gespielt haben.
Indessen ließ Debatin nicht davon ab, auch in der Zukunft nach gangbaren Wegen zu suchen, wie er die Missionskirche durch einen ganz persönlichen Beitrag unterstützen könne. Schon seit längerer Zeit stand er mit indischen Geistlichen in Verbindung, die an verschiedenen europäischen Hochschulen ihre theologischen Studien fortsetzten; und 1959 konnte er selbst aufgrund einer persönlichen Einladung des Bischofs von Tiruvalla (Kerala) eine mehrwöchige Studienreise nach Südindien unternehmen. Direkte Folge dieses Aufenthaltes war seine Überlegung, Mutterhäuser deutscher Ordensgemeinschaften für junge Inderinnen zu öffnen, um diesen nicht nur den Weg zum erstrebten Ordensberuf zu ebnen, sondern um sie auch als Krankenschwestern auszubilden. Der praktischen Umsetzung dieser Idee diente die Gründung der Nirmala-Gemeinschaft (Grundsatz: Dienen in Liebe), die, ebenso wie der Bau eines Heimes für alleinstehende Frauen und Kinder in Pullazhy (Kerala), vorrangig der Initiative Debatins zu verdanken war.
Sein vielseitiges Programm für eine wirksame Indienhilfe entwickelte Debatin nahezu ausschließlich von seinen Pfarrstellen aus. Dann stellte er 1971 erneut – und diesmal mit Erfolg – einen Antrag auf Beurlaubung für die Missionsseelsorge. Fünf Jahre wirkte er nun als Missionar in Südwestafrika und danach – wenn auch nur für kurze Zeit – als Auslandsseelsorger im Nordjemen. Gesundheitliche Gründe zwangen ihn, im Spätjahr 1977 nach Deutschland zurückzukehren, wo er abermals seinen Dienst als Pfarrer versah. Vor die Alternative gestellt, der Kirche in der Heimat oder in der Mission zu dienen, hatte sich Debatin die Entscheidung keinesfalls leichtgemacht, wußte er allein schon um die großen Entbehrungen und körperlichen Strapazen, die ihn in den fremden Ländern erwarteten. Mag er zeitweilig den verständlichen Wunsch verspürt haben, aus der heimatlichen Enge auszubrechen: bei der ihm angeborenen Selbstlosigkeit und Uneigennützigkeit blieb ihm die Sorge um die Missionskirche stets das wichtigste Anliegen. Offensichtlich schon in den Jahren der nordafrikanischen Kriegsgefangenschaft geweckt, hat sie ihn weit mehr als vier Jahrzehnte lang nicht mehr losgelassen. Wahrscheinlich ist auch hier der Grund zu suchen, weshalb Debatin nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr zu seiner bibeltheologisch-apologetischen Schriftstellerei zurückkehrte, die bereits während seiner Studien- und frühen Vikarsjahre einen verheißungsvollen Auftakt genommen hatte.
Die Kirche Südindiens, der Debatin bis zu seinem Lebensende eng verbunden blieb, stattete ihm einen Dank besonderer Art ab: Bischof Youhanon ernannte ihn 1985 zum Chorbischof der syromalankarischen Kirche. Es konnte nicht ausbleiben, daß die ihm verliehene Würde in der Heimatdiözese zu Mißverständnissen führte; denn der für das erste christliche Jahrtausend sowohl im Orient als auch im Abendland mit diesem Titel verbürgte bischöfliche Rang wurde nicht nur in der West-, sondern auch in der Ostkirche allmählich auf die Stellung eines ranghohen Priesters (Archidiakon bzw. Erzpriester) herabgestuft. Im konkreten Fall war Debatin zum Ehrendomherrn der Kathedrale von Tiruvalla ernannt worden.
Quellen: EAF Personalakte Hubert Debatin
Werke: Paulus. Diener Gottes, Diener der Menschen. Werkstunden-Bücherei (WStB) 41,1936; Um die rechte Gotteserkenntnis. Auseinandersetzung zwischen der christlichen und deutschgläubigen Gottesauffassung. WStB 50, 1937; Der Brief an Philemon. Paulus bittet für den Sklaven Onesimus. WStB 60, 1938; Sünde – was ist das? Von ihrem Wesen und Geheimnis. WStB 34, 2. Aufl. 1939
Nachweis: Bildnachweise: Konradsblatt a. a. O.

Literatur: N. N., Geistlicher Rat, Pfarrer Hubert Debatin, in: Konradsblatt 76. Jg., Nr. 39, 30, Karlsruhe 1992; C. Siebler, Hubert Debatin, in: FDA 116 (1996), 165-166
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