Laeuger, Max 

Geburtsdatum/-ort: 30.09.1864;  Lörrach
Sterbedatum/-ort: 12.12.1952;  Lörrach
Beruf/Funktion:
  • Keramiker, Maler, Architekt, Bildhauer
Kurzbiografie: 1880 Beginn des Studiums an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe
1885-1889 Lehrer am Institut seiner Studienzeit. Anschließend Lehrtätigkeit für Innenarchitektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe
1894 Prof. an der Landeskunstgewerbeschule Karlsruhe
1898 Prof. an der Technischen Hochschule
1895-1913 Leitung der Kunsttöpferei bei den Tonwerken Kandern. Etwa 30 Jahre später an der Staatlichen Majolikamanufaktur Karlsruhe
1929 Aufgabe des Lehramtes an der Technischen Hochschule Karlsruhe
1939 Ehrenbürger von Lörrach
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1895 Maria, geb. Pfau
Eltern: Vater: Tobias Laeuger, Büchsenmacher
Mutter: Sophie, geb. Adler
Kinder: 2
GND-ID: GND/118725882

Biografie: Berthold Hänel (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 195-196

Unter den Künstlern, die in Lörrach geboren wurden oder hier lebten, nimmt Laeuger einen besonderen Rang ein. Mit seinem universalen Wirken als Architekt, Maler, Keramiker, Dozent für Innenarchitektur, Städte- und Brückenbauer sowie Gartengestalter hat er eine breite Resonanz gefunden. Vor allem aber als Keramiker ist sein Name zu einem internationalen Begriff geworden. Nach dem Besuch des Hebelgymnasiums in Lörrach begann der Sechzehnjährige mit dem Studium an der Kunstgewerbeschule in Karlsruhe. Seine autodidaktisch bestimmte Weiterbildung war so konsequent, daß er 1885 bis 1889 Lehrer am Institut seiner Studienzeit sein konnte. Es folgte eine Lehrtätigkeit für Innenarchitektur an der Technischen Hochschule Karlsruhe. 1894 wurde Laeuger Professor an der Landeskunstgewerbeschule Karlsruhe, 1898 an der Technischen Hochschule. Von 1895 bis 1913 oblag ihm die künstlerische Leitung der Tonwerke Kandern („Professor Laeugerische Kunsttöpferei”), von 1921 an wirkte er an der Staatlichen Majolikamanufaktur Karlsruhe. Trat Laeuger auf der Pariser Weltausstellung 1900 mit Gefäßkeramik und Wandbildern gewichtig in Erscheinung, so war er 1902 auf der Jahresausstellung in Karlsruhe mit Freiplastik vertreten. Im gleichen Jahr erhielt er anläßlich einer Ausstellung in Turin die Goldmedaille, wie er sie zwei Jahre vorher in Paris für seine Keramik erhalten hatte. Sie wurde ihm gleichfalls 1904 auf einer Amerikareise nach einer Beteiligung an einer Innenarchitekturausstellung in St. Louis verliehen. 1904 erhielt er den Grand Prix auf der Weltausstellung in Brüssel. Seinem Entwurf für den Hamburger Stadtpark wurde in Amsterdam 1908 die Olympia-Medaille zugesprochen. 1914 Oberbaurat, wurde Laeuger 1925 Dr.-Ing. h. c. der Technischen Hochschule Dresden, 1937 Ehrenmitglied der Hochschule der bildenden Künste München, 1939 Ehrenbürger von Lörrach. 1932 wurde Laeuger die Böttger-Plakette der Deutschen Keramischen Gesellschaft überreicht, 1944 die Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft und die Hans-Thoma-Medaille. Die Verleihung des Grand Prix auf der Triennale Mailand 1952 bedeutete nochmals sichtbar die internationale Anerkennung seines keramischen Werks. Seine vielgestaltige Arbeit fand auf den verschiedensten Gebieten der Kunst fruchtbaren Niederschlag. Als Architekt schuf er u. a. den Ehrenhof mit Denkmal der Technischen Hochschule Karlsruhe und das Benz-Denkmal in Mannheim, die Leopoldsbrücke beim Kurhaus und die Luisen-Wilhelmsbrücke in Baden-Baden, als Innenarchitekt die Gruftanlage der Russischen Kirche in Baden-Baden, die Glasfenster der Luther-Kirche in Karlsruhe und der Johannes-Kirche in Mannheim. Als Städtebauer war er maßgebend beteiligt an den Stadterweiterungen in Karlsruhe, Radolfzell und Heidelberg sowie in Baden-Baden. Als Gartenbaukünstler von Rang schuf er den Laeuger-Garten mit Badehaus für die Gartenbauausstellung 1907 in Mannheim, die Gönner-Anlage und die Paradies-Anlage in Baden-Baden, den Volkspark in Rastatt, den Kriegerfriedhof in Karlsruhe und den deutschen Kriegerfriedhof in Lens. Als Keramiker leitete er lange Jahre die Kunsttöpferei der Tonwerke in Rändern im Schwarzwald, und in allen großen Städten Deutschlands kündeten Kunstausstellungen von der keramischen Kunst Laeugers, von der besonders seine Vasen mit Glasuren von einer geheimnisvollen Lebendigkeit und als Monumentalarbeiten der große Wandbrunnen in der Stadthalle in Mülheim an der Ruhr, die Plastiken und Terrakotten im Olympiastadion Berlin und die Relief-Plastiken in der Albrecht-Dürer-Schule Bromberg hervorgehoben seien. Die anfänglich mit einfachsten Mitteln, der Gießbüchse, ausgeführten Bemalungen von Töpfen, Platten, Fliesen wurden schnell bekannt und beliebt. Die „Laeuger-Vase” wurde ein fester Begriff. Als Kunsterzieher schließlich begann Laeuger in den Jahren 1937/39 mit der Herausgabe seines bahnbrechenden Lebenswerkes, seiner Kunsthandbücher, von denen drei erschienen sind („Farbe und Form in der Bau- und Raumkunst”, „Grundsätzliches über Malerei, Städtebau, Gartenkunst und Reklame”, „Keramische Kunst”), während die weiterhin vorgesehenen drei Bände infolge des zweiten Weltkrieges zurückgestellt werden mußten. Mit seinen Kunsthandbüchern legte Laeuger allen Kunstfreunden ein Anschauungs- und Schulungswerk vor, das weniger eine zusammenhängende Kunstbetrachtung sein, als den Beschauer durch Anschauung in das Wesen der Kunst einführen und in ihm das Empfinden für die in ihr wirkenden Gesetze wecken will. Sein Werk über die keramische Kunst, das zugleich den künstlerischen Schaffensprozeß erläutert und seine als Keramiker gewonnenen Erkenntnisse zusammenfaßt, ist eine wertvolle Ergänzung der Kunsthandbücher. In ihnen hat Laeuger die reiche Ernte jahrzehntelangen Denkens und Forschens und seiner wegweisenden Lehrtätigkeit an Kunstschulen gesammelt und der Nachwelt überliefert. „Keine Theorien, keine Kunstwissenschaft, sondern durch Schauen und Erleben zum Erkennen der Gesetze im Leben des Kunstwerks.” Mit diesem Satz Laeugers sind die Richtung und der Weg seines eigenen künstlerischen Schaffens, zugleich aber auch des Zugangs zur Kunst gewiesen. Er will und soll nicht als Lehr-Satz sondern als sein Bekenntnis erfaßt, aufgenommen und beherzigt werden. Er zieht sich als geistiger Tenor in allen seinen Schriften und Büchern überall durch das polyphone, kontrapunktische Gewebe der Gedanken wie ein goldener Faden hindurch. In diesen Büchern wird auch der epochemachende Kampf seiner Generation für Material- und Werkgerechtigkeit sichtbar, da hat der Kunsterzieher einer weiteren Öffentlichkeit Einblick in seine das Grundsätzliche aller Kunstübung kühn angehende Kunsterziehung gegeben. Sein Schaffen zielte letztlich auf eine große Synthese von Kunst und Leben. Man rechnet Laeuger zu den bedeutenden Vertretern des Jugendstils.
Nachweis: Bildnachweise: A des Museums am Burghof, Lörrach.

Literatur: Katalog der Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim vom 19. Dezember 1964 bis 31. Januar 1965; Hilde Sprenger, Prof. Dr.-Ing. e. h. Oberbaurat Max Laeuger. Sein Lebensbild, Baden-Baden 1971 (Karlsruhe Diss.); Bibliographie der Veröffentlichungen über M. Laeuger in: Karlsruher Majolika, hg. vom Badischen Landesmuseum Karlsruhe 1979, 354-356.
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