Zeller, Joseph 

Geburtsdatum/-ort: 19.03.1878;  Ellwangen (Jagst)
Sterbedatum/-ort: 13.08.1929
Beruf/Funktion:
  • katholischer Pfarrer, Kirchenhistoriker
Kurzbiografie: Besuch des Gymnasiums in Ellwangen, dann als Konviktor in Rottweil
1898 Studium der Philosophie, Philologie und Theologie an der Universität Tübingen
1900 Lösung einer Preisaufgabe der Philosophischen Fakultät über Probleme der römischen Geschichte in Deutschland
März 1901 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen
1902 22. Jul. Priesterweihe in Rottenburg
1902 27. Aug. Vikar in Wiblingen
1903 8. Jan. Vikar in Gögglingen
1903 3. Mär. Präfekt am Bischöflichen Studienheim in Rottweil
1903 9. Dez. Verweser der Präzeptoratskaplanei in Neckarsulm
1904 7. Mai Vikar in Kottspiel
1904 22. Jun. Vikar in Mühlheim
1904 15. Okt. Repetent für Kirchengeschichte am Wilhelmsstift in Tübingen
1909 Frühjahr beurlaubt
1910 11. Okt. Pfarrer Ringingen
1919 21. Dez. Pfarrer Hausen ob Urspring (Ehingen)
1926 1. Okt.-1927 8. Aug. beurlaubt zum Abschluss einer wissenschaftlichen Arbeit
1927 Promotion zum Dr. theol. h. c. Tübingen
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Anton Zeller, Ziegeleibesitzer (1841-1909)
Mutter: Franziska Zeller (1852-1895)
Geschwister: 10, darunter 4 Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters, darunter:
Anton, Pfarrer
Constantin, Bildhauer
GND-ID: GND/120431904

Biografie: Dominik Burkard (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 308-309

Zeller war einer der begabteren Schüler des Tübinger Kirchenhistorikers Franz Xaver Funk, der „Gelehrsamkeit mit streng kirchlicher Gesinnung“ verband und „ein Meister der historischen Kritik“ war (Zeller 1927). Methodisch und kritisch begabt arbeitete Zeller stark quellenanalytisch und wirkte so zum Teil bahnbrechend für die Forschung. Sein Stil war – wie der vieler „Tübinger“ - nüchtern, fast trocken. Bereits während seines Theologiestudiums hatte er sich mit einer besonderen Vorliebe der Geschichte zugewandt, wie eine von ihm bearbeitete Preisaufgabe in der Philosophischen Fakultät zeigt. Nach zwei Jahren Seelsorge fand Zeller als Repetent des Wilhelmsstifts Zeit zu eigenen wissenschaftlichen Forschungen und Veröffentlichungen. Dabei verlagerte sich sein Interessensschwerpunkt immer stärker von der spätrömischen Antike hin zur Geschichte des schwäbischen Raumes und zur mittelalterlichen Klostergeschichte. Als Hauptwerk gilt seine Studie zur Umwandlung des Ellwanger Benediktinerklosters in ein Chorherrenstift. Mehrfach nahm Zeller an „pädagogischen und schultechnischen Kursen“ der Lehrerseminare Saulgau und Gmünd teil. Ob seine krankheitsbedingte Beurlaubung 1907 und 1909 die weitere wissenschaftliche Karriere an der Universität verhinderte (Zoll) oder ob hierfür andere Gründe verantwortlich waren (etwa die aktuelle kirchenpolitische Lage im Antimodernismusstreit bzw. der zu frühe Tod Funks und die Berufung Bihlmeyers auf den Tübinger Lehrstuhl für Kirchengeschichte), wäre zu klären. 1908 bis 1909 schaltete er sich mehrfach mit gediegenen Beiträgen in die Diskussion über die Lorettofrage ein. Dabei bestritt er u. a. die Echtheit der Lorettolegende.
Zeller blieb zwar eine universitäre Laufbahn versagt, doch setzte er auch in der Pfarrseelsorge seine wissenschaftlichen Studien fort. Die über 90 Publikationen zeugen von großer Schaffenskraft. Trotz der Konzentration auf die schwäbische Kirchengeschichte äußerte sich Zeller auch zu übergreifenden Themen (Klosterreform im ausgehenden Mittelalter, Melker Reform, Doppelklöster). Schon in jungen Jahren wurde er außerordentliches, 1926 ordentliches Mitglied der Württembergischen Kommission für Landesgeschichte sowie Ehrenmitglied des Ellwanger Geschichts- und Altertumsvereins. Zeller publizierte u. a. in der Tübinger Theologischen Quartalschrift, den Württembergischen Vierteljahresheften für Landesgeschichte, im Ellwanger Jahrbuch, im Archiv für die Geschichte des Bistums Augsburg, in den Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktiner-Ordens und seiner Zweige und in den Ulmer Historischen Blättern. Für die vom Statistischen Landesamt herausgegebene Oberamtsbeschreibung Zwiefalten lieferte er eine umfangreiche Darstellung der Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Zwiefalten. Zahlreiche Rezensionen erschienen im Wiener Allgemeinen Literaturblatt und in der Tübinger Theologischen Quartalschrift. Darüber hinaus verfasste Zeller zahlreiche Artikel und Beiträge für die erste Auflage des Lexikons für Theologie und Kirche, für den Hagiographischen Jahresbericht von Hildebrand Bihlmeyer sowie für verschiedene Tageszeitungen. Aus Anlass der Tübinger Universitäts- und Rottenburger Diözesanjubiläen verfasste er v. a. zwei wichtige Studien über die Errichtung der Tübinger Katholisch-Theologischen Fakultät von 1817 sowie über das Ellwanger Generalvikariat und Generalvikariatsrat Joseph von Mets. Die Katholisch-Theologische Fakultät verlieh ihm in Anerkennung seiner Leistungen im Jubiläumsjahr 1927 den Ehrendoktor der Theologie. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Zeller auf Wunsch der Diözese mit der Säkularisation in Württemberg; eine umfassende Darstellung konnte er nicht mehr vorlegen. Er starb auf einer seiner vielen Archivreisen an den Folgen einer eigentlich gelungenen Operation im Stuttgarter Marienhospital.
Quellen: Registratur des Wilhelmsstifts Tübingen D 13.1b/6; Margareta Bull-Reichenmiller, Peter Schiffer (Bearb.), NL Joseph Zeller (1878-1929) circa 1905-1929 (Repertorien HStAS J; 40/5), 1988.
Werke: (Auswahl) Die Umwandlung des Benediktinerklosters Ellwangen in ein weltliches Chorherrenstift 1460 und die kirchliche Verfassung des Stifts. Texte und Darstellung (Württ. Geschichtsquellen 10), 1910; Das Augsburger Burggrafenamt und seine Inhaber von ihrem ersten Auftreten bis zum Untergang des alten Reichs, 1917; Das Provinzialkapitel im Stifte Petershausen im Jahre 1417. Ein Beitrag zur Geschichte der Reformen im Benediktinerorden zur Zeit des Konstanzer Konzils, in: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 41 (1921/22), 1-73; Das Generalvikariat Ellwangen 1812-1817 und sein erster Rat Dr. Joseph von Mets. Ein Beitrag zur Vorgeschichte der Diözese Rottenburg, 1928.
Nachweis: Bildnachweise: in: Haug (vgl. Lit.).

Literatur: Max Miller, Pfarrer Dr. theol. et phil. J. Zeller. Persönlichkeit und Lebenswerk, in: Rottenburger Monatsschrift für praktische Theologie 13 (1929/30), 71-80; Eugen Haug, In memoriam Dr. J. Zeller †, in: Ellwanger Jb. 11 (1929-1932), 136-138 (Bild); Allgemeiner Personalkatalog der seit 1880 (1845) ordinierten geistlichen Kurie des Bistums Rottenburg, hg. vom Bischöflichen Ordinariat Rottenburg, 1938, 142; Franz Zierlein, Pfarrer Dr. phil. et theol. h. c. J. Zeller, in: Ellwanger Jb. 28 (1979/80), 332-338 (Bibliographie); Verzeichnis der Geistlichen der Diözese Rottenburg-Stuttgart von 1874 bis 1983, [1984], 116; Wolfgang Zoll, Art. J. Zeller, in: BBKL 14 (1998), 402-408.
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