Württemberg, Carl Alexander, Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 24.01.1684;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 12.03.1737;  Ludwigsburg; begr. in der Gruft (Katholische Abteilung) der Schlosskirche Ludwigsburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: protestantisch/ katholisch
Verheiratet: 1.5.1727 Maria Augusta, geb. von Thurn und Taxis
Eltern: Vater: Herzog Friedrich Carl von Württemberg-Winnental (12.9.1652-20.12.1698)
Mutter: Eleonora Juliana, geb. von Brandenburg-Ansbach (13.10.1663-4.3.1724)
Geschwister: 6, Heinrich Friedrich (16.10.1687-26.9.1734)
Maximilian Emanuel (27.2.1689-29.9.1709)
Friedrich Ludwig (5.11.1690-19.9.1734)
Christiana Chralotte (20.8.1694-25.12.1729)
Dorothea Charlotte (1.9.1685-18.3.1687)
Friedrich Carl (18.10.1686-10.3.1693)
Kinder: 4; Carl Eugen (11.2.1728-24.10.1793); Ludwig Eugen (6.1.1731-20.5.1795); Friedrich Eugen (21.1.1732-22.12.1797); Augusta Elisabeth (30.10.1734-4.6.1787)
GND-ID: GND/100636209

Biografie: Gabriele Haug-Moritz (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 254-256.

Carl Alexander wurde wahrscheinlich aus finanziellen Erwägungen ungewöhnlich früh, im Alter von zwölf Jahren, in den kaiserlichen Militärdienst gegeben. Aus der wenig begüterten Nebenlinie Winnental stammend und evangelischer Konfession stand ihm keine andere Option offen, um eine standesgemäße Existenz zu führen. Er machte in kaiserlichen Diensten rasch Karriere und wurde – noch nicht einmal dreiunddreißigjährig – zum Generalfeldmarschall ernannt, das war nach dem von seinem Förderer Prinz Eugen von Savoyen innegehabten Rang eines Generalleutnants der höchste Dienstgrad, den die kaiserliche Armee zu vergeben hatte. Dennoch dauerten seine finanziellen Nöte fort. Mit der Bitte, daß ihm „in seinem mittellosen Zustand etwas geholfen werde“, suchte er nach seiner erfolgreichen Teilnahme am Türkenkrieg (1716–1718) um die Administration des neu eroberten Belgrad und Nordserbiens nach. 1719 wurde seinem Ansuchen entsprochen und ihm die Stelle eines Generalgubernators in Belgrad übertragen, die er vierzehn Jahre lang innehatte. Erst in dieser Stellung konnte er, der 1712 zum katholischen Glauben konvertiert war, an eine Verehelichung denken. Seine Ehe mit Maria Augusta, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, dokumentierte augenfällig seine Einbindung in die Wiener Hofgesellschaft.
Als er, gerade fünfzig Jahre alt geworden, die sich seit 1729 immer deutlicher abzeichnende Nachfolge als regierender Herzog in Württemberg antrat, änderte dies an seinem Selbstverständnis als kaiserlicher Militär vorerst wenig. Die ersten beiden Jahre seiner Regierungszeit verbrachte er überwiegend auf dem Kriegsschauplatz und kämpfte ein letztes Mal an der Seite Prinz Eugens im Polnischen Thronfolgekrieg (1733–1735). Sein militärisches Engagement, vor allem der daraus resultierende Finanzbedarf, schärfte freilich auch sein bei Regierungsantritt nicht vorhandenes Bewußtsein für die Konsequenzen, die mit der Art der Machtverteilung, wie sie sich im württembergischen Gemeinwesen darstellte, einhergingen. Er, der Zeit seines Lebens eher Militär denn Politiker war, hatte, die Reichweite seines Tuns offenkundig vollkommen falsch einschätzend, nicht nur die von Eberhard Ludwig an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängten Landstände durch seine Unterschrift unter die sogenannten Religionsreversalien restituiert, sondern auch die Position der territorialen Führungsschichten, in einem Maß wie es nie zuvor in der württembergischen Geschichte der Fall gewesen war, konsolidiert. Daß er aus dieser für ihn allmählich wachsenden Einsicht heraus versuchte, seinen politischen – und das hieß in allererster Linie finanziellen – Spielraum mit Hilfe des ihm bereits seit 1732 persönlich verbundenen jüdischen Finanziers Joseph Süß Oppenheimer wieder zu vergrößern, ist dabei weniger erstaunlich als seine Kooperation mit dem engsten kaiserlichen Gefolgsmann im Reich – dem ehemaligen Reichsvizekanzler, nun Würzburger und Bamberger Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn.
Dennoch ist die Ära Carl Alexanders bis heute unauflöslich mit dem Namen Oppenheimers, diffamierend Jud Süß genannt, verbunden. Was Oppenheimer, der sich zu weiten Teilen des bereits von früheren württembergischen Herrschern eingesetzten herzoglichen Finanzinstrumentariums bediente, den territorialen Eliten so verhaßt machte, war seine außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit. Oppenheimer gelang es, den herzoglichen Finanzspielraum beträchtlich zu vergrößern und das hieß zugleich, den Herzog von der Mitsprache der Mächtigen seines Landes unabhängiger zu machen. So nimmt es nicht wunder, daß gerade Oppenheimer und nicht einer der achtzig anderen im 18. Jahrhundert in Württemberg nachweisbaren jüdischen Faktoren sein Engagement nach dem Tod seines herzoglichen Protektors mit dem Leben bezahlte.
Die Tätigkeit Oppenheimers zielte darauf, unter den gegebenen Voraussetzungen die Position des Herzogs im innerterritorialen Gefüge zu verbessern. In den Beratungen mit Schönborn, der sich im Mai 1736 längere Zeit in Ludwigsburg aufhielt, ging es darum, die ‘gegebenen Voraussetzungen’, den durch die Landescompactaten vorgegebenen Handlungsrahmen, umzugestalten. Dem herzoglichen sollte, so die Zielsetzung der Ludwigsburger Gespräche, das ständische Rollback folgen. Doch der Zufall, der plötzliche Tod Carl Alexanders, ließ auch diesen innenpolitischen Konflikt enden wie die Auseinandersetzungen unter seinem Vater und seinem Cousin – der Dissens über die rechte Art der Machtausübung wurde vertagt, aber nicht gelöst. Doch die zweite Kraft im Territorium, die Ehrbarkeit, hatte, wie Carl Alexanders Sohn, Carl Eugen, zu spüren bekommen sollte, entscheidendes Terrain gutgemacht.
Quellen: HStA Stuttgart, A-Bestände, Bestand G 196.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Haus Württemberg

Literatur: Max Braubach, Ein schwäbischer Paladin des Prinzen Eugen, Karl Alexander von Württemberg, in: Max Horst (Hrsg.), Soldatentum und Kultur. FS Hans Speidel, Frankfurt/M./Berlin 1967, 103–132.
Dieter Mertens, Württemberg, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte Bd. 2, Stuttgart 1995, S. 137–140, 152–155.
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