Württemberg, Katharina, Königin/ Fürstin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Württemberg
Geburtsdatum/-ort: 21.02.1783; St. Petersburg (Russland)
Sterbedatum/-ort: 28.11.1835;  Beausite bei Lausanne (Schweiz); begr. in der Gruft (Protestantische Abteilung) der Schlosskirche Ludwigsburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: protestantisch
Verheiratet: 12.8.1807 König Jérôme Bonaparte von Westphalen (bürgerliche Trauung 22.8.1807; kirchliche Trauung 23.8.1807)
Eltern: Vater: Herzog/König/Kurfürst Friedrich I. von Württemberg (6.11.1754-30.10.1816)
Mutter: Auguste Karoline, geb. Prinzessin von Braunschweig-Lüneburg (3.8.1764-27.9.1788)
Geschwister: Wilhelm I. (27.9.1781-25.6.1864)
Paul Friedrich Karl August (19.1.1785-16.4.1852)
Kinder: 3; Jérôme (1814-1847), Mathilde (1820-1904), Napoléon Jérôme Charles "Prinz Plon-Plon" (1822-1891)
GND-ID: GND/101423004

Biografie: Andreas Schmauder (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 311-313.

Aufgewachsen in St. Petersburg wurde sie nach dem frühen Tod der Mutter (1788) von ihrer Großmutter Friederike Sophie Dorothee in Mömpelgard erzogen. Nach deren Tod 1798 kam sie zu ihrem Vater nach Stuttgart zurück.
Im Juni 1805 ernannte König Friedrich sie zur Äbtissin des adligen Frauenstifts Oberstenfeld. Noch Ende 1805, zumindest aber 1806 wurde auf Drängen Napoleons, der Eheverbindungen zwischen seiner Familie und vornehmsten europäischen Fürstengeschlechtern anstrebte, mit König Friedrich eine politisch zwingende Heiratsverbindung zwischen Katharina und dem jüngsten Bruder von Napoleon, Jérôme, verabredet.
Am 12. August 1807 wurde ihre Vermählung als zweite Frau Jérôme Bonapartes (1784–1860), seit dem 18. August 1807 König von Westfalen, durch Prokuration in Stuttgart bekanntgegeben und anschließend in Paris am 22. August 1807 durch eine bürgerliche und am 23. August 1807 durch eine kirchliche Trauung vollzogen. Der Ehe entstammen die Kinder Jérôme (1814–1847), Mathilde (1820–1904) und Napoléon Jérôme Charles (1822–1891), „Prinz Plon-Plon“, der am 1. November 1870 italienischer Conte die Moncaliere wurde und der Stammvater der heute noch lebenden Mitglieder des Hauses Bonaparte ist.
Unmittelbar nach der Trauung verließ das Paar Paris in Richtung Kassel, der Residenz des von seinem Bruder Napoleon nach dem Tilsiter Frieden aus den von Preußen abgetretenen linkselbischen Besitzungen und annektierten Gebieten seiner Verbündeten neugeschaffenen Königreich Westfalen, das Jérôme vom 1807 bis 1813 unter Aufsicht Napoleons als prachtliebender leichtlebiger „König Lustig“ regierte. Während der Abwesenheit Jérômes durch den Rußlandfeldzugs 1812 wurde Katharina zur Regentin von Westfalen ernannt.
Katharina hielt sich von 1807–1813 neben der Residenz Kassel in Paris, Fontainebleau und Katharinental auf. Beim Heranrücken russischer Truppen nach der für Frankreich verlorenen Völkerschlacht von Leipzig flüchtete Katharina 1813 nach Triest. Trotz Drängen ihres Vaters, sich von Jérôme zu lösen, hält sie weiter an der Eheverbindung fest. Nach der Niederlage von Waterloo nahm König Friedrich seine Tochter und seinen Schwiegersohn, die nun den Titel Grafen von Harz führen, in Württemberg auf und brachte sie 1815 in den Schlössern Göppingen und Ellwangen unter. Da die Alliierten auf eine Ablegung des Titels Prinz Napoleon und Graf von Harz drängten, ernannte sie König Friedrich am 1. August 1816 durch Diplom zu Fürsten von Montfort. Fortan lebten sie im Exil in Österreich, Italien und der Schweiz. Auf Grund einer sich abzeichnenden Brustwassersucht reiste Katharina von Florenz nach Lausanne, wo sie 1835 ihrer Krankheit erlag.
Nach ihrem Tod machte Jérôme noch einmal politische Karriere: 1850 wurde er zum Marschall von Frankreich und nach dem Staatsstreich seines Neffen Napoleon III. 1852 zum Präsident des Senats ernannt; im zweiten Königreich war er nun kaiserlicher Prinz mit dem Recht der Thronfolge.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestände G 272, G 273, E 55.
Briefwechsel der Königin Katharina und des Königs Jérome von Westphalen, sowie des Kaisers Napoleon I. mit dem König Friedrich von Württemberg, hrsg. von August von Schlossberger, 3 Bde, Stuttgart 1886/87.
Mémoires et correspondance du roi Jérôme et de la reine Catherine, 7 Bde., Paris 1861–1866; Correspondance inédite de la reine Catherine de Westphalie née princesse de Wurtemberg, hg. von A. DuCasse, Paris 1893.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Helmut Berding, Napoleonische Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westfalen 1807–1813, Göttingen 1973.
Am Hofe König Jérômes – Erinnerungen eines westfälischen Pagen und Offiziers, hrsg. von Otto von Boltenstern, Berlin 1905.
Marc-André Fabre, Jérôme Bonaparte – Roi de Westphalie, ©{Ort?}1952.
Erwin Hölzle, Die Verbindung Jérômes mit Katharina im Zusammenhang der Rheinbundpolitik, in: WVjh 38 (1932), S. 360–368.
F.M. Kircheisen, König Lustig, 1928.
Paul Sauer, König Friedrich I., in: Robert Uhland (Hrsg.), 900 Jahre Haus Württemberg, Stuttgart 1984, S. 280–305.
Paul Sauer, Heiraten aus Staatsräson – Napoleon und seine Beziehungen zu den Regentenhäusern Badens, Württembergs und Hohenzollerns, in: Baden und Württemberg im Zeitalter Napoleons, Katalog zur Ausstellung, Bd. 2, Stuttgart 1987, S. 55–80.
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