Württemberg, Magdalena Sibylla, Herzogin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Hessen-Darmstadt
Geburtsdatum/-ort: 28.04.1652; Darmstadt
Sterbedatum/-ort: 11.08.1712;  Stuttgart; begr. in der Stiftskirche Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Herzogin
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 6.11.1673 Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg
Eltern: Vater: Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt
Mutter: Maria Elisabeth, geb. Herzogin von Holstein-Gottorp
Kinder: 4
GND-ID: GND/122063317

Biografie: Joachim Fischer (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 162-163.

Nach dem Tod ihrer Mutter wuchs Magdalena Sibylla in Stockholm am Hof ihrer Tante mütterlicherseits, der seit 1660 verwitweten Königin Hedwig Eleonore von Schweden, auf. Hier erhielt sie nicht nur ihre religiöse Erziehung, sondern lernte auch 1671 den auf Kavaliersreise befindlichen Herzog Wilhelm Ludwig von Württemberg kennen, mit dem sie am 6. November 1673 in Darmstadt Hochzeit feierte, und der sie im Februar 1674 mit großen Feierlichkeiten nach Stuttgart heimführte. Bei der Heirat wurden ihr als Heiratsgeld 20.000 Gulden, als Morgengabe 7.500 Gulden und als Wittum Schloß, Stadt und Amt Leonberg verschrieben. 1674 überließ Wilhelm Ludwig ihr zur lebenslangen Nutzung Schloß und Dorf Stetten im Remstal, 1675 als Schenkung außerdem den Vieh- und Melkereihof Ittingshausen bei Degerloch. Magdalena Sibylla gebar Herzog Eberhard Ludwig und drei Töchter. Ihren Witwensitz nahm sie im Schloß Stetten und – seit 1694 anstelle von Schloß Leonberg – im Schloß Kirchheim unter Teck.
Als Witwe mußte sich Magdalena Sibylla weitgehend auf die „christfürstliche“ Erziehung ihres Sohnes beschränken, da ihr Schwager Friedrich Carl mit kaiserlicher Hilfe dessen Vormund, sie selbst entgegen ihren Wünschen und Forderungen aber nur Mitvormünderin wurde und sie schon bald nach der Volljährigkeitserklärung von Eberhard Ludwig 1693 jede Möglichkeit der politischen Einflußnahme verlor. Daß sie wiederholt (1688, 1692, 1693 und 1704) bei den Einfällen französischer Truppen in Stuttgart ausharrte und diese durch ihr mutiges Auftreten von einer Zerstörung der Landeshauptstadt und der Erhebung übermäßiger Kriegskontributionen abzuhalten vermochte, gereichte ihr freilich ebenso zum Ruhme wie ihre tatkräftige und selbstlose Hilfe beim Brand der Stadt Kirchheim unter Teck 1690 und bei der Aufbringung von Kontributionen.
Anerkennung und, wie spätere Neuauflagen ihrer anonym erschienenen Werke zeigen, lange Nachwirkung war Magdalena Sibylla auch als Dichterin von Kirchenliedern und als Verfasserin von Andachts- und Erbauungsbüchern beschieden. In beiden Genres gab sie ihrer tiefen, vorpietistischen Jesus-Frömmigkeit ebenso Ausdruck wie in den Bildern und Sprüchen, mit denen sie die Schloßkapellen in Stetten und Kirchheim ausmalen und die sie auf ihrem bereits zu Lebzeiten angefertigten Sarg anbringen ließ.
Magdalena Sibylla, die ihre ganzes Leben als eine Schule des Sterbens verstand, starb an einer Geschwulst am Kopf und an Dissenterie, nachdem sie zuvor noch alle Einzelheiten ihrer Beisetzung geregelt hatte.
Quellen: HStA Stuttgart, G- und J-Bestände.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Haus Württemberg

Literatur: Martin Brecht, Herzogin Magdalena Sibylla und die Frömmigkeit ihrer Zeit, in: Schwäbische Heimat 26 (1975), S. 21–31.
Albert Knapp, Aus dem Leben der Herzogin Magdalena Sibylla von Württemberg, in: Christoterpe 9 (1841), S. 289–321.
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