Aschenbrenner, Thomas 

Geburtsdatum/-ort: 05.03.1885;  Sasbach a.K.
Sterbedatum/-ort: 16.04.1963;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Domdekan, Mitbegründer der gemeinnützigen Baugenossenschaft Familienheim
Kurzbiografie: 1904 Abitur Rastatt
1904-1908 Studium der Theologie in Freiburg und St. Peter/Schw.
1908 Priesterweihe
1908-1911 Vikar in Bruchsal (Unserer Lieben Frau); in Baden-Baden (Stiftskirche); in Engen
1911-1915 Sekretär im Erzbischöflichen Ordinariat Freiburg
1915 Ordinariatssekretär
1921 Ordinariatsassessor
1924 Promotion zum Dr. theol.
1926 Ordinariatsrat und Baureferent
1931 Domkapitular
1931 Vorsitzender des Diözesanvorstandes des Bonifatiusvereins der Erzdiözese Freiburg
1937 Päpstlicher Hausprälat
1949 Vorsitzender des Siedlungswerks „Neue Heimat“ der Erzdiözese Freiburg
1958 Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1959 Domdekan
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Raimund Aschenbrenner, Schreinermeister
Mutter: Emma, geb. Geisert
Geschwister: 9
GND-ID: GND/1012174107

Biografie: Otto Bechtold (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 20-21

Priesterliche Berufung und soziales Wirken von Aschenbrenner waren grundgelegt in einem frommen katholischen Elternhaus und in einer kinderreichen, opferbereiten Familie. Als Empfehlung für den zum Studium der katholischen Theologie entschlossenen Abiturienten Aschenbrenner schrieb der damalige Ortspfarrer über die Familie Aschenbrenner: „In keiner anderen hiesigen Familie werden Zucht und Ordnung, Religion und Sittlichkeit so gewissenhaft gehandhabt und gepflegt wie in dieser. Täglich ist dieselbe durch zwei oder drei Personen in der heiligen Messe vertreten. Da sämtliche Familienglieder eifrig bestrebt sind, auf ehrliche Weise ihren Lebensunterhalt zu verdienen und dabei sehr sparsam sind (Luxus ist in dieser Familie fremd), so verdient der Kandidat womöglich gänzliche Befreiung des Pensionspreises.“ – Gerne wäre der junge und eifrige Priester in der Pfarrseelsorge geblieben, doch der Ruf des Bischofs in den kirchlichen Verwaltungsdienst war ihm innere Verpflichtung. Von Domkapitular A. Brettle übernahm er 1926 das umfangreiche und verantwortungsvolle Baureferat und verwaltete es 35 Jahre lang mit großer Sachkenntnis und unermüdlichem Fleiß. Kurz zuvor hatte er als Schüler von Professor Joseph Sauer mit der „eximia cum eruditione“ bewerteten kunstgeschichtlichen Dissertation „Die tridentinischen Bildervorschriften. Eine Untersuchung über ihren Sinn und ihre Bedeutung“ bei der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg den theologischen Doktorgrad erworben.
Die Nachkriegszeit stellte den Baureferenten der ausgedehnten und vom Krieg schwer heimgesuchten Erzdiözese vor ungeheure Aufgaben. Noch nie mußten in so kurzer Zeit so viele Kirchen wiederaufgebaut, erweitert oder neugebaut werden. Bei der Knappheit der zur Verfügung stehenden Mittel war er auf sparsame Lösungen bedacht, wie er auch in seiner persönlichen Lebensführung äußerst bescheiden und anspruchslos gewesen war. Seine besondere Sorge galt dem Bau von Kirchen und Gemeinderäumen in den Diasporagebieten. Das Amt des Diözesanvorsitzenden des Bonifatiusvereins nahm er durch drei Jahrzehnte mit großem Eifer und innerer Anteilnahme wahr.
Aschenbrenner war nie nur ein Verwaltungsfachmann. Hinter seiner nüchternen und bisweilen verschlossenen Art verbarg sich eine edle Priesterseele, die die sachliche „Büroarbeit“ zutiefst als pastoralen Dienst verstand. Die einmal als richtig erkannten Ziele verfolgte er mit zäher Geduld, wobei er in seinem lauteren Wollen nicht immer von allen verstanden wurde. Aschenbrenner hat den Kirchenneubau in der Erzdiözese Freiburg entscheidend beeinflußt. Die von Erzbischof Eugen Seiterich 1956 erlassenen „Richtlinien für die Gestaltung des Gotteshauses und seiner Einrichtung“ waren von ihm erarbeitet. Danach war die Anwendung von neuzeitlichen Bauformen und Techniken beim Kirchenbau nicht ausgeschlossen, wenn die Grundforderungen „Traditionsverbundenheit und der sakrale Charakter des Gotteshauses“ beachtet wurden. Doch eine Reihe von Bestimmungen war durch die Liturgie-Konstitution des II. Vatikanischen Konzils (1962-1965) sehr bald überholt (z. B. die Celebratio versus populum, die damals in der Erzdiözese noch nicht zugelassen war und damit auch nicht eine entsprechende Gestaltung des Altarraums).
Geradezu ein Herzensanliegen war Aschenbrenner seine Tätigkeit im sozialen Wohnungsbau. Die von ihm 1930 mitbegründete und durch viele Jahrzehnte von ihm selbst ehrenamtlich geleitete gemeinnützige Baugenossenschaft „Familienheim“ in Freiburg war als Frucht des Freiburger Katholikentags 1929 entstanden, dessen Lokalkomitee Aschenbrenner als Mitglied angehört hatte. Nach dem zweiten Weltkrieg gab er den Anstoß zur Gründung von weiteren 27 Baugenossenschaften, die den Namen „Neue Heimat“ erhielten. Auf seine Anregung hin wurden sie im Siedlungswerk „Neue Heimat“ der Erzdiözese Freiburg zusammengeschlossen, dessen Vorsitz er 1949 übernahm. Unter seiner verantwortlichen Leitung haben die im Siedlungswerk zusammengefaßten Wohnungsunternehmen rund 26 000 Wohnungen, meist in Eigenheimen, erstellt. Seine einzigartigen und beispielhaften Leistungen im sozialen Wohnungsbau haben 1958 durch die Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland eine verdiente Anerkennung gefunden, obwohl Aschenbrenner äußere Ehren und Anerkennung nie gesucht hat und nie gerne im Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden ist. – Eine letzte Ehrung im aktiven Dienst wurde dem Vierundsiebzigjährigen zuteil, als das Metropolitankapitel sein verdientes und dienstältestes Mitglied 1959 zum Domdekan wählte, ein Amt, das er allerdings nur bis zu seiner Zurruhesetzung am 31. Dezember 1960 ausüben konnte. Aschenbrenner hat unter sechs Freiburger Erzbischöfen gedient, die alle seine Arbeit geschätzt und ihm ihr uneingeschränktes Vertrauen erwiesen haben. Das Zeugnis eines Oberhirten (Eugen Seiterich) kann für alle gelten: „Ich schätze Prälat Aschenbrenner immer mehr; er hat uns und den Kirchengemeinden durch sein fachliches Wissen und seine große Sachlichkeit viel Geld erspart und dadurch manchen Bau ermöglicht“. Seine letzte Ruhestätte hat der um die Erzdiözese hoch verdiente Priester auf der neuen Domherren-Grabstätte auf dem Freiburger Hauptfriedhof gefunden, wo ein kunstvolles Grabmal, das seine beiden Priester-Neffen errichten ließen, seinen österlichen Glauben bezeugt: „Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten?“ (Lk 24,5)
Nachweis: Bildnachweise: Foto StAF, Bildnissammlung

Literatur: Linus Bopp, Prälat Dr. Aschenbrenners Vermächtnis an uns. Konradsblatt 1963 Nr. 19, 21; Necrologium Friburgense, in: FDA 89 (1969), 506-510.
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