Bauknecht, Karl Borromä 

Geburtsdatum/-ort: 08.10.1856;  Hundsbach bei Forbach/Murgtal
Sterbedatum/-ort: 26.04.1930;  Bühl/Baden
Beruf/Funktion:
  • Ratschreiber, Schindelmacher, Volksdichter
Kurzbiografie: ab ca. 1862 Volksschule Hundsbach
ab ca. 1870 Waldarbeiter
1877-1928 Ratschreiber in Hundsbach
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1908 (Herrenwies) Rosa, geb. Egloff (1877-1936)
Eltern: Vater: Nikolaus, Waldhüter in Hundsbach
Mutter: Maria Anna, geb. Schnurr
Geschwister: 7: 2 Brüder, 5 Schwestern
Kinder: 3: 2 Söhne, eine Tochter
GND-ID: GND/1012769070

Biografie: Reiner Haehling von Lanzenauer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 5

Schauplatz der Lebensgeschichte Bauknechts ist die Waldkolonie Hundsbach im oberen Murgtal. Gegründet wurde sie im 18. Jahrhundert von Holzhauern, die man zum Baumfällen für die Murgflößerei hier sesshaft gemacht hatte. Nach der Volksschulzeit in Hundsbach wurde Bauknecht Waldarbeiter. Mit 20 oder 21 Jahren verunglückte er beim Wegebau; eine bleibende Fußverletzung machte ihn zum Invaliden. Die Gemeinde Hundsbach stellte ihn daher als Ratschreiber ein. Zur Aufbesserung seines Jahresgehalts von 200 Mark fertigte Bauknecht in seiner Wohnstube Schindeln für den Hausbau. Ein langwährendes Augenleiden führte 1910 zur Erblindung. Um seine Schreibertätigkeit fortführen zu können, beschäftigte Bauknecht nun einen Verwandten, den er von seinem eigenen schmalen Gehalt bezahlte.
Dank seiner schriftstellerischen Begabung hat Bauknecht schon in jungen Jahren Gedichte verfasst. Über dem Schindelmachen, so äußerte er, könne er am besten Verse schmieden. Eine Reihe von Stücken für das Laienschauspiel hat er erdacht wie „Der Rossdieb“, „Der geschmuggelte Eber“, „Der Saumagengieger“ oder „Die vernagelte Kartoffel“. Leider sind die Texte, die nur in handschriftlicher Vervielfältigung existiert haben dürften, verschollen. Auch sein Manuskript über Vergangenheit und Gegenwart der Waldkolonie Hundsbach ist nicht mehr auffindbar. Hingegen konnte er zu Anfang des Jahrhunderts zwei Gedichtbändchen – eines enthält zudem zwei Prosaerzählungen – im Selbstverlag herausbringen. Die zumeist mundartlichen Reime überliefern den Dialekt jenes südlichen fränkischen Gebietszipfels, der auf der einen Seite vom oberrheinischen Niederalemannisch, auf der anderen vom Schwäbischen begrenzt ist. Für die Sprachwissenschaft stellen sie wichtige frühe Schriftzeugnisse dar, weshalb Bauknecht namentlich im Quellenverzeichnis des Badischen Wörterbuches von E. Ochs Aufnahme fand.
Bauknechts Gedichte handeln nicht vom großen Weltgeschehen, fast ausschließlich thematisieren sie Ereignisse und Erfahrungen aus der Waldkolonie mit ihrer Umgebung, beschreiben anekdotenhaft den dortigen Menschenschlag. Aus diesen Versen wird der Charakter des Dichters sichtbar – trotz karger Verhältnisse stets frohgemut und voll tiefgründigen Humors. Bauknecht zeigte sich allzeit zum kritischen Debattieren aufgelegt, angriffslustig und streitbar, auch gegenüber der Obrigkeit. Sieben Prozesse soll er geführt und allesamt gewonnen haben. Als „knitzer Kopf“ lebt der Wälderpoet noch heute in der Erinnerung alter Mitbürger fort.
Werke: Hundsbacher Waldkinder, 1903; Der Schindelmacher als Volksdichter, 1904.
Nachweis: Bildnachweise: Monatsbl. des Bad. Schwarzwaldvereins 1903, Nr. 1, Sp. 13.

Literatur: FAZ vom 25. 8. 1901 u. vom 24. 12. 1903; H. Röger, Monatsbl. des Bad. Schwarzwaldvereins Nr.1, 1903, Sp. 11; W. Oeftering, Gesch. d. Literatur in Baden, III. Teil, 1939, 178, 180; G. Wunsch, in: BNN, Ausg. Rastatt vom 29. 1., 6./7. 2., 13. 2. u. 18. 2. 1993.
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