Babberger, August 

Geburtsdatum/-ort: 08.12.1885;  Hausen im Wiesental
Sterbedatum/-ort: 03.09.1936; Altdorf/Schweiz
Beruf/Funktion:
  • Maler und Graphiker
Kurzbiografie: 1895 Übersiedlung der Familie nach Basel
1908-1909 Studium an der Akademie der bildenden Künste in Karlsruhe
1909-1911 Studienaufenthalt in Florenz
1912-1920 Freischaffender Künstler in Frankfurt/M.
1920 Ernennung zum Professor an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe
1923-1929 Direktor ebenda
1928 Große Goldene Medaille auf der Ausstellung „Deutsche Kunst“ in Düsseldorf
1933 Aus politischen Gründen entlassen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1912 Anna Maria, geb. Tobler
Eltern: Vater: A. Babberger, Zimmermann
Mutter: Name unbekannt
Kinder: keine
GND-ID: GND/118745921

Biografie: Michael Koch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 2-4

Babberger verlebte seine frühe Kindheit im südbadischen Wiesental, wo sein aus einer Markgräfler Bauernfamilie stammender Vater als Zimmermann arbeitete. Nach der Übersiedlung ins nahe Basel 1895 besuchte Babberger die Volks- und Realschule, anschließend trat er als Lehrling in ein Malergeschäft ein und absolvierte die Gewerbeschule. Bis zu seinem 23. Lebensjahr verdingte er sich als Malergeselle in Basel, Buchloe und Nürnberg, nebenbei übte er sich autodidaktisch im Zeichnen. Nachdem er mit einem Aufnahmegesuch an die Münchener Kunstakademie erfolglos blieb, gelang es ihm während eines Aufenthaltes in Karlsruhe 1908, das Interesse Hans Thomas für seine Federzeichnungen zu wecken. Auf dessen Empfehlung hin wandte er sich der Radierung zu und begann ein Studium bei dem vor allem als Graphiker hervorgetretenen Walter Conz an der Karlsruher Kunstakademie. Thoma war es auch, der Babberger ein Ehrenstipendium des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein nach Florenz vermittelte, wo er sich von 1909 bis 1911 bei Augusto Giacometti an der Akademie des Schweizers Zbinden fortbildete.
Das Werk dieser Schaffensperiode, figurale Ölgemälde und Radierungen zumeist, ist geprägt von der Suche nach Monumentalisierung und kompositioneller Disziplin, wobei ihm neben den Florentiner Quattrocentisten und Hans von Marées insbesondere der große Schweizer Maler Ferdinand Hodler vorbildhaft vor Augen stand. In seinen Porträts, so dem Knabenbildnis „Walter“ von 1908 (Staatliche Kunsthalle Karlsruhe) oder dem drei Jahre später entstandenen „Selbstbildnis“ (Nachlaß Babberger, Karlsruhe) wird die Fläche fast vollständig von den scharf konturierten, blockhaft modellierten Köpfen ausgefüllt. Wie bei Hodler sind wenige charakteristische Merkmale akzentuiert, tritt der individuelle Ausdruck zugleich hinter vereinfachten physiognomischen Grundformen zurück, mit denen Babberger nach eigenem Bekunden die Darstellung eines allgemeinen, idealtypischen Menschenbildes erstrebte.
Die frühen Radierungen, wie die Ölgemälde von einem betonten Anti-Naturalismus bestimmt, bilden im Gesamtwerk des Künstlers eine eigenständige Gruppe mit deutlichen formalen und ikonographischen Bezügen zum Jugendstil und zum Symbolismus Max Klingers (vgl. „Ziehharmonikaspieler“ 1909, und „Totenklage“, um 1909/10). Bevorzugtes und in mehreren graphischen Zyklen variiertes Motiv ist der tragische Dualismus zwischen den Geschlechtern einer-, zwischen Mensch und Natur andererseits, verbunden mit der Sehnsucht nach Wiedervereinigung in einem gleichsam eschatologischen Seinszustand. In rascher Folge entstanden radierte Blätter mit zumeist paarweise aufeinander bezogenen männlichen und weiblichen Figuren, die einer streng symmetrischen Bildordnung unterworfen sind. Sowohl die parallele Reihung und Wiederholung des figuralen Gestus wie auch die Gruppierung nach einem magischen Zahlenschema sind ohne den Einfluß Hodlers nicht zu denken (vgl. „Drei Paare mit erhobenen Händen“, 1909, und „Abend“, um 1910).
1912 ließ sich Babberger in Frankfurt am Main nieder und heiratete dort die aus Luzern stammende Malerin und Dichterin Anna Maria Tobler. Zu dem bislang dominierenden Bildthema der menschlichen Grundsituation trat als zweites zentrales Motiv die alpine Gebirgslandschaft, wie er sie seit 1913 auf regelmäßigen Reisen durch die Schweiz erlebte. In den Federskizzen, Aquarellen und Ölgemälden dieser Schaffensphase, die hauptsächlich die Bergpanoramen um den Klausenpaß wiedergeben, verband Babberger das herbe Pathos der Bildarchitektur Hodlers mit den visionären Liniengefügen und Farbklängen der Expressionisten, deren Einfluß er sich zunehmend öffnete, insbesondere in seinen Holz- und Linolschnitten. So zeigt die rhythmisierte Flächengliederung in Landschaftsstudien wie „Suldbach“ (um 1917/18) oder „Hochgebirgslandschaft mit Schneehorn“ (1920, Staatl. Kunsthalle Karlsruhe) Anklänge an Ernst Ludwig Kirchner, erinnern die chiffrehaft verkürzten, zu dynamischen Kraftfeldern abstrahierten Figurenszenen wie „Paare in der Natur“ (Holzschnittfolge, 1919) an graphische Vorbilder aus dem Kreis der „Brücke“ und des „Blauen Reiter“.
Während seiner Frankfurter Zeit bemühte sich Babberger um öffentliche Aufträge für monumentale Raumdekorationen, die er – wie Hodler – als adäquate Ausdrucksmittel für seine symbolisch-mystischen Ideen ansah. Beispielsweise lieferte er Entwürfe zu Bühnenbildern für Fritz von Unruhs Tragödie „Platz“ und zur Innenausstattung der von Curjel&Moser erbauten protestantischen Kirche in Oberursel/Taunus. Leider hat sich von diesen wie auch von späteren künstlerischen Raumgestaltungen Babbergers nur weniges erhalten.
Als der Maler im Oktober 1920 an die neugegründete, aus Großherzoglicher Akademie und Kunstgewerbeschule hervorgegangene Badische Landeskunstschule Karlsruhe berufen wurde, stieß er wegen seiner expressionistischen Stilmittel auf die Kritik konservativer Kreise, die sich während seiner Amtszeit als Direktor noch verstärkte. Im Sinne der vom badischen Staat intendierten künstlerischen Ausbildungsreform und auf der Basis seines „geometrisch-ornamentalen Denkens in der Fläche“ (Armin Meili) versuchte Babberger, die Ausdrucksmöglichkeiten der Malerei für die verschiedenen Techniken der angewandten Kunst wie Fresko, Mosaik, Majolika oder Sgraffito fruchtbar zu machen. Das weitgefächerte Spektrum seiner künstlerischen Mittel, insbesondere aber seine Befähigung zur feierlich-monumentalen Stilisierung brachte ihm mehrere Aufträge für sakrale Wandgestaltungen ein: u.a. schmückte er 1925 die Kanzelnische und Deckenbalken der Reformierten Kirche in Wolhusen/Schweiz mit Fresken bzw. Ornamentmalereien, schuf er 1927 ein – später übertünchtes – Wandgemälde mit den Klugen und Törichten Jungfrauen in der Karlsruher Matthäuskirche und im folgenden Jahr ein Mosaik mit der Auferstehung Christi für die Stiftskirche in Neustadt an der Haardt.
Neben Porträt, Stilleben und Gebirgslandschaft blieb das ins Kosmische überhöhte Menschenbild Babbergers künstlerisches Leitthema bis ins Spätwerk. Die oftmals als Polyptichen konzipierten, in raumübergreifende Formate gesteigerten Öl- und Temperagemälde wie „Paare im Walde“ (Ausstellung „Deutsche Kunst“, Düsseldorf 1928) oder „Fest der Landschaft“ (1931, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe) spiegeln in leuchtender Farbigkeit ein ungebrochenes Verhältnis zwischen Mensch und Natur, vermitteln als Sinnbilder existentieller Erlösung die Botschaft einer neuen Humanität. Weder die esoterisch-mystische Weltanschauung noch die eigenwillige Persönlichkeit Babbergers paßten in die nationalsozialistische Kulturideologie, und so wurde der Maler wie viele seiner Kollegen 1933 aus dem Lehramt entlassen. Der Nachlaß des 1936 an einer schweren Krankheit verstorbenen Künstlers gelangte 1962 durch Schenkung an die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe, die damit den umfangreichsten Teil des Gesamtwerks verwahrt.
Nachweis: Bildnachweise: Selbstbildnis von 1911 (Abb. in AKat. Wessenberg-Gemäldegalerie Konstanz 1972, Nr. 1).

Literatur: Die Rheinlande 25, 1915, 281 ff.; Feuer 2, 1920/21, 605 ff.; Die Kunst 61, 1930, 148 ff.; Deutsche Kunst und Dekoration 66, 1930, 337 f.; Das Werk 24, 1937, 290 ff.; Franzsepp Würtenberger, Das graphische Werk von A. Babberger, Karlsruhe 1954 (Schriften der Staatl. Kunsthalle Karlsruhe 5); AKat. A. Babberger Gedächtnisausstellung, Bad. Kunstverein Karlsruhe 1956; AKat. A. Babberger, Kunstmuseum Luzern 1958; Ekkhart, 1959, 115 ff; AKat. A. Babberger, Stadt. Wessenberg-Gemäldegalerie Konstanz 1972; Vollmer 1, 1976 2. Aufl., 85; AKat. A. Babberger 1885-1936, Museum am Burghof Lörrach/Augustinermuseum Freiburg 1985; LB 7.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)