Hagemann, Carl Christian 

Geburtsdatum/-ort: 22.09.1871; Harburg/Elbe
Sterbedatum/-ort: 24.12.1945; Wiesbaden
Beruf/Funktion:
  • Theaterintendant
Kurzbiografie: 1890-1895 Studium der Ingenieurwissenschaften an der Technischen Hochschule Hannover
1895-1899 Studium der Theaterwissenschaft und Philosophie in Rostock und Berlin
1899-1900 Studium der Germanistik und Philosophie in Heidelberg
1900 Dr. phil., Heidelberg
1901-1906 Feuilletonredakteur der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung“ Essen
1906-1910 Intendant des Nationaltheaters Mannheim
1910-1913 Intendant des Schauspielhauses Hamburg
1914-1915 Batterieführer an der Ostfront
1915-1920 Intendant des Nationaltheaters Mannheim
1920-1927 Intendant des Staatstheaters Wiesbaden
1927-1929 Berliner Rundfunk
1929-1939 Dozent für Dramaturgie und Regiekunst am Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Berlin
1942-1944 Gastregisseur in Mainz
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1912 Emilie, geb. Racine (1881-1922), Konzertsängerin, geschieden
Eltern: Vater: Carl (1843-1916), Architekt
Mutter: Metha, geb. Eyferth (1850-1925)
Kinder: keine
GND-ID: GND/119368277

Biografie: Karl Otto Watzinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 121-122

Ohne selbst Bühnenerfahrung zu besitzen, wurde Hagemann im Alter von 35 Jahren Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, da sich der kunstsinnige 1. Bürgermeister Paul Martin von Hagemanns hoher Bildung und kraftvoller Persönlichkeit überzeugt hatte. Der erste Erfolg Hagemanns war die Aufführung der von ihm inszenierten „Salome“ von Richard Strauss. Mit der Inszenierung der „Meistersinger“ zum 300jährigen Stadtjubiläum 1907 begründete Hagemann einen szenisch dramatischen Opernstil, der die „Idealbühne“ der bisherigen „Illusionsbühne“ gegenüberstellte. Durch einfache Architekturelemente wurde die Szene von einer falschen Perspektive befreit und ihr glatter Ablauf ohne Umbauten gesichert. In den folgenden Jahren widmete sich Hagemann vor allem zeitgenössischen Dramen u. a. von Max Halbe, Gerhard Hauptmann, Bernard Shaw, August Strindberg und Oskar Wilde. Am Sonntag vormittag führte Hagemann Dichter- und Tondichter-Matineen ein; so kamen in der Spielzeit 1907/1908 Wilhelm Busch, Hans Sachs, Friedrich Schiller und Hugo Wolf zu Wort.
Bei dem theaterfreudigen und allen Neuerungen aufgeschlossenen Mannheimer Publikum kam Hagemann vorzüglich an. Wenn er dennoch 1910 nach Hamburg wechselte, so nur, weil er wieder in seine norddeutsche Heimat und in die Nähe seiner Eltern zurückkehren wollte. Hamburg enttäuschte ihn aber, da die konservative Hamburger Oberschicht die modernen gesellschaftskritischen Stücke ablehnte. So endete dieses Engagement schon nach drei Jahren, und Hagemann begab sich 1913 auf eine Weltreise, deren reichen Ertrag er in seinem Buch „Spiele der Völker“ der Öffentlichkeit zugänglich machte.
Zu Kriegsbeginn wurde Hagemann eingezogen und kam an die Ostfront. Dort erreichte ihn im August 1915 der zweite Ruf von Mannheim, wohin er im Sommer 1916 endgültig zurückkehren konnte. In schweren Kriegs- und Nachkriegsjahren gelang es ihm gemeinsam mit Wilhelm Furtwängler, die Mannheimer Bühne zum großen Ansehen in der deutschen Theaterwelt zu bringen. Insbesondere vermittelte er in seiner zweiten Dienstzeit den Mannheimern die Dramatiker des Expressionismus wie Walter Hasenclever, Georg Kaiser, Carl Sternheim und Frank Wedekind.
Im Jahre 1920 verließ er Mannheim, um in Wiesbaden die Leitung des Preußischen Staatstheaters zu übernehmen, wo er über erhebliche Mittel selbständig verfügen konnte. Aber in der Kurstadt Wiesbaden fand er nicht ein so innerlich mit ihm verbundenes Publikum wie in Mannheim. Im Jahre 1927 übernahm er das künstlerisch-kulturelle Sonderprogramm des Berliner Rundfunks, den er aber wegen Unstimmigkeiten nach zwei Jahren wieder verließ. Seine letzte Aufgabe fand er 1929 als Dozent am Theaterwissenschaftlichen Institut der Universität Berlin, wo er 1939 unter Ernennung zum Ehrenmitglied zurruhegesetzt wurde. Ein zwischen Theorie und Praxis hin- und herpendelndes Theaterleben mit großen Erfolgen, aber auch Enttäuschungen fand an Weihnachten 1945 sein Ende.
Werke: Geschichte des Theaterzettels, Diss. Heidelberg 1900; Aufgaben des modernen Theaters, 1906; Regie der Kunst der szenischen Darstellung 1916, Spiele der Völker, 1919; Die Kunst der Bühne, 1923; Oskar Wilde 1925, Bühne u. Welt, Wiesbaden 1948.
Nachweis: Bildnachweise: Theatersammlung der Stadt Mannheim.

Literatur: Ernst Leopold Stahl, Das Mannheimer Nationaltheater, Mannheim 1929, 236-270, 329-357; Hagemann J. Bengsch, C. Hagemann u. die Szenenform d. Schauspielbühne, Diss. München 1951; Hagemann Leyen, Hagemanns theoret. Schriften, Diss., ebd. 1959; Friedrich Walter, Schicksal e. dt. Stadt, Frankfurt 1959. Bd. 1.80 ff., 88, 145 ff., 252 f., 301 f., 382, 439; Hans Knudsen, C. Hagemann, in: NDB 7, 1966, 468.
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