Württemberg-Urach, Mechthild, Gräfin 

Andere Namensformen:
  • geb. von der Pfalz; Erzherzogin von Österreich
Geburtsdatum/-ort: 07.03.1419;  Heidelberg
Sterbedatum/-ort: 22.08.1482;  Heidelberg; begr. bis 1554 in der Kartause Güterstein, 1554 Überführung in die Stiftskirche Tübingen
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 21.10.1436 Graf Ludwig I. von Württemberg-Urach
Eltern: Vater: Pfalzgraf Ludwig III
Mutter: Mechthild, geb. Gräfin von Savoyen
Kinder: 5; Mechthild (vor 1441-3. oder 6.6.1495), Ludwig II (3.4.1439-3.11.1457), Andreas (11.5.1443-19.5.1443), Eberhard V./I. im Bart (11.12.1445-24. oder 25.2.1496), Elisabeth (2./3.10.1447-2.6.1505)
GND-ID: GND/118896059

Biografie: Joachim Fischer (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 83-84

Mechthild, die am Hof ihrer für Künste, Wissenschaft und Literatur sehr aufgeschlossenen Eltern und im Umfeld der Universität Heidelberg aufwuchs, wurde bereits am 25. November 1419 dem damals siebenjährigen Grafen Ludwig I. von Württemberg mit einer Aussteuer von 30.000 Gulden zur Ehe versprochen. Bei der Hochzeit, die wohl am 21. Oktober 1436 prunkvoll in Stuttgart, neben Waiblingen Hauptwohnsitz der folgenden Jahre, gefeiert wurde, erhielt sie als Wittum 30.000 Gulden, die auf die Städte, Schlösser und Ämter Böblingen und Sindelfingen sowie einige Dörfer der Ämter Herrenberg und Leonberg versichert wurden, und als Morgengabe sehr wahrscheinlich 13.000 Gulden, die zunächst auf das Amt Herrenberg, seit 1452 auf die österreichische Herrschaft Haigerloch und seit 1481, als Haigerloch zeitweise an Württemberg kam, auf die württembergischen Ämter Wildberg und Bulach verschrieben wurden. Aus der anscheinend harmonischen Ehe gingen mehrere Kinder hervor, von denen jedoch nur zwei Söhne, Ludwig II. und Eberhard im Bart, und zwei Töchter, Mechthild und Elisabeth, die Kinderjahre überlebten. Der plötzliche Pesttod Ludwigs I. im September 1450, der 1433 zusammen mit seinem Bruder Ulrich V. die Regierung der Grafschaft Württemberg angetreten, diese aber 1441/42 mit ihm geteilt und die Landeshälfte mit der neuen Residenzstadt Urach erhalten hatte, gab Anlaß zu mehrjährigen Auseinandersetzungen zwischen Mechthilds Bruder, dem Pfalzgrafen Friedrich, und ihrem Schwager Ulrich V. in Stuttgart wegen der Vormundschaft über ihre zwei Söhne. Wohl deshalb verzichtete Mechthild bereits nach wenigen Monaten auf die Mitvormundschaft und zog sich auf ihren Witwensitz in Böblingen zurück; trotzdem griff sie auch später, selbst nach der Volljährigkeitserklärung Eberhards 1469 als dessen Ratgeberin immer wieder in die württembergische Politik ein.
In Böblingen gab Mechthild bereits im November 1451 dem wohl aus finanziellen Gründen gestellten Heiratsantrag Erzherzog Albrechts VI., des jüngeren Bruders Kaiser Friedrichs III., statt und feierte mit ihm hier am 10. August 1452 eine prunkvolle Hochzeit. Mechthild, nun auch „Fräulein von Österreich“ genannt, brachte 73.000 Gulden in die Ehe ein, von denen jedoch nur 43.000 Gulden als Wittum bestimmt, in gleicher Höhe widerlegt und durch Verpfändung der Unteren Grafschaft Hohenberg (mit Rottenburg als Hauptort und Verwaltungszentrum) versichert wurden; außerdem erhielt sie von Albrecht VI. eine Morgengabe von 10.000 Gulden, die speziell auf die Dörfer Hirschau und Wurmlingen verschrieben wurden. Hinzu kamen 1452 – zur Sicherung ihrer Morgengabe aus erster Ehe – als Pfand die Herrschaft Haigerloch und 1453 ebenfalls als Pfand die Obere Herrschaft Hohenberg. Beide Pfandherrschaften, in denen sie wie auch in der Grafschaft Hohenberg in der Folge die Rechte einer Landesfürstin wahrnahm, wollte Mechthild nach dem Tod Albrechts VI. (Dezember 1463) ihrem Sohn Eberhard als Erbe zubringen; sie scheiterte dabei jedoch am Widerstand Erzherzog Sigmunds von Österreich.
Albrecht VI. und Mechthild blieben sich in ihrer kinderlosen Ehe offensichtlich fremd und lebten deshalb seit 1456 meist voneinander getrennt – Mechthild bis zu ihrem Tod vorwiegend in Rottenburg. Hier wurde ihr später als „Musenhof“ gerühmter, teils auch als „Venusberg“ geschmähter Hof Treffpunkt sowohl spätmittelalterlich-ritterlich wie frühhumanistisch gebildeter Dichter, Künstler und Gelehrter, aber auch Mittelpunkt höfischen und ungezwungenen geselligen Lebens. Während sie an der Gründung der Universität Freiburg 1457 durch Albrecht VI. wohl nur am Rand beteiligt war, förderte Mechthild, die an Literatur, Kunst und Bildung persönlich interessiert war und eine Bibliothek von rund einhundert Bänden ihr Eigen nannte, aktiv jene der Universität Tübingen durch ihren Sohn Eberhard. Förderung erhielten von ihr auch zahlreiche Klöster, Kirchen und Spitäler, wobei sie sich zugleich für die Reform der Klöster einsetzte. Besonders verbunden war sie den Klöstern Hirsau und Bebenhausen und der Kartause Güterstein, wo Mechthild, die vermutlich an Gicht starb, ihrem Testament vom 1. Oktober 1481 entsprechend beigesetzt wurde. Als die Kartause in der Reformation aufgehoben und abgebrochen wurde, überführte man das von Mechthild noch selbst in Auftrag gegebene Grabmal 1554 in die Stiftskirche Tübingen.
Quellen: HStA Stuttgart, A- und B-Bestände.
Württ. Landesbibliothek Stuttgart, Cod. hist. – Bestände.
Universitätsbibliothek Heidelberg.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Joachim Fischer, Das Testament der Erzherzogin Mechthild von Österreich vom 1. Oktober 1481, in: Eberhard und Mechthild (Lebendige Vergangenheit Bd. 17), Stuttgart 1994, S. 111–163.
Gerhard Raff, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 1, Stuttgart 1988, S. 275–294.
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