Spiegel deutsch- französischer Beziehungen

Das Turenne-Denkmal in Sasbach

Das heutige, vierte Turenne- Denkmal in Sasbach. Fotografiert von der dazugehörigen Allee aus. Aufnahme: Landesarchiv BW, Sinah Panizic. Zum Vergrößern bitte klicken.
Das heutige, vierte Turenne- Denkmal in Sasbach. Fotografiert von der dazugehörigen Allee aus. Aufnahme: Landesarchiv BW, Sinah Panizic. Zum Vergrößern bitte klicken.

Wie aus einem Gedenkstein zum Ruhm und Tod eines Feldherrn ein Friedenssymbol werden kann, zeigt die Geschichte des Turenne-Denkmals in Sasbach. Am 27. Juli 1675 befehligte der 1611 in Sedan geborene und durch Ludwig XIV. zum maréchal général des camps et armées du roi ernannte Henri de la Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, die französischen Truppen am Rhein. Um sich in der Schlacht gegen die kaiserlichen Truppen des Generals Raimondo von Montecuccoli einen besseren Überblick über das Schlachtfeld bei Sasbach zu verschaffen, ritt Turenne auf eine Anhöhe, wo er durch eine Kanonenkugel aus den Geschützen der Truppen des Markgrafen von Baden getroffen wurde. Inmitten seiner Untergebenen soll der als Vater der Soldaten bekannte Feldherr seinen Verletzungen erlegen sein.

Als sich 1766 der Erbprinz von Braunschweig und der Marquis de Castries von Straßburg auf die Spuren Turennes begaben, stellten sie fest, dass kein Erinnerungsmal am Sterbeort des französischen Nationalhelden errichtet worden war. Daraufhin ließ der Militärgouverneur von Straßburg einen dreieckigen, etwa anderthalb Meter hohen Gedenkstein mit dem Text: Hier ist Turenne vertoetet worden. errichten.

Um mehr Ansehen am französischen Hof zu erlangen, verfügte Kardinal Louis de Rohan-Guéméné, Fürstbischof zu Straßburg und Landesherr, einen dreieckigen, über 15 Meter hohen Obelisken aus schwarzem Marmor und ein Wächterhaus an Turennes Todesstelle zu errichten. Dieser, 1785 fertiggestellt, fiel bereits 1786 einem Sturm zum Opfer. Erst unter König Karl X. wurde zwischen 1826 und 1829 – Sasbach gehörte nunmehr zu Baden, der Platz um das Denkmal blieb französisch – ein neues, drittes Ehrenmal aus bläulichem Granit aufgestellt und 1854 mit einem neuen Wächterhaus versehen.

Danach war das Denkmal jedoch Anschlägen ausgesetzt, Ursache nationalistischer Streitigkeiten und vielfach Thema in der deutschen und französischen Presse, wo durchaus rüde Textpassagen wie: Achern, 22. Nov. Sind denn die Franzosen gänzlich verrückt? […] Es ist aber nicht nur dummes Zeug, sondern es ist auch verlogen und impertinent (Bezirksamt Achern) gedruckt wurden.

Im Jahr 1940 ordnete Hitler die Zerstörung des Gedenkorts an, und nur der List des seinerzeitigen französischen Denkmalwächters ist es zu verdanken, dass der Gedenkstein erhalten blieb, da er ihn vor seiner Abberufung auf dem Grundstück vergrub. Nach Kriegsende unter französischer Besatzung wurde das Ehrenmal wiederaufgebaut und schließlich im Oktober 1945 das inzwischen vierte Turenne-Denkmal durch General de Gaulle feierlich eingeweiht.

1998 gelangten Wächterhaus und Grundstück in den Besitz der Gemeinde Sasbach. In Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg richtete man dort ein Museum als deutsch-französischen Erinnerungsort ein. Das Turenne-Denkmal in Sasbach war stets ein Gradmesser deutsch-französischer Befindlichkeiten. Was ursprünglich die militärische Stärke einer Großmacht versinnbildlichen sollte, wurde später zum Symbol des Willens, nie wieder gegeneinander Krieg zu führen.

Sinah Panizic

Quelle: Archivnachrichten 61 (2020), S. 20-21.

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