Fürst Johann von Hohenzollern-Sigmaringen (geb. 17.08.1578, gest. 22.03.1638)

von Lea Schneider

 Sigmaringen (Quelle: Universitätsbibliothek WLB)
Sigmaringen [Quelle: Württembergische Landesbibliothek Stuttgart]

Johann von Hohenzollern-Sigmaringen wurde am 17. August 1578 als Sohn des Grafen Karl II. von Hohenzollern-Sigmaringen (1547-1606) und seiner ersten Ehefrau Euphrosine von Oettingen-Wallerstein (1552-1590) geboren. Nach der Erziehung in Sigmaringen und Straßburg ging er zum Studium der Staats- und Rechtswissenschaften an die Universitäten Freiburg und Ingolstadt. In Ingolstadt machte Johann Bekanntschaft mit Maximilian I., dem späteren Herzog und Kurfürsten von Bayern, und mit dem späteren Kaiser Ferdinand II.

Nachdem Maximilian I. 1597 die Regentschaft in Bayern antrat, berief er Johann von Hohenzollern-Sigmaringen zu sich nach München. Zunächst hatte er nur Sitz und Stimme im Geheimrat, wurde aber, nachdem er 1606 die Regierung der Grafschaft Sigmaringen angetreten hatte, zu dessen Präsidenten erhoben, um sich weiterhin seine Unterstützung zu sichern. Weitere Ernennungen wie 1620 zum Obristkämmerer und Obristhofmeister folgten, so dass Johann sich hauptsächlich am Hof in München aufhielt.

Nach der Schlacht am Weißen Berg am 8. November 1620 fiel nicht nur der „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz, sondern auch sein Unterstützer Christoph von Dohna unter die kaiserliche Acht. Seine eingezogenen Güter in der Oberpfalz wurden 1623 Johann von Hohenzollern-Sigmaringen für seine Beteiligung an den Verhandlungen mit dem Kaiser zu Lehen übergeben. In bayerischen Diensten trat Johann für die Interessen von Maximilian I. ein und wurde beispielsweise hinsichtlich der Übertragung der Kurwürde auf den Bayernherzog diplomatisch aktiv.

Gemeinsam mit seinem Bruder Eitel Friedrich von Hohenzollern-Sigmaringen (1582-1625), der in Rom das deutsche Episkopat und die katholische Liga vertrat, und seinem Vetter und Reichshofratspräsidenten Johann Georg von Hohenzollern-Hechingen (1577-1623), setzte er sich beim Kaiser und beim Papst für die bayerischen Belange ein. Am 28. März 1623 wurde Johann auf dem Regensburger Fürstentag von Kaiser Ferdinand II. in den Reichsfürstenstand erhoben. Auch sein Bruder Eitel Friedrich und sein Vetter Johann Georg von Hohenzollern-Hechingen erfuhren eine Rangerhöhung in den Reichsfürstenstand. Ausschlaggebend war hierbei unter anderem ihr Einsatz für die katholische Liga. Auch nach der Erhebung zum Fürsten blieb Johann von Hohenzollern-Sigmaringen auf der Seite Maximilians I. von Bayern und war beispielsweise an den Verhandlungen mit Österreich um den Verbleib der Lande ob der Enns beteiligt.

Im Juli 1630 begleitete er Maximilian I. zum Kurfürstentag nach Regensburg, wo seine Bemühungen um den Oberbefehl des gesamten ligistischen Heeres aber am Widerstand des Kaisers scheiterten. Nach der für das kaiserlich-ligistische Heer verlorenen Schlacht bei Breitenfeld im Jahr 1631 zogen die schwedischen Truppen nach Süddeutschland. Maximilian I. floh aus München nach Braunau am Inn. Ob Johann sich ihm anschloss und wie lange, ob er in München blieb oder gar nach Sigmaringen zurückkehrte, darüber finden sich in der Literatur widersprüchliche Angaben, sodass die Frage nicht abschließend beantwortet werden kann.

Obwohl sich Johann von Hohenzollern-Sigmaringen hauptsächlich in München aufhielt, kümmerte er sich auch um die Angelegenheiten im eigenen Territorium. 1619 erließ er eine Kirchenordnung und vier Jahre später erneuerte er die Stadtordnung von Sigmaringen, die bis zum Jahr 1810 ihre Gültigkeit hatte. 1622 ließ er eine Münzstätte errichten, die aber auf Grund der eingefahrenen Verluste durch die Münzentwertung bald eingestellt werden musste. Auch seine rege Bautätigkeit, die bis zum Jahre 1631 anhielt, zeugt offensichtlich davon, dass er nicht damit rechnete, dass sich die kriegerischen Auseinandersetzungen in die Nähe Sigmaringens verlagern würden. In diese Zeit fallen beispielsweise Baumaßnahmen am Hohenzollernschloss in Sigmaringen und an der angrenzenden großen Scheuer.

Sigmaringen blieb jedoch von den Verheerungen des Krieges nicht verschont. Schwedische und württembergische Truppen drangen zum ersten Mal nach der Schlacht bei Lützen am 6. November 1632 nach Sigmaringen ein. Zuvor wurde das Gebiet bereits durch Einquartierungen kaiserlicher Truppen und Kontributionszahlungen belastet, auch wenn Kaiser Ferdinand II. 1628 offiziell Sigmaringen und Vöhringen von Einquartierungen befreit hatte. Die erste Belagerung durch die Schweden wurde bereits nach kurzer Zeit an den Weihnachtstagen 1632 durch den Vormarsch kaiserlicher Soldaten beendet.

Am 3. März 1633 erfolgte eine erneute Besetzung Sigmaringens durch schwedische Truppen unter der Führung des Feldmarschalls Gustav Horn, die von Plünderungen und Brandschatzungen begleitet wurde. Nicht nur das Schloss in Sigmaringen selbst wurde in Brand gesteckt, auch die Schlösser und herrschaftlichen Jagdsitze in der Umgebung wurden verwüstet wie beispielsweise in Langenenslingen, Sigmaringendorf oder Gutenstein. Was am Ende an Mobilien übrig blieb, ließ der württembergische Administrator Herzog Julius Friedrich von Württemberg-Weiltingen durch seine Amtleute nach Ebingen abtransportieren. Erst nach der Schlacht bei Nördlingen im September 1934 rückten kaiserliche Truppen wieder in Sigmaringen ein.

Nachdem sein Vetter Karl von Hohenzollern-Haigerloch im Jahr 1634 ohne Erben gestorben war, fiel die Herrschaft Haigerloch an Johann von Hohenzollern-Sigmaringen. Johann von Hohenzollern-Sigmaringen starb am 22. März 1638 in München. Sein Leichnam wurde in der Münchener Franziskanerkirche bestattet, sein Herz soll nach Hedingen in die von ihm errichtete St. Antonius Kapelle verbracht worden sein. Sein Leichnam wurde 1680 dorthin überführt, die Kapelle wurde aber im selben Jahr beim Bau der neuen Kirche abgebrochen und die gräfliche Gruft unter den Hauptaltar der Kirche verlegt.

Literatur (in Auswahl)

  • Johann Fürst zu Hohenzollern-Sigmaringen, in: Wochenblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen 18 (1826), S. 177f., 185f., 189f., 196-198, 201f., 216-218.
  • Eisele, Willi, Art. Johann Graf, seit 1623 Fürst zu Hohenzollern-(Sigmaringen), in: Neue Deutsche Biographie, Bd. 9, Berlin 1972, S. 501f.
  • Meyenberg, Birgit, Obrigkeitliche Ordnung in unsicheren Zeiten. Quellen aus der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs im Staatsarchiv Sigmaringen, in: Archivnachrichten 57 (2018), S. 7, URL: https://www.leo-bw.de/themen/landesgeschichte/der-drei-igjahrige-krieg/die-grafschaft-sigmaringen-im-drei-igjahrigen-krieg (aufgerufen am 15.08.2022).
  • Schilling, Gustav, Geschichte des Hauses Hohenzollern in genealogisch-fortlaufenden Biographien aller seiner Regenten, Leipzig 1843, S. 266-270.
  • Trugenberger, Volker (Hg.), „Auch das rein Geschichtliche muss für den Staat von Bedeutung sein“. Historische Schätze aus dem Staatsarchiv Sigmaringen, Stuttgart 2015, S. 92.

 

Zitierhinweis: Lea Schneider, Fürst Johann von Hohenzollern-Sigmaringen, in: Der Dreißigjährige Krieg, URL: […], Stand: 15.08.2022

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