Neukirch - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1140

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ort gehört in die ältere Ausbauzeit; ursprünglich trug er wohl einen -heim-Namen. Anfangs bildete der gesamte Bezirk vermutlich eine gemeinsame Gemarkung, deren Mittelpunkt Suntheim (heute Sonthof) mit seiner Martinskirche bildete. Die Einrichtung einer eigenen, 1140 erstmals erwähnten Peters-Kirche in Neukirch verweist auf eine Änderung der Herrschafts- und Gemarkungsgrenzen bereits in karolingischer Zeit. Den Neukircher Siedlungskern bildet eine Häusergruppe um die Pfarrkirche. Auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte (1564) sind neben der Kirche lediglich zwei Häuser abgebildet. Die Bebauung entlang der Reichsstraße entstand wohl erst im 18. Jahrhundert. Östlich von Neukirch konnten alemannische Reihengräber mit Schmuck und Waffen als Beigaben aufgedeckt werden. Auch beim Vaihingerhof wurde ein merowingerzeitliches Steinkistengrab freigelegt sowie in einem abgeflachten Grabhügel weitere beigabenlose Skelette (alemannischer Zeit?) aufgedeckt. In der Flur Achtmannsmad nördlich des Ortes fand sich hallstattzeitliche Keramik. Im Vaihinger Wald liegt eine Gruppe von Grabhügeln, die nach den Funden der jüngeren Hallstattzeit zugehören. Ebenfalls im Vaihinger Wald befinden sich zwei latènezeitliche Viereckschanzen.
Historische Namensformen:
  • Nunchilcha 1120 [1120 (Fälschung)]
  • Nunkilch 1278
Geschichte: Neukirch wird erstmals 1140 in einem päpstlichen Privileg für das Kloster St. Blasien genannt. Die Vogtei in Neukirch war ein Lehen der Grafen von Sulz, denen diese von den Herzögen von Teck übertragen worden war. Von den Sulzern wird 1311 die Rottweiler Patrizierfamilie Wirt mit der Neukircher Vogtei belehnt. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts erwirbt das Kloster Rottenmünster die Vogteirechte, die die Grundlage für die rottenmünstersche Landesherrschaft bildeten. Die 1567 erstmals erwähnten örtlichen Verwaltungsorgane in Neukirch waren der Dorfvogt sowie eine im Laufe der Zeit unterschiedliche Zahl von Dorfrichtern. Die Besetzung der Dorfämter wurde der Gemeinde überlassen, musste vom Kloster aber bestätigt werden. Der wichtigste Grundherr in Neukirch war bis 1739 das Kloster St. Blasien. Bis dahin verfügte Kloster Rottenmünster nicht über nennenswerten Grundbesitz im Ort. Erst durch den Erwerb der Rottweiler Schaffnei des Schwarzwaldklosters 1739 kamen als deren Bestandteil drei Neukircher Höfe in den Besitz von Rottenmünster (180 Jauchert). Mit der Vogtei über das Kloster hatte die Reichstadt Rottweil auch die Hochgerichtsbarkeit über Neukirch inne. 1624 wird Rottenmünster selbst vom Kaiser mit der Hochgerichtsbarkeit über sein Gebiet belehnt. 1803 kam Neukirch an Württemberg, Stabsamt Rottenmünster (Amtssitz in Neukirch), 1806/08 Oberamt Spaichingen, 1810 Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für 1567 lassen sich circa 45 Einwohner und acht bis neun Hofstätten errechnen. 1615 hatte Neukirch etwa 70 Einwohner (circa 15 Hofstätten). 1630 stehen in Neukirch 19 Häuser, in denen etwa 90 Personen leben. Vermutlich brachte der 30jährige Krieg einen Rückgang um rund die Hälfte der Bevölkerung. Nach Kriegsende setzte eine kontinuierliche Zuwanderung ein, die bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts andauerte. 1739 ist die Dorfbevölkerung auf circa 200 Personen angewachsen; auf vier Bauern kommen 38 Taglöhner. 1804 stehen in Neukirch 54 Wohn- und Wirtschaftshäuser. Die gesamte Einwohnerschaft besteht 1806 aus circa 240 Personen. Die Neukircher lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft. Angebaut wurden Getreide, Hülsenfrüchte und Hanf. Der Grundbesitz war in erster Linie als Leiblehen vergeben. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts kam es durch die Vergabe von Erblehen zunehmend zur Zerstückelung des Lehenbesitzes. 1629/30 verkaufte die Heiligenpflege an Rottenmünster eine Wiese im Neukircher Tal; das Kloster baute dort eine neue Mühle. Auf Märkte und Zünfte hatte Rottenmünster für sein Gebiet 1585 zugunsten von Rottweil verzichtet. Nach 1619 entschied Rottenmünster selbst über die Zulassung von Handel und Handwerk in den Dörfern seines Territoriums. 1804 gab es sechs Bauern und sieben Taglöhner im Ort, ebenso vier Weber und drei Schuster sowie je einen Schreiner, Glaser, Schmied, Bäcker, Maurer, Wannenmacher und einen Vieharzt. Als Wirtshäuser sind 1804 die Sonne mit Branntweinbrennerei im Ortskern bei der Kirche und die Krone »an der Straß« vorhanden.

Ersterwähnung: 1120
Kirche und Schule: Die Suntheimer Martinskirche, spätestens im 7. Jahrhundert gegründet, dürfte ursprünglich für den gesamten neubesiedelten Bezirk zuständig gewesen sein, bis in karolingischer Zeit auch Neukirch eine (Peters-)Kirche erhielt. Damit hat der Ort wohl auch eine Namensänderung erfahren, nachdem in Altheim (Alt-Schömberg) bereits eine Kirche mit diesem Patrozinium vorhanden war. Der Name Neukirch bezieht sich also auf das zeitliche Verhältnis zur Peterskirche in Altheim. Spätestens 1618, wahrscheinlich aber schon um 1500, war die Pfarrei St. Martin in Suntheim aufgehoben. Die Kirche wird 1120 erstmals erwähnt; schon in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts sind Patronat und die Hälfte des Großzehnten beim Kloster St. Blasien. Die Neukircher Kirche gehörte nur mittelbar zu St. Blasien, unmittelbar zu der dem Kloster unterstellten Propstei Berau. Im 15. Jahrhundert war die Kirche in Neukirch St. Blasien inkorporiert. 1739 erwirbt das Kloster Rottenmünster die Schaffnei St. Blasiens in Rottweil und bringt damit auch das Patronatsrecht in Neukirch samt der Hälfte des Großzehnten an sich. Die andere Hälfte verblieb überwiegend beim Neukircher Pfarrer. Auch die 1617 gegründete Neukircher Brigittenbruderschaft hatte Anteile am Großzehnten. Der Klein- und Blutzehnte war in Neukirch je zur Hälfte beim Neukircher Pfarrer und bei einem Neukircher Lehenbauer. Den Heuzehnten in Neukirch teilt sich der Ortsgeistliche mit der Gemeinde und dem Pächter des Vaihingerhofs. 1728 wird die alte gotische Kirche abgebrochen. Das heute bestehende barocke Gotteshaus wurde ab 1729 erbaut und 1733 geweiht. Als Baumeister der neuen Kirche wird der Maurermeister Mattheiß Singer aus dem rottenmünsterschen Dorf Frittlingen gedungen. 1739 wurde der Kirchturm unter Einbeziehung älterer Elemente umgebaut. Das gotische Sakramentshaus blieb ebenfalls erhalten. Das Pfarrhaus wurde 1687 erbaut. Bereits 1424 wird ein Neukircher Pfarrer namentlich genannt. Im ausgehenden 18. Jahrhundert waren auch Kapuzinermönche aus Rottweil im Ort seelsorgerisch tätig. Die Wallfahrtskapelle Mariatann wurde 1743 am Abhang südwestlich unterhalb von Neukirch erbaut. Mit der Tannkapelle wurde ein Eremitenhaus errichtet. Die Sebastianskapelle östlich des Ortes ist im Jahre 1682 erbaut worden. Spätestens 1730 war eine Schule im Ort. Der Unterricht fand zunächst in einem Haus der Heiligenpflege statt, später unterrichtete der Lehrer in seinem Privathaus. Heute ist Neukirch katholische Pfarrei. Die Evangelischen nach Rottweil.
Patrozinium: St. Peter
Ersterwähnung: 1120

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