Westernhausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1225

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Das zu beiden Seiten des Sternbachs an dessen Mündung in die Jagst gelegene Westernhausen wird erstmals 1225 erwähnt (»Westerenhusen«). Sein Name charakterisiert es als westlich von der Muttersiedlung gelegenen Ausbauort, jedoch bleibt der konkrete Bezug unklar. Das Grundwort des Ortsnamens (-hausen) und das Sankt Martin-Patrozinium der Kirche deuten auf einen frühmittelalterlichen Ursprung der Siedlung. 1647 brannte der Ort bis auf sieben Häuser nieder. Bereits 1619 wurde eine steinerne Brücke über die Jagst gebaut, von der die Gemeinde das Brückengeld einnahm. Der Flurname Klausenrain und die darunter gelegene Klausenwiese könnten einen Anhaltspunkt bieten für die Lokalisierung der 1406 in Westernhausen erwähnte Franziskanerinnenklause. Diese ist freilich ebenso abgegangen wie die Burg des in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts hier bezeugten Adels. Auf sie könnten die im unteren Dorf gelegenen Mauerreste hindeuten, die im Volksmund als Bürg bezeichnet werden. Nordöstlich der Ortschaft, in Richtung Marlach, liegen an der Gemarkungsgrenze nach Winzenhofen, gegen das sogenannte Schwarzwasser, die Überreste der Burg Stein. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um den Burgstall, den die Grafen von Flügelau 1302 an das Kloster Schöntal verkauften (»montem in quo quondam castrum fuit, qui vulgariter dicitur Burckstal«). Neben dem dicken Mauerwerk konnte ein Gebäude nachgewiesen werden, das vielleicht als Kapelle zu deuten ist. Im Gewann Oberes Äulein bestand zwischen 1290 und 1405 der Weiler Ruthardsdorf, wo die Herren von Rossach begütert waren. 1290 trugen sie ihr dortiges Allod dem Bischof von Würzburg zu Lehen auf; 1300/10 verkauften sie Güter und Rechte, darunter auch Gerichtsrechte zu Ruthardsdorf an das Kloster Schöntal, das seinen hiesigen Besitz bald mit Zukäufen von den Hohenlohe (1319) und den Berlichingen (1351) arrondieren konnte. Zu dem Weiler gehörte eine seit 1602 bezeugte Sankt Antonius-Kapelle, die im 19. Jahrhundert dem Bau der Straße zum Opfer fiel. Auf der Talaue gegenüber von Westernhausen liegt - durch eine Brücke zu erreichen - der Ortsteil Neuwesternau. Seit 1959 ist Westernhausen baulich etwas gewachsen.
Historische Namensformen:
  • Westerenhusen
Geschichte: Im 13. Jahrhundert gehörte Westernhausen zur Herrschaft der Herren von Krautheim. Neben deren Erben, den Grafen von Eberstein, verfügten im Spätmittelalter auch die Grafen von Wertheim und die Edelherren von Dürn über Lehen in Westernhausen. Als deren Lehnträger waren zahlreiche Niederadelsfamilien der näheren Umgebung hier begütert; genannt seien die von Aschhausen und von Bachenstein als Dürner Vasallen und die von Adelsheim und von Seldeneck als Wertheimer Lehnleute. Außer diesen Familien gab es zwischen 1306 und 1357 noch Adlige, die im Ort eine Burg besaßen und von Westernhausen ihren Namen führten; ihre Söhne und Töchter sind in den Klöstern der Umgebung anzutreffen, so 1306 in Schöntal und 1317 in Gnadental. Bereits 1302 verkauften die Grafen von Flügelau, die hier als Nachfolger der Ebersteiner begütert waren, allen ihren Besitz in Westernhausen, darunter einen auf dem Berg gelegenen Burgstall, an das Kloster Schöntal. Nach und nach gelang es den Zisterziensern, von den Ebersteiner Grafen und den verschiedenen anderen Adelsfamilien deren Gerechtsame in Westernhausen zu erwerben, 1295 von denen von Bachenstein, 1299 von den Herren von Dürn, 1476 von denen von Aschhausen etc. Anfangs hatten neben Schöntal auch noch andere geistliche Institutionen Besitz am Ort, der aber sukzessive von dem Kloster an der Jagst erworben wurde. 1318 verkaufte Komburg das Bachensteingut an die Zisterze, die schließlich auch die Güter der ihr nachgeordneten Frauenklöster an sich zog. 1340 hatten die Hohenlohe den Zisterzienserinnen in Seligental einen Hof in Westernhausen übertragen. Über umfangreichen hiesigen Besitz verfügten auch die Nonnen von Gnadental; die entsprechenden Gerechtsame rührten zumeist aus der von den Edelherren von Krautheim gestifteten Erstausstattung von 1252/66. Bereits 1295 verkaufte Gnadental an Schöntal einen Hof in Westernhausen; weitere Verkäufe folgten, 1427 schließlich die restlichen Güter mit den bezeichnenden Namen Nonnenlehen, Nonnengarten und Nonnenwiese. Tausch- und Kaufgeschäfte mit denen von Berlichingen (1526, 1566, 1636) und den Herren von Hohenlohe (1573, 1603, 1688) führten dazu, dass dem Kloster Schöntal am Ende nahezu das ganze Dorf gehörte, inklusive der Ortsherrschaft. Die zentliche Obrigkeit lag bei Kurmainz (Zent Ballenberg). Mit der Säkularisation fiel das Dorf 1802/03 an Württemberg, das 1806 im Zuge des Mediatisierung auch die zunächst dem Fürsten zu Salm-Reifferscheidt zugefallenen Gerichtsrechte an sich brachte. Einen Teil des großen Zehnten konnte Schöntal 1332 von denen von Hartenstein erwerben; 1489 besaß es die Hälfte des Groß- und Kleinzehnten. Die andere Hälfte rührte von den Grafen von Wertheim zu Lehen und war 1408 im Besitz der von Eicholzheim, 1489 der von Seldeneck und im Jahr darauf ebenfalls des Klosters Schöntal, das seither im Dorf und seiner Gemarkung alleiniger Zehntherr war. Im Jahr 1608 erließ der Abt von Schöntal für Westernhausen eine Dorf- und Gerichtsordnung. Ihr zufolge sollte viermal jährlich Gericht gehalten werden. Beim ersten Termin in jedem Jahr, am Dreikönigstag (6. Januar), wurden alle Gemeindeämter – Heiligenpfleger, Mühlmeister, Grabenmeister, Feuer- und Wasserbeseher, Brotwieger und Weinschätzer – neu besetzt. Die beiden alten Bürgermeister legten bei gleicher Gelegenheit Rechnung, und anschließend wurden aus dem Kreis der Gemeinde zwei neue Bürgermeister gewählt. Nach dem Anfall an Württemberg gehörte Westernhausen bis 1810 zum Oberamt Schöntal, bis 1811 zum Oberamt Ingelfingen, danach zum Oberamt, seit 1938 Landkreis Künzelsau. Bis 1835 gehörte die dann verselbständigte Gemeinde Muthof mit allen Wohnplätzen zu Westernhausen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerung hatte unter den Verheerungen während des Dreißigjährigen Kriegs und unter Truppendurchzügen im Jahr 1695 schwer zu leiden. 1634 starben 113 Einwohner an der Pest; 1684 und 1781 wurde der Ort erneut von Seuchen heimgesucht. Einem Schatzungsregister von 1664 ist zu entnehmen, dass Westernhausen damals etwa vierhundert Einwohner hatte; am Ende des Alten Reiches waren es rund 590 Seelen. Wegen der Hanglage der meisten Felder war die Landwirtschaft in Westernhausen stets besonders mühsam. Der Schwerpunkt lag auf der Rindvieh-, Schweine- und Schafzucht. Der Weinbau spielte keine große Rolle, und doch verpflichtete sich das Kloster Schöntal, das wegen des Weinzehnten mit der Gemeinde in Streit lag, 1517 zum Bau einer Kelter. Ein kleiner Kelterbau datiert von 1665. 1315 ist eine Mühle bezeugt, die von den Pfal von Aschhausen dem Erzstift Mainz zu Lehen aufgetragen, jedoch 1322 im Tausch gegen 6 Morgen Weingärten wieder allodifiziert wurde. 1658 kam sie an das Kloster Schöntal, aber schon im Jahr darauf wieder in private Gommersdorfer Hand. 1704 war in Westernhausen ein Salpetersieder tätig. Im Dorf gab es damals zwei Speise- und drei Schildwirtschaften.

Name: abgegangene Burg der Herren von Westernhausen – abgegangene Burg Stein (1302)
Datum der Ersterwähnung: 1306 [1306/57]

Ersterwähnung: 1225
Kirche und Schule: Die auf einem Bergvorsprung am südlichen Ende des Dorfs gelegene Kirche wurde 1742/44 im Auftrag des Klosters Schöntal neu gebaut. Es handelt sich um einen einfachen Saalbau mit schräg eingezogenem Chor. Ein Pfarrer (»plebanus«) ist erstmals 1225 bezeugt. Das Patrozinium des heiligen Martin wurde 1684 in einer Zeit hoher Sterblichkeit infolge von Seuchen um das des heiligen Sebastian ergänzt. 1299 erhielt die Kirche, die offenbar ursprünglich Mittelpunkt eines größeren Pfarrverbands war, durch Stiftung einen Marienaltar. Das Patronatsrecht hatten in der Nachfolge der Herren von Boxberg-Krautheim seit 1327 die Ritteradligen von Hardheim; 1566 traten sie es im Tausch gegen Güter zu Hirschlanden an das Kloster Schöntal ab. Die Zisterzienser ließen 1609, nachdem sie das alte an einen Zimmermann verkauft hatten, ein neues Pfarrhaus errichten. Seit 1682 wurde die Pfarrei durch einen Schöntaler Konventualen versehen. Ein Schulmeister ist 1704 in Westernhausen nachzuweisen. Eine Westernhauser Franziskanerinnenklause ist außer in einem Flurnamen nur in einer einzigen Urkunde von 1406 dokumentiert. »Guta Bane, magistra claustri ordinis tertiae regulae S. Francisci«, stiftete ein Viertel des großen und kleinen Zehnten in Sindeldorf und zu Sershof, einen Hof in Winzenhofen und einen Weingarten in Crispenhofen an die Pfarrei Winzenhofen, auf dass der Pfarrer einmal pro Woche in der Kirche von Westernhausen eine Messe lese. Im Falle der Vernachlässigung dieser Pflicht sollten die Stiftungsgüter an die Franziskanerinnen in Westernhausen zurückfallen. Evangelische zu Schöntal.
Patrozinium: St. Martin und seit 1684 St. Sebastian
Ersterwähnung: 1225

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