Haarstrang-Widderchen

Seit den 1950er Jahren gilt der Falter in Deutschland als ausgestorben

Beitrag von Naturkundemuseum Karlsruhe

 Präparat eines Haarstrang-Widderchens [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Robert Trusch]
Präparat eines Haarstrang-Widderchens [Quelle: Naturkundemuseum Karlsruhe, Foto: Robert Trusch]

Das Haarstrang-Widderchen (Zygaena cynarae) gilt seit den späten Fünfzigerjahren in Deutschland als ausgestorben. An der letzten bekannten Fundstelle in Deutschland in der Oberrheinebene bei Mannheim wurde diese tagaktive Nachtfalterart über mehr als 100 Jahre lang regelmäßig dokumentiert – bis zum letzten Nachweis im Jahr 1957.

Haarstrang-Widderchen gehören zu den Rotwidderchen (Zygaeninae). Im Volksmund werden sie auch als „Blutströpfchen“ bezeichnet. Diesen Namen erhielten sie wegen ihrer auffälligen roten Flecken auf den blauschwarzen Flügeln. Diese Warnfarbe macht sie unverwechselbar und zeigt ihren Fressfeinden an, dass sie ungenießbar sind. Denn Haarstrang-Widderchen – so wie auch alle anderen Rotwidderchen – sind giftig und riechen sogar nach Blausäure!

So gut wie sie vor Fressfeinden geschützt sind, so sensibel sind sie jedoch auch gegenüber gewissen Giftstoffen in der Luft. Da Widderchen bei Luftverschmutzung schon lange vor anderen Tier- und Pflanzenarten verschwinden, sind sie hervorragende Indikatoren für kontaminierte Luft.

Literatur

  • Rennwald, Erwin/Sobczyk, Thomas/Hofmann, Axel, Rote Liste und Gesamtartenliste der Spinnerartigen Falter (Lepidoptera: Bombyces, Sphinges s.l.) Deutschlands, in: Rote Liste gefährdeter Tiere, Pflanzen und Pilze Deutschlands, Band 3: Wirbellose Tiere (Teil 1), hg. von Binot-Hafke, Margret/Balzer, Sandra/Becker, Nadine/Gruttke, Horst/Haupt, Heiko/Hofbauer, Natalie/Ludwig, Gerhard/Matzke-Hajek, Günther/Strauch, Melanie (Naturschutz und Biologische Vielfalt 70/3), Münster 2011, S. 243-283.
  • Tarmann, Gerhard M., Widderchen (Zygaenidae). Sensible Zeigerarten für kontaminierte Luft, in: Nachrichtenblatt der Bayerischen Entomologen 68,3/4 (2019), S. 137-143.
  • Ulrich, Rainer, Tagaktive Nachtfalter, Stuttgart 2018.
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