Linachtalsperre

Die Staumauer der Linachtalsperre bei Vöhrenbach, Foto von Willy Pragher, 1959, Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 057462b
Die Staumauer der Linachtalsperre bei Vöhrenbach, Foto von Willy Pragher, 1959, Quelle: Landesarchiv BW, StAF W 134 Nr. 057462b

Die Linachtalsperre liegt im Linachtal, einem Seitental der Breg, auf der Gemarkung der Gemeinde Vöhrenbach im Schwarzwald-Baar-Kreis. Die Entfernung nach Karlsruhe beträgt etwa 190 km, nach Freiburg 53 km und nach Donaueschingen 21 km. Die heute unter Denkmalschutz stehende Talsperre ist die einzige aus Beton hergestellte Gewölbereihenstaumauer in Deutschland. Nach diesem Bauprinzip wurden auch in anderen Ländern, darunter den USA, Belgien, Italien, der Schweiz und in Frankreich, Staumauern errichtet. Eine ähnliche Pfeilerstaumauer findet sich in Deutschland nur noch mit der Oleftalsperre, bei der es sich jedoch um eine in Pfeilerzellenbauweise errichtete Staumauer handelt.

Die Talsperre wurde von 1922 bis 1925 durch die Gemeinde Vöhrenbach errichtet. Mit dem Bau sollte nach einem Beschluss des Gemeinderates das örtliche Elektrizitätswerk entlastet und kostengünstiger Strom für die lokalen Betriebe erzeugt werden. Die Finanzierung des umfangreichen Bauvorhabens erfolgte über Holzeinschlag und den Verkauf des Stadtwaldes. Allerdings überstiegen die Baukosten infolge schlechter Witterung und der Inflation den Planungsansatz deutlich, sodass wesentlich mehr Holz verkauft werden musste, als geplant war.

Bis zum Dezember 1923 waren die Anlagen soweit fertiggestellt, dass erstmals probeweise Strom erzeugt werden konnte. Zu diesem Zweck wurden im Turbinenhaus zwei Francis-Turbinen von je 340 PS Leistung und eine Pelton-Turbine mit 60 PS installiert. Das 1922 bis 24 im Jugendstil errichtete Kraftwerkshaus liegt rund 2 km unterhalb der Talsperre. Das Wasser wird vom Stausee über einen 315 m langen Stollen und eine 1.665 m lange Druckrohrleitung zum Wasserschloss und anschließend über die 234 m lange Fallrohrleitung mit 80 m Höhendifferenz auf die Turbinen geleitet.

Die Talsperre erhebt sich rund 25 m über die Talsohle, die Bauwerkskrone liegt auf 849,5 m über NN. Die Staumauer ist 143 m lang und hat aufgrund der besonderen Bauweise ein Bauwerksvolumen von nur etwa 10.000 Kubikmetern. Bei Volleinstau liegt der Wasserspiegel auf 847,45 m bei einem Volumen von 1,15 Millionen Kubikmetern und einer Wasseroberfläche des Stausees von rund 11 Hektar. Der Stausee ist fast 1 km lang.

Die Linachtalsperre war die erste Stahlbetonstaumauer Deutschlands und gehört zu einigen wenigen noch erhaltenen freitragenden Talsperren in Europa. Die ersten Gewölbereihenstaumauern dieses Typs wurden in den USA errichtet. Der Vorteil dieses Bauprinzips ist der geringe Materialeinsatz; im Vergleich mit herkömmlichen Mauern können bis zu 70 Prozent an Material und Baukosten eingespart werden. Die Staumauer besteht aus dreizehn geneigten, gegliederten und zur Talseite hin offenen Gewölbemauern, die die Abstände zwischen den Pfeilern überspannen. Die Stützpfeiler werden durch ein System aus Querriegeln sowohl vertikal wie horizontal ausgesteift, um die auftretenden Lasten über die Pfeiler in den Untergrund zu leiten. Bei einer herkömmlichen Gewölbemauer erfolgt die Einleitung der Wasserlasten dagegen horizontal in die Talflanken. Die Spannweite der Gewölbe beträgt 10,4 m, ihre Wandstärke im unteren Bereich 0,6 m und im oberen Bereich 0,5 m.

Nach einer durch die Inflation bedingten Baupause im Jahr 1923 konnten die Arbeiten ab August 1924 fortgesetzt und Ende 1925 vollendet werden. Der erste Vollstau der Talsperre erfolgte dann am 31. Mai 1926. In den Jahren 1937, 1940 und 1942 wurden die alten Turbinen durch drei neue Francis-Turbinen mit einer Leistung von 2 x 175 kW und 1 x 110 kW ersetzt, die bis heute funktionsfähig sind. Der Kraftwerksbetrieb wurde 1969 aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt, doch blieb die Anlage erhalten. Der Stausee wurde 1988 aus Sicherheitsgründen abgelassen. In den 1990er Jahren begannen Überlegungen und Aktivitäten zur Reaktivierung des Kraftwerkes und der Talsperre. Ab 1998 wurde in einem Ausleitungskraftwerk wieder Strom erzeugt. Ein 1999 gegründeter örtlicher Förderverein bemühte sich um die Instandsetzung der Staumauer, die zwischen 2006 und 2007 denkmalgerecht mit einem Aufwand von rund 7 Millionen Euro und hohen öffentlichen Zuschüssen erfolgte. Im Frühjahr 2007 begann der Probeeinstau, im Herbst des Jahres wurde der erste Vollstau erreicht und die Talsperre zum 15. Dezember 2007 offiziell wieder in Betrieb genommen. Seit dem 25. Juni 2008 liegt auch die Betriebsgenehmigung vor. Das Kraftwerk an der Linachtalsperre mit einer elektrischen Leistung von 0,630 MW soll jährlich bis zu 1,2 Millionen kWh einspeisen.

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