Von Epfendorf bis Rottenburg am Neckar

Sulz am Neckar zwischen steilen Talwänden - Bild LABW/Wolfgang Merz
Sulz am Neckar zwischen steilen Talwänden - Bild LABW/Wolfgang Merz

Erst flussabwärts, wo der Neckar das von Steinsalzlagern durchsetzte Anhydrit- und Gipspaket des Mittleren Muschelkalks erreicht, weitet sich das Tal und wird siedlungsfreundlicher. Allerdings steigen die Talflanken, etwa bei Oberndorf, bis zu 170 m an. Flussabwärts machen solche Steillagen die malerische Kulisse der Altstadt von Horb aus, die sich, eng an den Talhang schmiegend, bis zu der fast auf der Hangoberkante stehenden Stiftskirche hinaufzieht. Speziell im Mittleren Muschelkalk nimmt der Neckar über zahlreiche, an den Talhängen oft kräftig schüttende Karstquellen sowie Zuflüsse aus einzelnen tief eingeschnittenen Seitentälern vermehrt Wasser der Gäuhochfläche auf. Lange Zeit war dieses mit Fäkalien oder Industrieabwässern stark verunreinigt. Erst durch die Ausweisung ausgedehnter Wasserschutzgebiete in den Bacheinzugsbereichen auf der Hochfläche verbesserte sich die Wasserqualität des Neckars soweit, dass hier schließlich wieder Fischzuchtanlagen, wie bei Oberndorf, angelegt werden konnten. Die Gewässergüte wird dennoch derzeit am gesamten Oberlauf als mäßig belastet eingestuft, so die Karte der Gewässergüte der Fließgewässer Baden-Württembergs 2004, was u.a. darin begründet liegt, dass der Fluss vom Ursprung bis Rottenburg nahezu durchgängig von stärker besiedelten Gemeinden begleitet wird, die der Landesentwicklungsplan den Verdichtungsbereichen im ländlichen Raum zuordnet. An den Quellaustritten im Neckartal kommt es bei Vermischung des kalkhaltigen Karstwassers mit der Außenluft zum Absatz oft mächtiger Süßwasserkalktuffe. Auf einem solchen Tuffblock steht die Altstadt von Oberndorf. Vereinzelt gelangt auch das gelöste Steinsalz über Quellwasser an die Erdoberfläche. Im Mittelalter etwa war der Salinenbetrieb für die Neckartalorte Sulz und Fischingen von erheblichem wirtschaftlichem Belang. Und noch heute gilt dies für Bad Niedernau mit seinem Sol-Säuerling, für dessen Entstehung zudem die Nachwirkungen des tertiären Vulkanismus mit hohen Erdwärmetemperaturen verantwortlich sind.

Mit Aufnahme der Glatt zwischen Sulz und Horb bei Neckarhausen gewinnt der Neckar weiter erheblich an Wasserkraft – bei Horb mittlerer Abfluss 14,3 Kubikmeter/Sekunde – sodass er ab hier früher zur Langholzflößerei im Schwarzwald geschlagener Bäume genutzt werden konnte. Besonderes Gewicht erhielt die Neckarflößerei, als die württembergische Regierung 1828/29 den Fluss zur Floßstraße ausbauen ließ. Bis 1899 wurde sie betrieben, ohne aber je die Bedeutung der Murg-, Kinzig- oder Nagoldflößerei zu erreichen. Doch wird ihr historischer Nachhall über diesbezügliche Denkmäler in zahlreichen Neckarorten fassbar. Der Ausbau erforderte neben einer Vereinheitlichung des Fließgefälles eine gewisse Flussbegradigung, womit der nun weithin eingedämmte Neckar im Tal Raum für Straße und später Eisenbahn freigeben konnte. Zugleich wurde versucht – etwa durch Anlage von Stauwehren – dem Hochwasser beizukommen, für das das Neckartal selbst in seinem Oberlauf besonders anfällig ist. Als primärer Sammelraum des Oberflächenwassers aus dem Schichtstufenland zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb kennzeichnen den Fluss nämlich starke Abflussschwankungen in Form oft extremen Niedrig- und Hochwassers. Am Pegel Horb stehen derzeit beispielsweise Niedrigstwerte von 3,47 Kubikmeter/Sekunde Hochwasserabflussmengen von bislang 549 Kubikmeter/Sekunde gegenüber.

Bis kurz vor Rottenburg, Landkreis Tübingen, wo sich das Tal noch einmal deutlich verengt, bleibt der Neckar im Muschelkalk. Hier beeinflussen seinen Lauf einzelne der tektonischen Störungen, die teilweise gitterartig angeordnet sind und sich meist wenig im Gelände abzeichnen. Insbesondere zeigt sich dies an dem auffallenden, erst nach Norden und dann nach Osten gerichteten Neckarbogen zwischen Sulz-Fischingen und Horb. Dieser geht auf eine von Nordwest nach Südost angelegte grabenartige Störung zurück, die zu einer ganzen Reihe gleichgerichteter tektonischer Verwerfungen gehört, von denen der bekannteste der erdbebenreiche Zollerngraben ist. Im Fall des erwähnten Neckarbogens macht sich die Störung morphologisch insofern bemerkbar, als im Grabenbereich der Untere Keuper stärker über dem Muschelkalk nach Nordwesten vorstößt. Der Neckar sucht beim Eintritt in die Störungszone die hier nur wenig erhöhte Keuperstufe zu umrunden. Kurz darauf wird der Fluss jedoch von einer anderen Störung – jetzt parallel zum Albrand von süd-südwestlich nach nord-nordöstlich verlaufend – nach Osten Richtung Rottenburg gezwungen.

Mehr zu Gemeinden, landschaftlichem Erscheinungsbild und Sehenswertem am Fluss finden Sie hier: 

von Epfendorf bis Horb

von Horb bis Rottenburg

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