Württemberg, das Haus Urach und Monaco

Der Fürstenpalast in Monaco-Ville auf einer Postkarte der Édition d’Art, Rostan & Meunier in Nizza. Um 1200 als genuesische Festung errichtet, erfuhr der Bau im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Änderungen. Der Palast, der bis heute die Residenz der Fürstenfamilie von Monaco ist, vereinigt Stilelemente der Renaissance, des Barock und des Historismus. Vorlage: Landesarchiv BW, HStAS GU 99 Nr. 668
Der Fürstenpalast in Monaco-Ville auf einer Postkarte der Édition d’Art, Rostan & Meunier in Nizza. Vorlage: Landesarchiv BW, HStAS GU 99 Nr. 668

Im November 2015 sah Dr. Thomas Fouilleron, Direktor des Archivs und der Bibliothek des Fürsten von Monaco, im Hauptstaatsarchiv neben Briefen der Fürsten von Monaco auch seltene Fotos vom Grimaldi-Palast ein, die für dessen Renovierung relevant sind.

Wieso finden sich im Hauptstaatsarchiv Unterlagen zu Monaco? Um diese Frage zu beantworten, muss man in die Geschichte der Fürstenhäuser Grimaldi (Monaco) und Württemberg bzw. Urach eintauchen.

Die Geschichte begann 1863, als Prinzessin Florestine von Monaco (1833–1897), Tochter von Fürst Florestan I. und Schwester von Fürst Charles III., den verwitweten Grafen Wilhelm von Württemberg (1810–1869) heiratete. Dieser hatte aus der ersten Ehe nur Töchter und keinen Sohn, der den Fortbestand der gräflichen Linie des Hauses Württemberg, einer Seitenlinie des Königshauses, garantierte. Also heiratete er ein zweites Mal. 1867 wurde er durch Karl König von Württemberg zum Herzog von Urach erhoben, kurz darauf seine Kinder zu Fürsten und Fürstinnen von Urach. Den Grafentitel behielt die Familie bei. Für das Haus Grimaldi bedeutete die Heirat einen Prestigegewinn, war doch der Bräutigam Mitglied der Seitenlinie eines Königshauses. Deren Fortbestand wurde mit den Geburten von Wilhelm (II.) Herzog von Urach (1864–1928) und Karl Fürst von Urach (1865–1925) gesichert.

Nach dem Ableben ihres Gemahls 1869 lebte Florestine mit den beiden Söhnen zeitweise in Monaco, wo Letztere auch die Schule besuchten. Die Beziehungen zu Monaco blieben auch nach deren Rückkehr nach Deutschland eng. Häufig besuchten die Brüder ihre Verwandten im Fürstentum. Mit ihrem Vetter Fürst Albert I. waren Wilhelm und Karl befreundet. Der Fürst erwog sogar, Angehörige des Hauses Urach als seine Erben einzusetzen, da das Verhältnis zu seinem Sohn, dem späteren Fürsten Louis II., beeinträchtigt war. Zudem hatte Louis kein eheliches Kind, sondern aus der Verbindung mit einer algerischen Wäscherin nur eine uneheliche Tochter, Charlotte Louvet. Als jedoch die Regierung Frankreichs von den Absichten des Fürsten hörte, intervenierte diese sofort. Ein deutscher Adliger aus dem Hause Urach als Fürst von Monaco war für Frankreich absolut inakzeptabel. Schließlich erließ Fürst Albert I. 1911 eine neue Thronfolge-Regelung, nach der das Haus Urach von der Thronfolge ausgeschlossen und Charlotte Louvet als Thronfolgerin eingesetzt wurde. Später heiratet Charlotte den Grafen Pierre de Polignac, der auf seinen Namen und seine Titel verzichtete und den Namen Grimaldi annahm. Aus dieser Ehe ging unter anderem Fürst Rainier III., der Vater des jetzigen Fürsten Albert II., hervor.

Durch die Heirat Florestines gelangten auch Unterlagen, wie Ansichten von Monaco und Briefe von Fürsten und Fürstinnen des Herrscherhauses, in das Archiv der Herzöge und Fürsten von Urach Grafen von Württemberg. Dieses wird seit 1987 als Depositum unter Eigentumsvorbehalt im Hauptstaatsarchiv Stuttgart verwahrt und erschlossen.

 Eberhard Merk

Quelle: Archivnachrichten 52 (2016), S.24-25.

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