Geodaten

Von Kai Naumann

Rasterdaten (topographische Karte) mit Typen von Flächennutzungsplänen als Vektordaten, (Quelle: Geoportal Raumordnung (Ausschnitt), betrieben von Verkehrsministerium, Regierungspräsidien und den Trägern der Regionalplanung)
Rasterdaten (topographische Karte) mit Typen von Flächennutzungsplänen als Vektordaten, (Quelle: Geoportal Raumordnung (Ausschnitt), betrieben von Verkehrsministerium, Regierungspräsidien und den Trägern der Regionalplanung)

Definition der Quellengattung

Als Geodaten werden digitale Informationen bezeichnet, denen eine bestimmte räumliche Lage auf der Erdoberfläche zugewiesen ist. Diese Zuweisung heißt Georeferenzierung. Geodaten repräsentieren mit Punkten, Rastern oder geometrischen Formen real vorhandene Entitäten oder imaginäre Punkte. Geodaten werden unterschieden in solche, die den Raumbezug herstellen (in Deutschland „Geobasisdaten“, in der Schweiz „Georeferenzdaten“) und solche, die den Raumbezug durch besondere Fachinformationen anreichern, die sogenannten Geofachdaten. Geodaten dienen den raumbezogenen Wissenschaften zur Anreicherung und Verknüpfung von Informationen. Sie finden in der öffentlichen Verwaltung und der Industrie seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert für vielfältigste Zwecke Anwendung. Im Katasterwesen dienen sie auch der Sicherung von Eigentum und Rechten.

Historische Entwicklung

Seitdem die Informatik Sachverhalte über die gesamte Landesfläche verarbeitet, waren Referenzen auf Bezirke (Gemarkungen, Gemeinden, Kantone) ein wesentlicher Schlüssel zur Bewältigung der statistischen Aufgaben. Auch wurden schon seit jeher Raster über die Erdoberfläche gelegt, um z.B. die Geländehöhe an regelmäßig definierten Punkten zu ermitteln. Die eigentliche Geoinformatik begann in dem Augenblick, als solche Punkte und Umrisse in digitaler Form erfasst und georeferenziert werden konnten. Seit den 1970er Jahren ließ sich hieraus der Vorteil erzielen, Informationen durch Verschneidung (auch bekannt als räumliche Abfrage) automatisch zusammenführen zu können. Ab den späten 1980er Jahren kam der Vorteil einer flexibleren Fachkartographie hinzu, denn die Computersysteme erlaubten es nun, durch Kombinieren verschiedener Geodaten anschauliche Spezialkarten für jeden Anlass in kurzer Zeit zu erstellen.

Vorläufer der Geodaten sind Karten, aber auch Buchwerke und Karteien mit Sachverhalten über die Erdoberfläche, zum Beispiel Grundbücher, Kataster, Lagerbücher, Urbare oder Beraine.

Aufbau und Inhalt

Geodaten stellen sich in der Nutzung als fast beliebig skalierbare, oft teiltransparente Ebenen dar, die mit anderen Geodaten in einem Geoinformationssystem kombiniert werden können. In der Lagerung handelt es sich um Dateien mit Metadaten, die Auskunft über den Informationsgehalt geben. Es ist zu unterscheiden zwischen Rasterdaten und Vektordaten.

Beide Formen werden oft mit normierten Metadatensätzen erläutert, insbesondere wenn sie der Öffentlichkeit zugänglich sind.

Vektordaten werden in besonderen Formaten der Geoinformatik dargestellt. Die frühesten Geodaten waren stets punktförmig – einer Koordinate war eine bestimmte Eigenschaft, zum Beispiel Höhe über Normalnull, zugewiesen. Später traten linienförmige und umrisshafte Geodaten (auch als offene und geschlossene Polygone bezeichnet) hinzu. Sind die Punkte in einem regelmäßigen Raster angeordnet, wird von Rasterdaten gesprochen. Rasterdaten sind meist aus gängigen Bildformaten abgeleitet und besitzen zusätzlich Metadaten zur Georeferenzierung.

Überlieferungslage und ggf. (vor)archivische Bearbeitungsschritte

Da Geodatensysteme sich häufig verändern, ist es üblich, dass archivierte Geobasisdaten als sogenannte Zeitschnitte ans Archiv abgegeben werden, also eine Bestandsaufnahme zu einem bestimmten Zeitpunkt wiedergeben. Im Landesarchiv Baden-Württemberg finden sich Geodaten beispielsweise in den Beständen StA Ludwigsburg EL 68 V, GLA Karlsruhe 518-1, HStA Stuttgart EA 2/790, StA Freiburg F 230/2 und StAF Freiburg 23/99.

Quellenkritik und Auswertungsmöglichkeiten

Historische Geodaten bieten den raumbezogenen historischen Wissenschaften die gleichen Auswertungsmöglichkeiten wie aktuelle Geobasisdaten.

Sobald bei historischen Daten datenschutzrechtliche Belange über natürliche Personen nicht mehr zu beachten sind, können auch Personendaten in Geoinformationssystemen visualisiert werden.

Hinweise zur Benutzung

Die meisten Geodaten erfordern ein Geoinformationssystem zur Benutzung. Ausnahmen sind Rasterdaten, die meist in gängigen Bildformaten vorliegen.

Literatur

  • Schramm, Manuel, Digitale Landschaften, Stuttgart 2009.
  • Sensing the Past. Using Geotechnologies to Unlock Space, Place, and History, hg. von Nicola Masini/Francesco Soldovieri, Cham 2017.

Zitierhinweis:  Kai Naumann, Geodaten, in: Südwestdeutsche Archivalienkunde, URL: […], Stand: 29.3.2017.

 

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