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Die "fliegende Brücke" bei Mannheim

"Fliegende Brücke" bei Mannheim, 1669
Fliegende Brücke bei Mannheim, Kupferstich anlässlich der Einweihung, 1669. Auf der Uferseite im Vordergrund warten Kurfürst Karl Ludwig und sein Gefolge auf die Ankunft der Fähre für eine erste Probefahrt. Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg, Graphische Sammlung

Eine „fliegende Brücke“ über den Rhein: Bis zu den Eisenbahnbauten im 19. Jahrhundert waren schwimmende Verbindungen lange Zeit die einzige Möglichkeit, Personen und Güter über den Fluss zu transportieren. Unterhalb von Basel gab es seit 1683 keine einzige feste, auf Pfeilern ruhende Brücke über den Rhein.

Neben geruderten Fähren und stehenden Schiff- oder Pontonbrücken kamen seit dem 17. Jahrhundert sogenannte „fliegende Brücken“ – auch als Gierbrücken bekannt – auf dem Rhein zum Einsatz. Diese Brücken – im Prinzip eine an einem langen Tau geführte Fähre, die von einem zum anderen Ufer pendelt – nutzten zur Fortbewegung die Flussströmung aus. Die erste „fliegende Brücke“ in Deutschland wurde auf Initiative des Pfälzer Kurfürsten Karl I. Ludwig vor 350 Jahren, 1669, in Mannheim in Betrieb genommen – eine kleine technische Sensation für die damalige Zeit. Anlässlich der feierlichen Einweihung erschien ein großer Kupferstich mit Gedichten in Knittelversen. Die ersten beiden Strophen lauten:

Was kann der Mensch nicht tun / mit Vorteil und Verstande!
In Holland segelt man mit Wagen auf dem Sande
So schnell als in der See. Jetzt hat bei uns erdacht
Ein kluger Schiffbaumann / und künstlich ausgemacht

Zu Mannheim eine Brück / die auf dem Wasser stehet /
Und ohne Segels Hülf und Rieme übergehet /
Darauf in einer Fahrt man etlich hundert Mann
Zusammen über Rhein bequemlich führen kann.

Der hier genannte "kluge Schiffbaumann" war Wilhelm Taudpheus, ein Pfälzer aus Bacharach. Im Vergleich zu den bisherigen Ruderponten und stehenden Schiffbrücken bot die Gierfähre entscheidende Vorteile: eine weniger gefährliche Überfahrt, niedrige Unterhaltungskosten und ein geringerer Personalbedarf, da u.a. die menschliche Arbeitskraft zum Rudern entfiel. Die „fliegende Brücke“ in Mannheim hatte Taudpheus zudem so konstruiert, dass sie hohe Transportkapazitäten ermöglichte: „Etlich hundert Mann“ sollen auf dem Lastboden Platz gefunden haben. Mit der Anlage schuf die Kurpfalz eine wichtige Verkehrsverbindung zwischen ihren links- und rechtsseitigen Landesteilen.

 

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