Dunningen - Altgemeinde~Teilort 

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Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0786

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Auf Dunninger Gemarkung, im Händelbrunner Harzwald sowie im Heckenwald, finden sich Grabhügel der Hallstattzeit, römische Siedlungsspuren werden im Bereich der späteren Heilig-Kreuz-Kapelle vermutet. Der Zeit um 610/20 beziehungsweise 620/30 werden zwei reich ausgestattete Frauengräber zugeordnet, die 1965/68 bei Bauarbeiten im Untergrund der Martinskirche entdeckt wurden. Die beiden Frauen werden von der archäologischen Forschung als Angehörige einer auf einem örtlichen Herrenhof ansässigen alemannischen Führungsschicht gedeutet, die sodann um 630/40 oberhalb der Gräber die erste, noch aus Holz gefertigte Kirche Dunningens errichtete. Mit diesen archäologischen Funden, der frühen urkundlichen Nennung von Ort und Kirche 786, der außerordentlich großen Markung, der Ortsnamensendung auf -ingen und nicht zuletzt dem Martins-Patrozinium der einen weiten Umkreis erfassenden Mutterpfarrei gilt Dunningen als zentraler Ort der ältesten alemannischen Siedlungsschicht. In der frühen Neuzeit präsentiert sich das auf hügeligem Hochland zwischen Neckartal und Schwarzwald gelegene Dunningen als großes Dorf mit einem dicht bebauten Kern und im 18. Jahrhundert entstehenden straßendorfartigen Siedlungserweiterungen nach Norden und Westen. Der alte Baubestand wird bei verheerenden Bränden 1736 und 1786 großteils zerstört. Neben der Dorfsiedlung umfasst die Gemarkung vor den Aussiedlungen des 20. Jahrhunderts den nordwestlich gelegenen Weiler Auf der Stampfe, den an Sulgen grenzenden Hof Gifizenmoos sowie den Frohn- oder Berghof, der ursprünglich möglicherweise in Verbindung mit der Burg Neuburgberg an der Eschach steht und 1739 als Lehensgut der Rottweiler Heilig-Kreuz-Bruderschaft 212 Jauchert aufweist. Archäologische Befunde und teilweise auch urkundliche Quellen belegen drei mittelalterliche Burgen: Die den Herren von Kirneck zugeordnete Burg im Ort (»Ziegelhaus«), in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche, die 1465 an die Zimmern und 1523 an die Rottweiler Bruderschaft übergeht und auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte von 1564 noch markant in der Ortsmitte zu erkennen ist. Sodann die Neuburgberg oder Burg im Moose in der Eschachniederung, die 1412 von Hans von Burgberg an Konrad von Rammingen übergeht oder 1415 von Johann von Zimmern, genannt der Lapp, erworben wird. Von der südlich des Ortes, oberhalb des Eschachtals gelegenen Birnburg (Bürnburg) ist kaum mehr als ein Ringwall überliefert. Dunningen weist eine straßendorfartige Siedlungserweiterung nach Norden und Westen auf, im Südosten und Nordosten ausgedehntes, planmäßig angelegtes Neubaugebiet mit etwa rechtwinkligem Straßennetz.
Historische Namensformen:
  • Tunningas 0786
  • Tunningen 1083
  • Tiuinuuang
  • Tiunang
  • Tuningen
Geschichte: In der umfangreichen Schenkung des Grafen Gerold an das Kloster St. Gallen von 786 findet sich mit der urkundlichen Erstnennung auch Dunningen (»Tunningas«), wobei Gerolds Anteil an der dortigen Kirche ausdrücklich ausgenommen wird. Auf Dunningen (»Tiuinuuang«, »Tiunang«), dessen Unterscheidung von dem bei Trossingen gelegenen Tuningen in den mittelalterlichen Quellen allerdings nicht immer eindeutig ist, dürfte es sich auch beziehen, wenn König Ludwig das Kind 902/905 Fiskalgut an das Kloster St. Gallen vertauscht. Unter den frühesten Vergabungen an das 1083 gestiftete Kloster St. Georgen erscheinen auch Güter in Dunningen, 1179 wird der Abtei der auffallend verdichtete Besitz zu »Tuningen« von Papst Alexander III. bestätigt. Als Grundherren begegnen in Dunningen weiterhin die Klöster Rottenmünster seit 1295, Alpirsbach seit 1309, Oberndorf (Augustinerinnen) seit 1331 und später auch Wittichen. Ortsadel erscheint mit »Burchardus de Dunningen« lediglich 1222. Eine herausragende Rolle über mehrere Generationen als Kirch- und Patronatsherren sowie mit Anteilen an der Grund- und Leibherrschaft in Dunningen spielen die seit 1315 hier in den Quellen belegten Herren von Kirneck. 1336 wird Bruno von Kirneck als Kirchherr zu Dunningen genannt, 1352 erwirbt Johann von Kirneck der Junge das Patronatsrecht vom Rottweiler Patrizier Johannes Kanzler. Unter dem wachsenden Druck der in den Dunninger Filialorten Herrenzimmern und Seedorf herrschenden Herren von Zimmern geben die Kirneck bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts schrittweise ihre Position in Dunningen auf, zuletzt 1465 ihre bei der Kirche gelegene Burg, und 1471 können die Zimmern auch Kirchensatz und Zehnten erwerben. Stetig wachsender Besitz von Bürgern, Stiftungen und Klöstern der aufstrebenden Reichsstadt Rottweil lässt sich bis in das 14. Jahrhundert zurückverfolgen. Die neuere Forschung sieht das reichsunmittelbare Dorf Dunningen, dessen Gemeinde sich 1435 freiwillig durch Vertrag der Herrschaft Rottweils unterstellt, als Bestandteil einer in Rottweil konzentrierten lehenbaren Reichsvogtei in der Hand der Herzöge von Zähringen und später der Herzöge von Teck. Rottweil, das 1435 neben der über die Freie Pürsch bereits innehabenden Hochgerichtsbarkeit auch die Ortsherrschaft und die Einsetzung des Vogts erlangt, während die Gemeinde sich die Zuständigkeit für Schultheiß und Gericht vorbehält, gliedert Dunningen in sein Obervogteiamt ein. 1523 erwirbt die Rottweiler Heilig-Kreuz-Bruderschaft von den Herren von Zimmern Kirchensatz, Großzehnt und weitere Rechte in Dunningen. 1739 verteilt sich die zersplitterte Dunninger Grundherrschaft auf mehr als zwölf Inhaber: Die Reichsstadt und die vom Magistrat verwalteten frommen Stiftungen kommen auf einen Anteil von 52,2 Prozent an der Dunninger Grundherrschaft, weitere 15,4 Prozent entfallen auf Rottweiler Kirchen, Altarpfründen, Klöster, Orden und Bürger, 7,4 Prozent auf Heiligenpflegen der reichsstädtischen Landschaft und lediglich 18,7 Prozent auf »ausländische« Klöster (St. Georgen in Villingen, Wittichen, Rottenmünster) und sonstige Inhaber; 6 Prozent muss sich Rottweil mit auswärtigen Berechtigten teilen. Die Rottweiler Heilig-Kreuz-Bruderschaft unterhält in Dunningen als Großzehntherrschaft eine Zehntscheuer in der Nähe der Kirche. Die »gemaind Tuningen« begibt sich 1435 freiwillig durch Vertrag unter Rottweiler Herrschaft. Seit 1437 trägt die Bauernschaft einen jahrelangen Streit mit den Herren von Kirneck wegen eines Hauses an der Kirchhofmauer aus, das die Dunninger für sich beanspruchen. Die Gemeinde verfügt mit Allmenden von angeblich 4148 Jauchert (1810) über umfangreichen genossenschaftlichen Gemeinbesitz (gegenüber 3550 Jauchert individuell genutztem Grund und Boden 1773), von dem mit Zustimmung der Obrigkeit bereits seit 1678 Verkäufe stattfinden. Die große Gemeinde unterhält im ausgehenden 18. Jahrhundert zur Erfüllung ihrer öffentlichen und genossenschaftlichen Aufgaben ein umfangreiches Ämterspektrum von Vogt, Schultheiß und elf beziehungsweise zwölf Richtern über Feldrichter, Bauernvögte, Feuerbeschauer, Schwörmeister, Kirchenvögte, Hirtenmeister, Ross- und Viehschätzer, Bettelvogt, Kirchen- und Kapellenpflegern bis hin zu Waldknecht, Holzschläger, Feuerreitern, Spritzenmeister, Nachtwächter, Brunnenmacher, Büttel, Mesner, Schulmeister und Hebamme. Zusammen mit seinen Kollegen aus Deißlingen und Winzeln hat der Dunninger Ortsvorsteher im 18. Jahrhundert als Stabsvogt eine quasiamtliche Sprecherfunktion innerhalb der reichsstädtischen Landschaft. In den mit Unterbrechungen von 1684 bis 1783 währenden Untertanenkonflikten im Rottweiler Landgebiet um die Verteilung der Militär- und Steuerlasten zwischen Stadt und Land sowie dem städtischen Wirtschaftszwang über die Landorte als den zentralen Streitpunkten nehmen die Gemeinde Dunningen und ihre Stabsvögte vielfach eine Führungsrolle wahr. In besonders markanter Weise gilt dies im zweiten Landschaftskonflikt von 1773 bis 1783 für »Landtschaffts Vogt« Matheus Müller, einen reichen Großbauern und Gastwirt aus Dunningen. Zuvor dem Obervogteiamt der Stadt Rottweil eingegliedert, fiel Dunningen 1803 an Württemberg. Bis 1808 gehörte es zum Landoberamt, danach zum Oberamt Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Kirchenbücher weisen einen Anstieg der Osterkommunikanten von 525 (1708) über 622 (1725) auf 700 (1731) aus, sodann einen Rückgang auf 655 (1755) und 607 (1779) und schließlich einen erneuten Zuwachs auf 677 (1802) und 764 (1808). 1732 werden circa 800 Pfarrangehörige (»parochiani«) und 1802 975 Seelen gezählt, 1740/41 werden 201, 1802 nur noch 180 Steuerkontribuenten ermittelt. Auch Dunningen erfährt nach den Bevölkerungsverlusten des 30jährigen Kriegs eine Zuwanderung aus der Schweiz (17 von insgesamt 96 auswärtigen Ehepartnern zwischen 1651 und 1699) und sodann im 18. Jahrhundert, bei wachsendem Bevölkerungsdruck, eine beträchtliche Auswanderung vor allem in den habsburgischen Donauraum. Wie alle Ortschaften des Rottweiler Landgebiets ist auch Dunningen bis zum Übergang an Württemberg 1802/03 ein ausschließlich landwirtschaftlich bestimmtes und – als Folge des eine ländliche Gewerbeentwicklung verhindernden reichsstädtischen Handwerkerzwangs – nahezu gewerbefreies Bauerndorf. Mit einem Anteil von 29,7 Prozent (1054 Jauchert Eigengüter gegenüber 2496 Jauchert grundherrschaftlich gebundenem Boden) weist Dunningen einen vergleichsweise hohen bäuerlichen Eigenbesitz auf. 1773 lässt sich ein Verhältnis von 2759 Jauchert Ackerfeld zu 538 Jauchert Wiesen ermitteln, wobei für die genossenschaftlich organisierte Viehhaltung überdies die umfangreichen Allmenden zur Verfügung stehen. Der bäuerliche Besitz ist auch in Dunningen höchst einseitig verteilt: Die 49 Bauern des Dorfes haben 1772/73 81,2 Prozent des individuell genutzten Grund und Bodens inne, wobei ihr Anteil bei den Lehensgütern bei 94 Prozent, beim Eigenbesitz dagegen nur bei 51 Prozent liegt. Der Majorität der 103 landarmen Taglöhner bleiben überwiegend nur Klein- und Zwerganwesen – und die Notwendigkeit zum Zuverdienst außerhalb des eigenen Betriebs. Der zwischen Rottweil und seinen Untertanendörfern 1698 abgeschlossene Landschaftsrezess garantiert Dunningen je einen Schmied, Wagner, Schneider, Maurer und Zimmermann, wobei die Schmiedstelle bereits 1687/88 mit einem Stadthandwerker besetzt wird. 1740/41 werden neben zwei Wirten und zwei Müllern immerhin drei Schmiede (darunter offenbar ein Altschmied), zwei Schneider und vier Zimmerleute genannt. Die von Rottweil der Gemeinde gewährte Erlaubnis zum Brennen von Kalk 1660 und 1687 zur Betreibung einer Ziegelhütte wird ausdrücklich auf den örtlichen Bedarf beschränkt. 1791 gestattet die Rottweiler Obrigkeit die Errichtung einer Hammerschmiede. Dunningen erlebt in den Frühen Neuzeit schier endlose innerdörfliche Sozialkonflikte zwischen Bauern und Taglöhnern, die zwischen 1627 und 1793 mindestens 17 Magistratsbescheide und Vergleichsrezesse zeitigen. Hauptstreitpunkte sind der Viehausschlag und die individuelle Nutzung der Allmenden, die Wald- und Holznutzung, die Verteilung der Fronen innerhalb des Ortes, die Kritik an Missständen in der bäuerlich dominierten Gemeinde und nicht zuletzt die Teilhabe der Taglöhner an der Gemeinde und ihren Gremien. Ungeachtet früherer Vereinbarungen und Auflagen wird noch 1793 der Schultheiß allein von den Bauern gewählt und die Gemeinderechnung unter Ausschluss der Taglöhner abgelegt. Die im Rezess von 1793 vorgesehene Vertretung von drei Taglöhnern im Dorfgericht stößt in den Folgejahren offenbar auf weiteren Widerstand bei den Bauern.

Name: Burg der Herren von Kirneck (Ziegelhaus) – Neuburgberg (auch Burg im Moose) – Birnburg

Ersterwähnung: 0786
Kirche und Schule: Die 786 erstmals genannte Kirche zu Dunningen ist die Mutterkirche für zahlreiche Orte der Umgebung, die Verselbstständigung der Filialen Herrenzimmern und Seedorf zieht sich bis in das 18. Jahrhundert hin. Das Patronatsrecht über die Kirche mit Martins-Patrozinium (schriftlich 1418 genannt) steht 1348 und 1352 dem Rottweiler Bürger Johannes Kanzler zu, seit 1352 haben die Herren von Kirneck den Kirchensatz als Lehen der Herzöge von Teck inne, 1471 folgen die Herren von Zimmern und seit 1523 schließlich die vom Rottweiler Magistrat verwaltete Heilig-Kreuz-Bruderschaft. Archäologische Funde dokumentieren eindrucksvoll die bis in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts zurückreichende Baugeschichte der Dunninger Kirche mit dem ersten Holzbau um 620/40, der ersten Steinkirche am Ende des 7. Jahrhunderts, die zu den ältesten Steinkirchen im inneralemannischen Raum überhaupt gerechnet wird, bis hin zu der um 1200 errichteten Chorturmkirche, die entgegen früheren Annahmen nach dem Brand von 1635 lediglich instandgesetzt wird und letztlich bis zum Neubau von 1832 Bestand behält. Östlich oberhalb des alten Dorfes steht die in der Dekanatsvisitation von 1727 erwähnte barocke Heilig-Kreuz-Kapelle. Im Dunninger Rezess von 1793 behält sich die Rottweiler Obrigkeit die Bestellung des Schulmeisters vor und drängt die Gemeinde zu einer angemessenen Versorgung des Lehrers. 1802 werden ein gleichzeitig als Schullokal genutztes Gemeindshaus sowie 130 Schulkinder bei insgesamt 975 Seelen und 143 Familien im Ort genannt. Der Pfarrsprengel umfaßt heute neben Dunningen auch den Gemeindeteil Locherhof der Gemeinde Eschbronn. Kirche St. Martin 1968 gebaut, alter Turm. Der Ortsteil Gifizenmoos zur Pfarrei Sulgen (Stadt und Verwaltungsraum Schramberg). Die Evangelische zur Pfarrei Locherhof.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 1418

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