Harsberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1329

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der aus einer Ansammlung von vielen Wohnplätzen bestehende Ort ist wohl erst im Zuge des Landesausbaus am Übergang vom hohen zum späten Mittelalter entstanden; darauf deuten nicht allein die Namen der verschiedenen Höfe und Weiler hin, sondern auch deren Siedlungsstruktur. Der heutige Hauptort findet nicht vor 1329 Erwähnung (»Hoersberg«); sein Name bezieht sich vielleicht auf den Anbau von Flachs (mittelhochdeutsch »har«). Über die Gemarkung verlief in römischer Zeit der Obergermanische Limes, mitten durch das heutige Baierbach und westlich vorbei an Unter- beziehungsweise Oberhöfen, Harsberg und Renzen; die letzten Reste wurden bereits vor längerer Zeit im Zuge von Straßenbauarbeiten beseitigt. Von den verschiedenen Ortsteilen finden Ober- und Unterhöfen bereits 1314 Erwähnung (»zu den Höfen«, 1365 »Obernhöfen«, 1410 »Undernhofen«), Rohrmühle 1329, Baierbach 1362, Renzen beziehungsweise Altrenzen 1366 (»Reintze in der Oren«), Heuholz 1416 und Beingasse 1417 (»zu der Baumgassen«). Die Höfe Braunenberg, Eichhornshof (1680 »Aychern«), Gänsberg (1796 »Gänshof«), Hasenberg (1680 »Heslach«), Herbenberg, Schmidshof und Strohberg scheinen einer frühneuzeitlichen Ausbauphase anzugehören. Schon seit längerem wüstgefallen sind die Wohnplätze Beckinger Hof und Weihen. Der eine ist zwischen 1384 (genannt »Bokinger«) und 1680 bezeugt und lag vermutlich unmittelbar im Südwesten von Harsberg, der andere begegnet in den Quellen von 1410 (»zum Wehen«) bis ins späte 17. Jahrhundert und ist wohl bei Altrenzen zu suchen. Im Jahr 1680 hatten die größeren Ortsteile folgende Umfänge: Harsberg 17 Häuser, 13 Scheunen; Baierbach 18 Häuser, 11 Scheunen; Heuholz 7 Häuser, 5 Scheunen; Oberhöfen und Beingasse 19 Häuser, 11 Scheunen; Renzen 18 Häuser und 17 Scheunen.
Historische Namensformen:
  • Hoersberg
Geschichte: Infolge einer stark aufgelösten, durch Rodung entstandenen Siedlungsstruktur entfaltete sich im Ohrntal eine einheitliche Herrschaft erst relativ spät. Grundherrliche Gerechtsame, unter denen auch Regensburger Hochstiftslehen (von Ohrn, 1416) eine Rolle spielten, waren während des ausgehenden Mittelalters im Besitz verschiedener Familien des Ritteradels, darunter der von Neuenstein (1314), von Gabelstein (1329), von Krautheim (1361), von Wildenholz, von Berlichingen (1417), von Hornberg (1420) und von Adelsheim (1472, davor von Pfedelbach). Indem diese ihre Befugnisse nach und nach an das Kloster Gnadental, das Stift und das Spital in Öhringen sowie an die Herrschaft Hohenlohe veräußerten, gewann Hohenlohe schließlich die Oberhand und vermochte sich im 16. Jahrhundert vollends als Orts- und Landesherrschaft durchzusetzen. In der Landesteilung von 1553/55 fiel das Gemeindegebiet komplett an die Grafen von Hohenlohe-Waldenburg (Amt Ohrntal), denen fortan bis zur Mediatisierung im Jahr 1806 alle hohen und niederen Obrigkeiten zustanden. In Harsberg bezog Hohenlohe bereits 1410 Einkünfte von zwölf Gütern. 1680 umfasste der von den Grafen abhängige Grundbesitz sieben kleinere und größere Güter mit insgesamt sechzehn Häusern und circa 90 Morgen Äckern, 90 Morgen Wiesen, 8 Morgen Gärten und 28 Morgen Weinbergen. Daneben erscheinen am Ende des 17. Jahrhunderts mit Rechten sehr viel bescheideneren Umfangs der Kirchenheilige von Michelbach, das Spital und das Stift Öhringen und die Herrschaft Hohenlohe-Neuenstein. Auch in Baierbach, Heuholz und Renzen war Hohenlohe-Waldenburg beziehungsweise -Pfedelbach in der frühen Neuzeit die bei weitem bedeutendste Grundherrschaft, teils aufgrund eigener Erwerbungen, teils in der Nachfolge des im Zuge der Reformation aufgehobenen Klosters Gnadental. Daneben begegnen in fast allen Ortsteilen Berechtigungen von Stift und Spital Öhringen. Bäuerliches Eigen ist nur in sehr geringem Umfang bezeugt. Die Zehntrechte auf der Gemarkung scheinen ursprünglich so zersplittert gewesen zu sein wie die Siedlung und die grundherrlichen Gerechtsame. Von Anfang an war das Stift Öhringen am Zehnt beteiligt, daneben die von Ohrn (1/6 in Harsberg, Heuholz, Ober- und Unterhöfen) und die von Pfedelbach beziehungsweise deren Erben von Adelsheim (Unterhöfen und Heuholz). Am Ende des 17. Jahrhunderts war das Stift in Baierbach, Harsberg, Heuholz, Ober- und Unterhöfen alleiniger Inhaber des Fruchtzehnten; in Renzen hatte Hohenlohe-Waldenburg sowohl den Groß- als auch den Kleinzehnt. Harsberg fiel 1806 an Württemberg, Oberamt Neuenstein, 1809 Oberamt, 1938 Landkreis Öhringen nach verschiedenen Umgliederungen einzelner Weiler und Höfe.
Wirtschaft und Bevölkerung: Auf der Basis der überlieferten Häuser- und Untertanenzahlen lassen sich für das frühere und spätere 17. Jahrhundert ungefähre Einwohnerzahlen errechnen, wobei der vom Dreißigjährigen Krieg verursachte Bevölkerungsverlust deutlich erkennbar wird. Harsberg hatte 1612 etwa 140 Einwohner, 1680 nur noch knapp hundert; in Baierbach halbierte sich die Zahl von etwa zweihundert auf hundert und in Oberhöfen (mit Beingasse) von etwa 150 auf hundert. In Renzen lebten um 1680 ungefähr achtzig bis neunzig Menschen, in Heuholz etwa dreißig. Im Lauf des 18. Jahrhunderts nahm die Zahl der Seelen wieder allgemein zu, jedoch von Ortsteil zu Ortsteil in ganz unterschiedlichem Maß. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche bestand am Ende des 17. Jahrhunderts in Harsberg, Heuholz und Renzen annähernd zu gleichen Teilen aus Acker- und Wiesen- beziehungsweise Weideland, in Baierbach, Ober- und Unterhöfen jeweils zu etwa drei Vierteln aus Äckern und nur zu einem Viertel aus Wiesen und Gärten. Zur gleichen Zeit spielte der Weinbau in Harsberg (31 Morgen), Heuholz (26 ½ Morgen) und Renzen (25 Morgen) eine relativ große Rolle; in Baierbach gab es immerhin noch 13 Morgen Weingärten, während die Rebfläche in den übrigen Ortsteilen zu vernachlässigen ist. Im 18. Jahrhundert expandierte der Weinbau auf der Gemarkung weiter. In Heuholz und Renzen bestanden gemeinschaftliche Keltern der Herrschaften Hohenlohe-Waldenburg und -Neuenstein, in Harsberg und Renzen gab es Keltern, die Waldenburg allein gehörten. In Unterhöfen bestand von alters her eine Erbschenke. Die Rohrmühle findet bereits 1329 Erwähnung.

Kirche und Schule: Von jeher gehörte das ganze Ohrntal zum Sprengel der Öhringer Stiftskirchenpfarrei. Erst 1525 wurden mit Ausnahme der am nördlichsten gelegenen Ortsteile Baierbach, Unterhöfen, Schmidshof und Rohrmühle, die bei Öhringen blieben, alle zu Harsberg gehörigen Weiler der neu gegründeten Pfarrei Untersteinbach zugeschlagen. Schulisch waren die verschiedenen Wohnplätze bis ins 19. Jahrhundert der jeweiligen Pfarrei zugeteilt. Katholiken zu Pfedelbach.

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