Deizisau 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.deizisau.de
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Einwohner: 6620
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 1.28
Max. Höhe ü. NN (m): 349.34
Min. Höhe ü. NN (m): 236.08
PLZ: 73779

Die Gemeinde liegt im nördlichen Landkreis Esslingen, im Osten der Filderebene, wo sie bis an den Rand des von Süd nach Westen scharfen abbiegenden Neckartals (Plochinger Kopf) reicht. Ihre Nordgrenze greift bis zum bzw. teilweise über den ostwestgerichteten, kanalisierten, hier schiffbaren Neckar aus. Von rd. 241 m über NN im Westen, an der Mündung der Körsch in den Neckar, steigt das Gemeindegebiet nach Süden bis auf 345 m auf den Fildern an. Auch hier wird die lößüberdeckte Schwarzjuraplatte intensiv ackerbaulich genutzt und ist lediglich am nordwestlichen Abfall, sowie im Osten (Plochinger Kopf) bewaldet. Das Dorf am Südhang des Neckartals dehnte sich vor allem mit dem Zustrom an Flüchtlingen und Heimatvertriebenen kräftig aus und wuchs dann nach Osten bzw. Südwesten weiter. Der sanierte Ortskern mit seinen Fachwerkhäusern, der restaurierten, zur Begegnungsstätte ausgebauten historischen Zehntscheuer und der zum Treffpunkt umgewidmeten alten Kelter sowie dem Rathausneubau (1990) brachte neue Attraktivitätsimpulse in die vorrangige Wohngemeinde. Nördlich des Neckars stehen Teile des Steinkohle-Blockheizkraftwerkt Altbach-Deizisau auf Gemeindegebiet. Ihm gegenüber ließen sich in der Neckaraue namhafte Unternehmen auf größeren Industrie- und Gewerbearealen nieder. Deizisau liegt direkt an der vierspurig ausgebauten B10 und bietet über den Haltepunkt im benachbarten Altbach Zugang zur S-Bahn nach Esslingen und Stuttgart. 1802/03 fiel der er mit Esslingen an Württemberg und kam zum Oberamt bzw. 1938 zum Landkreis Esslingen.

Am Neckar zwischen Plochingen und Esslingen gelegen, besitzt Deizisau mit 5,17 Quadratkilometern eine sehr kleine Gemeindefläche. Sie erstreckt sich hauptsächlich links des Neckars an seinem nach Norden gerichteten Talhang und reicht vom Neckarknie beziehungsweise dem Plochinger Kopf im Osten bis zum Körschtal im Westen sowie von der Talsohle des Neckartals bis zur Anhöhe bei der Hungerlinde. Die Entfernung zur Kreisstadt Esslingen beträgt sechs und zur Landeshauptstadt Stuttgart etwa 16 Kilometer. Auch diese Gemeinde gehört nach dem Landesentwicklungsplan zum Verdichtungsraum. Die Deizisauer Gemarkung liegt im Osten des Naturraums Filder und hat Anteile an zwei naturräumlichen Untereinheiten, dem Nürtinger-Esslinger-Neckartal und dem Harthauser Sattel. Der größte Teil der Gemeinde gehört zum Nürtinger-Esslinger-Neckartal, dem vom Neckar geprägten Talraum mit einem sanft zur Filderebene ansteigenden Talhang. Nur kleine Flächen oberhalb der Talkante des Neckartals wie der Plochinger Kopf und die Anhöhen am südlichen Rand der Gemeinde werden zum Harthauser Sattel gezählt, einer Aufwölbung am südlichen Rand der Filderplatte mit Waldanteilen, die zum Neckartal überleitet. Dort, auf dem Plochinger Kopf (345 Meter über Normalnull) und in der Nähe der Hungerlinde im Süden der Gemeinde (346 Meter über Normalnull), erreicht die Gemeinde ihr Höhenmaximum. Den tiefsten Punkt (242 Meter über Normalnull) markiert der Neckar beim Verlassen des Gemeindegebiets im Westen. Hier mündet auch die Körsch, neben dem Neckar das zweite Hauptgewässer der Gemeinde und einer der größten Filderbäche. Das ursprünglich auch im Unterlauf stark mäandrierende Flüsschen strebte auf Deizisauer Gemarkung über das einstige Feuchtgebiet Entennest dem Neckar zu. Mit dem Durchstich der Altbacher Neckarschlinge 1933 verkürzte sich die Körschmündung, das anmoorige Areal wurde trocken und der Flusslauf in ein Betonbett gelegt. Dieser wenig einladende Abschnitt, der auch innerhalb einer Grünzäsur liegt, wurde 2007/08 renaturiert. Der hier schiffbare Neckar ist ebenfalls durchgehend kanalisiert. Dabei greift die Deizisauer Gemarkung sowohl direkt nördlich des Ortes als auch insbesondere weiter westlich, dort mit einem 11,6 Hektar großen, rechteckigen Zipfel, über den Neckar auf die bei dem Durchstich entstandene Altbacher Neckarinsel aus (siehe Altbach). Zur Gemeinde gehört somit auch ein Teil des modernsten Kohlekraftwerks im Talraum, das auf der Neckarinsel liegt. Der geologische Untergrund des Gemeindegebiets ist größtenteils von Löss beziehungsweise Lösslehm bedeckt. Durch die westnordwest-ostsüdost streichenden Verwerfungen des Fildergrabens liegen hier die Gesteine tiefer als außerhalb der Störungszone. So ist der Nordteil des Plochinger Kopfs eine abgesunkene Unterjuraplatte mit nahezu durchgängiger Lössauflage. Die Lösse und Lösslehme bringen fruchtbare Böden hervor, überwiegend Parabraunerden, denen die immer noch starke Landwirtschaft in der Gemeinde zu verdanken ist. 42 Prozent der Gemeindefläche werden landwirtschaftlich genutzt, vorwiegend als Ackerland. Auf Wald entfallen nur 12 Prozent. Er nimmt in erster Linie den Plochinger Kopf ein, ist daneben auch auf den Stubensandsteinböden rund um die ehemalige Körschburg anzutreffen. Westlich des Ortes Deizisau sind an der Talflanke über dem Neckar Unterjura, Knollenmergel und Stubensandstein entlang von mehreren Bruchlinien staffelartig abgesunken. An einem etwas steileren Hang im Gewann Herrenländer reicht eine Knollenmergel-Rutschmasse bis zur Talsohle des Neckartals herab. In diesen Bereichen (zum Beispiel im Körschfeld) aber auch auf den ortsnahen Freiflächen im östlichen Gemeindegebiet prägen vorrangig Streuobstwiesen das Landschaftsbild. Die Körsch hat sich im unteren Talabschnitt bis in den Stubensandstein eingetieft, der jedoch in der Talsohle von Auensedimenten bedeckt ist. Die Talfüllung im Neckartal besteht aus Sanden und Kiesen, die während und nach der Eiszeit abgelagert wurden. Darüber liegen bis zu 3 Meter mächtige Lehme, die vor allem als Folge großflächiger Rodungen im Mittelalter andernorts abgeschwemmt in der Neckaraue zur Ablagerung kamen. Deizisau besitzt kaum Quellen, lediglich eine größere entspringt unweit der Hungerlinde. Sie speist einen kleinen, nach Norden fließenden Bach, der im Ortsgebiet verdolt ist. Gegenüber den rechten Neckarhängen erweist sich das Areal nicht zuletzt aufgrund seiner Lössüberdeckung als auffallend gewässerarm. Heute erfolgt die Wasserversorgung über die Landeswasserversorgung, die das Trinkwasser in die zwei Wasserbehälter Rot und Steinhäufle leitet. Geringe Fläche und dichte Besiedlung bei weiter wachsendem Siedlungsdruck – 42 Prozent des Gemeindeareals sind inzwischen überbaut – machen die naturnahe Landschaft zum raren, kostbaren Gut. Die Landesplanung versucht, sie durch Ausweisung als regionale Grünzüge beziehungsweise Grünzäsuren vor Bebauung zu bewahren. Daher wurden randliche Areale im Körschtal und am Plochinger Kopf in Schutzgebiete einbezogen. So gehört der äußerste Westen der Gemarkung – das Wäldchen an der ehemaligen Körschburg sowie die dortigen Felder und Obstbaumwiesen – zum Landschaftsschutzgebiet Unteres Körschtal. Der Schutzzweck besteht darin, das untere Körschtal als ökologische Ausgleichsfläche und Erholungsgebiet im Südosten des Verdichtungsraumes Stuttgart langfristig zu sichern. Es ist Teil einer Grünzäsur, die das Neckartal quert und als Gliederungselement der Entwicklungsachse des Neckartals dient. Diese Fläche soll auch im Gemeindegebiet von Bebauung freigehalten werden. Der Bergsporn an der ehemaligen Körschburg ist darüber hinaus als flächenhaftes Naturdenkmal geschützt. Blickpunkte in der Feldflur sind die Naturdenkmale Hungerlinde und Kaiserlinde. Der etwa 60 Hektar umfassende Wald am Plochinger Kopf, ein beliebtes Naherholungsgebiet mit Wanderwegen und einem Waldspielplatz, wurde in das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet Filder einbezogen, das seinerseits Bestandteil des europaweiten Schutzgebietsnetzes Natura 2000 ist. Auch der Süden der Gemeinde ist als regionaler Grünzug und als Schwerpunktbereich für die Landschaftsentwicklung ausgewiesen. Dieser zusammenhängende Freiraum soll keiner weiteren Belastung, insbesondere durch Bebauung, ausgesetzt werden. Vorrang haben der Schutz von Boden, Wasser, Luft, der Tier- und Pflanzenwelt sowie die Sicherung der Erholungsfunktion.

1803 fiel Deizisau gemeinsam mit Esslingen an Württemberg und wurde dem neu gebildeten Oberamt Esslingen eingegliedert. 1806 wurde durch die Einziehung jeglichen kirchlichen Besitzes das Spital in Esslingen aufgelöst. An die Stiftungspflege Esslingen musste Deizisau bis zur Ablösung im Jahr 1823 noch Zehntabgaben leisten. Weitere Zehntlasten hatte die Bevölkerung außer an die kirchliche und weltliche Gemeinde noch an die Palmsche Gutsherrschaft in Steinbach zu erbringen. Der Hof Sirnau mit einer Markungsfläche von 221 Hektar war bis 1928 ein der Gemeinde Deizisau zugeteiltes Hospitalgut. Die Ergebnisse der Reichstagswahlen bis 1912 zeigen eine deutliche Polarisierung. Liberal-deutschnationale Parteien standen ebenso hoch in der Gunst der Wähler wie die SPD, die selbst in den Jahren des Sozialistengesetzes bis zu einem Drittel der Stimmen erhielt. Deutlich werden die zwei Lager bei der Wahl 1890, bei der die SPD 46,9 Prozent, die Deutsche Partei 21,5 und die Volkspartei 29,7 Prozent errang. Einmalig erhielt 1907 die SPD mit 62,1 Prozent die absolute Mehrheit. Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 war die KPD mit 36,1 Prozent die stärkste Partei, gefolgt von der SPD mit 27,3 Prozent und der NSDAP mit 20,6 Prozent. Wenig Bedeutung hatten der Bauern- und Weingärtnerbund mit 6,6 Prozent der Stimmen und der Christlich-Soziale Volksdienst mit 5,4 Prozent. Bei der Wahl zwei Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die NSDAP zwar mit 33,4 Prozent die stärkste Partei, die SPD erhielt noch 29,7 Prozent, die KPD brachte es trotz Verbots auf 26,8 Prozent. Aufgrund ihrer politischen Einstellung als Sozialdemokraten oder Kommunisten wurden 1933 elf Männer verhaftet und im Gefängnis in Esslingen oder im Konzentrationslager Heuberg in sogenannte Schutzhaft genommen. Ein Mann kam wegen einer kritischen Äußerung über Hitler ins Arbeitshaus nach Vaihingen. Eine weitere Verhaftung fand Ende 1935 statt. Der SPD-Ortsverein, der Arbeiter-Turnverein Jahn, der Arbeitergesangverein Vorwärts und der Arbeiterradfahrerverein wurden aufgelöst und die Turnhalle, die im gemeinsamen Besitz des Arbeiter-Turnvereins und des Arbeiter-Gesangvereins war, beschlagnahmt. Die drei gewählten kommunistischen Gemeinderäte schieden 1933 aus dem Gemeinderat aus. Das Gremium wurde mit acht Räten neu besetzt und 1935 nach der neuen Gemeindeordnung auf sechs reduziert. Der amtierende Bürgermeister Gotthilf Kirchner blieb bis zu seinem Tod 1944 im Amt. 1938 bemühte sich Deizisau um eine Eingemeindung nach Esslingen. Dies lehnte aber das Ministerium ab. Von den 1936 beschlossenen Straßenumbenennungen konnte nur die Umbenennung der Wilhelmstraße zur Hindenburgstraße realisiert werden. Von 1937 bis 1943 wurden auf der Grundlage des Erbgesundheitsgesetzes acht Personen aus Deizisau zwangssterilisiert. Gegen einen Mann wurde Arbeitszwang verhängt, er musste diese Maßnahme im Beschäftigungs- und Bewahrungsheim Buttenhausen ableisten. In Deizisau waren 151 Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen aus Frankreich, Holland, Polen, Italien, Rumänien, Ungarn, Jugoslawien und Russland. Die Franzosen mussten für Daimler-Benz in Untertürkheim arbeiten. Sie waren in einem Saal des Gasthauses Ochsen einquartiert, die anderen zum Teil im Adler. Im September 1942 wurde bei einem Fluchtversuch ein russischer Zwangsarbeiter in der Nähe der Staustufe am Neckar angeschossen. Im Juni 1944 entschied der Gemeinderat, Kriegsgefangenen und sogenannten Ostarbeitern den Zutritt zum 1939 eröffneten Freibad zu verbieten. Am 22. April 1945 besetzte die US-Army Deizisau. Die amerikanische Besatzungsmacht setzte zum Amtsverweser zunächst Christian Müller ein, ihm folgte ab August 1945 Wilhelm Bäuerle. Die erste Gemeinderatswahl 1946 führte zu folgender Sitzverteilung: acht Sitze für die Freien Wähler, zwei für die SPD und zwei für die KPD. Bei den ersten Bundestags- und Landtagswahlen bildete sich die nun veränderte Struktur der Gemeinde Deizisau deutlich ab. Mit 23 Prozent wurde bei der Bundestagswahl 1949 der GB/BHE die zweitstärkste Partei. Die meisten Stimmen konnte die CDU mit 36,2 Prozent erringen. Die SPD erhielt 22,2 Prozent, die KPD 13,2 Prozent und die FDP 5,4 Prozent. Viele der Vertriebenen waren katholischer Konfession und gehörten damit zur Wählerklientel der CDU. Bei den Bundestagswahlen rangierte die CDU meist vor der SPD; Ausnahmen bildeten die Wahlen 1961, 1980 und 1998. Bei den Landtagswahlen blieb die CDU stets stärkste Partei. Bei der Landtagswahl 1992 erhielten die Republikaner in Deizisau 14,7 Prozent der Stimmen und lagen damit weit über dem Landesdurchschnitt (10,9 Prozent). Bei den Kommunalwahlen werden die Entwicklung zu den freien Wählergemeinschaften und die Abkehr von den großen Parteien deutlich. Bei der Kommunalwahl 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung: Freie Wählergemeinschaft Deizisau sieben Mandate; CDU/Bürgerliste Deizisau sechs Mandate; Liste engagierter DeizisauerInnen drei Mandate; SPD zwei Mandate. Die Pro-Kopfverschuldung ist mit 37,43 Euro (Stand 2007) extrem gering. Seit 1991 pflegt Deizisau eine enge Partnerschaft zu Neukieritzsch in Sachsen.

Wappen von Deizisau

In gespaltenem Schild vorne in Gold (Gelb) eine dreilatzige rote Fahne, hinten in Rot ein goldener (gelber) Entenfuß.

Beschreibung Wappen

Der Entenfuß ist seit dem 19. Jahrhundert als Fleckenzeichen belegt. Die Gemeindesiegel zeigten ihn damals bereits im Wappenschild. Um Verwechslungen auszuschließen, entsprach die Gemeinde einer Empfehlung der Archivdirektion Stuttgart vom Jahre 1930, indem sie die auf Marksteinen erscheinende dreilatzige Fahne zusätzlich in ihr Wappen aufnahm. Diese Wappenfigur der Pfalzgrafen von Tübingen war auch im Wappen des in Deizisau sehr begüterten Esslinger Spitals enthalten gewesen. Am 12. September 1955 verlieh die Landesregierung die Flagge.

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