Oberfischach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1294

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der 1294 erstmals gesichert nachweisbare Ort (1363: »sant Kylians Vischach«, 1462: »Obernvischach«) entwickelte sich an einem alten vom Einkorn kommenden, nach Bühlertann-Ellwangen weiterführenden Weg. Von den übrigen Wohnplätzen wird zuerst mutmaßlich 1095 (»Bennenhouen«) und sicher 1289 (»Bencenhoven«) der Benzenhof genannt. Die Erwähnung eines dem Hochstift Speyer gehörigen »Herlibach« (972) bezieht sich auf Herlisheim im Elsass und nicht auf Herlebach, dessen erste sichere Erwähnung 1294 (»Herdelbach«) geschah, und das sich aus einem unteren und oberen Weiler entwickelte. Möglicherweise bezog sich das 1095 erwähnte »Viscaha« auf eine im Grenzbereich von Herlebach und Einkorn gelegene abgegangene Siedlung. Es folgten 1299 Rappoltshofen (»Rapolshoven«) und schließlich 1437 die Beutenmühle (»Bytenmuelin«). Abgegangen sind der offenbar 1449 zerstörte Hundshof oder Muselmoor (1462: »Múßlimor«; 1511: »Muselmor genant der Hundshoff«), bis 1502 der Hof Bernwinkel (Flurname Bärwald) sowie nach 1907 der Wohnplatz Röschbühl oder Fallhaus (1790: »Reschbühl«). Nordöstlich des Teilorts Herlebach entstand nach dem zweiten Weltkrieg im Gewann »Haldenäcker« ein Neubaugebiet.
Historische Namensformen:
  • Viscaha 1095
  • Vischach Sancti Kiliani 1294
  • St. Kilians Vischach 1363
  • sant Kylians Vischach
  • Obernvischach
Geschichte: Erste nachweisliche Grundherren des 1095 (»Viscaha«) mutmaßlich und 1294 gesichert (»ecclesie de Vischach sancti Kyliani«) genannten Orts waren 1095 vermutlich die Herren von Mulfingen. Comburg ist erstmals für 1363 als Grundherr belegbar. Zur 1431 erwähnten limpurgischen Grundherrschaft gehörten 1741 zehn Bauern, 13 Seldner und zwei Häusler. Haller Bürger (1418) sowie die dortige Sankt Katharinenstiftung (1431) waren ebenfalls begütert. Auch auf den übrigen Wohnplätzen war die limpurgische Grundherrschaft vertreten: Herlebach (1420), Rappoltshofen (1495), Benzenhof (1544) und Beutenmühle (1578). Comburg erwarb vermutlich schon 1095 den Benzenhof und war in Herlebach (1443) und Rappoltshofen (1360) begütert. In der Schwächephase Comburgs gelangte 1540 die Schutz- und Schirmvogtei über 13 im Pfarreibezirk gelegene Güter an Limpurg. Das Stift Ellwangen war in Rappoltshofen begütert (1733). Die Grafen von Hohenlohe hatten Allodialbesitz in Herlebach (1421). Die Herren von Vellberg schließlich waren in Herlebach (1385) und Rappoltshofen (1399) und die von Gabelstein (1390) in Herlebach begütert. 1581 besaß Ellwangen die Zehntrechte in Oberfischach. Der Herlebacher Zehnt gehörte 1294 den Herren von Kottspiel und 1657 Ellwangen, das auch über den Rappoltshofener Großzehnten verfügte (1718). Die Hochgerichtsbarkeit in Oberfischach (1581) sowie in Herlebach und Rappoltshofen (1578) lag allein bei Limpurg. Hingegen handelte es sich bei diesen Orten hinsichtlich der umfangreichen, mit Grund- und Niedergerichtsherrschaft verknüpften Rechte um Kondominien. So gab es 1657 in Oberfischach 21 limpurgische sowie drei comburgische und in Rappoltshofen zehn limpurgische, sechs comburgische sowie drei ellwangische Gemeinderechte. Auch in Herlebach besaß Comburg 1657 vier ihm vogtbare Güter. Hingegen war die Beutenmühle offenbar schon 1544 Limpurg gerichtsbar. Erste kommunale Strukturen werden 1530 mit der Erwähnung Oberfischachs als Gemeinde erkennbar. 1609 und 1619 erließen Limpurg und Comburg dort gemeinsam eine Gemeindeordnung. Rappoltshofen wurde erstmals 1592 als Gemeinde erwähnt. Herlebach bekam in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Gemeindeordnung, die 1600 nochmals publiziert wurde. Im 18. Jahrhundert gehörte Oberfischach zum Amt Michelbach des Landesteils Limpurg-Sontheim-Michelbach. Nach dem Aussterben der Limpurger 1713 gelangte Oberfischach mit der Herrschaft Michelbach schließlich 1744 an die Fürsten von Löwenstein-Wertheim-Freudenberg. 1803 kamen der comburgische und 1806 der limpurgische Besitzanteil an Württemberg. 1807 wurde Oberfischach dann dem neu gebildeten Oberamt Gaildorf unterstellt. Seit 1938 gehört Oberfischach zum Landkreis Schwäbisch Hall.
Wirtschaft und Bevölkerung: 1643 zählte die Pfarrei Oberfischach 214 Einwohner, davon lebten 64 Personen in Oberfischach (14 Haushalte), 91 in Rappoltshofen (17 Haushalte) und in Herlebach 46 (14 Haushalte). 1649 wurden dann in Oberfischach 54, in Rappoltshofen 109, in Herlebach 50, auf dem Benzenhof sieben und in der Beutenmühle vier Bewohner gezählt. 1789 schließlich hatte die ganze Pfarrei 545 Einwohner. 1790 gab es in Oberfischach 187, in Herlebach 130 und in Rappoltshofen 74 limpurgische Untertanen, während der Benzenhof zehn und der Röschbühl acht Bewohner hatten. Die Oberfischacher Ackerflur wurde im Rahmen der Zelgenwirtschaft bebaut (1657). 1588 wird eine Wirtschaft in Oberfischach erwähnt. Zwischen 1590 und 1613 gab es in Oberfischach und Herlebach je vier Weber. 1643 ist ein Schneider in Oberfischach nachweisbar. 1790 gab es unter den limpurgischen Untertanen in Oberfischach 14, in Herlebach drei und in Rappoltshofen zwei Handwerker.

Ersterwähnung: 1294
Kirche und Schule: 1294 sind Pfarrei, Kirche sowie das Patrozinium Sankt Kilian erstmals nachweisbar. Die Pfarrei unterstand in vorreformatorischer Zeit dem Kapitel Hall der Diözese Würzburg und ab 1613 der Superintendentur Obersontheim, bis sie 1807 an das Dekanat Gaildorf kam. Die Kirche soll ursprünglich eine Wallfahrtskirche gewesen sein. Die offenbar um 1200 im romanischen Stil erstellte Kirche wurde nach einem Brand 1634 neu erbaut. 1860 erfolgte die Erhöhung des Turms und 1892 der völlige Umbau des Kirchenschiffs. Das Patronatsrecht gehörte dem Kloster Ellwangen, dem 1383 die Pfarrei inkorporiert wurde. Im Reformationszeitalter begann Limpurg stärker Einfluss auf die kirchliche Entwicklung zu nehmen und setzte so 1537 gegenüber Ellwangen den Beisitz bei der Abhörung der Heiligenrechnungen durch. Unter limpurgischem Druck begannen durch Veränderungen bei der Liturgie 1538 erste Schritte in Richtung Reformation. Der Reformationsprozess wurde dann 1597 konsolidiert, als sich Limpurg und das Kloster Ellwangen einigten, dass ersteres den Kandidaten nominieren und letzteres ihn bestätigen oder ablehnen sollte. Jedoch konnte sich durch die katholischen Herrschaftsträger, so 1657 nachweislich in Rappoltshofen und Herlebach, die katholische Konfession halten. Allmählich stieg die Anzahl der Katholiken an, und so gab es 1789 in der Pfarrei Oberfischach neben 463 Evangelischen auch 82 Katholiken, die in Steinbach die Messe besuchten. Schon 1585 ist eine Schule in Oberfischach nachweisbar, die jedoch offenbar nur zeitweise gehalten wurde, denn 1618 wird eine »newe schull« erwähnt. Die Schülerzahl hatte 1649 mit 20 offenbar einen – kriegsbedingten – Tiefpunkt erreicht. Ein Schulhaus wird 1793 genannt. 1761 gab es in Rappoltshofen einen katholischen Schullehrer, und ein katholischer Geistlicher von der Comburg erteilte jeweils von Herbst bis Ostern in Herlebach Katechismusunterricht. In den alten, 1860 erhöhten Turm der evangelischen Pfarrkirche sind einzelne Steine mit Figuren der romanischen Zeit unregelmäßig eingefügt, der Turmchor zeigt innen gotische Formen. Katholiken zu Bühlertann.
Patrozinium: St. Kilian
Ersterwähnung: 1294

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