Geislingen an der Steige - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1278

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die heutige Stadt nimmt den ganzen breiten Talkessel ein, der durch das Zusammentreffen von fünf Albtälern entsteht und dessen Untergrund teils von Terrassen aus Sinterkalk (Kalktuff), teils von Flußschottern gebildet wird. Industrieanlagen und neue Wohnsiedlungen liegen hauptsächlich im Raum um den ehemals dörflichen Kern des Stadtt. Altenstadt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden neue Wohngebiete aus Ein-, Zweifamilien-, Reihen- und Hochhäusern in den Bereichen »Schwärzwiesen« (ab 1953), »Zillerstall« (1960, 1965), Südmährerstraße, »Auchtweide« – Oberböhringer Straße, »Krumme Ries – Gemeindeäcker«, »Tegelberg« (ab 1954 bzw. 1955), »Katzenloch«, »Türkheimer Berg« (ab 1960). Im Gewann »In der Wölk« erbohrte die Stadt 1967 einen Mineralbrunnen, dessen Wasser Natrium-Hydrogenkarbonat enthält.
Historische Namensformen:
  • Giselingen 1278
  • Stat zu Giselingen 1288
  • civitas Giselingen 1289
  • Geislingen 1914
  • Geislingen/ Steige 1922
  • Geislingen an der Steige 1936
Geschichte: 1278 Giselingen, 1288 Stat zu Giselingen, 1289 civitas Giselingen; 1914 Geislingen, 1922 Geislingen/ Steige, 1936 Geislingen an der Steige. Sicher vor 1275 (erste Nennung von Altengiselingen) gründeten die Grafen von Helfenstein als strategischen Stützpunkt am Eingang des engen Rohrachtals und am Beginn des wichtigen Albaufstiegs die Stadt; sie schützte die berühmte Zollstation der Helfensteiner (der heutige »Alte Zoll« aus dem 15. Jahrhundert wurde 1593 und 1958 erneuert) und lehnte sich ihrerseits an die Burg Helfenstein an. Wesentlich älter als Geislingen ist das nach 1907 in ihm aufgegangene Rorgensteig (1275 Rorgenstaige), das erste mittelalterliche »Industriezentrum« Geislingens am Oberlauf der Rohrach, wohin Geislingen bis 1393 eingepfarrt war. Die alte Pfarrkirche St. Peter wurde 1537 abgebrochen. Rorgensteig war eine eigene Schultheißerei und Stätte des einst berühmten Rötelbads. Der mittelalterliche Stadtkern Geislingens hat die Form eines Rechtecks mit planmäßigem Schachbrettgrundriss und liegt an einer durch einen frühgeschichtlichen Bergsturz bedingten Engstelle des Rohrachtals. Schon vor 1289 entstanden die untere und obere Vorstadt. Die starken mittelalterliche Befestigungsanlagen wurden im 19. Jahrhundert fast ganz abgetragen. Geislingen, dem die Helfensteiner 1367 das Stadtrecht erneuerten, war Mittelpunkt der große Teile der heutigen Landkreise Göppingen, Heidenheim und Alb-Donau umfassenden Grafschaft Helfenstein. Zeugnis davon gibt noch der Nordflügel des um 1380 erbauten Stadtschlosses (heute Finanzamt). Die 1356 gestiftete Linie Helfenstein-Wiesensteig verkaufte 1396 mit dem Großteil ihres Gebiets auch Geislingen an die Reichsstadt Ulm. Zwar wurde Geislingen Sitz eines ulmischen Obervogts, der zuerst im Stadtschloss und seit 1634 im aus dem 16. Jahrhundert stammenden sogenannten »Pflegerhaus« residierte und war Mittelpunkt der »Unteren Herrschaft«, aber es wurde zum einfachen Landstädtchen herabgedrückt, in dem Lokalleibeigenschaft herrschte. Aus jener Zeit (1422) stammt das »Alte Rathaus«, 1883 im Renaissancestil erneuert; im Untergeschoss war früher das Kaufhaus. Aus dem 16. Jahrhundert stammt der »Alte Bau«, ein ehemaliger Bauhof, später Fruchtkasten, mit seinen vier vorgekragten Geschossen und dem fünfgeschossigen Giebel; heute beherbergt er das Heimatmuseum. Im 30jährigen Krieg und später wurde das an einer Hauptheerstraße liegende Geislingen mehrmals hart mitgenommen. Mit Hilfe der als »Geislinger Ware« weltberühmten Elfenbeinschnitzereien und des 1351 gestifteten und reich dotierten Spitals (heute Wohngebiet bei der Schulstraße) rettete es sich über die schlechten Zeiten. Mit Ulm fiel die Stadt 1802 an Bayern, 1810 an Württemberg; sie war 1802-1810 Sitz eines bayerischen Landgerichts, danach bis zur Aufhebung 1938 des Oberamt Geislingen; 1956 wurde sie Große Kreisstadt. Personen: Wolfgang Rychart, 1486-1544, Arzt und Humanist. Johann Martin Bückle, 1742-1811, Medailleur. Johann Leonhard Schneider, 1716-1762, Hofmaler in Ansbach. Michael Knoll, 1805-1852, Oberbaurat, Erbauer der Geislinger Steige.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die große Wende in der Entwicklung der Kleinstadt brachte der Bau der Bahnlinie Stuttgart-Ulm mit der als technischer Meisterleistung bekannten »Geislinger Steige« (1847/50) und damit zusammenhängend der Beginn der Industrialisierung (1850), sodass man von einer »zweiten Gründung« der Stadt durch die Industriepioniere Daniel Straub (WMF = Württembergische Metallwarenfabrik, Maschinenfabrik Geislingen) und die Familie Staub (Süddeutsche Baumwoll-Industrie) spricht. Bis 1965 wurde in Geislingen Eisenerzbergbau getrieben.

Name: Schloss Geislingen.
Datum der Ersterwähnung: 1380 [um]

Ersterwähnung: 1293
Kirche und Schule: Geislingen war bis 1393 Filial der schon 1275 erwähnten Pfarrei Rorgensteig; ein Pleban in Geislingen wird jedoch schon 1293 genannt. Der Kirchensatz der Kapelle Unserer lieben Frau (so 1468) ging mit der Ortsherrschaft. Seit 1531 führte Ulm die Reformation ein; die seit 1355 hier ansässigen Franziskanerinnen – ihr an die Kirche angebautes Kloster ist heute evangelisches Pfarrhaus – mussten 1531 und nach ihrer Rückkehr 1549 endgültig 1587 die Stadt verlassen (siehe Gemeinde Wiesensteig). Evangelische Pfarrkirche (zwei Pfarreien), vormals Unserer lieben Frau, 1424/28 als dreischiffige, querschifflose spätgotische Pfeilerbasilika erbaut, erinnert in ihren Proportionen an das Ulmer Münster. Im Chor Marien- oder Sebastiansaltar (?) von Daniel Mauch (um 1520), mit einer Predella, das Jüngste Gericht darstellend, von Jörg Syrlin dem Älteren (Ende 15. Jahrhundert) und ein 1512 von Jörg Syrlin dem Jüngeren aus Eichenholz geschnitztes, unverhältnismäßig großes Chorgestühl sowie zahlreiche bedeutende Epitaphe von 1471 an. Evangelische Pauluskirche (zwei Pfarreien) von 1956. Die schon 1352 erwähnte Spitalkapelle, 1615 umgebaut, wurde 1806 profaniert und 1843 abgebrochen; ebenso fünf weitere Kapellen abgegangen. Eine katholische Pfarrei wurde wieder 1866 errichtet. 1961 wurde bei der Teilung des Dekanats Deggingen auch ein Dekanat Geislingen geschaffen. Katholische Pfarrkirche St. Sebastian, 1866 nach einem Entwurf von Schmidt (Wien) erbaut und 1897 durch Pohlhammer vergrößert. Kirche St. Johannes Baptist 1969/70 erbaut, Pfarrei seit 1975. Ein rector scolarium de Giselingen erscheint schon 1278. Eine Mittelschule wurde 1894, eine Oberschule 1828 errichtet (seit 1929 Vollanstalt).
Patrozinium: Unserer lieben Frau
Ersterwähnung: 1468

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