Von Eberbach bis Neckargemünd

Bei Eberbach biegt der Fluss scharf und anhaltend nach Westen zum Oberrhein hin um – Quelle: LABW
Die Talweitung bei Eberbach stammt von alten Neckarschlingen. Hier biegt der Fluss scharf und anhaltend nach Westen zum Oberrhein hin um – Quelle: LABW

Bei Eberbach, Rhein-Neckar-Kreis, biegt der Fluss mit scharfem Knick und anhaltend nach Westen in Richtung Oberrhein um. Die dortige Talweitung, vor allem nach Norden und Nordosten, die auch die Itter auf ihrem Weg zum Neckar nutzt, stammt von alten Neckarschlingen. Sie geben sich durch einstige Umlaufberge, andeutungsweise am Schöllerbuckel, deutlicher am Ohrsberg rechts und am Hungerbuckel links des heutigen Flusses zu erkennen. Die Kernstadt des Mittelzentrums Eberbach mit seinem nahezu rechteckigen Altstadtbereich nimmt das Gebiet um Itter und Ohrsberg vollständig ein. Das zusammenhängend bebaute Stadtgebiet reicht über den Neckar hinweg, wo das 1899 eingemeindete und seitdem durch eine Brücke mit der Altstadt verbundene Neckarwimmersbach überwiegend Wohnfunktion übernommen hat.

Knapp zwei Kilometer unterhalb des Flussknicks erreicht der Neckar südlich des zu Eberbach gehörenden Wohnplatzes Gretengrund die baden-württembergische Grenze zu Hessen, die dem Fluss ab hier etwa 17 Kilometer weit folgt. Dabei verläuft die Grenze anfangs am rechten Ufer, dann in der Strommitte, bis sie bei Hirschhorn-Ersheim den Fluss verlässt, die dort ausgebildete enge Neckarschleife an ihrem Hals überquert und sich von da an links des Flusses, schließlich ab Neckarhausen bis Neckargemünd, Rhein-Neckar-Kreis, wieder in seiner Mitte befindet. Dementsprechend gehören die Neckaranrainer Hirschhorn, Neckarhausen oder Neckarsteinach zum hessischen Landkreis Bergstraße. Besonders malerisch gelegen ist Hirschhorn mit seinem alten Stadtbild, dessen namengebender Ortsteil sich im äußeren Bereich der Neckarschleife eng an den Spornausläufer des steilen Prallhangs schmiegt. Auf dem Sporn steht die gleichnamige, gut erhaltene Burg. Der bedeutend ältere Stadtteil Ersheim, heute mit weiten Wohnflächen sowie einem kleinen Gewerbegebiet am Fluss, nimmt den gesamten flachen, halbinselartigen Gleithang der Schleife ein.

Meist sanft geschwungen, bei der Vierburgenstadt Neckarsteinach in ausladenden Mäandern, durchfließt der Neckar die Berge des Sandstein-Odenwalds. Auf der Kuppe des Umlaufbergs südlich von Neckarsteinach, wieder auf baden-württembergischem Gebiet im Rhein-Neckar-Kreis, steht – knapp 290 m über NN – die imposante, städtisch ausgestattete und bis heute bewohnte, hochmittelalterliche Bergfeste Dilsberg, deren Kernburg als Ruine erhalten ist. Eine moderne Wohnsiedlung erstreckt sich vor den Mauern nach Süden, wobei das gesamte Ensemble in das Unterzentrum Neckargemünd eingemeindet ist. Dessen ebenfalls mittelalterlicher Stadtkern liegt wenige Kilometer flussabwärts im Tal. An dieser Stelle wechselt die Neckartalbahn über eine Eisenbahnbrücke von der rechten zur linken Flussseite. Ebenfalls hier mündet östlich der Altstadt die aus dem Kraichgau kommende Elsenz in den Neckar. Ihr Lauf folgt einem Weg, den zuvor der Neckar ebnete. Noch an der Wende von Pliozän zu Pleistozän bildete dieser eine etwa sieben Kilometer nach Süden bis Bammental und Mauer ausbuchtende Schlinge, dessen heute noch sichtbarer Umlaufberg der langgestreckte, 283 m über NN hohe Hollmut bei Neckargemünd ist. Seine Hebung – im Zusammenhang mit der Aufwölbung des Odenwalds, verbunden mit Senkungen des Kraichgaugebiets – dürfte der Auslöser für diesen immensen südwärts gewandten Bogen gewesen sein. Kräftige Aufschotterungen des Flusses im Pleistozän haben das Schlingenende dann wieder nach Norden verschoben. Zu solchen Schottern gehört auch der Untergrund des heutigen Naturschutzgebiets Sandgrube Grafenrain nördlich von Mauer, wo 1907 zusammen mit altpleistozänen Tierfossilien der Unterkiefer des Frühmenschen Homo erectus heidelbergensis gefunden wurde. Gerade zwischen Neckargemünd und Mauer lassen sich anhand von Schottern des Urneckars in unterschiedlichen Höhen der Ablauf von Gebirgshebung und zeitgleicher, antezedenter Flusseintiefung in Bezug auf den Odenwald gut dokumentieren.

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