Bausparkasse Schwäbisch Hall

Der Verwaltungskomplex der Bausparkasse über der Altstadt von Schwäbisch Hall. Copyright: LMZ BW
Der Verwaltungskomplex der Bausparkasse über der Altstadt von Schwäbisch Hall. Copyright: LMZ BW
Die Bausparkasse Schwäbisch Hall wurde im Krisenjahr 1931 von rheinischen Handwerkern in Köln mit einem Kapital von 100 000 RM als Deutsche Bausparer AG, Bau-, Spar- und Entschuldungskasse gegründet. Seit 1934 war ihr Sitz der Finanzplatz Berlin, um die Beziehungen zu den Spitzenverbänden des Handwerks, des Mittelstands und der Genossenschaftsbanken zu intensivieren. Durch die von ihr speziell im Eigenheimbau angebotene zweistellige Finanzierung von Bauvorhaben fanden die auf die Gewährung erststelliger Hypotheken ausgerichteten Realkreditinstitute (Hypothekenbanken) ihre kreditwirtschaftliche Ergänzung. Als 1943 die Berliner Büroräume im Bombenkrieg zerstört wurden, verlegte die seit 1941 im Volksbanken-Verbund stehende Bausparkasse im Januar 1944 ihren Sitz in die vom Krieg verschonte württembergische Kreisstadt Schwäbisch Hall. Mit der Kapitalbeteiligung auch der rund 11 000 ländlichen Kreditgenossenschaften firmiert sie seit 1956 als Bausparkasse Schwäbisch Hall AG, Bausparkasse der Volksbanken und Raiffeisenbanken. Trotz des Konzepts des genossenschaftlichen Bausparkollektivs wurden die meisten der damals 18 privaten Bausparkassen (1965: 16) als Aktiengesellschaften organisiert.

Marktführer war in der von der staatlichen Wohnungsbauförderung geprägten Wiederaufbauphase bei relativ bescheidenen Bilanzzahlen nach Wüstenrot die Bausparkasse Schwäbisch Hall. Als dann 1970 im Wettbewerb mit damals 27 öffentlichen und privaten Bausparkassen die Bausparkasse Schwäbisch Hall ihren Vertragsbestand bei Neuabschlüssen sprunghaft über die Millionenmarke hob, war das Unternehmen unbestritten stärkste Kraft am deutschen Bausparmarkt geworden. Als 1973 der bundesdeutsche Wohnungsboom endete, verschärfte sich auf dem Bauspar- und Hypothekenmarkt der Wettbewerb. Mehr als zuvor wurde die Zunahme der privaten Ersparnisse von konjunkturellen Faktoren abhängig. Dennoch gelang es der Bausparkasse Schwäbisch Hall ihre Führungsposition zu behaupten.

Schwäbisch Hall kümmerte sich auch um das Gebäudemanagement (seit 2002 Schwäbisch Hall Facility Management GmbH). Vor allem bietet die Schwäbisch-Hall-Gruppe mit den derzeit rund 1500 flächendeckenden Volks- und Raiffeisenbanken maßgeschneiderte Strategien zur Zukunftsvorsorge (Baufinanzierung, Vermögensbildung und Altersvorsorge). Mit einem Marktpotenzial von rund 30 Millionen Kunden verfügt derzeit die Schwäbisch-Hall-Gruppe über die Marktvorteile des dichtesten Beratungsnetzes in Europa (2002: 6945 Mitarbeiter).

Seit 1992/93 wurde Bausparen zu einem Exportartikel, indem Schwäbisch Hall nach Niederlassungen in Frankreich (1991) und Luxemburg (1993) Beteiligungsgesellschaften in der Slowakei, in Tschechien, Ungarn und 2004 in China und Rumänien errichtete. Gemessen an den Neuverträgen stieg nach Schwäbisch Hall die Böhmisch-Mährische Bausparkasse AG in Prag zur zweitgrößten Bausparkasse in Europa auf.

Um Marktpotenziale besser auszuschöpfen sowie Rationalisierungen und Produktivitätssteigerungen zu realisieren, gründeten im Jahr 2000 die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die Deutsche Genossenschaftsbank-Hypothekenbank die VR Kreditwerk Hamburg AG, gewissermaßen die größte Kreditfabrik in Deutschland mit über elf Millionen Verträgen. Von 1948–2003 hat die Schwäbisch-Hall-Gruppe über drei Millionen Eigenheime und mehr als vier Millionen Umbauten und Modernisierungen mitfinanziert. 2003 verbuchte der deutsche Marktführer 1,3 Millionen neue Verträge über eine Bausparsumme von mehr als 31 Milliarden Euro. Der Sitz des Unternehmens ist seit 2002 Frankfurt am Main.

Willi A. Boelcke

Veröffentlicht in: Der Landkreis Schwäbisch Hall. Hg. v. der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg in Verbindung mit dem Landkreis Schwäbisch Hall (Kreisbeschreibungen des Landes Baden-Württemberg). Ostfildern 2005, Bd. 1, S. 210. 
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