Beschreibung: | Günterstal wird erstmals in einer Urkunde von 804 als "Cundherrerhusir" erwähnt. Zwischen 1111 und 1122 erwarb das Kloster St. Peter einen Gebietsteil bei "Guntheristal", wandelte es in einen Dinghof um und errichtete eine dem Hl. Matthias geweihte Kapelle. Etwa hundert Jahre später, 1221, gründete Adelheid, Tochter eines Ginther, zusammen mit ihrer Schwester Berta und anderen adligen Frauen eine klösterliche Gemeinschaft in der Siedlung Günterstal in der Nähe der Burgruine Kiebenfels. Der Vater Adelheids sicherte nach seinem Tod die materielle Grundlage des Klosters. 1224 eximierte der Konstanzer Bischof Konrad von Tegerfelden (1209-1233) den klösterlichen Bezirk von der Diözesangewalt und weihte das noch unvollendete Klostergebäude. Adelheid wurde zur ersten Äbtissin gewählt und die Schwestern eingekleidet. Der Konvent soll im gleichen Jahr die Gewohnheiten des Zisterzienserordens angenommen und sich dem Abt von Kloster Tennenbach, Berthold von Urach, als Vaterabt und Visitator unterstellt haben. 1233 wurde von Papst Gregor IX. das päpstliche Schutzversprechen für den Konvent beurkundet. Dieses Privileg wurde Günterstal von nachfolgenden Päpsten bestätigt und es wird als Zeichen seiner "pleno iure" Inkorporation angesehen. Die Entstehung der Zisterze fiel in die Periode der Gründungswelle der südwestdeutschen Frauenzisterzen und zeigt deutliche Parallelen in Struktur und Ablauf. Der Konvent setzte sich maßgeblich aus Frauen des Ministerialadels und dem städtischen Patriziat zusammen. Konvent und Äbtissin selbst bezeichneten sich bis ins 18. Jahrhundert als adliges Frauenstift. Der geographische Einzugsbereich war relativ groß und reichte von der Schweiz, Elsass, Vorderösterreich bis nach Tirol. Die Konventsgröße überschritt selten 30 Frauen (für 1480 sind 31 überliefert) und fiel sogar von zwölf (1573) auf sechs (1693) ab. 1645 erholte sie sich wieder und stieg auf 14 und 1795 schließlich auf 20 Frauen an. Nach der päpstlichen Bulle von 1233 umfasste der klösterliche Besitz Güter in 16 Orten im Breisgau, ausgenommen des Klosterortes; dieser befand sich als Dinghof im Besitz des Klosters St. Peter. 1238 verlegte das Kloster Günterstal seinen Sitz nach Oberried, kehrte aber 1244 wieder zurück. Wenig später kam ein Gebietstausch mit St. Peter zustande und das Kloster kam in den Besitz des Klosterorts. Mit den gerichtsherrlichen Rechten über den Dinghof sicherte der Konvent seinen Klosterbezirk rechtlich und wirtschaftlich ab und weitete seinen Klosterbesitz aus. 1254 erhielt der Konvent zudem das päpstliche Privileg, Güter zu erwerben und Erbschaften anzunehmen. Die Urbare von 1344/48 und 1409 enthalten Hinweise auf Gütererwerbungen in circa 75 Ortschaften bis zum Ende des 15. Jahrhunderts. Für das Mittelalter sind in Günterstal Grangien nachgewiesen, die von Konversbrüdern bewirtschaftet wurden. Damit lehnte es sich an das Grangiensystem des Zisterzienserordens an. Die Gerichts- und Leibherrschaft des Klosters blieb hauptsächlich auf den Klosterort und die Gemeinde Neuhäuser beschränkt. 1674 unternahm Äbtissin Agnes von Greuth eine Neuordnung der örtlichen Verfassung und entließ die klösterlichen Untertanen aus der Leibeigenschaft. Trotz der teilweise komplizierten Herrschaftsverhältnisse konnte das Kloster seine Besitzverhältnisse rasch ausbauen und erreichte seinen Höhepunkt Mitte des 14. Jahrhunderts mit Gütern und Einkünften in mehr als 100 Orten des mittleren und nördlichen Breisgaus. Günterstal entwickelte sich im späten Mittelalter zu einem der wohlhabendsten Frauenklöster im Breisgau und wurde Mitglied der vorderösterreichischen Landstände. Die Wirtschaft der klösterlichen Grundherrschaft basierte vermehrt auf der bäuerlichen Rentenwirtschaft, die neben Geld- und Bodenzinsen, und der Landwirtschaft die Haupteinnahmen der Klosterwirtschaft darstellten. Inwieweit Günterstal vom Bauernkrieg betroffen war, ist nicht eindeutig, zumindest scheint die Anlage selbst nicht zerstört worden zu sein. Das Kloster blieb von der Reformation unberührt. Günterstal erlitt aber im 17. und 18. Jahrhundert wiederholt schwere Kriegsschäden. Während des 30-jährigen Krieges mussten die Konventsfrauen 1632-1633 in das Benediktinerinnenkloster Rheinau bei Schaffhausen fliehen. 1638 wurde das Kloster geplündert und 1639 musste der Konvent unter Äbtissin Jacobea von Reinach den Konvent erneut verlassen. Das Kloster hatte sich noch nicht von den Kriegsfolgen erholt, da erlitt es während der Kriege gegen die französische Expansion 1679, und während des Spanischen Erbfolgekrieges 1713 große Schäden. Nach dem Neubau des Klostergebäudes zu Beginn des 18. Jahrhunderts erlebte das Kloster eine neue Blüte, sichtbar z.B. am Neubau der Konventsanlage und der Einrichtung des Heilig-Blut-Festes 1737. Äbtissin Maria Franziska Cajetana von Zurthannen ließ 1749 eine Klosterchronik anfertigen, die 1753 durch die "Historische Beschreibung" von Pater Humbertus Pfaundler von Salem ergänzt wurde. Doch die Koalitionskriege trafen Kloster und Konvent hart: 1796 musste der Konvent aufgrund der französischen Besetzung des Breisgaus in die Schweiz fliehen und 1800 wurde das Kloster erneut geplündert. Günterstal erlebte eine ebenso wechselvolle Baugeschichte. In der ersten Weihurkunde von 1224 wird noch von unvollendeten Klosterbauten berichtet, die 1278 erweitert wurden. 1480 wurde die Klosteranlage bei einem schweren Unwetter überschwemmt. Nach einer wahrscheinlichen Renovierung der Klosteranlage wurde diese 1486 erneut geweiht. Die Kirche hatte nach der Weihurkunde mehrere Altäre. Der Hauptaltar war dem Hl. Bernhard geweiht, und es gab eine eigene Siechenkapelle. 1727 wurde mit einem vollständigen Neubau der Konventsanlage unter Äbtissin Maria Rosa von Neveu begonnen. Baumeister war der Vorarlberger Peter Thumb von Konstanz, der Architekt zahlreicher südwestdeutschen Klöster ist, wie St. Peter, Schwarzach und Frauenalb. Der barocke Neubau wurde unter Äbtissin von Zurthannen 1731 geweiht und 1738 vollendet. 1781 wurde das Torhaus abgeschlossen. Mit der Josephinischen Klosterreform schien der Fortbestand Günterstals zunächst fraglich, es wurde jedoch neben anderen Frauenzisterzen im Breisgau 1782 von der Aufhebung vorerst ausgenommen. Die Nonnen wollten weiterhin nach den Gewohnheiten des Zisterzienserordens leben und die Hofresolution von 1786 sicherte ihnen dies vorerst zu. Allerdings wurde die Klosterkirche 1787 in eine Pfarrkirche erhoben. Die klösterliche Wallfahrtskapelle St. Valentin und die St. Matthiaskapelle wurden im selben Jahr profaniert und versteigert. Im Frieden von Pressburg 1805 musste Österreich den Breisgau an Baden abtreten. Günterstal wurde im Februar 1806 von Baden provisorisch in Besitz genommen und im September offiziell aufgehoben. Neben der Äbtissin Maria Franziska Gräfin von Thurn und Valsassina befanden sich noch sechs Nonnen und fünf Laienschwestern im Kloster. Sie sprachen sich nicht für ein Verbleiben im Orden aus. Das Klostergut wurde 1806 inventiert. Es war unverschuldet und ökonomisch solide. Der Güterbesitz umfasste neben der Abtei mit Klosterkirche und Nebengebäuden, Feld- und Waldflächen, das Gut Mundenhof, vier Höfe in Grezhausen, einen Schafhof und Geld- und Fruchtgefälle in zahlreichen Breisgauer Orten. In einem klösterlichen Notizbuch aus dem 15. Jahrhundert ist ein Bücherverzeichnis erhalten und 1806 wird von einer Bibliothek berichtet, die allerdings als ‚unbedeutend‘ eingestuft wurde. Die Titel wurden an die Hofbibliothek Karlsruhe gebracht bzw. versteigert. Der Konvent erhielt eine im Vergleich passable Pensionsregelung: der Äbtissin wurden jährlich 1.500 Gulden, den beiden ältesten Nonnen 500 Gulden, allen anderen Nonnen 450 und den Laienschwestern 250 Gulden zugesprochen. Die Äbtissin starb 1808 in Colmar und die letzte Konventsfrau 1843 in Freiburg. Da die Klostergüter, die von Staatsdomäne Günterstal verwaltet wurden, langfristig verpachtet waren, konnten sie ausgenommen von der Ziegelbrennerei nicht gleich verkauft werden. Das Konventsgebäude wurde schließlich 1812 an die Firma Friedrich Mez & Compagnie veräussert, welche darin eine Baumwollspinnerei einrichtete. 1817 wurde der Betrieb an die Gebrüder Benedikt und Marquard von Hermann weiterverkauft. 1829 brannten zwei Flügel des ehemaligen Klostergebäudes und die Klosterkirche bis auf die Außenmauern aus. Bei den beiden anderen Flügeln wurde der erste Stock gerettet. Die Anlage und Kirche wurden bis 1834 wieder aufgebaut. Seit 1891 ist Günterstal ein Stadtteil von Freiburg und das Klostergelände in städtischem Besitz. Die Stadt richtete ein Waisenhaus in den ehemaligen Klostergebäuden ein. Heute befindet sich dort das Internat des Deutsch-Französischen Gymnasiums Freiburg. Autor: JANINE MAEGRAITH |