Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Die Stadt liegt Straßburg gegenüber wenige km oberhalb der regulierten Kinzigmündung am Rhein. Der Stadtkern wurde nach den starken Kriegszerstörungen auf dem streng schematischen Gittergrundriß Tullas und Weinbrenners wieder aufgebaut. Dabei behielt man die drei- bis viergeschossige Bebauungsweise bei überwiegend geschlossener Randbebauung bei. Die Hauptstraße und ihre Querstraßen im Bereich des Marktplatzes sind das Hauptgeschäftsgebiet der Stadt, in dem die Geschäftsnutzung jedoch nur teilweise auf die oberen Geschosse übergreift. Der städtebauliche Schwerpunkt der Innenstadt hat sich mit der Errichtung der großzügig gestalteten Stadthalle vom Marktplatz aus nach Süden verlagert. In den an die Innenstadt angrenzenden Stadtteilen herrscht Einzelhausbebauung vor. Abgesehen vom alten Dorf Kehl mit unregelmäßig gekrümmten Straßen sind auch hier die Straßen recht- oder spitzwinklig geführt. Zwischen der Rheinpromenade und einem abgeschnittenen Altrheinbogen im Westen liegt ein Villenviertel aus den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts, nach Süden durch jüngere einfachere Ein- und Zweifamilienhäuser erweitert. In der Zwischen- und der frühen Nachkriegszeit entstand das Wohngebiet Solling im Оsten der Stadt mit viergeschossigen Reihenhäusern und mit einfachen Siedlungshäusern. Moderne Wohngebiete entstanden vor allem im Süden im Anschluß an das ausgedehnte Areal mit mehrgeschossigen Wohnblöcken, die für die Angehörigen der französischen Streitkräfte gebaut worden sind. Die Wohngebiete Kehl-Süd, Wolfsgrube und Niedereich setzen sich aus ein- und zweigeschossigen Reihenhäusern, Bungalows, Einzel- und Doppelhäusern, mehrgeschossigen Wohnblöcken und einem Hochhaus zusammen. Industrie und Gewerbe orientieren sich an den Verkehrsstandorten Bahn und vor allem Hafen mit einem Gewerbegebiet (Läger) zwischen Bahnlinie und Straßburger Straße und dem Industriegebiet im gesamten Hafenbereich. Der Hafen nimmt mit drei Becken und dem Hafenerweiterungsgebiet den Zwickel zwischen Rhein und Kinzig ein, von der Stadt durch Bahnlinie und Bahnhof getrennt. |
Geschichte: | 1289 Kelle (Корialüberlieferung 15. Jahrhundert), 1299 Kelle, daneben auch 1300 und öfter: Kenle, zu kenel = Kanal, Rinne. Hochmittelalterliche Ausbausiedlung auf der Jeringheimer Mark. Kehl bildete im Mittelalter ein Kirchspiel und Gericht mit Jeringheim und Sundheim. Es war geroldseckisches Allod und blieb auch nach der Teilung von 1278 Kondominat der Linien Lahr und Hohengeroldseck. Die Lahrer gaben die Hälfte ihres Anteils 1299 an die Böcklin in Straßburg zu Lehen. Nach einem bei Kehl gelegenen Rheinwörth nannte sich die Familie seit 1513 Böcklin von Böcklinsau. Das andere Lahrer Viertel war seit dem 14. Jahrhundert Lehen der Lentzlin von Straßburg, die sich bei Kehl ihr Schloß Burneck erbauten. Es kam nach deren Aussterben 1591 an die Streiff von Lauenstein und fiel 1700 an Baden und Nassau heim. Die Hohengeroldsecker verpfändeten 1480/91 ihre Hälfte von Kehl an das Straßburger Frauenwerk, lösten es aber nie wieder ein. Am Ende des 18. Jahrhundert teilten sich daher das Domstift Straßburg (1/2), Baden und Nassau (1/4 im Kondominat) und die Böcklin in den Besitz des Dorfes. Die Anteile des Domstifts und Nassaus wurden 1803, das ritterschaftliche Viertel der Böcklin 1806 badisch. Kehl wurde im Spätmittelalter, da Jeringheim durch den Rhein mehr und mehr abging, zum Vorort der Mark. Gleichzeitig wuchs seine strategische Bedeutung, seitdem 1392 Straßburg die erste feste Rheinbrücke bei Kehl gebaut hatte. Im Zuge der sogenannten Reunionen Frankreichs und des Angriffs auf Straßburg wurde Kehl, sozusagen der Brückenkopf Straßburgs, 1679 durch Marschall Crequi zerstört. Während seine Bewohner östlich des ehemaligen Dorfes ein neues Dorf Kehl gründeten, errichtete Vauban 1681-1689 die französische Festung Kehl. Im Frieden von Rijswijk 1697 wurde sie Reichsfestung und 1698 als Reichslehen dem Markgrafen von Baden-Baden verliehen. 1703-1714 und 1733-1736 war sie wieder in französischer Hand. 1772 an Baden-Durlach, 1774 Stadtrechtsverleihung für die innerhalb der Festung entstandene Siedlung. Wirtschaftliche Bedeutung vor allem als Handelsplatz für Holz und Hanf. Da die Festung in den Revolutionskriegen und später stark umkämpft war, wurden auch Stadt und Dorf davon getroffen, 1798 nach ihrer Zerstörung wenigstens teilweise wieder aufgebaut. 1808-1814 stand die Stadt unter französischer Hoheit. Nach ihrem Übergang an Baden 1815 wurde die Festung geschleift und die Stadt mit gitterförmigem Grundriß und nach Plänen Weinbrenners, Tullas und Vierordts wieder aufgebaut. Stadt und Dorf Kehl im 19. Jahrhundert zum Amt Kork. 1881 Verlegung des Amtssitzes nach Kehl, 1939 Landkreis Kehl. 1870 und 1944/45 wurde die Stadt nochmals zerstört. 1919-1930 und 1945-1953 war Kehl von Frankreich als Brückenkopf besetzt, die Bevölkerung evakuiert. Die 1820 begonnene Rheinkorrektur, der Anschluß an die Eisenbahn 1844, die Eisenbahnrheinbrücke nach Straßburg 1861, die Straßenbrücke 1896/1900, der Bau des Rheinhafens 1842 und 1896, des Holzhafens 1875 führten zu neuer wirtschaftlicher Blüte der Stadt. 1910 wurden Stadt und Dorf Kehl vereinigt. Im Zuge der Gemeindereform wurden 1971 Goldscheuer, Kork, Neumühl, Odelshofen und Querbach, 1973 Hohnhurst, 1975 Auenheim, Bodersweier, Leutesheim und Zierolshofen zu Kehl geschlagen. |