Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Der mittelalterliche Stadtkern mit unregelmäßiger Rippenform schließt nördlich an die ehemalige Tiefburg an. Er wurde durch mehrfache Erweiterungen des Befestigungsringes nach Norden quer zur Talrichtung zu annähernd ovalem Grundriß vergrößert. In der Oberstadt ist die Rippenform zu einem aus der Nord-Süd-verlaufenden Marktstraße und der in die Stadt gezogenen Durchgangsstraße durch das Schuttertal gebildeten Achsenkreuz verändert worden. Hier ist heute das Hauptgeschäftsgebiet der Stadt mit geschlossenen Ladenfronten und teilweise in die Obergeschosse reichender Geschäftsnutzung. Die Marktstraße ist in ihrem ganzen Verlauf Fußgängerzone. Die jüngere Stadtentwicklung seit dem 18. Jahrhundert folgt der Talrichtung. Im Оsten schließen an die Altstadt die im 18. Jahrhundert entstandene Rappenvorstadt und die etwas jüngere Geroldsecker Vorstadt mit wassergebundenen Gewerbebetrieben an, im Westen die gleichfalls in die Blütezeit Lahrs im 18. und beginnenden 19. Jahrhundert zurückreichende Dinglinger Vorstadt, in der sich die ersten großen Fabrikunternehmen der Stadt angesiedelt hatten. Die daran anschließenden Stadtteile entstammen dem 19. Jahrhundert. Im Nordosten wurde das 1804 eingemeindete Dorf Burgheim in den Ausbau einbezogen. Im Westen entstanden im Anschluß an den Bahnhof nach Einrichtung der Nebenbahnlinie von Dinglingen her Industrie- und Wohngebiete, im Süden Kasernenbauten. Die Hänge im Norden und Süden wurden im 20. Jahrhundert aufgesiedelt, die nordwärtsblickenden mit größeren Mietshäusern und Arbeiterwohnsiedlungen, die nach Süden gewandten mit Ein- und Zweifamilienhäusern, zum Teil mit villenartigem Charakter. Begünstigt durch die Eingemeindung des Dorfes Dinglingen (1933), an der Hauptbahnlinie Frankfurt-Basel westlich der Stadt gelegen, wuchs die Stadt nach dem Krieg weiter nach Westen in die Rheinebene hinaus. Dort breiten sich zwischen den Autobahnzubringerstraßen Industriegebiete aus. Wohngebiete gemischter Bebauungsweise mit Hoch-, mehrstöckigen Reihen- und mit Ein- und Zweifamilienhäusern schließen südlich und nordwestlich Dinglingen an die älteren Baugebiete an. Eine große Fläche in der Ebene nimmt der Militärflugplatz ein. Die zugehörigen Kasernen liegen im Schuttertal im Оsten der Stadt. |
Geschichte: | 1179 Larga (?), 1215 zu Lare, von lara = Weideland, Geländename, über die Burg auf zugehörige Siedlung übergegangen. Einzelne Grabfunde der Reihengräberzeit sind Hinweise auf die ältere Siedlungsstruktur. 1179 Heinrich de Larga, Edelfreier, fraglich, ob hierher gehörig. 1215 Heinrich von Lahr, Lehensmann der Markgrafen von Baden, vielleicht mit Geroldseckern verwandt. Lahr war Allodialbesitz der Geroldsecker, die nach 1220 eine Tiefburg an der Stelle eines Vorgängerbaus errichteten. Quadratische Wasserburg mit vier runden Ecktürmen um einen älteren Turm in der Mitte. Von der 1677 niedergebrannten, 1734 notdürftig wiederhergestellten, im 18. Jahrhundert abgebrochenen Anlage ist nur der Nordost-Turm, der »Storchenturm« (erste Hälfte des 13. Jahrhunderts) mit anstoßenden Mauern im Stadtzentrum erhalten. Nach Lahr nannten sich im 13./14. Jahrhundert die Walpoten, 1161 erstmals genannt als badische Ministeriale, später geroldseckische Lehensleute. Nach der Geroldsecker Teilung 1278 wurde Lahr Zentrum der Unteren Herrschaft und Residenz der Lahrer Linie bis zu ihrem Aussterben 1426. Ihre Erben, die Grafen von Moers-Saarwerden, erhielten Lahr wie Mahlberg als Reichslehen, verpfändeten 1442 die Hälfte von Stadt und Herrschaft an Baden, das - nach vorübergehender teilweiser Weiterversetzung an Straßburg 1462-1480 - die halbe Herrschaft 1497 käuflich erwarb. Lahr war ungeteiltes Kondominat auch noch nach dem Übergang der saarwerdenschen Hälfte an Nassau(-Saarbrücken) 1522 und der Reformation. Bei der Realteilung 1629 kam Lahr zu Nassau und blieb evangelisch. 1803 an Baden, Lahr war stets Amtssitz, 1939 Kreisstadt. Lahr entstand wohl als Burgweiler und wurde um 1278 zur Stadt erhoben (1279 erste Stadtnennung). Erneuerung der städtischen Rechte im Freiheitsbrief von 1377, Grundlage noch in den Auseinandersetzungen der Stadt mit Nassau im 18. Jahrhundert. Die etwa kreisförmige Altstadt schloß sich an das im Süden gelegene Schloß an. Im 15. Jahrhundert. Ausdehnung nach Norden unter Einbeziehung der Talstraße - sogenannte Oberstadt. Die Tore im 19. Jahrhundert abgebrochen. Die Stadt wurde im Holländischen Krieg 1677 durch Marschall Crequi zerstört. An historischen Bauten erhalten nur das Alte Rathaus von 1608 im Renaissance-Stil, 1885 Umbau. Das jetzige Rathaus ist die ehemalige Lotzbecksche Villa (um 1800) im Weinbrennerstil. Die kleine Gemarkung von Lahr, das im Burgheimer Bann gegründet war, wurde 1899 durch Eingemeindung von Burgheim, 1933 von Dinglingen vergrößert. 1972 wurden die Ortsteile Hugsweier, Kippenheimweiler, Kuhbach und Langenwinkel, Mietersheim, Reichenbach, Sulz mit Lahr vereinigt. Lahr war zunächst Ackerbürger- und Handwerkerstadt. Im 18. Jahrhundert wurde es zu einem bedeutenden Handelsplatz für Tabak und Flachs. Die frühe Industrialisierung litt später darunter, daß die Eisenbahn w der Stadt vorbeiführte. Tabak- und Kartonagenindustrie. |