Offenburg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1130 [ca. 1130-1140]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Stadt liegt auf dem Schwemmfächer der Kinzig östlich des seit dem frühen 19. Jahrhundert kanalisierten Flusses. In ihrem Grundriß zeichnet sich die mittelalterliche Gründungsstadt mit der Nord-Süd-verlaufenden, vom breiten Straßenmarkt (Hauptstraße) beherrschten Rippenanlage und der östlich anschließenden dreieckigen, durch Parallelstraßen gegliederten Erweiterung deutlich ab. Das Aufrißbild der Innenstadt jedoch ist durch den Wiederaufbau nach der Zerstörung von 1689 geprägt. Repräsentativ in den Bauformen von Barock bis Klassizismus errichtet sind öffentliche Gebäude wie Rathaus, Salzhaus, Landratsamt (ehemaliges Verwaltungsgebäude der vorderösterreichischen Landvogtei Ortenau). Heiliges Kreuzkirche. Eine Anzahl Bürgerhäuser trägt barocke Fassaden und Giebel. Durchsetzt ist die Hauptstraße mit gründerzeitlichen und modernen Wohngeschäfts- und Geschäftshäusern, die sich in der Bauhöhe aber in der Regel an die älteren vier- bis fünfgeschossigen Häuser anpassen. Mit der wachsenden Bedeutung Offenburgs als Mittel- und zum Teil Oberzentrum stieg auch die Geschäftsdichte in der Innenstadt. Mehr und mehr wird in der Hauptstraße die Wohnnutzung aus den Obergeschossen verdrängt, und das Geschäftsgebiet dehnt sich über Fischmarkt-Steinstraße zum Lindenplatz hin aus. Nordstadt und Oststadt sind Wohngebiete des 19. Jahrhundert, insbesondere der Gründerzeit, mit drei- und viergeschossigen Häusern in Blockbebauungsweise an gitterförmig und radial ausgelegten Straßen. Im 19. Jahrhundert war die Stadt über den Befestigungsgürtel hinausgewachsen. Mauern und Tore wurden abgetragen, anstelle der Gräben entstanden Parkanlagen. Ursache des starken Wachstums sind Industrialisierung und Eisenbahnbau (Rheintallinie und Schwarz waidbahn). Die Funktion Offenburgs als Eisenbahnknotenpunkt drückt sich in den großflächigen Bahn- und Bahnhofsanlagen n der Altstadt und in dem um die Rammersweierer Straße angelegten Eisenbahnerwohnviertel aus. Zwei große Kasernenkomplexe, um die Jahrhundertwende und vor Ausbruch des 2. Weltkrieges im Оsten der Stadt errichtet, weisen Offenburg als Garnison (seit 1898) aus. Ursprünglich von der Stadt entfernt gelegen, sind sie längst von Wohngebieten umgeben. In der Zwischenkriegszeit wuchs die Stadt vor allem nach Norden und Оsten weiter. Neue Wohngebiete, zum Teil mit Gartenstadtcharakter und als Heimstättensiedlungen, wurden am Rande der Miethausbebauung und auch räumlich von ihr abgesetzt errichtet, zum Beispiel im Unteren Angel im Westen, um die Weingartenstraße im Оsten (Kriegsgeschädigten-Siedlung am Kameradenweg) und bei der Erzbergerstraße. 1935 wurde mit der Siedlung Hildboltsweier auf ehemaligem Exerzierplatzgelände erstmals die Kinzig überschritten. Die Bautätigkeit nach dem Krieg verdichtete die bestehenden Wohngebiete und dehnte die besiedelte Fläche erheblich aus. Seit den 1950er Jahren entstanden unter anderem die Neubaugebiete: Tagmesse im Nordosten beim Krankenhaus mit ein- bis zweigeschossigen Einzel-, Reihen- und Winkelhäusern sowie einigen Hochhäusern, In der Wann im Südosten mit drei- bis viergeschossiger Blockbebauung und Kettenhäusern, Albersbösch westlich der Kinzig, zunächst mit Einfamilien-Reihen-häusern, später mit viergeschossigen Häusern und Hochhäusern nach Norden erweitert, sowie das stark verdichtete Wohngebiet Uffhofen westlich des Gifizsees mit Hochhäusern und eingeschossigen Flachdachbauten. Das älteste geschlossene Gewerbe- und Industriegebiet mit den Spinnereien und Webereien des 19. Jahrhundert liegt zwischen Kinzig und Mühlbach südwestlich des Stadtkerns. Hier stehen auch die ausgedehnten Betriebsstätten und das Hochhaus der Burda-Verlage. Abgesehen von diesen Gebäuden wird das Gelände saniert, um die Innenstadt zu erweitern. Unter anderem wird hier das neue Landratsamt errichtet. Auch zwischen Bahnlinie und Straßburger Straße im Norden siedelten sich größere Gewerbe- und Industriebetriebe an. Nördlich davon wurde nach dem 1. Weltkrieg das Industriegebiet Nord ausgewiesen. Das größte Industriegebiet, westlich der Kinzig nach dem 2. Weltkrieg angelegt, beherbergt im wesentlichen emissionsfreie Industrie und raumbeanspruchende Lagerhallen sowie aus der Stadt verlagerte Kleinbetriebe.
Historische Namensformen:
  • Offenburc 1130 [ca. 1130-1140]
Geschichte: Ca. 1130-1140 Offenburc, kaum von Personenname, eher: offene Burg = offene Stadt. Offenburg entstand im Anfang des 12. Jahrhundert als Marktsiedlung der Zähringer auf Grund der Vogteirechte, die diese sowohl über den Besitz des Klosters Gengenbach wie über die Güter der Straßburger Kirche hier ausübten. Letztere dienten fortan zur Ausstattung der Pfarrkirche. Obwohl Offenburg 1148 Castrum genannt wird, scheint es weder auf eine Burg zurückzugehen noch eine besessen zu haben. Nach dem Aussterben der Zähringer 1218 nahm Friedrich II. Offenburg an sich, einigte sich bis 1236 mit dem widerstrebenden Bischof von Straßburg und ließ sich von Bamberg (für Gengenbach) und Straßburg mit der Vogtei belehnen. Friedrich II. erhob wohl um 1235 Offenburg zur Stadt (1241 im Reichssteuerverzeichnis). Offenburg liegt an der Kreuzung zweier schon alter Verkehrswege: der Rheintalstraße mit der von Straßburg durch das Kinzigtal nach Rottweil und zur Donau führenden Straße. Der älteste unregelmäßige Siedlungskern wird von der stark erweiterten Marktstraße beherrscht, die nach Norden durch das Straßburger Tor (Neutor), nach Süden durch das Kinzigtor den Verkehr nach Straßburg-Freiburg-Basel in die Stadt einbezog. In einer frühen planmäßigen Erweiterung führte die Lange Straße auf das Schwabhauser Tor zu. Die schon vor 1240 begonnene Ummauerung mit schließlich drei Mauerzügen und acht Türmen, im 16. und 17. Jahrhundert noch einmal verstärkt, wurde 1689 mit der Stadt völlig zerstört. Im 17. Jahrhundert entstand die Kinzigvorstadt, im 19. die Nord- und Oststadt. 1245 eroberte der Bischof von Straßburg Offenburg und die anderen staufischen Besitzungen in der Ortenau. Aber obwohl die Zähringer-Erben von Fürstenberg auf ihre Rechte 1250 verzichteten und der Bischof 1263 die Lehnsrechte von Bamberg erwarb, gelang es Rudolf von Habsburg nach 1274, das Kerngebiet der Ortenau und damit auch Offenburg wieder an das Reich zu ziehen. Offenburg war Reichsstadt, wurde aber dennoch mit der Landvogtei wiederholt verpfändet (1334-1351 an Baden, 1351 an Bischof von Straßburg, davon 1/2 1405 an Kurpfalz, diese Hälfte 1504 an Fürstenberg. 1551/56 beide Hälften wieder für Österreich eingelöst). Um sich gegen Übergriffe der Landvogtei und österreichische Bestrebungen, die Städte in der Ortenau landständisch zu machen, zu schützen, schlössen sich Offenburg, Gengenbach und Zell 1575 zu den »Vereinsstädten« zusammen. 1701-71 war Offenburg mit der Landvogtei an den Markgrafen von Baden-Baden zu Lehen gegeben. 1803 kam die Reichsstadt an Baden und wurde Amtsstadt. 1939 Landkreis Offenburg, 1973 Sitz des Ortenaukreises. Von Offenburg ist kein Stadtrecht erhalten. Die frühe Stadt stand unter einem vom Landvogt zu Ortenberg ernannten Schultheißen und einem Zwölferrat aus den vornehmen Geschlechtern, hinzutrat um 1300 ein jüngerer Zwölferrat aus den Zünften mit einem Bürgermeister (dieser wurde später durch vier Stettmeister ersetzt). Trotzdem blieb der Einfluß der Zünfte gering, die hohe und niedere Gerichtsbarkeit lag beim Alten Rat. Der Gerichtsbann blieb bis zum Ende des Mittelalters auf die Stadt selbst beschränkt, erst 1504 wurden durch Privileg Kaiser Maximilians Kinzigdorf und Ufhofen mit Оffenburg vereinigt. Zur Stadtgemarkung gehörte auch der 1293 von den Geroldseckern gekaufte Schutterwald. 1775 wurde dieser Stadtwald durch einen Teil des Gengenbacher Gotteshaus waldes vergrößert, an dem Offenburg mit Griesheim, Weier, Waltersweier und Bühl nutzungsberechtigt gewesen war. Erst die Eingemeindungen der Gemeindereform vergrößerten Gemarkung und Bevölkerungszahl erheblich: 1971 wurden Bühl, Elgersweier, Fessenbach, Griesheim, Rammersweier, Waltersweier und Zell-Weierbach, 1973 Zunsweier, 1975 Bohlsbach und Windschläg mit Offenburg vereinigt. Offenburg, das im 30jährigen Krieg 1632-35 von den Schweden besetzt war, 1639-48 durch Reinhard von Schauenberg erfolgreich gegen die Franzosen verteidigt worden war, wurde im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 bis auf das Kapuzinerkloster völlig zerstört. Der Wiederaufbau gab der Stadt ein barockes Gepräge: Rathaus 1741 (von Math. Fuchs); der sogenannte Königshof, das Verwaltungsgebäude der Landvogtei Ortenau (seit 1678 in Offenburg), heute Landratsamt (1714-17 von Dom. Ellmenreich erbaut), das Palais von Ried (1764 erbaut, seit 1885 Vincentiushaus) und die Kirchen. 1923-24 war Offenburg von Frankreich besetzt. Im 2. Weltkrieg wurde Offenburg hauptsächlich im Bahnhofsbereich getroffen. In der Revolution von 1848 hatte Offenburg besondere Bedeutung als Versammlungsort der Demokraten.
Wirtschaft und Bevölkerung: Trotz der günstigen Verkehrslage kamen Handel und Wirtschaft wegen der nahen Konkurrenz Straßburgs nicht sehr zur Entfaltung. Handwerk und Landwirtschaft, besonders Weinbau waren vorherrschend. Ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war das um 1300 gegründete Andreas-Spital. Erst nach dem Bau der Eisenbahn 1844 nach Freiburg, ab 1865 ins Kinzigtal entwickelte sich Offenburg zu einem bedeutenden Industriestandort.

Ersterwähnung: 1182
Kirche und Schule: 1182 ist mit einem Priester erstmals die Kirche in Offenburg genannt. Sie war 1223 Pfarrkirche und »von alters her« unter dem Patronat des Domkapitels. Zu ihrem Sprengel gehörten Bohlsbach (bis 1788), Elgersweier (bis 1790), Fessenbach, Käfersberg-Ortenberg (bis 1788), Rammersweier (bis 1787), Waltersweier (bis 1790), Zell-Weierbach. Da dieses ganze Gebiet bereits vor der Gründung Offenburg pfarrlich organisiert gewesen sein muß, sind eine oder zwei Vorgängerpfarreien, möglicherweise in Kinzigdorf sowie in Käfersberg (Ortenberg), anzunehmen, deren Rechte auf die neue Pfarrkirche in Offenburg übertragen wurden wie ebenso die grundherrschaftlichen Rechte des Hochstifts. Auch das Patrozinium Heiligkreuz (1415) weist auf das 12. Jahrhundert An der Pfarrkirche bestanden 1464 unter einem Rektorat zehn Kaplaneien. Vom Bau des 14./15. Jahrhundert noch die Grundmauern von Chor und Langhaus in der ab 1700 durch Franz Beer neuerbauten Kirche: dreischiffige Halle mit Emporen, vorzüglicher Westturm (Gengenbacher Typus). 1906/08 wurde die katholische Dreifaltigkeitskirche im neuromanischen Stil gebaut, 1917 zur Pfarrei für die Oststadt erhoben. Die 1938/39 errichtete Heiliggeistkirche ist seit 1960 Pfarrei für die neuen Siedlungen Albersbösch und Hiltboltsweier sowie Uffhofen. 1280 rief der Rat Franziskaner in die Stadt, die neben dem Straßburger Tor ihr Kloster gründeten. Nach der Zerstörung 1689 wurde ihre Kirche St. Franziskus auf gotischen Fundamenten neuerbaut. Gotische Grabkapelle von 1519. 1816 Aufhebung des Klosters. Auch die Kirche des Andreasspitals wurde um 1700 erneuert als barocker Saal mit rippengewölbtem Chor; in ihr finden heute ab und zu ökumenische Gottesdienste statt. 1645 Gründung des Kapuzinerklosters, 1808 nominell, 1820 endgültig aufgehoben. Die ehemalige Klosterkirche diente 1847 bis 1864 den Protestanten, seit 1873 den Altkatholiken als Gotteshaus, heute Gymnasiumskapelle. 1927 Niederlassung von Kapuzinern (»Klösterle«), denen 1941 die Seelsorge für die Nordstadt übertragen wurde, seit 1960 in der Pfarrkirche St. Fidelis. 1591 verbot der Rat die Aufnahme Unkatholischer ins Bürgerrecht. So entstand erst 1847 eine evangelische Kirchengemeinde, seit 1854 Pfarrei, die heutige Westpfarrei. Von ihr wurde 1912 die zweite Pfarrei, heutige Ostpfarrei abgetrennt. Beide benutzen die 1864 errichtete Stadtkirche. Für die 1958 gegründete Südpfarrei wurde 1960/61 ein Gemeindezentrum mit Erlöserkirche erbaut, seit 1970 mit zweiter Pfarrstelle. Von der Ostpfarrei wurde 1976 der Nordosten als Joh.-Brenz-Gemeinde (Pfarrei) abgetrennt. Schon 1275 ist mit einem »rector puerorum« eine Schule bezeugt. Anfang des 16. Jahrhunderts. 1771 gab es eine städtische Lateinschule. Die Minoriten gründeten 1660/ 73 ein Gymnasium, das nach Aufhebung des Franziskanerklosters in das ehemalige Kapuzinerkloster verlegt und als staatliches Gymnasium weitergeführt wurde. Kloster- und Schulgebäude der Franziskaner wurden den Chorfrauen von Ottersweier überlassen, die hier 1875 ein Lehr- und Erziehungsinstitut Unserer Lieben Frau errichteten, das später Mädchengymnasium wurde. Die 1864 gegr. städtische Realschule, seit 1912 Oberrealschule ist heute neusprachliches Gymnasium.
Patrozinium: Heiligkreuz
Ersterwähnung: 1415
Jüdische Gemeinde: Eine Judengemeinde bestand vermutlich im 13. Jahrhundert, doch wurden nach der durch die Pest 1347 ausgelösten Judenverfolgung keine Juden mehr in der Stadt geduldet. Erst im 19. Jahrhundert wieder eine Judengemeinde, seit 1875 mit einer Synagoge im Gasthaus »Salmen«.

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