Rötenberg - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1275

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der Ortsname »Roetenberg« (1275) verweist auf einen hochmittelalterlichen Ausbauort. Die mehrfache Erwähnung von Huben Ende des 15. Jahrhunderts deutet dabei auf eine Anlage als Hufensiedlung hin. 1498 gab es 40 Hofstätten. Die erstmals feststellbare Zahl der Häuser hingegen betrug insgesamt 22 (1525). Als Folge des 30jährigen Krieges sank die Gebäudezahl von 41 (1634) auf 26 (1655). 1735 wurden 47 Häuser mit angebauten und elf Häuser ohne angebaute Scheunen gezählt. Um 1742 bestand Rötenberg aus zwölf Höfen und 58 Häusern. In der südlichen Ortsgemarkung gab es ein knapp 17 Morgen großes Fischgewässer, den Aichhalder See, dessen Fläche spätestens 1722 trockengelegt und in Wiesen und Äcker umgewandelt wurde. Durch den Überfall Hans von Rechbergs 1464 entstanden offenbar durch Brand stärkere Schäden. Straßendorfartige Erweiterung nach Süden. Im Norden baulich mit Bach und Altenberg verwachsen.
Historische Namensformen:
  • Rotenberg 1275
  • Roetenberg
Geschichte: Erste nachweisbare Inhaber ortsherrschaftlicher Rechte im Spätmittelalter waren die Herren von Rüti (1337) und die Hack von Rottweil (1416). Nachdem das Kloster Alpirsbach schon Anfang des 15. Jahrhunderts Anteil an der Gerichtsbarkeit erworben hatte, besaß es 1560 sämtliche hoch- und niedergerichtlichen Rechte. Um 1500 gab es im Ort 25 Lehen. Erste nachweisbare Inhaber von Grundbesitz waren Anfang des 14. Jahrhunderts die Schenken von Zell. Nach der Mitte desselben Jahrhunderts verfügten auch die Herren von Falkenstein über Eigengüter, welche zumindest zum Teil an die Hack von Oberndorf als Lehen ausgegeben waren. Im selben Jahrhundert veräußerten die im Ort begüterten Herren von Rüti umfangreicheren Besitz, darunter drei Hofstätten und das Widemgut an das Kloster Alpirsbach. Im folgenden Jahrhundert erwarb das Kloster Besitz der Familie Hack. 1491 wird ein Pfleger erwähnt, der wohl die grundherrlichen Rechte des Klosters Alpirsbach verwaltete. Dessen Grundherrschaft hatte sich um 1500 im Ort durchgesetzt. Um diese Zeit verfügte auch die Herrschaft Fürstenberg über Zinseinnahmen aus dem Ort. Der nach der Reformation zum Klosteramt Alpirsbach gehörende Ort kam 1810 an das Oberamt Oberndorf. Groß- und Kleinzehnt gehörten 1560 dem Kloster Alpirsbach. Dem Niedergericht Rötenberg war auch der ansonsten selbstständige Ort Bach und Altenberg unterworfen und wurde nachweislich ab 1651 von einem Stabsvogt geleitet. Strukturen kommunaler Selbstverwaltung werden erstmals mit der Erwähnung von Gemeinde und Gericht sowie der »Baurschaft« 1560 erkennbar. Rötenberg kam 1810 zum Oberamt Oberndorf und 1938 zum Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Einwohnerzahlen beziehen das benachbarte, zum Rötenberger Gericht gehörende Altenberg und Bach mit ein. Der erste Hinweise auf Bevölkerungszahlen stammt von 1544/45, als 26 männliche Erwachsene für die Türkensteuer geschätzt wurden. Im Jahr 1598 betrug die Anzahl der männlichen Bürger 43. Die schweren Bevölkerungsverluste während des 30jährigen Krieges werden durch die Gesamtzahl an Erwachsenen und Schülern widergespiegelt, die sich von 268 (1634) auf 97 (1654) verminderte. Durch rasantes Bevölkerungswachstum stieg diese Zahl bis 1805 auf 667 an bei einer Gesamteinwohnerzahl von 883. Über die frühen Vermögensverhältnisse und -verteilung gibt die Türkensteuerliste erstmals Einblicke. Von den insgesamt 28 Schatzungspflichtigen verfügten 27 über einen Betrag von zusammen 4350 Gulden (100 Prozent). Davon besaßen wiederum elf zusammen 443 Gulden (10,2 Prozent) und 16 die Summe von 3907 Gulden (89,8 Prozent). Die land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche setzte sich aus 1118 Morgen Ackerland, 173 Morgen Öhmdwiesen, 28 Morgen Gärten, 420 Morgen Wald und 241 Morgen Allmende zusammen. Das Handwerk war 1735 mit drei Leinenwebern, jeweils zwei Bäckern und Maurern sowie je einem Schuhmacher, Schmied, Zimmermann und Kübler vertreten. Nachdem 1651 erstmals ein Wirt erwähnt wird, wurden 1735 drei Gassenwirte gezählt. Eine 1560 als neuerbaut erwähnte Mühle lag 1683 öd. 1727 wurde eine Ziegelhütte errichtet.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Eine Weiheinschrift von 1128 ist der früheste Hinweis auf eine Kapelle. 1275 wird eine Kirche erwähnt. Nachdem bei dem Überfall Hans von Rechbergs 1464 auch Beschädigungen an der Kirche entstanden, wurde diese im Zeitraum bis 1494 erneuert. 1774 erfolgte die Erweiterung des Kirchenschiffs. Außen an der Kirche sind am südöstlichen Chorfenster eine mittelalterliche, nicht weiter datierbare steinerne Madonna mit Kind sowie an der Südostseite die Reliefs eines Steinbocks und an der Nordostseite eines menschlichen Kopfs eingelassen. In der Kirche finden sich ein spätgotisches Sakramentshäuschen sowie ein Taufstein von 1487. Für 1560 ist dann das Patrozinium St. Johannes nachweisbar. Ein 1684/85 erwähntes Heiligenvermögen »Johannis zum Kreutz« bezieht sich ebenfalls auf die Kirche von Rötenberg. Das 1561 erwähnte Pfarrhaus wurde nach seiner Zerstörung im 30jährigen Krieg bis 1662 wieder aufgebaut. Die eher ärmlich ausgestattete Pfarrei unterstand dem Dekanat Kirnbach-Sulz. Durch Kriegseinwirkungen war die Pfarrei seit 1634 verweist und wurde von 1649 bis 1661 von Peterzell aus seelsorgerisch mitbetreut. Das Kirchenpatronat ging 1337 von den Herren von Rüti an das Kloster Alpirsbach über. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts gab es viele Haus- und Bettelarme in Rötenberg, die wöchentlich an drei Tagen betteln durften. Zur Linderung der offensichtlich großen sozialen Not besaß die Gemeinde 1735 ein Haus mit Scheune das neben den Hirten den Armen und Bettlern vorbehalten war. Mit der Erstellung eines Schulhauses 1686 wird auch erstmals ein Schulmeister für längere Zeit beschäftigt. Davor gab es wegen fehlenden Festeinkommens nur sporadische Einstellungen. 1772/73 wurde ein Hilfslehrer angestellt. Erstmals 1654 wird mit 22 eine Schülerzahl genannt. Im Jahr 1783 gab es 124 (Winter) beziehungsweise 99 (Sommer) Schüler. Bis 1805 stieg dann die Zahl auf 152 beziehungsweise 142 an. Die Schülerzahl setzte sich dabei aus 74 Knaben und 78 Mädchen in der Winterschule sowie 68 Knaben und 74 Mädchen in der Sommerschule zusammen. 1816 erfolgte der Neubau des Schul- und Rathauses. Vom spätgotischen Kirchenbau nur noch der vieleckige Chor und der südlich davon stehende Turm erhalten, das Langhaus 1774 erbaut. Innen ein spätgotischer Taufstein (1487) und romanische Säulenbasen als Sockel der Emporensäulen. Der Sprengel der heutigen evangelischen Heiligkreuzpfarrei umfaßt die gesamte Gemeinde Aichhalden bis auf Eselbach. Die Katholiken sind nach Aichhalden eingepfarrt.
Patrozinium: St. Johannes
Ersterwähnung: 1560

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