Seedorf - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0786

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Spuren römischer Besiedlung werden in den Gewannen Altdorf, Weiler und Birken entdeckt beziehungsweise vermutet. Gleichfalls in der Flur Altdorf, ein Kilometer südöstlich des heutigen Ortes, wurden alemannische Reihengräber mit einer großen Sandsteinplatte, Knochenresten und einer Goldmünze (Brakteat), jedoch ohne Grabbeigaben gefunden. Seedorf, dessen Namen sich wohl von späterhin trocken gelegten Karstseen in der Umgebung herleitet, ist eine Siedlung der frühen alemannischen Ausbauzeit und präsentiert sich in einer sanften Einmuldung des die Hochebene zwischen Neckar und Schiltach hier durchziehenden Eschachtälchens als unregelmäßiges Straßendorf mit mehreren siedlungsverdichtenden Querstraßen. Bei einer Brandkatastrophe 1649 wird das Dorf angeblich bis auf drei Bauernhäuser zerstört. Am Standort des heutigen Gasthauses Lamm steht im Spätmittelalter und bis weit in das 16. Jahrhundert hinein eine mit Wassergräben umzogene Burg, die ursprünglich wohl auf die Herren von Seedorf zurückgeht und 1312 als Widum von Anna von Falkenstein in den Quellen erscheint. Die Funktion als Witwen- und Alterssitz behält die Seedorfer Burg auch in der Folge (bis 1549). Einen großen Förderer hatte die Seedorfer Burg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts in Johann von Zimmern genannt der Lapp, der zunächst mit seiner Gemahlin Kunigunde von Werdenberg-Sargans nach Seedorf zieht, den baufälligen Herrensitz und zumal die Kapelle neu erbauen lässt. Nach dem Tod von Katharina von Erbach 1549 wird das bereits stark angegriffene Schloss vollends dem Verfall preisgegeben und der hölzerne Dachstuhl abgetragen. In diesem ruinösen Zustand ist das Schloss auf der Rottweiler Pürschgerichtskarte von 1564 wiedergegeben. Planmäßiges Neubaugebiet im Südosten von Seedorf.
Historische Namensformen:
  • Sedorof 0786
  • Sedorf 0797
Geschichte: In der umfangreichen Schenkung des Grafen Gerold an das Kloster St. Gallen von 786 findet sich mit der urkundlichen Ersterwähnung auch Seedorf (»Sedorof«). Aus anderer Hand wird 797 das Bodenseekloster erneut mit Gütern in Seedorf (»Sedorf«) und Umgebung bedacht. Diese Seedorfer Güter erhält 803 Graf Gerold zu lebenslanger Nutzung. 1007 zählt Seedorf mit zum Ausstattungsgut des von König Heinrich II. neu errichteten Bistums Bamberg, dessen Lehen in der Ortschaft (einschließlich von Zehntanteilen) sich im 14. Jahrhundert in den Händen verschiedener Besitzer befinden, bis sie 1427 und 1431 als Eigen an die Herren von Zimmern kommen. Seit 1084 begegnet Ortsadel, wobei Eberhard von Seedorf im ausgehenden 11. Jahrhundert nicht nur durch die Bezeugung früher Besitz- und Rechtsakte, sondern überdies als Förderer des jungen Schwarzwaldklosters St. Georgen in Erscheinung tritt. 1277 sodann wird in den Quellen ein Friedrich von Seedorf und 1281 unter den Zeugen eines Schiedsverfahrens sein Großvater, der Ritter Burkhard genannt Schenk von Seedorf, aufgeführt. Ein Fritz von Seedorf begegnet schließlich 1353 als Lehenmann der Grafen von Fürstenberg. Im 14. und 15. Jahrhundert sind die Herren von Falkenstein in Seedorf begütert. Wie die Nachbarorte Dunningen, Bösingen und Herrenzimmern sieht die neuere Forschung auch Seedorf als Bestandteil einer in Rottweil konzentrierten lehenbaren Reichsvogtei in der Hand der Herzöge von Zähringen und später der Herzöge von Teck. Die Herren von Zimmern, die in der Folge bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert die bestimmende Herrschaft in Seedorf werden, treten hier erstmals 1312 in einer verwandtschaftlichen Verbindung mit den Falkensteinern in Erscheinung: Schloss und Dorf sind in diesem Jahr, als beide durch die Rottweiler niedergebrannt werden, Anna geb. Freiin von Falkenstein, der Witwe des 1289 verstorbenen Werner von Zimmern, als Widum verschrieben. Neben Herrenzimmern bildet Seedorf mit seiner Burg vom 14. bis ins ausgehende 16. Jahrhundert einen Hauptort der zimmerschen Herrschaft Vor Wald, wo das Hochadelsgeschlecht neben beträchtlichen Anteilen an der Grund-, der Zehnt- und der Leibherrschaft vor allen Dingen die Ortsherrschaft innehat. Bereits im 1337 abgeschlossenen Heiratsvertrag zwischen Werner von Zimmern und Anna, der Tochter des Truchsessen Berthold von Rohrdorf, werden Burg und Ortschaft Seedorf als wichtiger Bestandteil der Herrschaft Zimmern aufgeführt. 1356 setzt Werner von Zimmern nach dem Tod seiner ersten Ehefrau Anna sechs Lehensgüter zu Seedorf für eine Jahrtagsstiftung bei den Rottweiler Dominikanern ein. Neben den Zimmern begegnen in Seedorf bereits seit 1314 fromme Stiftungen (Spital 1324), Klöster (Prediger 1356) und Bürger (seit 1353) der aufstrebenden Reichsstadt Rottweil als Inhaber von Besitz- und Herrschaftsrechten. Gleichfalls begütert in Seedorf sind die Klöster Rottenmünster (seit 1295), Wittichen (1440) und Gengenbach (1536) sowie die Oberndorfer Augustinerinnen (1447). Als sich mit dem Erwerb der Herrschaft Meßkirch seit der Mitte des 14. Jahrhunderts der Herrschafts- und Interessenschwerpunkt der Zimmern an die obere Donau verlagert, bleibt von dem schrittweisen Ausverkauf der Herrschaft Vor Wald an Rottweil bis zum Aussterben des Geschlechts im Mannesstamm 1594 interessanterweise Seedorf ausgenommen; erst jetzt, durch einen Vertrag der Reichsstadt mit den zimmerschen Erben von 1595, geht auch Seedorf mit dem größten Teil der Grundherrschaft, Kirchensatz, Groß- und Kleinzehnten an Rottweil über. Rottweil gliedert den neuen Untertanenort in seine Obervogtei ein. Neben der ertragreichen Zehntherrschaft, der Ortsherrschaft, der Hochgerichtsbarkeit, Steuer- und Wehrhoheit sowie dem Kirchenpatronat hat die Reichsstadt auch den ganz überwiegenden Teil der Grundherrschaft inne. Kleinere Anteile der Grundherrschaft halten im 18. Jahrhundert das Spital und die Weiße Sammlung zu Rottweil, das Kloster Wittichen und das Kloster Rottenmünster, das seine Lehenshöfe im Gefolge der teilweise Auflösung der klösterlichen Grundherrschaft an die Oberndorfer Augustiner abgibt. Ein dörflicher Schultheiß erscheint erstmals 1418, sicher aber 1419 in den Quellen. Anstelle der in der überwiegenden Mehrzahl der Rottweiler Untertanendörfer üblichen Bezeichnung »Vogt« führt der kommunale Spitzenbeamte in Seedorf den Titel Schultheiß. 1735 und 1779 erscheinen in diesem Amt jeweils Großbauern, während sich das elfköpfige Ortsgericht 1735 aus fünf großen, vier mittleren und zwei kleinen Bauern zusammensetzt, 1779 finden sich bei jetzt zwölf Richtern vier große, sechs mittlere und zwei kleine Bauern. Die zur Bevölkerungs-Mehrheit gewachsene unterbäuerliche Taglöhnerschaft ist in beiden Fällen in diesem neben der Gemeindeversammlung wichtigsten kommunalen Gremium nicht vertreten. Ähnlich wie das benachbarte Dunningen besitzt offenbar auch Seedorf umfangreiche Allmenden, die in den 1750er Jahren teilweise als »Rübenteile« von jeweils etwa 1 ½ Viertel zur Bebauung mit Gerste, Hafer, Flachs und »heerdtäpffel« sowie von 4 Jauchert für Dinkel und Hafer zur zeitlich befristeten individuellen Nutzung an Bauern wie Taglöhner ausgegeben sind. Einwohner und Gemeinde von Seedorf zeichnen sich gegenüber ihren wechselnden Herren durch eine besonders ausgeprägte Widerständigkeit aus: Der Zimmerschen Chronik gelten die Seedorfer Bauern als »die aller abenteurigisten wider die herrschaft«, die im Bauernkrieg von 1525 Ehefrau und Söhne ihres Ortsherrn zur Flucht aus der dortigen Burg veranlassen und nach der Niederwerfung des Aufstands neben der Erneuerung des Treueschwurs auch den angerichteten Schaden zu ersetzen und eine Geldstrafe zu bezahlen haben. Im ersten Landschaftskonflikt zwischen der Reichsstadt Rottweil und ihren Untertanengemeinden 1684 bis 1698 ist Seedorf eine der Hochburgen des Widerstands und sein Schultheiß einer der bäuerlichen Wortführer. In den 1750er Jahren bis zum Abschluss eines Vergleichsvertrags 1763 wehrt sich die Gemeinde gegen die von Rottweil geforderte Holzlieferung aus ihren kommunalen Waldungen für die Unterhaltung herrschaftlicher Gebäude im Ort – Zehntscheuer, Schmiede, Kirche Pfarrhof- und Scheuer sowie Rathaus – und begehrt andererseits die verbilligte Abgabe von Holz durch die Reichsstadt zum Wiederaufbau von Bauernhäusern nach Brand- und Wetterschäden. Voller Selbstbewusstsein verweisen die Seedorfer in diesem Konflikt darauf, dass man eine »der Erträglichisten Dorffschafften [...] und sozusagen der Brodtkasten der Statt Rottweil« sei. 1803 kam Seedorf, bisher zum Obervogteiamt der Stadt Rottweil gehörig, an Württemberg, Landoberamt Rottweil, 1812 Oberamt Oberndorf, 1938 Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Für die Pfarrei Seedorf werden 1727 340 Angehörige genannt, 1732 sind es 360 und 1808 sodann 445 Seelen. 1740/41 weist die Ortschaft 85 und 1802 88 Steuerkontribuenten auf. Auch Seedorf erfährt nach den Bevölkerungsverlusten des 30jährigen Krieges eine beträchtliche Zuwanderung aus der Schweiz (18 von insgesamt 87 auswärtigen Ehepartnern zwischen 1662 und 1705). Im Landschaftsrezess von 1698, der die seit 1684 geführten Auseinandersetzungen zwischen Rottweil und seinen Untertanendörfern um die Lastenverteilung zwischen Stadt und Land beschließt, wird Seedorf ein Schmied, ein Wagner, ein Maurer, ein Schneider, ein Zimmermann sowie zudem die Benutzung des Winzelner Bäckers garantiert. 1779 sind im Ort offenbar zwei Weber ansässig. Auffallend ist in Seedorf im 18. Jahrhundert eine stark ausdifferenzierte soziale Gliederung der Gemeindebürger in Bauern, Halbbauern, Viertelsbauern, Söldner und Taglöhner. 1802 gliedert sich die spannfähige Bauernschaft in 18 Vollbauern, drei Bauerswitwen, fünf Halbbauern und sieben Viertelsbauern auf. Seedorf ist im 18. Jahrhundert von massiven innerdörflichen Sozialkonflikten zwischen Bauern und unterbäuerlichen Schichten betroffen, deren wesentliche Themen die Weiderechte auf den kommunalen Allmenden, die individuelle Nutzung von Allmendfeldern, die Waldnutzung, die Steuerverteilung, die Teilhabe der Söldner und Taglöhner an der Gemeinde, kommunale Missstände und schließlich von den Seldnern geforderte Sonderregelungen sind. 1753 schließen die Bauern getrennte Verträge mit den Taglöhnern und den Seldnern des Ortes ab.

Name: Burg
Datum der Ersterwähnung: 1312

Ersterwähnung: 1360
Kirche und Schule: Das 1360 als Dunninger Filial genannte Seedorf wird zunächst von der Mutterpfarrei aus seelsorgerlich betreut. 1363 erlangt Ortsherr Werner von Zimmern vom Dunninger Kirchherrn Bruno von Kirneck die Zusicherung, künftig jeden zweiten Sonntag und wochentags zwei bis drei Mal eine Messe in Seedorf zu lesen. Johann von Zimmern stiftet 1432, nach dem Tod seiner Frau, eine ewige Messe auf den Maria, den Hl. Drei Königen und der heiligen Kunigunde geweihten Altar in der Burgkapelle; das Präsentationsrecht auf diesen Altar behält er sich und seiner Familie vor. Der Burgkaplan erhält 1473 die bischöfliche Erlaubnis, auch im Filialort die Sakramente zu spenden, und 1478 stiftet Gottfried von Zimmern eine Kaplanei in die Seedorfer Filialkirche zu Unser Lieben Frauen und St. Georg, wo fortan bei Fortbestand der Bindung an die Dunninger Mutterpfarrei neben der Sakramentenspendung auch gepredigt werden darf. Bereits 1439 hatten die Pfleger der Frauen- und Georgskapelle von Hans von Kirneck das Widum sowie Zehntanteile in Seedorf erwerben können, die zuvor der Pfarrkirche in Dunningen für die Betreuung der Filialkapelle zugestanden hatten. Die weiteren Stationen der schrittweisen und zeitweise konfliktreichen kirchlichen Verselbstständigung Seedorfs sind sodann 1623 die Bewilligung eines eigenen Friedhofs und 1772 die Befreiung von der weiteren Entrichtung der Stolgebühren für Bestattungen und Eheschließungen an den Dunninger Pfarrer, während die Verpflichtung, an den Vierfesttagen die Dunninger Mutterkirche zu besuchen und dort das Festopfer zu entrichten, noch bis ins 19. Jahrhundert fortbesteht. Der Rottweiler Magistrat nutzt im 17. und 18. Jahrhundert sein Patronatsrecht zur Versorgung städtischer Theologen, die zwischen 1661 und 1807 13 der insgesamt 15 nachweisbaren Pfarrer auf der bescheiden ausgestatteten Pfarrpfründe stellen. Neben der Filial- beziehungsweise Pfarrkirche sowie der Burgkapelle bestehen die 1695 neu errichtete Agathakapelle an der Heiligenbronner Straße sowie eine weitere Kapelle auf den Käppelesäckern beim Schafhaus, die 1864 an der Straße nach Dunningen wieder errichtet wird. 1738 lässt sich eine jährliche Winterschule nachweisen. Kirche St. Georg 1844 erbaut, 1963 erneuert. Die Evangelischen zur Pfarrei Sulgen (Stadt Schramberg).
Patrozinium: St. Georg
Ersterwähnung: 1844

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