Harthausen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0882

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Ohne erkennbaren Bezug zur Entstehung des Orts steht ein mögliches vorgeschichtliches Grabhügelfeld, auf das der Flurname Lehrwiesen westlich des Orts hinweist, sowie eine jungsteinzeitliche Siedlung unweit der südlichen Gemarkungsgrenze auf der Flur Großholz Reuthenen. Der Name des erstmals 882 als »Hardhusa« erwähnten Orts deutet auf einen Rodungsort der frühmittelalterlichen Ausbauphase hin (»hart« entspricht Wald). Darauf verweist auch ein um 1951 nördlich der heutigen Kirche gefundenes merowingerzeitliches Gräberfeld. Der Siedlungsgrundriss aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lässt die Struktur eines Straßendorfs erkennen, das sich an einer alten östlich und einer neuen westlich gelegenen Teilstrecke der von Böhringen nach Oberndorf führenden Straße gruppierte. Während der ursprüngliche Siedlungskern bei der alten Straße lag, entstand durch Ansiedlung von Taglöhnern ein neuer Ortsteil mit Häuserreihen an der neuen Straße und vor allem an dem Verbindungsweg zum Schloss. 1553 gab es fünf Herdstätten beziehungsweise Häuser und zwei Taglöhnerhäuser. 1749 zählte der Gebäudebestand sechs Bauern- sowie 14 Taglöhnerhäuser jeweils mit Scheuer sowie eine Ziegelhütte und eine Mahlmühle. Die Ackerflur wurde im Rahmen der Zelgwirtschaft bebaut (1471 »Esch gen Beringen«, »Zelg gegen den Linden«, »Zelg zuo Greben«, 1749 »Zellg gegen Erpfendorff«, »Ramstein«, »Böhringen«). Der 1585 erstmalig als »Bruderhaus zu Sannct Georgen Thall« erwähnte Wohnplatz Bruderhäusle wurde als Erblehen von Württemberg vergeben und teilte die Geschichte des Hofs Ramstein. Dessen Maier war als Vogt auch für das Bruderhäusle zuständig. 1789 wurden drei Taglöhnerhäuser gezählt, von denen zwei auf württembergischem und eines auf rottweilischem Gebiet lag. 1844 brannte der Wohnplatz ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Eine 1585 erwähnt Kapelle war 1699 abgegangen. Neubauten im zentralen und randlichen Bereich von Harthausen.
Historische Namensformen:
  • Hardhusa 0882
  • Hardthusen 1183
Geschichte: Der Ort war von 1344/1363 an stets württembergisches Allod, das als Lehen zunächst an die Familie Hack ausgegeben war. Diese hatte mit Ulrich Hack schon 1258 ein in Harthausen gelegenes Allod der Grafen von Berg als Lehen inne; ebenso 1263 von den Grafen von Grüningen, deren Ministeriale Ulrich war. 1478 ging die Ortsherrschaft an die Herren von Ehingen und kurz danach an die Herren von Rosenfeld (1480) über, welche diese bis 1536 innehatten. Nachdem Württemberg eine Zeitlang die Herrschaft selbst ausgeübt hatte, übergab es das Lehen 1549 an die Herren vom Stain, welche dann bis 1805 den Ort besaßen. Die Verfügungsgewalt der Ortsherrschaft über den Blutbann ist erstmals für 1706 zu belegen. Die dazugehörige Hinrichtungsstätte wurde 1740 erwähnt, doch war sie offenbar bis zu diesem Zeitpunkt nicht benutzt worden. Als Württemberg die Ortsherrschaft direkt ausübte (1536–1549), war Harthausen dem Amt Rosenfeld unterstellt. Unter den Herren vom Stain gehörte es bis 1805 dem Ritterschaftskanton Neckar-Schwarzwald an, dann wurde es zunächst dem Oberamt Rottweil, 1812 dem Oberamt Oberndorf zugewiesen. Für 994 ist königlicher Besitz in Harthausen als Zubehör des Gutes Epfendorf nachweisbar, das König Otto III. im selben Jahr an das Kloster Petershausen übergab. Im 11./12. Jahrhundert wird Besitz der Klöster Hirsau und St. Georgen erwähnt. Ende des 13. Jahrhunderts wurde das Kloster Rottenmünster Besitzer eines Hofes. Für das darauf folgende Jahrhundert ist Besitz des Augustinerinnenklosters Oberndorf und des Klosters Alpirsbach nachweisbar. Letzteres besaß im 15. Jahrhundert einen Hof, ebenso die Ortsherrschaft, während die Sammlungen von Rottweil und Oberndorf jeweils über ein Lehen verfügten. Als frühester Inhaber von Zehntrechten ist das Kloster Petershausen nachweisbar, das jene Rechte 1482/90 an die Grafen von Zimmern verkaufte. Diese veräußerten 1595 den halben Großzehnt und den ganzen Kleinzehnt an die Reichsstadt Rottweil. Der Großzehnt erscheint erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts vollständig in rottweilischer Hand. Erste Strukturen kommunaler Selbstverwaltung werden 1470 mit der Erwähnung von Richtern zu Harthausen erkennbar. 1570 folgte die Erstnennung der »Gemaindt«. Ein Bauernmeister, der die Aufgabe des Gemeindepflegers hatte, ist für 1749 nachweisbar. Um 1580/83 entstanden Konflikte zwischen der Gemeinde Harthausen und der Ortsherrschaft, weil diese neue Frondienste eingeführt hatte. 1938 kam Harthausen zum Landkreis Rottweil.
Wirtschaft und Bevölkerung: Einen ersten Anhaltspunkt für Bevölkerungszahlen bietet das Jahr 1704, als 17 erwachsene Männer gezählt wurden. 1749 gab es sechs Bauern und 16 Taglöhner. Die für 1771 erstmals ermittelbare Gesamtbevölkerungszahl betrug 161 und stieg bis 1806 auf 179 an, um schließlich 219 (1810) zu betragen. 1749 umfasste die besteuerte land- und forstwirtschaftliche Nutzfläche 827 Morgen. Diese setzte sich aus 440 Morgen Ackerland, 103 Morgen Wiesen, vier Morgen Gärten, 98 Morgen Gemeindewald und 182 Morgen Allmende zusammen. Die steuerfreie Nutzungsfläche des Schlossbezirks umfasste 1741 insgesamt 775 Morgen, davon 145 Morgen Acker und 299 Morgen Wald. Die Verteilung der besteuerten Nutzflächen spiegelt dabei die sozialen Disparitäten im Dorf wider; so besaßen die Bauern, welche etwa ein Viertel der Bevölkerung ausmachten, circa drei Viertel der Ackerfläche, während die Taglöhner, die drei Viertel der Bevölkerung ausmachten, weniger als ein Viertel der Ackerfläche innehatten. Das Handwerk war zur selben Zeit durch zwei Weber, einen Schmied, einen Ziegler und einen gelernten Kunstschreiner vertreten, der sich auch als Bildhauer und Kunstmaler betätigte. Dazu kam noch ein Krämer. Eine auf der Allmende erbaute Ziegelhütte ist für 1574 nachweisbar.

Ersterwähnung: 1360
Kirche und Schule: Die 1360 erstmals genannte Kapelle war Filiale der Kirche von Epfendorf. Sie war zu dieser Zeit dem Dekanat Oberndorf-Rottweil unterstellt. Als Zehntherr war die Stadt Rottweil verpflichtet für die geistliche Betreuung zu sorgen und ließ deshalb 1785 in Epfendorf eine Kaplanei für Harthausen errichten. Diese wurde 1811 nach Harthausen verlegt und 1819 zur Pfarrei erhoben. Die Erbauung des Pfarrhauses erfolgte 1811–1815. Das Kirchenpatronat war als Eigenbesitz Württembergs im 15. Jahrhundert als Lehen an die Familie Hack ausgegeben. Vermutlich wurde es den nachfolgenden Ortsherren ebenfalls als Lehen übergeben. Ein auf 1378/1410 datierbares Reliquiengefäß verweist auf einen Kirchenumbau oder die Errichtung eines Altars in diesem Zeitraum. Über dem Turmeingang der gotischen Kirche angebrachte Wappen der Herren vom Stein und von Speth mit der Jahreszahl 1573 deuten auf Baumaßnahmen in dieser Zeit hin. 1921 erfolgte der Abriss der Kirche, wobei lediglich die Sakristei als Arme-Sünder-Kapelle stehen blieb. Ersetzt wurde sie durch die 1910–1911 erbaute neue Kirche. Der Altar war 1465 Maria geweiht. 1467 werden neben Maria Michael, Agatha und Katharina als Altarheilige erwähnt. Nach 1553 trug die Kapelle ein Michaelspatrozinium. 1583 wurde die Kirche den heiligen Michael, Bernhard und Anna neu geweiht, wozu man die Reliquien des heiigen Apostels Matthias, des Bekenners Bernhard, der heiligen Ursula und ihrer Gefährtinnen und anderer Heiliger in den Altar einfügte. Für den Besuch der Kirche an Kirchweih oder am nächsten Sonntag vor Michaelis gab es einen Ablass von 40 Tagen für Verstorbene und von 100 Tagen für Lebende. Möglicherweise stehen diese Vorgänge im Zusammenhang mit oben erörterten größeren Baumaßnahmen um 1573. An der südwestlichen Grenze des Orts steht eine kleine, wohl St. Antonius geweihte Kapelle. Nach mündlicher Überlieferung gab es erstmals in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts einen Lehrer, der etwa 20 bis 24 Kinder unterrichtet haben soll. 1810 wurden 53 Werktagsschüler und 38 Sonntagsschüler unterrichtet. Selbständige katholische Pfarrei seit 1819, umfaßt heute auch Trichtingen. Die Evangelischen nach Trichtingen.
Patrozinium: St. Michael (seit 1583 St. Michael, Bernhard und Anna)
Ersterwähnung: 1553 [nach 1553]

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