Bergfelden - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1222 [1222 (gleichzeitige Корialüberlieferungg)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Trotz der verhältnismäßig späten Erwähnung 1222 gab es frühmittelalterliche Siedlungstätigkeit. Darauf deutet ein merowingerzeitliches Gräberfeld unmittelbar westlich des Rathausplatzes hin. Hingegen ist der frühmittelalterliche Hintergrund des Remigiuspatroziniums (1392) ungesichert. Der unmittelbar im Ort liegende »Brüelgarten« (1524) und die unmittelbar nordöstlich davon gelegene Flur »Bruel« (1491) verweisen auf ortsnah betriebenen herrschaftlichen Eigenbau. Der Name der nordwestlich gelegenen Flur Stadt (1524 »uff der Statt«) sowie ein dort gemachter Fund lassen auf eine frühmittelalterliche Hofanlage schließen. Der Flurname Altheimer Berg deutet auf eine abgegangene Siedlung gleichen Namens hin, die mit einer verschwundenen Kapelle (Flurname Käppele) in Beziehung gestanden haben könnte. Möglicherweise gehörten die Zelgen »uf Althainer Berg«, »ennend Rùtlins Tal« (1491) zu diesem Wohnplatz. In der westlichen Gemarkung verlief ein Teilstück der römerzeitlichen Straßenverbindung zwischen Vöhringen und Empfingen. In der nördlich nahe der Römerstraße gelegenen Flur Wiesenbrunnen finden sich auf engstem Raum jungsteinzeitliche, urnenfelderzeitliche, latènezeitliche, römische und mittelalterliche Siedlungsreste. Ebenfalls in der Nähe der Straße wurde in der westlichen Ortsgemarkung eine weitere jungsteinzeitliche Siedlung (Betzental) entdeckt. Die nordöstlich vom Ort gelegene Flur Brand schließlich bezeugt Brandrodungen auf der Ortsgemarkung. Im 30jährigen Krieg erlitt der Ort Verluste an seinem Gebäudebestand, der von 66 (1634) auf 41 (1655) zurückging. 1732 wurden 71 Häuser und Gebäude gezählt, davon 47 mit einer Scheune unter einem Dach und 24 ohne Scheune. Dazu gab es 15 separate Scheunen. Die Ackerwirtschaft wurde im Rahmen von Zelgverbänden betrieben (1524 »Zelg vorm Hardt«, »zu Misenbronnen«, »am Mülstyg«). Bergfelden ist ein Haufendorf in Talmuldenlage mit aufgelockerten Neubaugebieten im Nordosten und Südosten.
Historische Namensformen:
  • Bercvelt 1222 [1222 (gleichzeitige Корialüberlieferungg)]
  • Bercuelt
Geschichte: Die ursprünglichen Inhaber des Orts sind nicht bekannt. Ein 1222 im Gefolge des Grafen Berthold von Sulz genannter Pleban »Burchard de Bercuelt« sowie die 1420 nachweisbare geroldseckische Verfügungsgewalt über den Zehnt und das Patronatsrecht verweisen auf sulzische Ursprünge. Die umfangreichere teckische Grundherrschaft (1304) und die spätere Zugehörigkeit zum württembergischen Amt Rosenfeld hingegen deuten auf eine teckische Herrschaft hin. Möglicherweise stand der Ort zuerst unter sulzischer und danach unter teckischer Herrschaft. Erste Hinweise auf eine württembergische Präsenz im Ort sind die Rolle Graf Ulrichs IV. von Württemberg als Garant bei einem Güterverkauf Burkarts von Bondorf an Heinrich von Ergenzingen 1345 und eine Lehensvergabe 1430 durch Graf Ludwig von Württemberg. Die landesherrlichen, hoch- und niedergerichtlichen Rechte erscheinen dann erst 1524 in ausschließlich württembergischer Verfügungsgewalt. Vom württembergischen (Ober-)Amt Rosenfeld kam der Ort 1808 an das Oberamt Sulz. Die Herzöge von Teck veräußerten 1304 mit zwei Höfen und vier Lehen einen größeren grundherrschaftlichen Komplex, der ihnen als Allod gehörte, an die Herren von Bondorf, welche 1345 ihrerseits Besitz an die Herren von Ergenzingen verkauften. Zumindest ein Teil des ehemals teckischen Eigen ging dann an die Herrschaft Württemberg, welche Anfang des 16. Jahrhunderts über acht Lehen, ein Gut, ein Haus sowie weiteren Besitz verfügte. Zur gleichen Zeit verfügte das Augustinerinnenkloster Oberndorf über einen Hof sowie zwei Lehen. Hingegen besaßen die Frühmesse von Dornhan und das Kloster Alpirsbach schon 1429/30 jeweils einen Hof. Mitte des 16. Jahrhunderts waren die Frühmesse und die Kaplanei von Bergfelden sowie die dortige Klause im Ort begütert. Die Herrschaft Württemberg vergab auch Eigenbesitz als Lehen an die Herren von Landenberg, welches 1653 endgültig an den Lehnsherrn zurückfiel. Der Zehnt kam wohl 1471/73 an Württemberg. Nachdem Gangolf von Geroldseck 1520 ihn in seine Gewalt gebracht hatte, gehörten 1524 sowohl der Große als auch der Kleine Zehnt wieder der Herrschaft Württemberg. Der Novalzehnt ist für 1708 in württembergischem Besitz nachweisbar. Gemeindliche Strukturen werden erstmals 1460 mit der Nennung von Richter, Heiligenpfleger und Gemeinde sichtbar. Für 1524 ist ein Rathaus nachweisbar. 1808 kam Bergfelden zum Oberamt Sulz, 1938 Landkreis Horb.
Wirtschaft und Bevölkerung: Der früheste Hinweis auf Bevölkerungszahlen stammt von 1544/45, als für die Türkensteuer 41 männliche Erwachsene geschätzt wurden. 1598 wurden dann 86 gezählt. Der Rückgang der Gesamtzahl an Erwachsenen und Schülern von 428 (1634) auf 165 (1654) spiegelt die schweren Bevölkerungsverluste während des 30jährigen Krieges wider. Doch konnte sich die Bevölkerungszahl durch ein kräftiges Wachstum von 1654 bis 1805 mehr als verdreifachen. Erste Einblicke in die frühen Vermögensverhältnisse und -verteilung gibt die Türkensteuerliste von 1544/54. Von insgesamt 53 Schatzungspflichtigen verfügten 46 über einen Betrag von zusammen 7776 Gulden. Davon besaßen wiederum 18 zusammen 913 Gulden (11,7 Prozent), 25 die Summe von 4713 Gulden (60,6 Prozent), zwei 1050 Gulden (13,5 Prozent) und einer 1100 Gulden (14,1 Prozent). 1732 umfasste die landwirtschaftliche Nutzfläche 1247 Morgen Ackerland, 323 Morgen Wiesen und Grasfelder, 108 Morgen Gärten, 11 Morgen Länder, 535 Morgen Wald und Weiden in Bürgerbesitz und 529 Morgen Wald in Gemeindebesitz sowie 677 Morgen Allmende. Das Handwerk war zu diesem Zeitpunkt mit fünf Webern, jeweils zwei Barbieren, Bäckern, Metzgern, Schmieden, Schneidern, Zimmerleuten und Maurern sowie durch jeweils einen Schuhmacher, Schreiner, Stricker und Wagner vertreten. Daneben gab es zwei Schildwirte und einen Gassenwirt. 1524 ist dann erstmals von der oberen Mühle die Rede. Diese hatte 1732 zwei Mahlgänge und einen Gerbgang sowie eine Säge und Reibe. Eine Badestube ist 1430 nachweisbar.

Ersterwähnung: 1222
Kirche und Schule: Die Nennung eines Plebans 1222 ist ein erster indirekter Hinweis auf eine Pfarrei. Deren Bezeichnung wechselte seit ihrer Erstnennung 1275 zwischen Bergfelden und Sulz. Zur Pfarrei gehörte neben Sulz, das 1503 eigenständig wurde, und dessen Filial Holzhausen bis 1463 auch Vöhringen. 1536 trat der erste evangelische Pfarrer sein Amt an. Zur Zeit ihrer Erstnennung unterstand die Pfarrei dem Dekanat Empfingen. 1547 wurde sie dem Dekanat Balingen und 1810 dem Dekanat Sulz unterstellt. 1417 wurden an der Kirche eine Kaplanei und 1490 eine Frühmesse gestiftet. Das ursprünglich geroldseckische Patronatsrecht erscheint 1487 in württembergischer Hand. Ein Unserer Lieben Frau geweihter Altar wird 1473 erwähnt. Die 1513–1517 erbaute spätgotische Kirche enthält romanische Elemente des Vorgängerbaus und ist als Wehrkirche mit erhaltener Mauer baugeschichtlich bedeutsam. Von kunsthistorischem Interesse sind auch die spätgotischen Fresken über der Sakristeitür mit Darstellungen vermutlich aus der mittelalterlichen Legenda Aurea. Eine der Kirchenglocken stammt aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Innerhalb der Kirchenmauern gab es 1386–1550 eine Dominikanerinnenklause, deren Patronatsrecht und Kastvogtei bei Württemberg lagen. Das 1732 abgebrochene alte Pfarrhaus wurde in der Folge durch einen Neubau ersetzt. Nachdem die Schüler im Ort vom Schulmeister von Vöhringen betreut wurden, richtete die Gemeinde 1580 eine eigene Schule ein. Die Schülerzahl stieg von 34 im Jahr 1601 auf 87 im Jahr 1805. Die Sommerschule wird erstmals 1719 erwähnt. Eine Behausung für Schulmeister und Schule ist 1732 nachweisbar. Bei der spätgotischen Kirche, die 1513 und in den Folgejahren erbaut wurde, handelt es sich um eine Westturmanlage mit offener Vorhalle und oktogonalem netzgewölbtem Chor. Reste von starker Kirchhofbefestigung, die eine 1386-1550 bestehende Dominikanerinnenklause umschloß. An der Chornordwand 1940 aufgedeckte Fresken. Heute evangelische Pfarrei, die Katholiken nach Sulz.

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