Konstanz - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0500 [6./7. Jahrhundert (Корialüberlieferung 9. Jahrhundert)]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der historische Kern der Stadt, die mittelalterliche Altstadt, erstreckt sich südlich der Rheinausmündung aus dem Obersee auf einem Endmoränenwall und hat zwischen den Bahnhofsanlagen, dem Konzilsgebäude, dem Stadtgarten und dem Inselhotel am See im Оsten sowie der Oberen und Unteren Laube im Westen mit der Wessenbergstraße und Hussenstraße als Hauptachse ein unregelmäßig rippenförmiges Grundrißnetz. Dieser noch durch zahlreiche historische Bauten geprägte Stadtteil, unter denen das aus Molassesandstein erbaute Münster, die Stephanskirche als älteste Pfarrkirche der Stadt, das Konzilsgebäude, alte Bürger- und Adelshäuser, Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung wie das Rheintor oder Schnetztor eine das Stadtbild prägende Stellung einnehmen, erfüllt heute eine ausgesprochene Cityfunktion mit Geschäften aller Art, mit der Stadtverwaltung und Behördensitzen und als Zentrum des Fremdenverkehrs mit dem deutsch-schweizerischen Grenzbahnhof, mit Hotels in teils historischen Bauten, zahlreichen Gaststätten und Cafés.
Historische Namensformen:
  • Constantia 0500 [6./7. Jahrhundert (Корialüberlieferung 9. Jahrhundert); 864]
Geschichte: 6./7. Jahrhundert (Корialüberlieferung 9. Jahrhundert) Constantia, 746 (Корialüberliferung 12. Jahrhundert) Constantia, 864 Constantia. An der Stelle der heutigen Stadt seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. mehrere keltische und römische Siedlungen ohne Kontinuität. Spätrömosches Kastell um 300 n. Chr. Ausschlaggebend für die spätere Bedeutung von Konstanz wurde die Gründung des Bistums im 6./7. Jahrhundert, wobei ungeklärt ist, ob eine Neugründung oder Wegverlegung von Windisch vorliegt. Anfänge der neuen Siedlung auf dem Münsterhügel. Dort entstand ein eigener Rechtsbezirk um die Bischofskirche (erster Bau 8. Jahrhundert) und die Pfalz (9. Jahrhundert) mit deren Kapelle St. Peter. Nördlich davon Burgmannen- und Handwerkersiedlung, vielleicht mit der Kirche St. Johann, später Niederburg genannt (1295 Niderburc). Ausgangspunkt der Stadt war der Marktbezirk um die Kirche St. Stephan. Erste Ummauerung im 12. Jahrhundert. Diese Siedlung wurde im 13. Jahrhundert nach Süden (Obermarkt, später Neugasse) und Osten (Marktstätte) erweitert. Das Straßennetz ist in Nord-Süd-Richtung zum Seerhein hin orientiert mit der Wessenbergstraße und ihrer südlichen Fortsetzung, der Hussenstraße, als Hauptachse, von der die Seitenstraßen meist rechtwinklig abzweigen. Die Vorstädte Stadelhofen, Eggenhausen-Paradies und Petershausen wurden bis Ende des 15. Jahrhunderts vollständig einbezogen. Stadtbefestigung mit rund 25 Toren und Türmen. Anlage eines Festungssystems mit Bastionen vor der spätmittelalterlichen Stadtmauer 1639 im Zuge des Ausbaus zur vorderösterreichischen Festung begonnen. Wehranlagen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts beseitigt, erhalten sind der Pulverturm, der Rheintorturm und das Schnetztor. Stadtherr war der Bischof, zunächst im Besitz sämtlicher Rechte, herrührend von der Exemtion der Bischofshöri von der Grafengewalt. Das Hochgericht übten bis ins 13. Jahrhundert die Hochstiftsvögte aus, zuletzt die Grafen von Heiligenberg, später (seit 1249) oblag es dem Reichsvogt. Gerichtsstätte an der Reichsstraße (Obermarkt). Niedergericht ausgeübt durch den bischöflichen Marktrichter, später Stadtammann genannt (Institution seit 1150). 1192 erste Nennung von Konstanz als civitas, die seit dem 12. Jahrhundert auf Kosten des Bischofs Rechte an sich zog. Befreiung von den bischöflichen Steuern 1192, seit dem 12. Jahrhundert ist ein Rat nachzuweisen, ständig seit 1280, von 1370 an unter Beteiligung der Zünfte. Bürgermeisteramt seit 1309 belegt, ständig seit 1371, Einengung der Funktionen des Stadtammanns besonders in der Zeit zwischen 1376 und 1540, der schließlich, obwohl bis 1803 amtierend, nur noch formale Bedeutung hatte. Nach Erwerb der Reichsvogtei durch die Stadt 1375/84 endgültig (schon 1237) Bezeichnung als Reichsstadt. Große außenpolitische und wirtschaftliche Bedeutung, u.a. Führung im Bund der Reichsstädte um den Bodensee 1388 und Tagungsort des Konzils 1414-1418. Damals auch Verleihung des Blutbanns und Wappenvermehrung. Versuche, ein Territorium zu bilden, waren nur in Ansätzen vorhanden: 1417 Erpfändung des Landgerichtes im Thurgau, 1499 verloren, 1431 (bis 1542) Erwerb des halben Niedergerichtes Weinfelden, der Vogteien Almau und Buch 1471 (bis 1798), der Vogtei auf den Eggen (bis 1798) und des Tägermooses. Die Möglichkeiten, die der Besitz des unter städtischer Verwaltung stehenden Heiliger-Geist-Spitals bot, wurden nicht genutzt. Konstanz schloß sich 1519 der Reformation an, die seit 1523 vom Rat getragen wurde. Der Bischof residierte seit 1526 in Meersburg. Burgrechtsverträge mit Bern und Zürich 1527/28 (bis 1531). 1528 in die Reichsacht erklärt. Nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546-1547) und der Verzögerung des Friedensschlusses Belagerung durch Österreich, 1548 Übergabe der Stadt an König Ferdinand. Zwangsweise Rekatholisierung. Seitdem unter österreichischer Landeshoheit. Einsetzung eines Stadthauptmannes, 1735 Stadtkommandanten. 1752-1760 Sitz einer vorderösterreichische Landesregierung, dennoch bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Selbstverwaltung und eigene Gerichtsbarkeit. Übergang an Baden 1805. Schaffung eines Oberamt Кonstanz 1807, 1813 Вezirksamt, 1939 Landkreis Кonstanz Seit 1809 Sitz der Mittelbehörde (Seekreis), 1863-1939 des Landeskommissariats. Eingemeindungen: Allmannsdorf mit Staad 1915, Wollmatingen 1934, Litzelstetten 1971, Dingelsdorf und Dettingen 1975.
Wirtschaft und Bevölkerung: Wirtschaftliche Grundlagen der Stadt waren bis ins 16. Jahrhundert überwiegend Handel und Verkehr (Markt und Münze). Fernhandel mit Wein und Leinwand, Bildung mehrerer Handelsgesellschaften und Anschluß an auswärtige. Im 15. Jahrhundert war Konstanz auch eines der Zentren des Buchdrucks. Diese Entwicklung endete weitgehend mit der Reformation und der Rekatholisierung, da damit die Vertreibung des restlichen Kapitals aus der Stadt (schon früher Kapitalabzug durch Aufstieg der Adeligen in den Landadel) verbunden war. Seither im wesentlichen vorderösterr. Beamtenstadt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Beginn industrieller Textilproduktion durch Ansiedlung von Schweizer Unternehmern.

Ersterwähnung: 0750 [Mitte des 8. Jahrhunderts]
Kirche und Schule: Die Bischofskirche ist Mitte des 8. Jahrhunderts erwähnt. Patrozinium Unserer Lieben Frau, später auch St. Pelagius und St. Konrad (1123). Möglicherweise an Stelle einer zu 615 genannten Marienkirche errichtet. Dreischiffige Säulenbasilika mit Ostquerhaus und gerade geschlossenem Altarhaus mit zwei Nebenräumen über mehrteiliger Krypta. Älteste Bauteile um 1000, das Langhaus nach Einsturz zwischen 1054 und 1089 entstanden, Seitenschiffe und Querhaus im 15. Jahrhundert mit Kreuzrippengewölbe versehen, Mittelschiff um 1680 eingewölbt. Westwerk 1378 auf älterer Grundlage ausgebaut, Umbauten im 15. Jahrhundert, Turmneubau 1497-1525, neugotischer Spitzturm 1857. Zahlreiche Änderungen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Von der vorreformatorischen Innenausstattung sind nur wenige Stücke erhalten, darunter das in der Werkstatt von Simon Haider um 1467/70 entstandene Chorgestühl und die sogenannten Goldscheiben des 11. und 13. Jahrhunderts. Romanische bis spätgotische Wandgemälde bei Renovierung freigelegt. Pfarrpfründe 1813 gestiftet, Bistum 1821 aufgehoben, Münster 1955 zur Basilica minor erhoben. Die bischöfliche Pfalz auf der Südseite des Münsters wurde 1830 abgebrochen, vom Münsterkreuzgang auf der Nordseite sind seit 1824 nur noch Ost- und Südflügel erhalten, Kapitelsaal im Obergeschoß des Ostflügels um 1480 erbaut. Die Mauritiusrotunde, um 960 erbaut, mit Heiligem Grab (heutige Form um 1280), eine verkleinerte Nachbildung der Jerusalemer Grabeskirche, um 1300 durch Einbau großer Fenster gotischer verändert, erhielt im 15. Jahrhundert spätgotische Gewölbe, der Schrein selbst ist 1552 gearbeitet. St. Stephan zu 615 erwähnt als außerhalb der Stadt gelegene, möglicherweise spätantike Friedhofskirche, wohl seit dem 10. Jahrhundert Pfarrkirche der Marktsiedlung, später Hauptpfarrkirche der Bürgergemeinde, seit Ende des 15. Jahrhunderts Ort der jährlichen Schwörtage. Chorherrenstift wohl Anfang des 10. Jahrhunderts durch Bischof Salomo III. gegründet, im 12. Jahrhundert belegt, 1811 aufgehoben. Dreischiffige Pfeilerbasilika mit langem Ostchor und Südostturm, überwiegend spätgotisch auf alten Bauteilen. Inneres um 1770 barock umgestaltet. Dreifaltigkeitskirche, Kirche eines 1268 außerhalb der älteren Stadtbefestigung gegründeten Augustinereremitenklosters, wohl noch vor 1300 gebaut, nach Brand von 1399 bis 1417 wiederhergestellt. 1797 nach Schließung des Klosters der städtischen Spitalstiftung übertragen, Spitalpfarrei zur hl. Dreifaltigkeit errichtet, diese 1813 mit den Pfarreien St. Jodok und St. Paul vereinigt. Dreischiffige, querhauslose Basilika, kleiner Turm an der Nordost-Ecke 1813 errichtet. Wandbilder im Mittelschiff von 1417. Pfarrkirche St. Gebhard auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Petershausen. 1909 Kuratie errichtet, 1920 zur Pfarrei erhoben. Kirche 1928/30 errichtet, heutige Innengestaltung von 1961/62. Pfarrei St. Suso, Kuratie 1938, Pfarrei 1957. Kirche 1937/38 erbaut. Pfarrei St. Nikolaus von Flüe, Kuratie 1955, Pfarrei 1962. Bruder-Klaus-Kirche 1955 erbaut. Pfarrei Maria-Hilf, Kuratie 1963, Pfarrei 1970. Kirche 1967 erbaut. Pfarrkuratie St. Gallus 1972 errichtet, Kirche 1971 erbaut. Schottenkapelle auf dem ehem. Schottenfriedhof. Zugehörige Klosteranlage St. Jakob zu den Schotten vermutlich 1142 vor der westlichen Stadtmauer gegründet, 1526 zerstört. Kirche 1697 erneuert, seit 1785 Friedhofskapelle. Kapelle St. Martin im Paradies 1922 an Stelle der 1921 abgebrochenen spätbar. St. Lienhartskapelle errichtet. Kapelle St. Lorenz am Obermarkt, möglicherweise schon im 10. Jahrhundert entstanden, um 1300 als einschiffige Kapelle erbaut, dann zur Ratskapelle umgestaltet, 1839 zu einem Geschäftshaus umgebaut. Zahlreiche weitere Kapellen in der Stadt und den Domherrenhöfen. Das Dominikanerinnenkloster Zoffingen besteht seit 1257. Klostergebäude um fast rechteckigen Hof mit Arkaden. Kirche St. Katharina mit spätromanischen und gotischen Resten. Im Innern überwiegend barock, Fresken um 1510. Dominikanerkloster St. Nikolaus auf der Insel 1236 gegründet. Mönche 1785 aus dem Kloster vertrieben, endgültig aufgehoben 1808. Klosteranlage zunächst Fabrik, seit 1874/75 Hotel. Kirche aus dem 13. Jahrhundert, schlichter, turmloser dreischiffiger Bau mit Flachdecke und gerade geschlossenem Chor. Franziskanerkloster 1240 gegründet, Kirche Mariae Himmelfahrt 1255 geweiht, 1727/34 vollständig umgebaut. Kloster 1788 aufgehoben, diente zunächst als Kaserne, dann als Schule, Kirche 1845 zu neuromanischem Stadthaus umgebaut, heute Bürgersaal. Augustinerkloster 1268 gegründet, 1795 mit dem Heiligen Geist-Spital vereinigt. Kirche, jetzt Dreifaltigkeitskirche, seit 1813 Pfarrkirche. Dominikanerinnenkloster St. Peter an der Fahr 1279 errichtet, 1785 mit Zoffingen vereinigt, 1789 aufgehoben. Gebäude 1820 größtenteils abgebrochen. Kirche des 14. Jahrhunderts im 19. Jahrhundert zu einem Wohnhaus umgebaut. Jesuitenkonvent 1592, aufgehoben 1773. Kirche St. Konrad, jetzt altkatholische Christuskirche, Spätrenaissancebau, 1604/07 erstellt. Einschiffiges Langhaus mit Seitenkapellen und quadratischem Ostturm. 1682 eingewölbt, um 1760 neue Innenausstattung. Kapuzinerkloster 1603, zunächst vor der westlichen Stadtmauer im Brühl errichtet, zweite Niederlassung 1649 am Emmishofer Tor, 1694 an die untere Marktstätte verlegt, um 1785 aufgehoben, zunächst als Kaserne verwendet, die Kirche diente dem evangelischen Gottesdienst. Klostergebäude und Kirche 1864 abgebrochen. Chorherrenstift St. Stephan. Chorherrenstift St. Johann in der Niederburg 1266 errichtet, aufgehoben 1807. Kirche wohl im 10. Jahrhundert entstanden. Die dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika von 1268/76 wurde 1888 umgebaut, seither Hotel. Chorherrenstift St. Mauritius, wohl im 10. Jahrhundert mit der Mauritiuskapelle gegründet, bis ins 12. Jahrhundert nachweisbar. Heiliger-Geist-Spital, 1225 von Bürgern gestiftet, unter städtischer Pflegschaft. Spitalkirche nach Brand 1403 neu erbaut, als Pfarrkirche für das Spital durch die Kirche des 1797 aufgehobenen Augustinereremitenkloster ersetzt, nach 1802 Umbau zu gewerblicher Nutzung. Evangelische in der Reformationszeit, dann wieder Ende des 18. Jahrhunderts (Genfer Kolonisten). Kirchengemeinde seit 1820. Lutherpfarrei 1820 errichtet. Ambrosius-Blarer-Pfarrei 1947 aus einem seit 1853 bestehenden Vikariat der Lutherpfarrei als Lutherpfarrei II hervorgegangen, seit 1965 unter ihrem jetzigen Namen. 1978 Teilung in Ambrosius-Blarer-Pfarrei Ost und West. Die 1867/73 erbaute Lutherkirche wird von diesen drei Pfarreien gemeinsam benutzt. Pauluspfarrei 1918 errichtet, 1964 Teilung in Pauluspfarrei Ost und West, Westpfarrei seit 1973 Petruspfarrei. Die evangelische Gesamtgemeinde umfaßt im heutigen Verwaltungsbereich der Stadt Konstanz neun Pfarreien. Altkatholiken seit 1873, erste südbadische Gemeinde. Pfarrkirche ist die Christuskirche, ehemalige Jesuitenkirche (St. Konrad). Bischöfliche Domschule schon im 11. Jahrhundert. Erste städtische Lateinschule 1525 erwähnt, Deutsche Schule seit 1612 unter Leitung der Jesuiten. Jesuitengymnasium 1604, wurde auch nach 1773 weitergeführt, 1784 verstaatlicht. Mädchenunterricht seit Ende des 18. Jahrhundert im Kloster Zoffingen. 1685, 1713-1715 kurzfristige Verlegung der Universität Freiburg nach Konstanz.
Patrozinium: Unserer Lieben Frau
Jüdische Gemeinde: Eine Judengemeinde wird 1241 erwähnt, Pogrome im 14. Jahrhundert, trotzdem regelmäßiger Zuzug. Ausweisung der Juden und Niederlassungsverbot bis 1847. Im 19. Jahrhundert wieder langsam wachsende Gemeinde, 1925 Bezirksrabbinat nach Konstanz verlegt. Betsaal seit 1864, Synagoge seit 1883, 1938 niedergebrannt. Die Gemeinde, soweit nicht vorher ausgewandert, deportiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erneut Bildung einer kleinen Gemeinde mit seit 1966 eigenem Betsaal und (seit 1969) Obervorbeter.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)