Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Stadtkern auf einem breiten Riedel der oberen Liasstufe über dem Starzeltal. Zweitoranlage mit hufeisenförmigem Umriss, Gründungsstadt umgrenzt von Goldschmied- und Schlossstraße, gegen Norden vielleicht von Kanzlei-Kaufhausstraße. Die seitlich verschobene Hauptachse zwischen beiden Toren bildet einen geräumigen Straßenmarkt, der sich zum Rathaus erweitert. Nach Stadtbrand 1401 Wiederaufbau mit regelmäßigem Straßennetz, dabei Einschluss eines Teils der vom Brand verschonten Vorstadt am Abhang zum Starzeltal in den Mauerring. Das Untere Tor blieb in Gestalt des »Unteren Turms« von 1579 erhalten. Gleichfalls Erweiterung der Stadt nach Süden, wo noch im 15. Jahrhundert beim Oberen Tor (1834 abgebrochen) im Gelände des aufgefüllten Grabens das Kollegiatstift Sankt Jakob mit der späteren Stadtpfarrkirche entstand. Der Schlossbau des 16. Jahrhunderts erfolgte ebenfalls außerhalb der ältesten Stadtanlage (hier an der Nordwestecke stand vielleicht auch die ältere Burg). Obere Vorstadt 16. und 17. Jahrhundert, in ihrer Verlängerung 1833 Villa Eugenia mit dem Fürstengarten. Der Obertorplatz wurde im späteren 19. Jahrhundert zum Verkehrszentrum der Stadt, nachdem 1861 die große Kehre der Neustraße für den Fernverkehr angelegt worden war. Vorher führte die »Schweizer Straße« über die steile Staig. Nach 1869 Wachstumsspitze durch das Starzeltal zum Bahnhof. In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere zum Teil gewerbliche Bebauung des Talgrunds auf dem Gelände des ehemaligen fürstlichen Lustgartens und Stutenhofs sowie an der Stettener Straße. Auf der Höhe im Süden im Anschluss an Evangelische Kirche, Gymnasium und Landgericht neues gehobenes Wohngebiet (Auf Lichtnau). Seit 1936 im Оsten Umgehungsstraße (Bundesstraße 27). Erste große Nachkriegssiedlung Fasanengarten auf freier Höhe im Südwesten (ab 1950), etwa gleichzeitig neue Wohnhäuser Am Fürstengarten. Wenige Jahre später Anfänge der Schlossackersiedlung zwischen dem Stadtkern und der Siedlung Fasanengarten, die sich zum größten neuen Wohngebiet der Stadt entwickelte. Im Оsten wurde seit 1958 der First bis fast an die Вundesstraße 27 bebaut. Die Unterstadt dehnte sich seit 1950 vor allem in Richtung Stadtteil Friedrichstraße aus, dort auch neues Gewerbegebiet. Bauliche Verbindung mit dem Stadtteil Stetten schon um 1950. |
Geschichte: | 786 in Hahhingum (Personenname). Älteste alemannische Siedlungsschicht. Alemannische Reihengräber südwestlich der Kirche Sankt Luzen und vielleicht in Nähe des Ortsteils Friedrichstraße. Die vorstädtische Siedlung Hechingen ist vielleicht mit dem späteren Niederhechingen gleichzusetzen, doch könnte sie auch unterhalb der hochmittelalterlichen Stadt oder bei Sankt Luzen gelegen haben. »Nieder Hechingen«, 1294 (?) und 1320 erstmals genannt, lag in der Nähe von Wüstenmühle und Sankt-Martins-Kirche (beide im 19. Jahrhundert abgegangen), zwischen Martinsberg und Starzel. Weide, Zwing und Bann zu Niederhechingen wurden 1413 auf die Stadt übertragen; ein Gericht ist aber noch 1435 erwähnt. Auf eine ältere Siedlung unterhalb der Stadt deuten die Sankt-Luzen-Kirche sowie die Bezeichnung »alte Stadt« (so 1435, 1544) hin, die für das Gebiet um die »obere Mühle« galt. Der für diese Gegend verwendete Name »Schadenweiler« läßt sich erst seit dem 18. Jahrhundert feststellen. Der Ort Hechingen lag 786 in der Pirihtilinsbaar, 789 in der Hattenhuntare. Adel von Hechingen im 12. Jahrhundert; zu ihm gehört wohl der zwiefaltische Mönch Kuno, der dem Kloster 1. Hälfte 12. Jahrhundert ein Steinhaus (Burg?) bei dem Dorf schenkte. Dieses wurde aber bald samt den zugehörigen Gütern, als zu nahe unter dem Zollern gelegen, wieder verkauft. Lage unbekannt. Oberhoheit der Grafen von Zollern. Mittelpunkt ihrer Grafschaft war neben der Burg Hohenzollern die von ihnen um die Mitte des 13. Jahrhunderts gegründete Stadt (Schultheiß 1255, Bürger = cives 1284), die in ihrer Nordwestecke ebenfalls eine Burg (1419 erwähnt) erhielt. Stadtrecht 1342 bezeugt. Älteste herrschaftliche Privilegienbestätigungen 1388 und 1401. 1386 Exemtion vom kaiserlichen Landgericht. Stadtbrand 1401. Wochen-, Roß- und Viehmärkte nachweisbar seit dem 16. Jahrhundert. 1606 bis 1623 hohenzollerische Münzstätte. Der Niedergang der Grafen von Zollern im 14. und 15. Jahrhundert und schließlich die 1419 ausgebrochene Bruderfehde führten zum Verlust fast der ganzen Grafschaft und 1423 zur Zerstörung der Stammburg. Wiederaufbau von Territorium und Burg durch die Grafen Eitel Friedrich und Jos Niklas (1449 bis 1488). Später Erwerb der Herrschaft Haigerloch (1497), der Grafschaft Sigmaringen und Veringen (1535) sowie der Herrschaft Wehrstein (1552). Nach dem Tode Graf Karls I., der alle Herrschaften in seiner Hand vereinigt hatte, wurde 1576 der Besitz unter den Linien Haigerloch, Sigmaringen und Hechingen aufgeteilt. Letztere erbaute 1577/90 anstelle der Stadtburg ein prächtiges vierflügeliges Renaissanceschloss, in dem 1598 die berühmte »hohenzollerische Hochzeit« stattfand (Erbgraf Joh. Georg und Gräfin Franziska von Salm). Umbauten im 18. Jahrhundert. Einsturz des Ostflügels 1812, weiterer Abbruch bis 1818. Neubau 1818/19, Innenausbau erst 1879, Umbau 1930; seit 1880 Hohenzollerische Landesbank. Im 19. Jahrhundert residierten die 1623 in den Fürstenstand erhobenen Landesherren im Schloss Lindich und in der Villa Eugenia. Diese geht auf ein Gartenhaus von 1786/87 im »fürstlichen Garten« zurück, heutige Form 1833/34. Das »Alte Schloß« (heute Stadtbücherei und Heimatmuseum) entstand im 18. Jahrhundert als Kanzlei. Das Fürstentum erhielt durch die Rheinbundakte 1806 volle Souveränität, die 1850 an Preußen abgetreten wurde. 1852 Aufhebung der Landesregierung und Einrichtung des preußischen Oberamt (seit 1925 Landkreis) Hechingen. Von 1584 an sind häufige Zusammenstöße zwischen Obrigkeit und Bauernschaft bezeugt, besonders in Bisingen, Steinhofen, Grosselfingen und Owingen, hauptsächlich wegen der Freien Pirsch, Frondiensten und Leibeigenschaftsabgaben. Reichskammergerichtsprozess im 18. Jahrhundert. Ende durch »Stadtvergleich« 1795 und »Landesvergleich« 1798. Lateinschule 1513 genannt. Gymnasium 1775 bis 1798. Realschule und Realgymnasium 1845 beziehungsweise 1907. |