Riedlingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0835

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Der mittelalterliche Stadtkern liegt auf dem Hochufer links über der Do­nau. Nach Grund- und Aufriss lassen sich zwei Teile unterscheiden. Derjenige im Südwesten mit unregelmäßigem Straßennetz und Baubestand ist die dörfliche Vorgänger­siedlung, der »Weiler«. Der Teil im Nordosten zeigt den Grundriss der planmäßigen Stadtgründung. Etwa rechteckige Form; Lange Straße als Hauptachse mit drei Paral­lelstraßen, von kurzen Quergassen rechtwinklig geschnitten. Die Hauptachse erwei­tert sich in der Mitte zum Straßenmarkt. An der Nordostecke, dem höchsten Punkt der Stadt, die Pfarrkirche; an der Nordwestecke das Spital. Der Weiler wurde nach 1306 in die Stadtummauerung einbezogen. Ebenfalls noch im Mittelalter ging die Bebauung den Hang hinab bis zur Donaubrücke und entstand die Mühlvorstadt. Teile der Stadtbefestigung sind erhalten, die Nordwestseite am Hirschgraben noch fast voll­ständig. Auf der Donauseite das spätgotische Mühltörle (alemannisches Fachwerk, restauriert 1976) und der Zellemeesturm, an der östlichen Schmalseite neben der Pfarrkirche das erst Anfang des 19. Jahrhunderts durchgebrochene Zwiefalter Tor (ursprünglich Beinhaus mit Michaelskapelle von 1363 im Obergeschoss). Die Straße nach Zwiefalten ging früher im Norden an der Stadt vorbei. Hohe Giebelhäuser säumen die engen Straßen der Altstadt. Hervorzuhebende Fachwerk­bauten sind die »alte Kaserne« von 1686, das Grasellische Haus am Kirchplatz (16. Jahrhundert, bis 1782 Klause der Seelschwestern), das Pfarrhaus mit gotischem Pfarrscheuer und das Gasthaus zum Greifen (2. Hälfte 16. Jahrhundert). Nach 1870 erste Stadterweiterung in der Donauniederung (Bahnhofstraße). In der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts Anfang des Wohngebiets am Hang jenseits der Bahnlinie. Nach dem 2. Weltkrieg im Nordosten Vertriebenensiedlung Eichenau, Siedlung Unterried zwischen Donau und Schwarzach sowie breiter Neubaugürtel im Westen und Norden der Stadt. Gewerbegebiet beidseits der Вundesstraße 311. Durch die Altstadt selbst verläuft die Вundesstraße 312; Kreuzung beider Bundesstraßen beim Bahnhof. Eine Ortsumgehung im Zuge der Вundesstraße 312 (Nordtangente) sollte Ende 1978 begonnen werden.
Historische Namensformen:
  • Hruodininga
  • Ruodelingen
Geschichte: 835 Hruodininga, 1247 Ruodelingen (Personenname Hruodin). Nach dem Ortsnamen auf -ingen Siedlung der ältesten Schicht. Die vorstädtische Siedlung lag vermutlich bei der Weilerkapelle und wurde im Mittelalter als Weiler bezeichnet. Wegen der Verflechtung mit dem benachbarten Altheim in markungs- und kirchenrechtlicher Hinsicht wird wei­ter vermutet, dass beide Orte ursprünglich zusammengehörten und das der Weiler bei seiner Entstehung den alten Siedlungsnamen annahm, dagegen der Hauptort zum »alten Heim« wurde. Dieser Vorgang müsste bei der Nennung beider Orte im 9. Jahrhundert bereits abgeschlossen gewesen sein. Oberhoheit spätestens im 13. Jahrhundert bei den Grafen von Veringen, die vor 1255 anschließend an den Weiler die Stadt (1255: in civitate Riedlingen) gründeten. Münze der Grafen von Veringen um 1260 bis 1270 nachweisbar. Die Vorstadt vor dem Mühltor im Оsten ist 1332, die Donaubrücke schon 1303 erwähnt. Zwischen 1297 und 1300 Verkauf der Stadt an Habsburg, weshalb seit 1303 im Stadtsiegel der habsburgische Löwe erscheint. Bereits 1314 an die Grafen von Hohenberg verpfändet, später an von Ellerbach und 1384 an die Truchsessen von Waldburg, die 1454 die Umwandlung ihrer Pfandherrschaften in die »mannserbliche Inhabung« erreichten (bis 1680). Marktrecht wohl schon mit der Stadtgründung; heute vor allem bedeutende Vieh- und Pferdemärkte. 1334 kaiserliche Befreiung von fremden Gerichten und Verleihung der Stadtrechte von Mengen (damit der von Freiburg). 1434 kaiserlich Belehnung mit der Blutgerichtsbarkeit. Das Amt des bereits 1278 erwähnten Am­mans wurde der Stadt 1379 verpfändet. Erstarken der städtischen Selbständigkeit; Hervor­treten des Bürgermeisteramts. 1379 Erlaubnis zum Bau eines Rathauses; der Neubau von 1808 wurde 1812 dem Oberamt überlassen. Seitdem dient das im Kern aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende städtische Kaufhaus (Gred) als Rathaus. Es zeigt dreischiffige Hallen in allen drei Geschossen. 1586 umgebaut. Ein weiteres Steinhaus des 14./ 15. Jahrhunderts ist die Stadtwaage. Gegen die mannserbliche Inhabung der Truchsessen, durch Österreich von 1488 an bestritten und Grund langwieriger Auseinanderset­zungen, richtete sich der Vertrag der 5 »Donaustädte« (Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau, Waldsee) von 1509. Seit dem 16. Jahrhundert Teilnahme an den vorderösterreichischen Landtagen. 1680 Auslösung aus der waldburgischen Pfandschaft und wieder an Österreich. 1750 wurde die Stadt dem Oberamt der Landvogtei in Altdorf (Weingarten) zugeteilt. 1805 an Württemberg, Oberamtsstadt bis 1938, dann Landkreis Saulgau. Lateinschule vom Ende des 13. Jahrhunderts bis zur Einführung der Normalschule um 1775. Ständiges Präzeptorat wieder 1820, Reallateinschule 1877. Progymnasium 1906, voll ausgebautes Gymnasium 1937.
Ersterwähnung als Stadt: 1255

Ersterwähnung: 1271
Kirche und Schule: Früher Filial der Pfarrei Altheim; der Pfarrer wohnte spätestens seit 1271 in der Stadt. Kapelle Sankt Georg nach 1340 häufig Pfarrkirche genannt; formelle Errichtung einer Pfarrei aber erst 1794. Die katholische Stadtpfarrkirche ist im Kern eine Rundpfeiler­basilika des 14. Jahrhunderts. 1486 Netz- und Sterngewölbe des Chores sowie Erweiterung des Langhauses nach Westen, zugleich erhielten die drei Kirchenschiffe ein gemeinsames Dach. Reste von spätgotischen Wandmalereien. Renoviert 1933/34. Die Weilerkapelle wurde, vermutlich an der Stelle der 1398 und 1401 erwähnten Liebfrauenkapelle, 1722 zu Ehren der 14 Nothelfer erbaut, renoviert 1956/57. Die Grabenkapelle zur Schmerzhaf­ten Muttergottes stammt von 1724. Das 1378 gestiftete Spital (zum Heiligen Geist 1434) erwarb drei Dörfer, in denen die Stadt die Hochgerichtsbarkeit ausübte. Der alte Spitalbau (17. Jahrhundert?) beherbergt heute Schule und Museum. Siechenhaus und »Spende« seit dem 14. Jahrhundert erwähnt, beide später mit dem Spital verbunden. Eine Niederlassung von Kapuzinern erfolgte 1644. Das 1652/56 im Nordwesten vor der Stadt erbaute Kloster wurde 1806 aufgehoben. Seine Gebäude mit der Kirche Sankt Georg und der an diese anschließenden Sankt-Fidelis-Kapelle erwarb 1832 das Spital. Franziskaner-Tertiarin­nenkloster 1420 erwähnt (seit dem 17. Jahrhundert »zum heiligen Kreuz«), 1782 aufgehoben; »Seel­schwesternhaus« erhalten. Redemptoristenseminar Sankt Gerhard 1963. Die Re­formation konnte sich nicht durchsetzen. Seit 1860 evangelischer Gottesdienst in der Kapelle des alten Spitals. Evangelische Kirche 1879, Pfarrei 1884.
Patrozinium: Sankt Georg
Ersterwähnung: 1340

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