Brackenheim - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1150 [um 1150]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Wiewohl erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts urkundlich bezeugt (um 1150 und 1246 »Brackenheim«), handelt es sich bei Brackenheim ganz zweifellos um eine bereits in merowingischer Zeit entstandene Siedlung. Dafür spricht zum einen der Ortsname, dessen erster Teil möglicherweise auf einen Personennamen zurückzuführen ist, zum anderen die alte, aus der romanischen Periode datierende Pfarrkirche, mit ihrem signifikanten Patrozinium Johannes des Täufers. Allerdings ist dieses ältere Brackenheim, das archäologisch noch zu erforschen bleibt, nicht am heutigen Platz, sondern südlich davon, bei der Johannes-Kirche und unmittelbar an der Zaber zu suchen. Mit der Gründung der Stadt bald nach der Mitte des 13. Jahrhunderts (1277 »oppidum«) wurde der bisherige Ort aufgegeben und seine Bewohner in die Neuanlage umgesiedelt. Dort genossen sie die Vorzüge eines planmäßigen Netzes gepflasterter Straßen und den Schutz einer mit Toren und Türmen bewehrten Mauer (1301 »civitas«). Ein Tor gegen Neipperg – das später so genannte Markttor – findet bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts Erwähnung; im Süden gab es des weiteren das Schloss- oder Obere Tor, im Osten das Untere oder Neue Tor und im Nordwesten eine kleinere Ausfallpforte, das Flüchttor. Die Nordostecke der Stadt war mit dem Bürgerturm gesichert, die Südostecke mit dem Schießturm; im Südwesten bot das stadtherrliche Schloss die nötige Sicherheit. Die Zahl der innerstädtischen Anwesen belief sich 1525 auf 175. In der Nacht vom 19. auf den 20. Mai 1691 fielen einem verheerenden Brand mehr als hundert Gebäude – Wohnhäuser, Keltern, Scheunen und Stallungen sowie drei Türme – zum Opfer. Noch sechs Jahre später lagen 97 Hofstätten öd. 1734 indes bestand die Stadt wieder aus 166 Häusern, etwa vierzig separat stehenden Wirtschaftsgebäuden und nur noch sechzehn öden Hofstätten. Bis ins 19. Jahrhundert hatte Brackenheim mit Haberschlacht eine gemeinsame, nur hinsichtlich der Zehntberechtigungen aufgeteilte Gemarkung. Das am rechten Talhang des Forstbachs, eines kleinen Zaberzuflusses, entstandene alte Städtchen vergrößerte sich durch Neubaugebiete im Nordwesten und Südwesten. Dagegen liegt die 1950 im Оsten angelegte Theodor-Heuss-Siedlung aus überwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern vom Stadtkern abgesetzt jenseits der Talaue. Das Dorf Brackenheim lag wohl südlich der Stadt bei der Johanneskirche, die Stadt wurde planmäßig angelegt. Von ihrer Befestigung sind die Reste der Stadtmauer erhalten. Stadtschloß, angeblich anstelle einer alten Burg unter Herzog Christoph 1556 von Martin Berwart manieristisch erbaut. Der einfache dreiflügelige Bau mit Treppentürmen diente als württ. Witwensitz, Wohnung des Obervogts, Sitz des Oberamts und beherbergt jetzt das Amtsgericht. »Alte Schule« bei der Stadtkirche, gotischer Holzbau vom Ende des 15. Jahrhunderts, sodann Renaissancehäuser in der Obertorstraße und das Rokokorathaus von 1780.
Historische Namensformen:
  • Brackenheim 1246
Geschichte: Im hohen und bis ins späte Mittelalter gehörte Brackenheim zum Besitz der Herren von Magenheim, die im 12. Jahrhundert bisweilen auch von hier den Namen führten. Von ihnen kam die eine Hälfte der Ortsherrschaft im späteren 13. Jahrhundert über eine Tochter an die Grafen von Hohenberg-Nagold und von diesen 1321 durch Kauf an die Grafen von Württemberg, die sie 1327 an das Erzstift Mainz weiterverkauften. Um 1340 gelangten die Mainzer Rechte an das Hochstift Würzburg, das damit die Grafen von Vaihingen belehnte (um 1343). Aber bereits um die Mitte der 1350er Jahre war dieser Teil wieder württembergisch. Die andere Hälfte erwarb Württemberg vor 1362/63 offenbar unmittelbar aus Magenheimer Hand. Fortan war die Stadt mit aller hohen und niederen Obrigkeit – seit 1462 auch einem kaiserlich privilegierten Straßenzoll – ununterbrochen württembergisch und Sitz eines für das östliche Zabergäu zuständigen Amts, an dessen Spitze zunächst ein Vogt, später ein Obervogt stand. Das in der südwestlichen Ecke der Stadt gelegene Schloss diente in Spätmittelalter und Frühneuzeit mehrfach als Residenz verwitweter Gräfinnen und Herzoginnen von Württemberg. Neben der Orts- und Landesherrschaft – allein der zum Schloss gehörige Herrenhof umfasste 1424 circa 109 Morgen Äcker und 7 Morgen Wiesen – hatte stets eine ganze Reihe geistlicher Institutionen Liegenschaften und Einkünfte in Brackenheim. Die Gerechtsame des Klosters Bebenhausen (1293, darunter Haus und Hof) gelangten 1498 kaufsweise an das örtliche Spital, die des Klosters Maulbronn 1418 an die Neipperg. Das Deutsch-Ordens-Haus Heilbronn erwarb 1329 Güter von den Helmstatt. Im Übrigen begegnen mit verschiedenen Berechtigungen die Dominikanerinnen von Kirchheim (1300), das Stift Wimpfen (1307), die Pfarrei Heilbronn (1399), die Karmeliter von Esslingen (1418), die Reuerinnen von Pforzheim (vor 1565) und das Hochstift Augsburg mit Zugehörungen seines Guts in Dürrenzimmern (14.–18. Jahrhundert). 1610 waren noch der Bischof von Augsburg, das Deutsch-Ordens-Haus Stocksberg, die Universität Tübingen sowie die Neipperg und die Gemmingen hier begütert. Anteile des Zehnten waren als Wormser Lehen ursprünglich ebenfalls in Magenheimer, 1366 in Talheimer und dann in Hofwart’schem Besitz. 1529 und während der ganzen frühen Neuzeit teilten sich in den Großzehnt zu zwei Dritteln die Herrschaft Württemberg und zu einem Drittel die Universität Tübingen, in den Kleinzehnt die Herrschaft (2/3) und die Pfarrei (1/3). Mit dem ihr 1280 von König Rudolf von Habsburg erteilten Stadtrecht – entsprechend jenem von Esslingen und Schwäbisch Hall – erlangte die Gemeinde von Brackenheim zwar Freiheiten und Kompetenzen, die jene der Nachbargemeinden übertrafen, mit denen von Reichsstädten jedoch keinesfalls zu vergleichen sind; insbesondere konnte von Freizügigkeit keine Rede sein (1362). Immerhin ist bereits von 1301 ein Siegel der Bürgergemeinde (»universitas civium«) überliefert, das einen stehenden Hund (Bracke) mit offenem Maul zeigt und die Umschrift »* S’ . CIVIVM . IN . BRACKENHEIM« trägt. Zur gleichen Zeit war das Gericht neben dem Schultheißen mit zehn Schöffen (»iurati«) besetzt, 1383 mit zwölf. Das Amt des Bürgermeisters und ein Rat sind seit 1487 bezeugt. Das vermutlich aus dem späten Mittelalter stammende Rathaus brannte 1691 nieder und wurde erst 1774/76 durch einen Neubau ersetzt; inzwischen behalf man sich mit einem ehemaligen Badhaus. 1487 stiftete die Gemeinde gemeinsam mit dem Pfarrer und dem Vogt ein Spital; die entsprechenden Statuten datieren von 1490. Der kommunale Besitz umfasste 1734 die Hofstätten des abgebrannten Rathauses und der gleichfalls untergegangenen Stadtschreiberei, ein Schützen- und Schießhaus, ein abgegangenes Bad, 227 Morgen Wald, 66 Morgen Weiden und Wiesen, 22 Morgen Äcker und 2 Morgen Weingärten. Bei der Aufhebung des Oberamts zum 1.10.1938 kam Brackenheim zum Landkreis Heilbronn. 1383 zählte Brackenheim neben dem Vogt und elf Richtern 75 Bürger, vor dem Dreißigjährigen Krieg 220 Bürger, von denen 99 überlebten. 1396 löste sich hier der Adelsbund der Schlegler auf. 1606/07 forderte die Pest 630 Opfer und 1626 starben an Seuchen 177 Personen. Der große Stadtbrand von 1691 zerstörte mehr als 100 Gebäude.
Ersterwähnung als Stadt: 1280
Wirtschaft und Bevölkerung: Bei etwa 250 Steuerpflichtigen ist davon auszugehen, dass Brackenheim 1471 bereits mehr als tausend Einwohner hatte. Ein halbes Jahrhundert später, zur Zeit des Bauernkriegs, dürfte die Zahl etwas darunter gelegen, bis 1544/45 aber wieder die alte Höhe erreicht haben. Danach sorgten wiederholte Pestepidemien sowie schließlich der Dreißigjährige Krieg und die Franzosenkriege des späteren 17. Jahrhunderts für einen nachhaltigen Bevölkerungsrückgang. 1654 lag die Einwohnerzahl nur noch bei rund sechshundert; bis 1684 nahm sie wieder auf 1050 zu, um bis 1702 neuerlich auf circa 920 zu sinken. Erst danach ging es kontinuierlich aufwärts, von 1028 (1716) über 1153 (1745) und 1265 (1771) bis auf 1411 im Jahr 1806. Aus dem 18. Jahrhundert sind auch die ersten Auswanderungen nach West- und Osteuropa sowie in die Neue Welt überliefert. Als Stadt und Amtssitz gewann Brackenheim bereits im 14. Jahrhundert eine gewisse Zentralität und diente wiederholt als Ort von Verhandlungen zwischen den Landesherren Württembergs, Badens und der Pfalz sowie als Versammlungs- und Einlagerort des benachbarten Ritteradels. Daraus ist zu schließen, dass schon damals mehrere Wirtshäuser vorhanden waren; 1734 gab es deren zwei (zur Krone und zum Ochsen). Ein Jahrmarkt wurde zu Jakobi (25. Juli) veranstaltet (1529). Die Zahl der Handwerker und Gewerbetreibenden belief sich 1734 auf etwa neunzig, darunter nicht zuletzt solche für den gehobenen Bedarf: ein Apotheker, ein Bortenwirker, ein Buchbinder, ein Dreher, zwei Glaser, ein Kürschner, ein Kupferschmied, ein Strumpfstricker und ein Zeugmacher sowie vier Kaufleute. Außerdem wurden zwei Mahl- und Gerbmühlen (1529, 1734) sowie eine Ziegelhütte (1508, 1734) betrieben. Der Zahl von sieben Küfern gibt darüber hinaus zu erkennen, welch große Bedeutung dem Weinbau und -handel für die Stadt zukam; diesem Wirtschaftszweig dienten zwei herrschaftliche Keltern, die untere 1529 mit drei, die obere mit vier Bäumen. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche bestand 1734 zu 20 Prozent aus Weingärten; das Ackerland machte 68 Prozent aus, Wiesen und Weiden 12 Prozent. Die Feldflur war in die drei Zelgen gegen St. Johann, gegen das Heilige Kreuz und ob der Burg eingeteilt (1424). Der Viehbestand belief sich 1734 auf 35 Pferde und 289 Rinder.

Name: Stadtschloss
Datum der Ersterwähnung: 1424

Ersterwähnung: 1246
Kirche und Schule: Die noch erhaltene spätromanische Substanz und das Patrozinium Johannes des Täufers (1395) lassen auf ein hohes Alter der Brackenheimer Kirche und der dazugehörigen Pfarrei schließen. Tatsächlich ist letztere seit 1246 bezeugt; zu ihrem Sprengel gehörte bis ins späte 15. Jahrhundert Haberschlacht. Nach der Gründung der Stadt entstand innerhalb deren Mauern eine neue Kapelle zu Ehren St. Jakobs (1389), die aber erst im Zuge der Reformation die Funktion der Pfarrkirche übernahm; St. Johannes dient seither als Friedhofskirche. Das Patronatsrecht trugen zunächst die Magenheim von Worms zu Lehen; später gelangte es über die Talheim und Hofwart (1366) an Württemberg und schließlich wurde es 1476 der Universität Tübingen inkorporiert. In der Johannes-Kirche bestanden bepfründete Nebenaltäre zu Ehren des Heiligen Kreuzes (1457) und der Muttergottes (1529), in der Jakobs-Kapelle zu Ehren der Heiligen Maria (1389), Jos (Jost, Jodokus, 1395) und Katharina (1439); die Pfründen zu St. Jakob und St. Katharina waren Frühmessen. Mit Ausnahme des Marien-Altars bei St. Jakob hatte die Herrschaft Württemberg alle Pfründen zu verleihen. 1513 wurde eine eigene Prädikaturpfründe geschaffen, deren Vergabe dem Rat der Stadt und der Universität Tübingen gemeinsam zustand. Darüber hinaus gab es eine Spitalkapelle ohne Pfründe (1620). Ein St. Sebastian-Altar ist nur über die 1471 gestiftete Sebastian-Bruderschaft zu erschließen. Ursprünglich zum Landkapitel Schwaigern gehörig, war Brackenheim seit 1476 Sitz eines eigenen Dekanats mit Zuständigkeit für die zum württembergischen Territorium gehörigen Pfarreien. Nach ersten von Konrad Sam aus Rottenacker in lutherischem Geist gehaltenen Predigten (1520/24) fand die Reformation seit 1534 auf Dauer Eingang. Die Anfänge der Brackenheimer Lateinschule reichen bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurück. Der Schulmeister versah zugleich das Amt des Stadtschreibers und besorgte Schreibarbeiten und die Rechnungsführung für den Spitalmeister. Die Elementar- beziehungsweise deutsche Schule war Sache des Mesners. Von der Qualität des hiesigen Schulwesens zeugt eine seit dem späten 14. Jahrhundert bemerkenswert hohe Zahl Brackenheimer Studenten an den Hohen Schulen von Prag, Heidelberg, Erfurt, Krakau, Leipzig, Freiburg, Wittenberg und Tübingen. Evangelische Stadtpfarrkirche (vormals Jakobskapelle) mit frühgotischer Chorturmanlage, das breite Schiff mit hochgesprengter bemalter Holztonne in Form eines Tonnengewölbes aus der Hochgotik, eine für das Zabergäu typische Gestaltung. Hochgot. Kruzifix des 14. Jahrhunderts spätgotisch, heiliges Grab mit Leichnam auf dem Sarkophag ohne Assistenzfiguren. Aus dem Frühbarock zwei große Reliefs mit zwölf Passionsszenen sowie die Kanzel. Sakristei von 1509. Die Kirche wurde 1863 und wieder 1965 erneuert. Evangelische Johanneskirche im Friedhof südlich der Stadt, erbaut als spätromanische flachgedeckte Basilika, verwandt mit dem Maulbronner Übergangsstil (unregelmäßiger Wechsel von Würfelknaufsäulen mit Pfeilern und spitzigen Scheidbögen). Hochgotik, 1320 gewölbter Chor im Erdgeschoß des Turmes, der mit einer achteckigen Glockenstube und Zeltdach bekrönt ist. Noch erkennbar sind die romanischen Oberlichter auf dem Dachboden. Im Chor Wandmalereien des 13. und 14. Jahrhunderts, außen am Turm romanischer Flachrelief. Im mittleren Chorfenster gemalte Scheibe mit der Taufe Christi von 1310/20. Inner- und außerhalb der Kirche viele Grabsteine des 15.-18. Jahrhunderts. Die Sakristei war einst die 1328 angebaute gotische Grabkapelle der Familie Soldan, deren Stammvater, angeblich als türkischer Offizier gefangengenommen, 1305 in Brackenheim getauft worden sei und dort geheiratet habe. Katholische Pfarrei seit 1955, Christ-Königskirche 1954 erbaut.
Patrozinium: St. Johannes der Täufer
Ersterwähnung: 1395

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