Ortslage und Siedlung (bis 1970): | Im Erlenbacher Gewann Ohrberg entdeckte bandkeramische Tonscherben sind die bislang ältesten Zeugnisse hiesiger Besiedlung. Aus der Bronzezeit stammen eine Reihe von Pfeilspitzen sowie ein Grabhügel am Geißberg nordöstlich von Erlenbach. Die erste Erwähnung Erlenbachs (»ad Erlebach«) datiert aus dem dritten Viertel des 12. Jahrhunderts; kurz darauf erscheinen Erlenbach (»Erlibach«) und Binswangen (»Binzwange«), die sich von alters her eine Gemarkung teilten, nebeneinander (1176). Beide Orte dürften in der jüngeren, hochmittelalterlichen Ausbauzeit entstanden sein. Ihre Namen sind Stellenbezeichnungen und beziehen sich im einen Fall auf ein von Erlen gesäumtes Fließgewässer, im anderen Fall auf ein Binsenfeld. 1554 bestanden Binswangen aus 63 und Erlenbach aus 86 Häusern. Im Dreißigjährigen Krieg wurden beide Dörfer schwer heimgesucht; im Dezember 1642 brannten schwedische und französisch-weimarische Truppen Erlenbach nieder. Bereits Mitte der 1620er Jahre und 1635 hatte die Pest zahlreiche Opfer gefordert, so dass 1626 außerhalb des Dorfs ein Pestfriedhof angelegt werden musste. Um 1800 belief sich die Zahl der Häuser in Erlenbach auf 142, in Binswangen auf 75. Zu den Neubaugebieten der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg aus Ein- und Zweifamilienhäusern zählen unter anderem östlich »Viertel Steige« und »Jauchen« (1960/70), Weißenhofstraße, Auweg, nördlich »Seegärten« (1962/70), Klingenstraße, nordwestlich »Sponshalden« (1964/68), Schießmauer, westlich an der Friedensstraße und südlich an der Talstraße, »Im Unterwasser«, Neckarsulmer Straße, Weinsberger Straße. Ein Gewerbebetrieb ließ sich am Ostrand des Orts nieder. |
Geschichte: | Sowohl Binswangen als auch Erlenbach, seit dem Mittelalter in einer Markgenossenschaft verbunden, waren altes Reichsgut; vom 12. bis ins 14. Jahrhundert gehörten beide den aus der Reichsministerialität hervorgegangenen Herren von Weinsberg. 1335 verkaufte Eberhard von Weinsberg die Dörfer mit der bis dato vom Hochstift Würzburg lehnbaren Herrschaft Scheuerberg an das Erzstift Mainz, das diesen Besitzkomplex nacheinander an die Hirschhorn (1344/60), Sickingen (1411/40, 1448/84) und Gemmingen (1440) verpfändete. 1484 schließlich gelangten Erlenbach und Binswangen im Verbund der Herrschaft Scheuerberg durch Tausch an den in Gundelsheim residierenden Deutschmeister und blieben mit aller hohen und niederen Obrigkeit beim Deutschen Orden bis zur Säkularisation 1805 (Deutsch-Ordens-Hauptamt Scheuerberg). Das althergebrachte Erlenbacher Hochgericht soll nach dem Bauernkrieg aufgehoben worden sein; zwar gab der Deutschmeister ihm 1539 eine neue Ordnung, ließ aber trotz entsprechender Bitten aus der Gemeinde (1576) eine Restitution nicht zu. Was es mit den vom ausgehenden 13. bis ins spätere 14. Jahrhundert bezeugten Niederadligen von Binswangen auf sich hat, bleibt unklar. Neben der Orts- beziehungsweise Landesherrschaft, deren Befugnisse und Gefälle 1554 in einem Urbar erfasst wurden, begegnen als Inhaber von allerlei Gerechtsamen zu Erlenbach und Binswangen immer wieder verschiedene Klöster der näheren und weiteren Umgebung. Im dritten Viertel des 12. Jahrhunderts schenkte ein Wolfram von Weinsberg dem Kloster Hirsau 2 Morgen Weinberge, einen Hof sowie Äcker und Wiesen in Erlenbach. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts gehörten Liegenschaften in Erlenbach und Binswangen zum päpstlich bestätigten Stiftungsgut des Zisterzienserinnenklosters Lichtenstern (1254/61), jedoch wurden diese von den Nonnen später wieder veräußert. Daneben bezogen die Zisterzienserinnen von Gnadental (1305), die Benediktiner von Amorbach (1478, 1554) und das St. Klara-Kloster in Heilbronn (1513) Einkünfte aus Erlenbach. Auch die Heilbronner Deutsch-Ordens-Kommende hatte Anspruch auf hiesige Gefälle (1447/49). Erwähnungen von Öhringer (1037) und Komburger (um 1100) Berechtigungen beziehen sich wohl auf andere Orte des Namens Erlenbach. Bei weitem größter Grundbesitzer am Ort war neben der Herrschaft das Kloster Schöntal an der Jagst. Bereits 1176/77 gehörten ihm ein Gut in Erlenbach und ein Hof in Binswangen. In der Folgezeit kamen noch weitere Güter hinzu, 1219 aufgrund einer Weinsberger Schenkung 2 Jauchert Weinberge im Drachenloch, 1279 durch Kauf ein weiterer Hof in Binswangen mit Gütern daselbst und in Erlenbach, 1294 als Schenkung eines Heilbronner Bürgers einige Wiesen in Erlenbach sowie 1345 wiederum durch Kauf Äcker in Binswangen und 1350 noch einmal Äcker und Wiesen in Erlenbach. 1176 und noch 1237 ist von einer klösterlichen »grangia de Binswangen« die Rede, 1314 von einem Klosterschaffner daselbst, und aus dem 14. und 15. Jahrhundert sind verschiedentlich Nachrichten bezüglich der von den Schöntaler Mönchen verliehenen Güter überliefert. An adligen Berechtigungen sind in Erlenbach neben den Herren von Weinsberg solche einer ritteradligen Familie von Löwenstein (1291), der Herren von Heinriet (um 1320), der von Aschhausen (1336), der Herren von Hohenlohe (vor 1408) und der von Gemmingen (1408, 1629) sowie in Binswangen der von Weinsberg und von Wunnenstein (1395) nachzuweisen. Die Zehnten sowohl in Erlenbach als auch in Binswangen waren – was vermutlich mit dem Weinbau zu erklären ist – im Lauf der Jahrhunderte vielfach aufgeteilt. Den Erlenbacher Wein- und Kleinzehnt bezogen 1554 zu zwei Fünfteln die Ortsherrschaft, zu einem Drittel das Zisterzienserkloster Ebrach im Steigerwald und zu vier Fünfzehnteln die Schenken von Limpurg. Ein nicht näher quantifizierter Teil war im Jahr 1300 als Weinsberger Stiftung an das Kloster Lichtenstern gelangt und von diesem offenbar später weiterveräußert worden; die Limpurg hatten ihren Zehntanteil 1387 von denen von Steinsfeld erworben; der Ebracher Anteil ging 1661 in den Besitz des Deutschen Ordens über. In Binswangen waren am Frucht-, Wein- und Kleinzehnt 1554 das Kloster Schöntal zur Hälfte, die Amorbacher Patronatspfarrei Neckarsulm zu einem Drittel und das Kloster Amorbach zu einem Sechstel beteiligt. Im 13. Jahrhundert waren die Binswanger Zehnten offenbar im alleinigen Besitz des Klosters Amorbach, das eine Hälfte 1291/94 an Schöntal verkaufte, aber schon davor zwei Fünfzehntel verlehnt hatte. Eine einheitliche Gemeinde der Dörfer Binswangen und Erlenbach tritt bereits 1279 in Erscheinung (»universitas villarum in Binzwangen et in Erlebach«). Schöffen des Gerichts zu Erlenbach werden 1375 genannt. 1608, als die Erlenbacher sich mit ihren Nachbargemeinden wegen der Viehweide einigten, war ihr Gericht, das viermal pro Jahr als Rüginstanz zusammentrat, neben dem Schultheißen mit wenigstens sieben Richtern besetzt. Ein Rathaus wurde in Erlenbach 1575 errichtet. In Binswangen gab es seit 1574 ein kommunales Amtsbuch, ein Unterpfandbuch 1591; die älteste erhaltene Gemeinderechnung datiert von 1731. Im Jahr 1591 bestand das Binswanger Gericht aus dem Schultheißen und elf Richtern. Am Bauernkrieg waren sowohl Einwohner von Erlenbach als auch solche von Binswangen beteiligt; namentlich Leonhard Ilsfelder sowie Balthasar und Hans Volz aus Erlenbach taten sich als Anführer und bei Plünderungen hervor. Zur Strafe wurden nach der Niederschlagung des Aufstands Teile beider Dörfer zerstört. Erlenbach zählte zum Deutschordensamt Neckarsulm im Neckaroberamt Horneck; es fiel 1805 an Württemberg. Bis 1.10.1938 Oberamt Neckarsulm, seither Landkreis Heilbronn. — 1642 wurde der Ort vom weimarischen Heer eingeäschert. |
Wirtschaft und Bevölkerung: | Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wird die Zahl der Einwohner von Binswangen zwischen 270 und dreihundert gelegen haben, die von Erlenbach war wohl um etwa hundert höher. Vor dem Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs lebten in Erlenbach mehr als vierhundert Menschen (94 Häuser), und schon 1685 verzeichnete man in Erlenbach wieder 153 Familien, das heißt zwischen 650 und siebenhundert Seelen. Um 1800 hatten Erlenbach circa 870 und Binswangen circa 430 Einwohner. In beiden Dörfern wurde neben dem Ackerbau – vor allem Dinkel, Roggen und Hafer – Viehwirtschaft betrieben. Eine besondere Bedeutung hatte von jeher der seit 1177 bezeugte Weinbau, was neben entsprechenden Güterschenkungen beziehungsweise der Leihe von Weinbergen immer wieder in der Erwähnung von Keltern, Kelter- und Zehntwein sowie Kelterrechten zum Ausdruck kommt. An der Sulm in Binswangen gab es zwei Mühlen. Die obere (»molendinum in superiori parte ville Binzwangen situm«) ist 1279 erstmals bezeugt, wurde 1697 neugebaut und lag neben der Allmende; die untere wird zuerst 1427 genannt und war dem Deutschen Orden zinspflichtig. Beide Müller verglichen sich 1550/95 wegen der Wassernutzung. |