Güglingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1188

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Im 2./3. Jahrhundert n. Chr. bestand südöstlich der heutigen Stadt Güglingen, in den Gewannen Ochsenwiesen und Steinäcker jenseits der Zaber, ein römischer Marktort (»vicus«), der als damaliges wirtschaftliches Zentrum des Zabergäus gelten kann. Er umfasste etwa 10 Hektar und wies alle Elemente einer ansehnlichen spätantiken Zivilsiedlung auf, darunter ein öffentliches Bad und zwei Mithrastempel. Nach der Zerstörung des Vicus um die Mitte des 3. Jahrhunderts ließen sich in seinen westlichen Randbereichen Alamannen nieder, und auf sie beziehungsweise auf die nachfolgenden Franken geht schließlich die Entstehung des merowingerzeitlichen Güglingen links der Zaber zurück. Dieses ist in zwei Reihengräberfriedhöfen zu fassen und taucht 1188 (»Gugelingem«) erstmals in der schriftlichen Überlieferung auf. Der Ortsname ist möglicherweise auf einen Personennamen zurückzuführen. Als seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Dorf zur Stadt fortentwickelt wurde – 1289 »villa«, 1295 »oppidum« und »civitas«, 1296 »oppidum« –, entstanden nach und nach Mauern und Türme. Der größere Stadtteil südlich der Hauptstraße war annähernd halbkreisförmig angelegt, der kleinere nördlich ungefähr rechteckig. Vor dem Oberen Tor im Westen und dem Unteren Tor im Osten bildeten sich jeweils Vorstädte. Das Netz der innerstädtischen Straßen, das nach den großen Stadtbränden von 1849/50 und dem anschließenden Wiederaufbau nur noch bedingt den alten Verhältnissen entspricht, war im wesentlichen unregelmäßig. Im Übergang vom 18. zum 19. Jahrhundert wurden die Tore und Türme abgebrochen. Am Ende des 17. Jahrhunderts, nach dem Dreißigjährigen und den Franzosenkriegen waren 47 Häuser und Hofstätten verlassen. Im Anschluss an seinen ovalen Grundriss hatte sich das alte Städtchen, das am nördlichen Ufer der Zaber ansteigt, zunächst nach Westen hin ausgedehnt. Nach dem zweiten Weltkrieg folgten die Wohngebiete im Norden (»Kippelberg« nach 1945 fortfolgend, »Rötschle« 1970, »Herrenäcker—Schlicht« 1974) und Süden (»Heugelinsmühle — Seebrückle« nach 1945 fortfolgend, »Hinter dem Schafhaus« 1968/69). Hier kamen ebenfalls Industrieansiedlungen hinzu (im Nordosten »Seestraße —Seebergstraße« 1952/71, im Süden »Mittleres Tal« 1971). .
Historische Namensformen:
  • Gugelingem
Geschichte: Im späteren 12. Jahrhundert gehörte Güglingen zum allodialen Hausgut der Staufer, und vor der Mitte des 13. Jahrhunderts gelangte es in den Besitz der Edelherren von Neuffen. Später erwarben zunächst die von Weinsberg (1295), dann die von Breuberg (1297) Pfandrechte, und schließlich kam der Ort über die Grafen von Flügelau (um 1303) und von Eberstein (um 1313) – Neuffener Erben – im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts samt allen dann zur Landesherrschaft respektive Landeshoheit fortentwickelten Gerechtsamen an die Grafen von Württemberg. Zwar verpfändeten auch diese Güglingen noch wiederholt, 1327 an das Erzstift Mainz und 1432 an die von Neipperg, aber dessen ungeachtet wurde die Stadt bereits im 14. Jahrhundert Sitz eines württembergischen Amts, das bis 1807 Bestand hatte. Als Inhaber von grundherrlichen Rechten und damit verbundenen Einkünften begegnen im ausgehenden 13. Jahrhundert die Herren von Strahlenberg (1295/96) und von Magenheim (1296), beide aus der Neuffener Verwandtschaft, sowie das Heilig-Grab-Kloster zu Speyer als Inhaber des Kirchenpatronats. Im übrigen treten als Besitzer von Liegenschaften und Bezieher von Renten vornehmlich Klöster, Stifte und sonstige geistliche Pfründen hervor: die Zisterzen Maulbronn (1253), Rechentshofen (1289), Lichtenthal (14. Jahrhundert) und Frauenzimmern (1360, 1476), die Stifte Backnang (1344, 1404) und Odenheim (1366), das Kloster Lauffen (1554) und der Deutsche Orden sowie die Pfarrei Leonbronn (1575), die Frühmessen zu Botenheim (1575) und Pfaffenhofen (1575), die Kaplaneipfründe zu Eibensbach (1575), die Katharinen- und die Drei-Königspfründen zu Güglingen (1575) und die Geistliche Verwaltung zu Güglingen (1575). Am Zehnt waren im 13. Jahrhundert die edelfreien Herren von Neuffen (1253) und die ministerialischen Göler von Ravensburg (1289) beteiligt. Der gölerische Anteil am Weinzehnt wird 1433 mit zwei Dritteln beziffert; später kam er über die Spies von Hornstein und die von Crailsheim an den Herzog von Württemberg (1585). Ein Sechstel des Fruchtzehnten trugen 1428 und noch 1483 die von Weingarten aus dem Speyergau vom Hochstift Worms zu Lehen, ein weiteres – oder dasselbe? – Sechstel verkauften 1533 die von Winkental an Württemberg. Weitere Teile des Zehnten gehörten der Patronatsherrschaft und gelangten 1541 zusammen mit der Kirchenhoheit an Württemberg. Schließlich bezog die Landesherrschaft den ganzen Zehnt allein. Von einer förmlichen Privilegierung Güglingens als Stadt ist nichts bekannt. Räte und Schöffen (»consules et iurati«) treten bereits 1296 in Erscheinung. Spätestens 1348 führten der »schulthais, die richter und die burger gemainlich« ein Siegel; es zeigt eine Gugel oder Kapuze und trägt die Umschrift »S . CIVITATIS . DE . GVGLINGEN«. 1435 urkundeten Schultheiß, Gericht und Gemeinde, 1471 Schultheiß und Richter, 1494 endlich Schultheiß, Bürgermeister und Richter. Darüber hinaus ist bezüglich der älteren städtischen Verfassungsstrukturen nichts bekannt. Ein Rathaus findet erstmals 1599 Erwähnung; seinen Vorgängerbau hat man vermutlich in dem bereits 1359 und 1486 genannten Markthaus zu erkennen. Die Gräben um die Stadt waren herrschaftliches, nicht kommunales Eigentum. Güglingen, dessen Mauern und Tore im frühen 19. Jahrhundert beseitigt wurden, gehörte bis 1.10.1938 zum Oberamt Brackenheim und seither zum Landkreis Heilbronn. — Hier wurde 1621 der Hexenprozess gegen Keplers Mutter zu Ende geführt, weshalb Kepler ein Jahr in Güglingen zubrachte. Die Stadt litt unter den Kriegen des 17. Jahrhunderts besonders stark. Am 7./8. März 1849 brannten 144, am 24/25. April 1850 nochmals 33 Gebäude ab; danach musste fast die ganze Stadt neu aufgebaut werden. Ein Beginenhaus bestand 1392-1533.
Ersterwähnung als Stadt: 1295
Wirtschaft und Bevölkerung: Um die Mitte und noch am Ende des 16. Jahrhunderts gab es in Güglingen rund 140 steuerpflichtige Bürger, woraus auf knapp 650 Einwohner zu schließen ist. Vor dem Dreißigjährigen Krieg stieg die Einwohnerzahl noch auf 750 an, fiel dann aber bis in die 1670er Jahre wieder auf das alte Niveau zurück; dazwischen, 1645, lebten in der Stadt nicht einmal mehr dreihundert Menschen. Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts ist schließlich eine beinahe kontinuierliche Bevölkerungszunahme zu verzeichnen, von etwa siebenhundert Seelen im Jahr 1702 über rund neunhundert um die Jahrhundertmitte auf 1100 am Ende des Alten Reiches. Ungeachtet seines Charakters als Stadt war Güglingen stets landwirtschaftlich geprägt. Die für den Ackerbau genutzte Gemarkung untergliederte sich in die Zelgen gegen Eibensbach, gegen Frauenzimmern und im Hegnach gegen Pfaffenhofen (1529). Der Weinproduktion dienten zwei herrschaftliche Keltern (1483) mit Bannrechten; die eine verfügte 1529 über drei Bäume, die andere über einen. Der stattliche Komplex der 1569/72 errichteten Herzogskelter, dokumentiert noch heute die große Bedeutung des Weinbaus für das Wirtschaftsleben der Stadt. Der örtliche Viehbestand belief sich 1771 auf 44 Pferde und 340 Rinder. An der Zaber wurde im 16. Jahrhundert eine Mühle mit drei Rädern betrieben; sie gehörte zeitweise der Gemeinde. Märkte gab es sicher schon im Mittelalter, jedoch sind sie erst aus der frühen Neuzeit ausdrücklich bezeugt. Von 1698 datiert die Erlaubnis für einen samstags veranstalteten Wochenmarkt. Außerdem fanden drei Jahrmärkte statt, der eine dienstags nach dem dritten Advent (vor Weihnachten), der andere dienstags nach Palmsonntag (vor Ostern) und der dritte Mitte August. Im 16. Jahrhundert gab es in der Stadt einen Gastgeber und einen Gassenwirt; mit Schildrechten sind später folgende Häuser namhaft zu machen: zum Hirschen (1570), zum weißen beziehungsweise goldnen Roß (1687), zur Sonne (1687), zum schwarzen Adler (1691), zur Krone (1692), zum Ochsen (1733), zum Lamm (1734) und zum Ritter (1804). Eine Apotheke wird 1691 genannt.

Ersterwähnung: 1295
Kirche und Schule: Es ist anzunehmen, dass die Güglinger St. Mauritius-Kirche (1535) eine der ältesten des Zabergäus ist. Zu ihrem Pfarrsprengel gehörten ursprünglich Pfaffenhofen, Rodbachhof, Stockheim und Eibensbach; die beiden zuletzt genannten Gemeinden waren von ihr abhängig bis zur Reformation. Von alters her Eigentum der Herrschaft, kam das Patronatsrecht der Pfarrei 1295 durch eine Schenkung Rudolf von Neuffens an das Heilig-Grab-Kloster zu Speyer; 1396 erfolgte die Inkorporation. 1529 stand mit Ausnahme der Frühmesse, die die Herrschaft zu vergeben hatte, die Verleihung aller Pfründen dem Propst des Heiligen-Grabs in Speyer zu. Die Frühmesse am Marien-Altar findet erstmals 1339 Erwähnung. Bald darauf wurden zwei weitere Pfründen gestiftet, am St. Katharinen-Altar 1349 (Konpatrone St. Nikolaus und St. Maria Magdalena) und am Dreikönigs-Altar 1359 (Konpatrone St. Jakob, St. Erhard, St. Katharina und St. Agnes). Am mittleren Altar der Pfarrkirche, der St. Michael, Allen Engeln, St. Bartholomäus, St. Antonius und dem Heiligen Kreuz geweiht war, entstand 1445 eine wohltätige Bruderschaft, die 1471 eine weitere Frühmesse, die Heilig-Kreuz-Pfründe, stiftete. Ein Marien-Altar wird 1517 genannt. Im Westen vor der Stadt gab es bereits 1476/80 eine Kapelle zu Ehren St. Leonhards, die 1579 neu gebaut wurde und jahrhundertelang als Friedhofskirche diente. Ein Beginenhaus findet 1392 Erwähnung; die letzten Beginen verließen die Stadt 1533. Infolge der Reformation kam es zum Streit zwischen dem Heilig-Grab-Kloster in Speyer als Kirchenherrschaft und dem Herzog von Württemberg als Landesherrn, weshalb der Heilig-Grab-Orden alle seine Güglinger Rechte 1541 an Württemberg verkaufte. Einen evangelischen Pfarrer gab es hier aber spätestens seit 1539. Eine selbständige Superintendentur wurde 1732 errichtet. Schulunterricht kannte man in Güglingen bereits vor der Reformation; erteilt wurde er durch den Stadtschreiber, der obendrein den Mesnerdienst versah, und schon 1529 existierte auch ein Schulhaus. 1559 wurde sowohl im Winter als auch im Sommer unterrichtet, und zwar nicht allein in Elementarwissen, sondern auch bereits in weiterführenden Materien entsprechend den württembergischen Landesschulordnungen von 1547 und 1559, das heißt nach Art von Lateinschulen. Als zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Zahl der Schüler aus der Stadt und ihrem Umland auf mehr als zweihundert anwuchs, wurde dem Präzeptor als Unterstützung ein Provisor zugeordnet. Kriegsbedingt erlebte das Schulwesen danach einen Niedergang und kam erst im 18. Jahrhundert wieder zu einer bescheidenen Blüte. Um 1730 erfolgte die Trennung in eine lateinische (Präzeptorat) und eine deutsche Schule (Provisorat); letztere war unterteilt in eine Knaben- und eine Mädchenschule. Neben der Elementar- beziehungsweise Volksschule hatte die Güglinger Lateinschule schließlich Bestand bis 1939. Evangelische Pfarrkirche von 1752; von der spätgotischen Kirche ist nur der Ostturm erhalten. Deckengemälde von Ferradini, Emporengemälde von Ihle. Am Turmsockel ein Renaissancegrabmal. Gottesackerkapelle St. Leonhard mit spätmanieristischen Grabdenkmälern. Katholische Seelsorgestelle der Pfarrei Brackenheim-Stockheim seit 1957; Kirche St. Leonhard 1971 erbaut.
Patrozinium: St. Mauritius
Ersterwähnung: 1535

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