Lauffen am Neckar - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0822

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Mit dem Ende der Römerzeit brach die Besiedlung der fruchtbaren Böden von Lauffen zunächst ab. Von der regen Siedlungsphase, die im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts begann, zeugen sechs Reihengräberfriedhöfe. Kern des Dorfs waren eine alamannische Siedlung, der Königshof und die St. Martins-Kirche (Regiswindis-Kirche). Kirche und Königshof (»basilicam […] in villa quae dicitur Hlauppa«) erscheinen urkundlich erstmals in einem Diplom Kaiser Ludwigs des Frommen von 822, das die Schenkung Karlmanns von 741/42 bestätigt. Namengebend waren die Stromschnellen am Durchbruch des Neckars durch den Seugenberg. Die östlich des Neckars gelegene stauferzeitliche Planstadt steigt steil an und liegt am Neuen Heilbronner Tor fast 20 Meter über der Unteren Burg. Auf dem flacheren Gelände zwischen Stadt und Neckar entstand die Vorstadt (1431). Schon zur Römerzeit querte hier eine Fernstraße den Fluss. Die Ufer verband eine Furt, dann eine Fähre (1358), seit 1474 die Alte Neckarbrücke. Nördlich des alten Dorfs auf dem linken Zaberufer liegen das Dörfle und das Kloster. Burg, Stadt, Vorstadt und Brücken waren mit Türmen und Toren befestigt, die besonders gefährdete Ostseite der Stadt seit etwa 1480 durch einen Wall. Die Grenze zwischen beiden Lauffen bildete stets der Neckar. Zur Dorfgemarkung zählten vor allem der Seugenberg in der alten Neckarschlinge und Teile des mit Hausen und Nordheim gemeinsamen Großen Felds, zur Stadtgemarkung Burg- und Konstenfeld östlich des Neckars und der Renngrund oberhalb der Schozach. Über diese greift die Stadtgemarkung nach Osten aus; sie gehörte demnach einst wohl zum Schozachgau. Ein schmaler Streifen beiderseits des Neckars unterhalb von Lauffen sicherte den »nassen Landgraben«. Sowohl das komplexe, stark zersplitterte Zelgensystem als auch die Gemarkungsfläche von 2264 Hektar (1958) sprechen für mehrere Vorgängersiedlungen. Rechts des Neckars lag Richtung Neckarwestheim das Dorf Konsten (1423 »uff dem Consten«, von Konstheim?), dessen Bewohner wohl in die Stadt umgesiedelt wurden; die Konstenkelter ließ erst Herzog Ulrich dorthin verlegen. Links des Neckars sind der Karolingerzeit zuzuordnen eine namenlose Siedlung westlich vor dem Dorfgraben (8./11. Jahrhundert), Talhofen (1365) auf dem linken Hochufer sowie Osterhofen (1466) am Weg nach Nordheim. Letztere wurden – vor dem Krieg gegen Kurpfalz? – im Bereich der Neckar- und Zaberbrücken an das Dorf angebunden und befestigt. In den Zusammenhang des Pfälzer Kriegs gehört auch der Landgraben zwischen dem Heuchelberg und Gronau, der unterhalb von Lauffen nasse Grenze war und östlich des Walls wieder einsetzte (erwähnt 1464). Der Lauffener Landturm (1466) südöstlich der Stadt war Zollstelle am Schnittpunkt des Landgrabens mit der Straße von Neckarwestheim nach Horkheim. Die Lage Lauffens an Neckar und Zaber führt häufig zu Hochwassern. Hagelschlag und Stürme gingen angeblich seit der Trockenlegung des Lauffener Sees (1820) zurück. Der Feuersbrunst, die 1707 den Kirchberg im Dorf betraf, fiel auch die Stadtschreiberei mit dem Archiv zum Opfer. Nach dem zweiten Weltkrieg entstanden am Neckar südlich der alten Stadt und im Viertel zwischen Neckar und Zaber westlich davon umfangreiche Neubaugebiete. Die älteren darunter sind »Ob Ainer Weg«, »Herrenäcker« (1949), »Seugen-Reis« (1961/66), »Elmweg« (1967), »Köberer-Reis« (1969) westlich, sowie »Kanaläcker« (1965) südlich und Jahnstraße (1969) östlich des Ortskerns. In neuerer Zeit dehnt sich Lauffen auch in nördlicher Richtung aus (»Geigersberg« 1972, Klosterstraße 1975). Die alte Stadt liegt auf einem schmalen Muschelkalksporn rechts des Neckars, das »Dorf« am linken Gleithang. Die mittelalterlichen Befestigungen der Stadt, der unteren westlichen Vorstadt und des Dorfs Lauffen sind teilweise noch gut erhalten. Auf einer Felseninsel im Neckar Reste der Burg der Grafen von Lauffen (sogenanntes unteres Schloß); erhalten ist ein viereckiger romanischer Turm mit Steinmantel, im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der nach 1648 erstellte Neubau diente als Sitz des Oberamtmanns, seit 1817 als Rathaus. An der Südwestmauer der Altstadt das frühere obere Schloß; an seiner Stelle seit 1807 ein Privathaus, jetzt »Schlößle« genannt. Auf der Stadtmauer gegen den Neckar der »Neue Bau«, ein Renaissancebau von 1568, einst Zeughaus, jetzt Kelter und Speicher.
Historische Namensformen:
  • Hlauppa 0823
  • Castrum Loufen 1003
Geschichte: Zur Gründungsausstattung des Bistums Würzburg gehörten 741/42 im Neckargau die Kirchen St. Martin in Lauffen-Dorf und St. Michael in Heilbronn, die Zehnten der Königshöfe (»villae« oder »fisci«) Lauffen und Heilbronn sowie der Tributzehnt. Grenze zwischen den »fisci« Lauffen-Dorf und Ilsfeld war wohl der Neckar. Das Königtum war links des Neckars in Kirchheim am Neckar noch 1003 präsent; zugleich verfügte aber der Bischof von Würzburg – nur zum Teil? – über die Befestigung (»castrum«) in Lauffen-Dorf. Adel ist erst im 11. Jahrhundert nachzuweisen, als Graf Adalbert von Calw (gestorben 1099) den Hirsauer Hof ertauschte. Um 1100 entstand rechts des Neckars jene Burg, nach der sich seit 1127 die Grafen von Lauffen nannten. Nach deren Erlöschen 1216/19 fiel Lauffen an König Friedrich II., der es wohl 1219 an Hermann V. von Baden verpfändete. Dessen Auseinandersetzung mit König Heinrich (VII.) entschied der Kaiser 1234 zugunsten des Markgrafen, der sich nach 1235 gegen Heinrichs Anhänger behauptete. 1302 erwarb Württemberg von Herzog Hermann von Teck Rechte an Lauffen, trat sie aber 1327 an Mainz ab. Vor 1343 verpfändete, 1346 verkaufte Baden Burg und Stadt an die Hofwart von Kirchheim, die ihre Anteile an Burg, Stadt und Dorf 1361 und 1369 an Württemberg weiterveräußerten. Dieses erwarb 1434 von den Nest von Obrigheim auch das reichslehnbare letzte Viertel der Burg. Von 1383 bis zur Landesteilung 1442, bei der Burg, Pfandschaft und Kloster dem Neuffener Teil zufielen, versetzte Württemberg Lauffen mehrfach, löste es aber immer wieder aus. 1432 waren Lauffen, Ilsfeld (mit Wüstenhausen) und Gemmrigheim verpfändet; damals hatte das Oberamt Lauffen also schon denselben Umfang wie 1808. Württemberg gehörten die Obere und die Untere Burg, der Burg- (1369) oder Drittelhof, das Zweite Lehen in der Stadt, das Bachensteiner Lehen im Dorf, die Burgmühle und die Badstube, die Stadt- und die vier Dorfkeltern, der Lauffener See (1454) mit Seehaus und die Fischwasser im Neckar. Das Kloster besaß 1540 in Lauffen zehn Lehenhöfe, einen Wirtschaftshof, eine Kelter und eine Mühle; die Kirche hatte sieben Lehenhöfe. Die Gefälle auswärtiger geistlicher Herrschaften – das Stift Wimpfen, das Kloster St. Klara in Heilbronn und der Deutsche Orden – waren gering. Vom Adel blieben nach 1416 nur die von Weiler und von Liebenstein. Sie besaßen zum Gefälleeinzug je einen lehnbaren Hof im Dorf; den Weiler’schen Hof freite Herzog Ulrich. Der Frucht- und Weinzehnt im Dorf, genannt der Große Haufen, gehörte den Ganerben (1523); seit 1537 waren dies der Landesherr, das Kloster, Pfarrer und Kapläne im Dorf, die von Liebenstein und die von Weiler. In der Stadt hatte der Herzog drei Viertel des Großzehnten an Frucht und Wein, die Liebenstein ein Viertel. 1575/87 ertauschte Württemberg die Hälfte der Liebensteiner Zehnten und drei Viertel ihres Hofs, im 18. Jahrhundert einige Liebensteiner Lehenhöfe. Welchen Status die Siedlung rechts des Neckars 1219 hatte steht offen. Die Ersterwähnung in der Goldbulle Friedrichs II. vom November 1234 spricht bereits von einer Stadt (»civitas«). 1231 sind Vogt und Schultheiß belegt, letzterer bis 1495. 1296 werden Recht und Gewohnheit der Stadt Lauffen erwähnt. Seit 1384 ist ein württembergischer Vogt nachzuweisen, ab 1450 ein Keller; bis 1442 zogen die Vögte im Zabergäu Gefälle im Amt Lauffen ein. 1466 urkunden zwei Stadtbürgermeister, 1475 ist der Rat genannt. Das 1571 erneuerte Stadtrecht war rein württembergisch. Konflikte mit der Obrigkeit gingen meist vom Dorf aus, als erster der Lauffener Aufruhr 1483. Das »Städtle« (so seit 1454 häufig) wurde vor allem durch Graf Ulrich V. gefördert. Bis zum Landshuter Krieg war es nördlicher Vorposten gegen Kurpfalz, Sammelplatz und Nachschubbasis, Gericht für die Dörfer ringsum und wichtige Kellerei. Das Dorf dagegen war größer, zudem ebenfalls befestigt. Die Privilegierung der Stadt, 1510 auf die Vorstadt ausgedehnt, und die Verlegung der Wochenmärkte in diese 1485 führten zu Differenzen, die noch 1642 andauerten. Andererseits bestand schon im 16. Jahrhundert ein fester Teiler für Aufgaben der Gesamtgemeinde (2/7 die Stadt, 5/7 das Dorf); rechtlich waren die Bürger beider Lauffen seit dem 17. Jahrhundert gleichgestellt. Das älteste Siegel der »Bürger in Lauffen« zeigt im Schild einen gestümmelten Adler (1299). Der badische Schild ist von 1311 bis 1343 nachzuweisen. Nach einer siegellosen Zeit erscheint 1464 erstmals das heutige Stadtwappen, ein Bote (Laufer). Das 1480 in der Vorstadt am Markt erbaute, 1788 abgebrochene gemeinschaftliche Rathaus war zugleich Kauf-, Hochzeits-, Tanz- und Spritzenhaus. Nach einem Interim nutzt Lauffen seit 1818 die Oberamtei (Untere Burg) als Rathaus. Gemeinschaftlich waren auch Burgmühle, Hebammenhaus und Schießhaus. Beide Lauffen hatten jedoch je eigene Schafhäuser, Lehmgruben, Allmenden und Waldungen; zu diesen gehört der exklavierte Stadtwald (1456) bei Farnersberg. Das Dorf besaß ein Fischwasser in der Zaber. In Lauffen gab es drei Burgen beziehungsweise Schlösser: Das »castrum Loufen« von 1003 ist der durch einen Graben (heutige Grabenstraße) abgetrennte Bergsporn des Dorfs. Die in Teilen salierzeitliche Untere Burg wird bis heute genutzt; der Kanal der Burgmühle (heute Neckarkanal) trennt Vorstadt und Burg. Diese war Ende des 15. Jahrhunderts Burgsäß, dann bis 1808 Sitz der Keller beziehungsweise Oberamtleute. Ein Steinhaus des Beringer von Klingenberg (1296) war wohl Vorgänger des die Südwestecke der Stadt schützenden Oberen Schlosses, Freihof und bis ins 16. Jahrhundert Sitz der adligen Obervögte. 1582 war es »in Abgang«, 1710 verkaufte die Kellerei die Ruine. Der 1568 begonnene Neue Bau in der Nordostecke der Stadt war als Schloss geplant, wurde aber nach Herzog Christophs Tod Kelter und Fruchtkasten. Die Untere Burg geht wohl zurück auf die Popponen, im 11. Jahrhundert Grafen im Lobdengau; eine Grafschaft Lauffen hat es nie gegeben. Poppo III., Graf im Lobdengau, wurde 1127 erstmals als Graf von Lauffen bezeichnet. Mit den Burgen Lauffen, Hornberg, Eberbach und Dilsberg kontrollierten diese Grafen das mittlere und untere Neckartal. Seit 18.3.1806 war Lauffen Sitz eines württemberger Oberamts. Zum 26.4.1808 dem Oberamt Besigheim angegliedert, gelangte Lauffen am 1.10.1938 an den Landkreis Heilbronn. - 1460 fand hier ein Gefecht zwischen pfälzischen und württembergischen Truppen statt. Am 13. Mai 1534 schlug Herzog Ulrich mit Hilfe des Landgrafen Philipp von Hessen das Heer des österreichischen Statthalters und gewann damit Württemberg zurück. — Durch amerikanische Luftangriffe 1944/45 kamen rund 100 Einwohner um; es wurden 200 Gebäude zerstört, nicht zuletzt weil an der Grenze gegen Hausen an der Zaber 1940 eine von den Lauffenern Brasilien genannte Attrappe den Stuttgarter Hauptbahnhof simulieren und alliierte Bomber täuschen sollte. Um 1000 gründete Bischof Heinrich von Würzburg, wohl ein Calwer, zu Ehren der Reginswindis ein Benediktinerinnenkloster im »Dörfle« nördlich des Dorfes Lauffen, dem Kaiser Heinrich II. 1003 reiche Schenkungen machte. Vor 1285 wurden die Dominikanerinnen des Klosters Itzingen bei Neckarwestheim nach hier verlegt, ebenso 1476 die Prämonstratenserinnen von Adelberg. Das mehrmals sehr herabgekommene Kloster wurde 1525 von den Bauern schwer geschädigt und 1536/53 von der Schirmherrschaft Württembergs aufgehoben. Die letzten Baulichkeiten brach man 1807/08 ab.
Ersterwähnung als Stadt: 1234
Wirtschaft und Bevölkerung: 1383 zählte die Stadt rund 150 Einwohner, das Dorf rund 350. Die Einwohnerzahl – im 16. Jahrhundert mehr als zweitausend – ging im 17. Jahrhundert wegen Seuchen und Hungersnöten zurück, bis 1648 um rund die Hälfte. 1639/40 wurden nur noch 12 Prozent der Felder bestellt; viele Häuser und Weinberge lagen noch Anfang des 18. Jahrhunderts wüst. Erst seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden die Einwohnerzahlen von um 1600 wieder deutlich überschritten. Zwei Konstanten kennzeichnen die Bevölkerungsstruktur: Von 1383 bis 1771 blieb die Relation von rund 30 Prozent »Städtlemern« und 70 Prozent Dorfbewohnern bestehen, und sogar bis ins 20. Jahrhundert der soziale Unterschied zwischen wohlhabender Vorstadt und Dorf einer- und verarmter Stadt andererseits. Die Berufsstruktur verschob sich zugunsten der Gewerbetreibenden, wobei die Gewerbestruktur eine gewisse Zentralität widerspiegelte. Seit 1676 saßen in der Vorstadt ein Apotheker, 1719 im Dorf ein Drucker und ein Großuhrmacher. Dennoch behielt die Landwirtschaft, auch wegen zahlreicher »Nebenerwerbslandwirte«, die tragende Rolle im Wirtschaftsleben Lauffens. Die landwirtschaftliche Nutzfläche betrug 1853 (!) 1648 Hektar, davon 1155 Hektar Äcker, 250 Hektar Weinberge, 31 Hektar Gärten. Böden und Klima begünstigten den Feld- und Weinbau und Sonderkulturen. So diente Mais als Zweitfrucht der Viehhaltung (1771 771 Rinder). Erste Mahlmühle war die Klostermühle an der Zaber (1291). 1605 erwarb die Gemeinde sie auf Abbruch. Unterhalb des Dorfs lag 1537 Im Falter eine Mühlstatt. In der Vorstadt sind 1537 das Mühltor und 1719 eine längst abgegangene Schiffsmühle genannt. Die Rechte der Burgmühle (1431) als Bannmühle beider Lauffen wurden 1458 bestätigt; 1498 und 1508 erwarb sie die Gemeinde. Um die Burgmühle baute 1773/90 Johann Michael Friedrich ein Mühlenimperium mit Mahl-, Öl-, Loh-, Walk- und Sägmühle sowie einer Hanfreibe auf. In Konkurrenz zu ihm stand die 1755 am Unterlauf der Zaber gegründete Säge-, Walk- und Ölmühle mit Hanfreibe, die 1766 die Familie Demmler übernahm. Die Ziegelhütte am Talhofer Tor (um 1600) betrieb seit 1688 die Familie Ziegler. 1788 erhielten die Ziegler eine zweite Hütte in der Hinteren Gasse genehmigt (1811 abgebrochen), 1792 kaufte Michael Schweikert beide Hütten. Im Dorf ist ein älterer Markt auf dem Kies zu erschließen. Der Markt der Stadt lag wohl stets am Fahr, seit 1474 am Südostende der Brücke. Fremde, die den Wochenmarkt in der Vorstadt, die Burgmühle oder das Bad besuchten, waren vom Brückenzoll befreit. Die Termine der Jahrmärkte – anfangs St. Regiswindis – wechselten mehrfach. Im Amt nicht verfügbare Waren erwarb man in Heilbronn oder in Fernhandelszentren. Die stattlichsten Gasthäuser, Hirsch und Ochsen, lagen an beiden Enden der Neckarbrücke, entstanden also möglicherweise zusammen mit dieser. Auch der reiche Metzger Hans Mauck der Jüngere (1488–1545) am Markt im Dorf war sicher Wirt.

Name: Castrum Loufen - Burg der Grafen von Lauffen auch Unteres Schloss genannt (1127) - Oberes Schloss (1369)
Datum der Ersterwähnung: 1003

Ersterwähnung: 0741
Kirche und Schule: Nach der Schenkung Karlmanns an Würzburg 741/42, zu der auch die Pfarrkirche St. Martin im Dorf gehörte, überschritt das neue Bistum Würzburg in Lauffen sowohl den Neckar als auch die Zaber, die sonst Grenze zwischen den Diözesen Worms und Speyer war. 1003 schenkte Kaiser Heinrich II. dem Bischof von Würzburg Besitz in Kirchheim am Neckar zur Errichtung eines Klosters oder Stifts »in der Burg Lauffen, wo die heilige Reginswindis begraben liegt«. Zum Kloster oder Stift kam es wohl nie, doch belegt das Diplom von 1003 erstmals das Reginswindisgrab. Reginswindis – später Regiswindis oder Rensis – soll die Tochter des Markgrafen Ernst vom bayerischen Nordgau (gestorben 865) gewesen sein. Die Amme, in deren Obhut sie aufwuchs, ermordete das Kind aus Rache für die Bestrafung ihres Bruders und warf es in den Neckar, wo man es nach drei Tagen nahezu unversehrt fand. Glaubt man der Reginswindis-Vita, so erneuerte Bischof Hunbert von Würzburg (833–842), durch Träume bedrängt, die verfallene Lauffener Holzkirche, weihte sie an einem 15. oder 13. Juli und übertrug dorthin den Leib der Reginswindis. 1227 wurde Reginswindis vom Bischof von Würzburg heiliggesprochen; gleichzeitig legte man den Grundstein zu einer dritten, nach ihr benannten Kirche. Um 1500 erfolgte der Umbau zur Hallenkirche, die nach einem Brand 1564 ihre heutige Gestalt erhielt. Filialkirche war St. Nikolaus (heute St. Martin) in der Stadt, erbaut im 13. Jahrhundert. 1453 gehörten beide Lauffen zum Landkapitel Weinsberg. Die Patrone des 1293 gestifteten rechten Seitenaltars in der Pfarrkirche – Maria, Katharina und Nikolaus – erhielten später eigene Pfründaltäre, in der Pfarrkirche St. Martin (1321), die Zwölfboten (1453), St. Nikolaus (1453), Unsere Liebe Frau und Alle Heiligen (1454) sowie St. Regiswindis (1547), in der Filialkirche St. Nikolaus, St. Johannes der Täufer (beide 1453) und St. Katharina (1469). Die Vikarie zum Heiligen Geist, zu St. Michael und zum Heiligen Kreuz in der Pfarrkirche (1459) war mit dem Predigtamt verbunden. Die Kollatur der Pfründen lag beim Landesherrn, die der St. Nikolaus-Pfründe im Dorf von 1476 bis 1552 bei denen von Liebenstein. Die Errichtung eines weltlichen Kollegiatstifts durch die Inkorporation des Klosters in die Pfarrkirche (1459/63) fand zwar die Zustimmung des Papstes, unterblieb aber nach der württembergischen Niederlage gegen Kurpfalz. St. Regiswindis war bedeutende Wallfahrtskirche; noch 1521 wurde für die Heilige ein silberner Sarg gefertigt. Die St. Anna-Kapelle (13. Jahrhundert, Chor spätgotisch, Patrozinium 1612) mit einem Steinsarg der Regiswindis (daher Regiswindiskapelle) steht auf dem Kirchhof; die Krypta war Beinhaus. Feldkapellen waren Heilig-Kreuz vor dem Heilig-Kreuz-Tor und St. Veronika beziehungsweise Verena (1423 »an Sanct Frene«) am Pfad nach Schozach. 1547 schenkte Herzog Ulrich drei Pfründen sowie die Pflegen der Armen-Seelen-Kerze, des Almosens und der Bruderschaft in den Armenkasten. Die Bindung der Pfarrei Lauffen an das Bistum Würzburg endete mit der Schlacht von Lauffen 1534. Danach gab es nur noch zwei geistliche Ämter, Pfarramt und Diakonat. Die Reformation wurde im Winter 1534/35 durchgesetzt, doch verehrten die Lauffener noch Ende 1547 die Reliquien der heiligen Regiswindis. 1547 ließ der Herzog das Kirchengut inventarisieren und aufteilen; den größeren Teil erhielt die spätere Geistliche Verwaltung, der kleinere wurde zu schulischen und sozialen Zwecken im Armenkasten (Heiligenpflege) zusammengefasst. Lauffen gehörte seit 1547 mit dem Amt Güglingen zum Dekanat (Spezialsuperintendenz) Brackenheim, dessen Amtssitz allerdings wechselte; von 1551 bis 1564, 1669 bis 1731 und 1747 bis 1812 war Lauffen Sitz des Spezials. Die Diözese Lauffen, die die Ämter Lauffen und Beilstein, das Stabsamt Abstatt und Teile der Herrschaft Liebenstein umfasste, war seit 1599 Teil des Generalats Adelberg. Der Pietismus ist in Lauffen seit 1774 nachzuweisen. Die Lateinschule, deren erster bekannter Schulmeister (»Praeceptor«) 1506 der Stadtschreiber Magister Martin Larin war, geht wohl auf die Stiftung der Predigtpfründe 1491 zurück. 1492 bis 1520 gingen sechzehn Studenten aus dieser Schule hervor. Für die Übereignung des Armenkastens 1547 hatten die beiden Lauffen den jährlichen Stiftsbeitrag von 50 Gulden zu bezahlen, den Präzeptor zu besolden und die Ausbildung armer Studenten und Handwerker zu fördern. Der Besuch der Lateinschule war frei, in der deutschen Schule erhielt der Schulmeister Schulgeld; er erteilte bis 1645 als Kollaborator zugleich Elementarunterricht an der Lateinschule, wo seit 1763 ein eigener Kollaborator wirkte. Nach 1648 wurde eine Mädchenschule errichtet. Der Präzeptor leitete den Choralgesang und vertrat die beiden Pfarrer als Vikar, der Kollaborator dirigierte die Kirchenmusik, der deutsche oder der Mädchenschullehrer war Stadtzinkenist. Die Schulgebäude lagen bei der Kirche. Ende des 18. Jahrhunderts besuchten etwa vierzig Schüler die Lateinschule sowie je etwa 260 die deutsche und die Mädchenschule. Evangelische Pfarrkirche, vormals St. Reginswindis, deren Ostteile um 1300 entstanden. Chor und Nebenchöre haben unter Wimpfener Einfluß Fünfachtelschluß. Über der Vierung Turm mit profilierten Fenstern, das Schiff nach dem Brand von 1564 umgebaut. Vom zerstörten Netzgewölbe nur noch Fragmente vorhanden, jetzt Flachdecke. Bei der Innenrestauration 1957 Wandmalereien von 1564/73 mit »wilden Männern« aufgedeckt. Außen am Chor Ölberg von Hans Syfer (Heilbronn) von 1507. Im Norden die Sakristei mit Schlitzfenstern. Benachbart die kleine Reginswindiskapelle (um 1340) mit achteckiger Steinpyramide, die als Decke und Dach zugleich dient; die vieleckige Apsis wurde später angebaut. Sarkophag der Heiligen. An den Schmalseiten je ein gotisches Fenster. Nikolauskapelle in der Stadt. Spätgotischer Umbau einer romanischen, wohl ins 11. Jahrhundert zurückgehenden Anlage. An den Seiten des Chorbogens Fragmente früherer Ciborienaltäre. Eine katholische Pfarrei wurde wieder 1958 errichtet. Am Platz der alten Klosterkirche im »Dörfle« seit 1954 die katholische Pfarrkirche Maria Hilf.
Patrozinium: St. Martin
Ersterwähnung: 0741

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