Gaisbach - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1079 [um 1079]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Entstanden ist Gaisbach (um 1079 »Geizzebach«) im Zuge des hochmittelalterlichen Landesausbaus, und besiedelt wurde es offensichtlich vom Kochertal her. Die Deutung des Namens bleibt unklar; der Bezug auf einen Personennamen ist eher unwahrscheinlich. 1701 umfasste das Dorf vierzehn Häuser und dreizehn Scheunen. Bei Etzlinsweiler, dem am weitesten östlich gelegenen Wohnplatz auf Gaisbacher Gemarkung, handelt es sich vermutlich um die bereits um die Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert und 1286 bezeugte Siedlung »Adoloteswiler«; der erste zweifelsfreie Nachweis datiert von 1346 (»Etzlißweiller«). Begütert waren hier im späten Mittelalter das Kloster Komburg (1430/78), die Niederadligen von Stetten (1420) und von Bachenstein (1420/27) sowie die Herren von Hohenlohe, die schließlich alleinige Orts-, Grund- und Zehntherren des Weilers mit 1741 vier Häusern (um 1790 fünf) und fünf Scheunen wurden. Der Name des Ortsteils Haag (1286 Hage) beschreibt ein eingehegtes Grundstück. Nahezu alleinige Grundherrschaft war im späten Mittelalter auch hier das Kloster Komburg, daneben in bescheidenem Umfang das Kloster Gnadental. Seit 1483 beziehungsweise 1662 war der Weiler mit allen Gerechtsamen im Besitz der Grafen von Hohenlohe-Neuenstein. 1701 wurden fünfzehn Häuser und dreizehn Scheunen gezählt, um 1790 bereits mehr als doppelt so viele (31 Häuser). Für Kemmeten (um 1100 »Kemnoetin«) gilt siedlungs- und herrschaftsgenetisch das bereits zu Gaisbach Gesagte. Auch hier dominierten schließlich die Grafen beziehungsweise Fürsten von Hohenlohe. 1701 bestanden sechzehn Häuser und elf Scheunen, um 1790 waren es 23 Häuser. Die übrigen vier auf Gaisbacher Gemarkung gelegenen Weiler dürften allesamt im späten Mittelalter als Einzelhöfe entstanden sein: Der Oberhof (1504 »Oberer Gaisenhof«) gehörte ursprünglich denen von Stetten und gelangte 1533 an Hohenlohe. 1672, in herrschaftlicher Regie als Schafhof bewirtschaftet (500 Tiere), gehörten dazu rund 62 Morgen Äcker und 30 Morgen Wiesen. 1746 an mehrere Bauern verkauft, lebten dort 1796 elf Familien. Schnaihof (»hove zu der Schneit«) gelangte zum einen Teil 1428 aus hohenlohischem Besitz an das Kloster Goldbach, zum anderen Teil 1478 aus ritteradlig-neuensteinischem Besitz an die Grafen von Hohenlohe. Nach der Reformation war er ganz in hohenlohe-neuensteinischer Hand und umfasste 1671 zwei Höfe mit zwei Häusern und insgesamt knapp 50 Morgen Äckern und 15 Morgen Wiesen. Der Unterhof (»Unterer Gaisenhof«) wurde 1593 von denen von Stetten an Hohenlohe verkauft und war 1672 erblich verliehen; um 1790 bestand er aus vier Häusern. Den Weckhof am südwestlichen Gemarkungsrand trugen um 1319/20 (»Wek«) die Edelherren von Dürn vom Hochstift Würzburg zu Lehen; 1370 (»Wecke«) und noch im 15. Jahrhundert war er Zubehör der Burg Neufels. 1665 durch Kauf an Hohenlohe gelangt, wurde er 1671 von vier Bauern bewirtschaftet (drei Häuser, 60 Morgen Äcker, 32 Morgen Wiesen und Weiden, 12 Morgen Wald, 1 Morgen Weinberg) und umfasste am Ende des 18. Jahrhunderts fünf Häuser. Außer den bisher genannten Weilern und Höfen lässt sich auf der Gemarkung von Gaisbach auch noch eine Reihe von Wüstungen nachweisen oder erschließen: Das ehedem nordöstlich des Dorfs gelegene Schupperg (Flurname Schippberg) wird 1289 zum ersten Mal erwähnt und gehörte in den größeren Kontext des Komburger Besitzes. Begütert waren hier auch die von Enslingen (vor 1289), von Bachenstein (1440) und von Birkenfels (1450) sowie die Kirche in Eschental (1290/1412), die Johanniter von Hall (1307) und das Kloster Gnadental (1430). Der Weiler ist noch vor dem Ende des Mittelalters verödet, jedoch hatte seine Gemarkung bis ins 20. Jahrhundert Bestand. Die offenbar früh abgegangenen Siedlungen Steinbach (1317) und Herborten (1347) hat man bei Kemmeten zu suchen. Auf einen vergangenen Wohnplatz könnte auch der Flurname Gackstatt beim Unterhof hindeuten. Überdies hat Gaisbach bei Etzlinsweiler Anteil am einstigen Gebiet der Wüstung Hefenhofen. In Gaisbach entstanden neue Wohngebiete in den Gewannen »Schliffen« (ab 1965) und »Sternwiesen« (ab 1976). Ein Gewerbegebiet besteht seit 1965.
Historische Namensformen:
  • Geizzebach 1079
Geschichte: Wie viele Orte der näheren Umgebung scheint auch Gaisbach im 11. Jahrhundert zumindest teilweise den Herren von (Kocher-) Stein gehört zu haben, vermutlich als Würzburger Lehen. Später waren mit den vogteilichen Rechten zur Hälfte die von Neuenstein und ihre Verwandtschaft belehnt, zur anderen Hälfte möglicherweise die Edelherren von Dürn. Klare Konturen gewinnt die Herrschaftsentwicklung erst mit dem Erwerb der Komburger Grundherrschaft durch die Grafen von Hohenlohe, die hernach alle obrigkeitlichen Rechte an sich bringen und ihre uneingeschränkte Orts- und Landesherrschaft entfalten konnten. 1553/55 der Neuensteiner Linie zugeteilt, gehörte der Ort zunächst in deren Amt Kirchensall, seit 1611 ins Amt Künzelsau; nur Schnaihof und Weckhof waren Teil des Amts Forchtenberg. Diese herrschaftlichen Zuordnungen hatten Bestand bis zum Ende des Alten Reiches. Durch Zuwendungen von seiten eines Mainzer Bürgers (acht Hufen) und aus der Familie von (Kocher-) Stein war vom späteren 11. Jahrhundert bis in den Ausgang des Mittelalters das Kloster Komburg die bei weitem größte Grundherrschaft auf Gaisbacher Gemarkung. 1483 beziehungsweise 1662 gelangte dieser von Würzburg lehnbare Besitzkomplex vollständig an die Grafen von Hohenlohe. Seit 1282 erwarben wiederholt die Johanniter von Schwäbisch Hall Liegenschaften aus ritteradliger Hand (von Neuenstein, von Bachenstein, von Stetten); 1416 verfügten sie über insgesamt sechs Güter. Auch diese Gerechtsame fielen später an Hohenlohe (1533), ebenso wie ein Hof, den das Kloster Schöntal 1369 von denen von Neuenstein eingetauscht hatte. Daneben existierten kleinere Berechtigungen des Marien-Altars in der Kirche zu Neuenstein (1365), des Klosters Gnadental (1430), der Kirche zu Morsbach (1480) und der Liebfrauen-Pfründe in Künzelsau (1490). Die Zehnten von der Gemarkung bezog im Mittelalter ganz überwiegend das Kloster Komburg; außerdem waren bis ins frühe 14. Jahrhundert die Edelherren von Dürn und in deren Nachfolge die Herren beziehungsweise Grafen von Hohenlohe beteiligt. Bis 1483 beanspruchte Komburg zwei Drittel des Großzehnten; danach waren sowohl der große als auch der kleine Zehnt ganz in hohenlohischem Besitz. Der mit Kemmeten und Haag gemeinsamen Dorfordnung von 1665/80 zufolge hatten die jährlich um die Weihnachtszeit bestellten Dorf- oder Bürgermeister die herrschaftlichen und kommunalen Angelegenheiten gewissenhaft zu besorgen und bei Ablauf ihrer Amtszeit mit Hilfe des Gegenschreibers vor dem Amt Rechenschaft abzulegen. Der Bürgermeister führte in der Gemeindeversammlung den Vorsitz, außerdem war es seine Aufgabe, die Einwohner zu ständigen Tag- und Nachtwachen einzuteilen. Gaisbach fiel 1806 an Württemberg, Oberamt Neuenstein, 1809 an das Oberamt Ingelfingen, 1812 an das Oberamt, seit 1938 Landkreis Öhringen.
Wirtschaft und Bevölkerung: Zu Beginn des 18. Jahrhunderts lebten in Gaisbach siebzehn Familien, in Haag neunzehn, in Kemmeten sechzehn und in Unterhof zwei; die ungefähre Einwohnerzahl errechnet sich anhand dieser Daten durch Multiplikation mit dem Faktor 4,5. Am Ende des Alten Reiches stellen sich die Einwohnerzahlen Gaisbachs und seiner Ortsteile wie folgt dar: 1790 lebten in Gaisbach circa 110 Einwohner, in Etzlinsweiler circa 22, in Haag circa 140, in Kemmeten circa 100, in Schnaihof circa 13, in Unterhof circa 20 und in Weckhof circa 22 Einwohner. Der Oberhof hatte circa 50 Einwohner (1796). Im ganzen verteilte sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche auf der Gemarkung zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu etwa 60 Prozent auf Äcker und zu 40 Prozent auf Wiesen und Weiden. Im einzelnen sind indes mitunter erhebliche Unterschiede zu beobachten; so präsentieren sich etwa in Etzlinsweiler die Relationen gerade umgekehrt, woraus auf eine dort größere Bedeutung der Viehhaltung zu schließen ist. In Kemmeten und Weckhof gab es im 17. Jahrhundert einen sehr bescheidenen Weinbau.

Kirche und Schule: Mit Ausnahme von Weckhof, das nach Kirchensall gepfarrt war, gehörte Gaisbach mit sämtlichen Ortsteilen von alters her zur Pfarrei Künzelsau. Schulunterricht wurde zunächst am jeweiligen Pfarrort erteilt, jedoch bestand 1796 in Gaisbach eine eigene Schule für die Siedlungen auf der Ebene; im Sommer war diese nur schlecht besucht. Katholiken zu Kupferzell.

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