Mulfingen 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.mulfingen.de
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Einwohner: 3713
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 46.0
Max. Höhe ü. NN (m): 465.3
Min. Höhe ü. NN (m): 246.04
PLZ: 74673

Die Stadt Mulfingen mit acht Teilorten ist mit 80,08 qkm die zweitgrößte Kommune des Hohenlohekreises und erstreckt sich beiderseits der hier von Südost nach Nordwest fließenden Jagst. Am nordöstlichen Rand des Landkreises hat sie Anteil an den Naturräumen der Jagst-Platten, des Jagsttales und der westlich anschließenden Kocher-Jagst-Platten. Mit Höhenlagen zwischen 465 m über NN östlich der Kernstadt und 246 m über NN im Jagsttal zeigt das Gebiet ein ausgeprägtes Relief. Zwei wichtige Naturschutzgebiete sind die "Heide am Dünnersberg" nördlich der Stadt und das Gebiet "Riedhölzle und Jagstaue". 1806 kamen die vormals zu verschiedenen geistlichen und adligen Herrschaften gehörenden heutigen Teilorte an Württemberg, das sie durch die Oberämter Nitzenhausen, Ingelfingen und Mergentheim verwaltete. 1811 kamen alle Orte zum neugebildeten Oberamt Künzelsau, das 1938 im gleichnamigen Landkreis aufging. Simprechtshausen gelangte zum Landkreis Crailsheim und kam 1973 mit der Gründung des Hohenlohekreises wieder zurück. Der Hauptort erlebte erst zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit dem Zustrom von Flüchtlingen und einer wirtschaftlichen Entwicklung auch eine bescheidene Ausweitung der Siedlungsflächen vorwiegend am südlichen und östlichen sowie in geringem Maße am nördlichen Ortsrand. Hinzu kam in den Folgejahren der deutliche Ausbau der Infrastruktur sowie die Ortssanierung im Kernort. Wesentliches Verkehrselement für den Nah- und Fernverkehr sind die vielfach aus- und umgebauten Jagstbrücken sowie in neuerer Zeit verschiedene Ortsumgehungen.

An der nordöstlichen Peripherie des Hohenlohekreises gelegen, erstreckt sich Mulfingen mit seinen acht Teilorten als zweitgrößte Kommune des Landkreises mit einer Fläche von 80,08 Quadratkilometern beiderseits der hier vorwiegend von Südosten nach Nordwesten fließenden Jagst. Im Nordwesten ist Dörzbach benachbart, im Westen Ingelfingen und im Süden Künzelsau; im Osten grenzt die Gemeinde an den Landkreis Schwäbisch Hall. Die Entfernung zur Kreisstadt Künzelsau beträgt Luftlinie rund 11 Kilometer. Rechts der Jagst gehört das Gemeindegebiet zu den Langenstein-Langenburger-Platten und damit zu den östlichen Jagstplatten, von denen herab die Jagst ihre bedeutenderen Zuflüsse erhält. Das breite Tal der Jagst bildet eine eigene naturräumliche Einheit. Im Westen schließen sich die Kocher-Jagst-Platten an, die aufgrund der räumlichen Nähe der beiden namengebenden Flüsse kleiner gekammert sind und teilweise ein stärker ausgebildetes Relief aufweisen. Als Hauptgestalter des Untergrunds begegnet bei sämtlichen Einheiten der Muschelkalk, der allerdings im Gemeindegebiet stärker als in der westlichen Nachbarschaft von einer Lettenkeuperdecke überlagert ist. Dies hängt mit einer Depression im Zentrum des Fränkischen Schilds zusammen (Hollenbacher Mulde), die im Gemeindegebiet besonders zur Geltung kommt. Gegenüber den Aufwölbungen war die Lettenkeuperschicht im Muldenbereich weitgehend vor Abtragung geschützt, so dass sie hier als Deckschicht über dem Oberen Muschelkalk erhalten blieb. Im westlichen Bereich treten über dem Lettenkeuper weitflächig auch Reste von Lösslehm auf. Entsprechend dem Muldenverlauf zieht sich diese Zone mit Lössüberdeckung zwischen Rißbach und Ette – den beiden rechtsseitigen Jagstzuflüssen – nahezu halbmondförmig über die Jagst gegen Osten weiter bis auf die Gemarkung von Hollenbach. Diese Mulde spiegelt sich im Höhenniveau. Die höchsten Punkte werden im äußersten Osten des Gemeindegebiets mit knapp über 460 Meter über Normalnull erreicht. Von dort aus dacht sich das Gelände sowohl nach Westen als auch nach Nordwesten ab auf 410 bis 420 Meter über Normalnull. Auffälligster Hinweis auf die tonreiche, wasserstauende Unterlage des Lettenkeupers sind zahlreiche meist kleinere, künstlich aufgestaute Teiche (Heimhausen), die im Norden des Gemeindegebiets mit dem Roten See oder den Hollenbacher Seen größere Flächen einnehmen. Oft eignen sich die angereicherten Tone (zum Beispiel bei Hollenbach) auch als Rohstoff für die Ziegelfabrikation, werden allerdings derzeit nicht mehr abgebaut. Zugleich bildet die Lettenkeuperschicht mit ihren Quellmulden den Ausgangspunkt der Fließgewässer. Trotzdem ist das Gewässernetz der Hochflächen maßgeblich vom Muschelkalkuntergrund geprägt. Besonders die kleineren Bäche versickern, sobald sie den Keuper durchschnitten haben, in dem verkarstungsanfälligen Kalkgestein. Daher gestaltet ein verzweigtes Trockentalsystem die Hochflächen. Die Weiler und Dörfer – Eisenhutsrot, Heßlachshof, Hohenrot oder Seidelklingen – liegen dort weit gestreut in Mulden oder an oberen Hangpartien auf dem Lettenkeuper, wie auch die Siedlungsdichte im nördlichen Gemeindegebiet sehr gering ist. Weitere Hinweise auf die ausgeprägte Verkarstung geben zahlreiche Erdfälle, die sich vor allem im östlichen Bereich unter Wald erhalten haben (Saubühl bei Mulfingen), und nicht zuletzt auf der Gemarkung von Eberbach, wo sie eine maximale Tiefe von 20 Meter erreichen. Ungeachtet dessen sind die Hochflächen Standorte des Ackerbaus, der allerdings ganz unterschiedliche Bodenqualitäten vorfindet. Die schweren Lehmböden über der Lettenkohle (Schwarzes Feld) machen als Stundenböden durch schnelles Vernässen oder rasches, rissiges Austrocknen die Bewirtschaftung mühsam. Nur dort, wo diese Böden sandhaltiger sind, wird die Bearbeitung leichter. Auch Böden über Lössbedeckung (Weißes Feld) sind nur an den trockeneren Kanten beziehungsweise bei sandigerer Struktur ergiebig, lassen sich aber wegen ihrer Neigung zum Vernässen, Verschlämmen und Verkrusten meist nur mit großer Mühe bestellen. Sie bleiben daher oft dem Wald überlassen. Auf den Böden über dem Oberen Muschelkalk schließlich herrschen steinig-lehmige, hellbraune Kalkverwitterungsböden vor (Braunes Feld). Lediglich wasserreichere Bäche oder solche mit stärkerem Gefälle vermochten sich bei dauerhafter Wasserführung in das Kalkpaket einzuschneiden. Im Oberen Muschelkalk bildeten sie dann typische, steilwandige Muldentäler aus, so etwa in Hollenbach sowie an den Oberläufen von Ette und Roggelshäuser Bach beziehungsweise Hetzlesbach, Speltbach und Buchenbach auf der linken Jagstseite. Im Mündungsbereich zur Jagst, wo sich die Zuflüsse entsprechend dem Jagstpegel bis in den Unteren Muschelkalk eintiefen mussten, zeigen die größeren Bäche, unter anderem die Ette, das charakteristische dreigeteilte, die Gesteinshärte widerspiegelnde Talprofil mit steilen oberen Hangpartien (Oberer Muschelkalk), weicheren, sanfteren Mittelhängen (Mittlerer Muschelkalk) und wiederum zum Teil sehr steilen unteren Hängen (Wellenkalk des Unteren Muschelkalks). An den Grenzen zwischen Oberem und Mittlerem, besonders aber zwischen Mittlerem und Unterem Muschelkalk tritt das versickerte Oberflächenwasser mit oft kräftig schüttenden Quellen wieder aus, wobei die Wasserqualität von sehr gut bis sehr bedenklich reicht. An den über Wellenkalk austretenden Quellen kommt es meist zur Kalktuffbildung, die im Gemeindegebiet vor allem beim Riedhölzle größere Ausmaße annimmt und dort früher als Naturstein abgebaut wurde. Besonders ausgeprägt und eindrucksvoll zeigt sich diese typische Profilabfolge an dem rund 150 Meter in die Hochfläche eingetieften Jagsttal, dessen stellenweise mehr als 250m breite Sohle weithin im Wellenkalk des Unteren Muschelkalks verläuft. Lediglich von der Ettemündung bis westlich von Ailringen, wo der Fluss die Gemeinde auf einem Niveau von rund 250 Metern über Normalnull verlässt, taucht der Wellenkalk an Verwerfungen unter die Talsohle ab, und die Jagst bleibt in den unteren Bereichen des Mittleren Muschelkalks. Verschiedentlich hat der stark mäandrierende Fluss das widerständige Gestein an den Prallhängen durch Erosion übersteilt und schroffe Klebe (Steilhänge) geschaffen, so vor allem unterhalb von Jagstberg, am Altenberg, am Kallenberg oder am Ailringer Kleb. Teile des Ortsteils Eberbach wie auch Schloss Buchenbach liegen auf einer von dem Fluss im Wellenkalk gebildeten Verebnung. Die sanfter geneigten Hänge des Mittleren Muschelkalks tragen – zumindest in ihren unteren Bereichen – Ackerland, das allerdings hangaufwärts zunehmend steiniger wird, weil sich dort der Erosionsschutt von den Steilhängen des Oberen Muschelkalks ablagert. Wo diese der Sonne ausgesetzt sind, waren sie bevorzugte Standorte für den Weinbau, wovon aber heute außer den Namen einzelner Gewanne (zum Beispiel Weingärten, östlich von Buchenbach) nur noch die vielen Steinriegel künden, die aus den mühsam auf den Fluren zusammengelesenen Verwitterungsbrocken des Hauptmuschelkalks gebildet sind. Wo nicht Wald an die Stelle der Weinberge getreten ist, werden diese derzeit noch als Streuobstwiesen genutzt, die allerdings an manchen Stellen stark von Verbuschung bedroht sind. Die kälteren ost- beziehungsweise nordostexponierten sogenannten Schattenhänge waren von jeher Waldgebiete. Nach Aufgabe der Weinberge beziehungsweise des Ackerlands wurden die Flächen vereinzelt mit Schafen beweidet. Am Dünnersberg nördlich von Mulfingen entstand so eine typische Wachholderheidelandschaft mit spezifischer Flora und Fauna, wie sie sonst eher im Tauberland oder auf der Schwäbischen Alb anzutreffen ist. Seit 1987 steht dieses 7,2 Hektar große, in der Jagstregion einzigartige Gebiet unter Naturschutz und wird von einem einheimischen Schäfer sowie von der staatlichen Forstverwaltung gepflegt. Fast unmittelbar im Anschluss daran – nur getrennt durch Landwirtschaftsflächen und die Durchgangsstraße L1025 – folgt das 64,5 Hektar große, seit 1989 unter Naturschutz gestellte Gebiet Riedhölzle und Jagstaue. Es zieht sich vom Talbereich über den Hang bis auf die westliche Hochfläche hinauf. Hier soll das gesamte ökologische Standortmosaik des noch sehr naturnahen Jagsttals mit seinen Feuchtwiesen, Ufergehölzen und Laubwäldern am Hang, aber auch den Hecken, Gehölzgruppen und Obstbaumwiesen auf der Hochfläche bewahrt werden. In Ufernähe findet sich dort der inzwischen sehr selten gewordene Eisvogel, und im Hangwald nisteten von 1960 bis 1998 starke Graureiherkolonien; inzwischen wurden Maßnahmen zur Wiederansiedlung der Vögel getroffen. Aufgrund des starken Gefälles münden die Seitenbäche mit oftmals steilen Klingen ins Haupttal ein. Dabei lagern sie ihre Schwemmfracht als Schwemmfächer im Jagsttal ab. In ihrem Scheitelbereich sind diese vor mittlerem Hochwasser sicher, weshalb die alten Siedlungskerne durchweg auf derartigen Schwemmfächern liegen, so etwa in Mulfingen, Ailringen, Heimhausen, Berndshofen, Buchenbach oder Eberbach. Gleichzeitig bilden die Einschnitte der Seitenbäche die einzigen, verhältnismäßig günstigen natürlichen Zugangswege auf die Hochflächen; durch sie führen sämtliche Verbindungsstraßen. Schließlich verengen die Schwemmfächer die Talaue und erlauben damit eine bessere Flussquerung beziehungsweise einen einfacheren Brückenschlag. Wie beim Hauptort Mulfingen gut zu erkennen, drängen die Schwemmfächer den Flusslauf oft auf die gegenüberliegende Seite ab, mit der Folge, dass die Jagst das dortige Ufer unterschneidet oder übersteilt und damit die Klebbildung hervorruft. Generell erweist sich die linke Jagstseite im Gemeindegebiet als etwas steiler und weitaus weniger von Bacheinschnitten gegliedert als die rechte. Das hängt mit dem Einfallen der Schichten von Nordosten nach Südwesten zusammen, das der östlichen Aufwölbung des Fränkischen Schilds (Schrozberger Schild) folgt und damit vorrangig Zuflüsse von der rechten Seite bewirkt. Auf der westlichen Platte kommt der Einzugsbereich des Kochers stärker zur Geltung, was sich allerdings weniger an der Oberfläche als im Grundwassersystem widerspiegelt. So gibt vermutlich auch die Jagst unterirdisch Sickerwasser an den Kocher ab.

Bis zur Eingliederung ins Königreich Württemberg im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts waren an der Herrschaft im Gebiet der heutigen Gemeinde Mulfingen die Bischöfe von Würzburg, der Deutsche Orden, die Reichsritter von Stetten und die Fürsten von Hohenlohe beteiligt. Das Hochstift Würzburg verlor seine Rechte mit der Säkularisation beziehungsweise dem Reichsdeputationshauptschluss 1803; seine Herrschaft Jagstberg fiel damals mit Ausnahme von Amrichshausen an den Fürsten zu Hohenlohe-Bartenstein als Entschädigung für Verluste, die er im Elsass erlitten hatte. Mit der Rheinbundakte folgte schließlich 1806 die Unterwerfung der hohenlohischen und reichsritterschaftlichen Gebiete unter die Souveränität Württembergs. Die Besitzungen des Deutschen Ordens wurden dem Königreich 1805 einverleibt; allein der Anteil des Ordens an Eberbach fiel 1809 an Württemberg, nachdem Napoleon den Orden in den zum Rheinbund gehörigen Staaten insgesamt aufgehoben hatte. Die Orte der heutigen Gemeinde wurden zunächst bis 1809 dem Souveränitäts-Oberamt Nitzenhausen, dann bis 1811 dem Oberamt Ingelfingen unterstellt. Ailringen (1810/11) und Hollenbach (1809/11) gehören zwischenzeitlich zum Oberamt Mergentheim. Alle Orte kamen 1811 an das neugebildete Oberamt Künzelsau, das seit 1938 als Landkreis Künzelsau fortbestand. Simprechtshausen fiel bei der Kreiseinteilung von 1938 an den Landkreis Crailsheim und fand erst mit der Kreisreform von 1973 wieder in den alten Verband zurück. Bis zur rechtskräftigen Neubildung der Gesamtgemeinde Mulfingen im Zuge der Gemeindereform 1975 blieben die einzelnen Teilgemeinden in ihrem Bestand weitgehend unangetastet. Ausnahmen sind Eberbach, das nach seiner Lösung von Buchenbach 1819 eine eigene politische Gemeinde bildete, und Simprechtshausen, das ebenfalls Buchenbach angegliedert war und erst 1820 selbständig wurde. Zaisenhausen und Staigerbach schlossen sich 1819 zusammen. Als erste Gemeinde wurde zum 1. Juli 1971 Jagstberg nach Mulfingen eingegliedert. Ailringen folgte zum 1. April 1972, Zaisenhausen zum 1. Januar 1973. Simprechtshausen schloss sich zum 1. Januar 1975 freiwillig an, nachdem eine Bürgerbefragung mit großer Mehrheit dafür entschieden hatte. Buchenbach, Eberbach und Hollenbach klagten gegen das Gemeindereformgesetz; nach der gerichtlichen Entscheidung über das Normenkontrollverfahren wurde die Bildung der Gemeinde Mulfingen nachträglich zum 1. Januar 1975 genehmigt. Mulfingen ist mit Dörzbach und Krautheim zu einem Gemeindeverwaltungsverband zusammengeschlossen. Mulfingen und seine Teilorte waren von revolutionären Umtrieben in den Jahren 1848/49 und 1918/19 nicht betroffen. In der Revolution von 1848 entlud sich die revolutionäre Wut allenfalls in Debatten oder in Artikeln im ›Kocher- und Jagstboten‹, der regional wichtigsten Tageszeitung. Vor allem am Schultheißen von Hollenbach entzündete sich der Zorn der Bürger. Mit seiner Demission kehrte allerdings kein Friede ein, vielmehr entbrannte der Streit nun zwischen den Bürgern und ihrem Gemeinderat. In Mulfingen richtete sich die Kritik ebenfalls gegen den Gemeindevorstand, der nach der Darstellung des Wortführers das Vertrauen der Bürgerschaft verloren hatte. Die überwiegend katholische Bevölkerung von Ailringen, Jagstberg, Mulfingen, Simprechtshausen und Zaisenhausen wählte in der Zeit des Kaiserreichs und der Weimarer ¬Republik bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten mit großer Mehrheit die katholische Zentrumspartei. Wenn bei Reichstagswahlen das Zentrum mit keinen eigenen Kandidaten antrat, votierte man überwiegend für die demokratisch-liberale Volkspartei. Bis zum ersten Auftreten des konservativen Bauernbundes in der Reichstagswahl 1898 waren die Wahllisten durch die von Bismarck geprägte Deutsche Reichspartei, die Nationalliberalen, die Volkspartei und das Zentrum dominiert, wobei die Deutsche Reichspartei, die ein Sammelbecken für die evangelische Bevölkerung bildete, seit dem Beginn der 1890er Jahre keine Kandidaten mehr aufstellte und Kandidaten der übrigen Parteien nicht bei jeder Wahl vertreten waren. Die Volkspartei war besonders erfolgreich bei den Evangelischen, die auch die Nationalliberalen wählten, bis nach und nach der Bauernbund deren Wählerpotential an sich zu ziehen vermochte. 1893 erreichten in Buchenbach, Eberbach und Hollenbach die Nationalliberalen 51,3, beziehungsweise 8,9 beziehungsweise 61,9 Prozent der Stimmen, die Volkspartei 48,7 beziehungsweise 83,9 beziehungsweise 38,1 Prozent. 1898 entschieden sich Buchenbach, Eberbach und Hollenbach zu 71,7 beziehungsweise 30,9 beziehungsweise 62,7 Prozent für den mit der Volkspartei konkurrierenden Bauernbund. Für diese agrarisch-konservative Interessengemeinschaft votierten nun auch in großer Zahl die katholischen Wähler, sofern das Zentrum keinen eigenen Kandidaten aufstellte. Die Sozialdemokraten fanden zunächst weniger Zuspruch; in Eberbach erreichten sie 1903 5,4 Prozent, 1907 9 Prozent und 1912 8,9 Prozent, in Hollenbach 1907 3,2 und 1912 11 Prozent. In der Wahl zur Verfassunggebenden Nationalversammlung 1919 entschieden sich Buchenbach, Eberbach und Hollenbach vor allem für die linksliberale Deutsche Demokratische Partei, die Sozialdemokraten und den Württembergischen Bund der Weingärtner und Bauern (WBWB), wobei Buchenbach und Eberbach mehrheitlich die SPD wählten (51 beziehungsweise 42,3 Prozent). In der Reichstagswahl im Dezember 1924 gewann die SPD in Buchenbach die meisten Wähler (14 Prozent). In Buchenbach und Hollenbach fand die NSDAP in der Reichstagswahl von 1930 (7,6 beziehungsweise 10,1 Prozent) schon mehr Zuspruch als im vorherigen Wahlgang und erwies sich bald als Konkurrent der Sozialdemokraten. In der Reichstagswahl im Juli 1932 stimmten die evangelischen Orte Buchenbach, Eberbach und Hollenbach bereits mit mehr als 60 Prozent für die NSDAP; auf den WBWB entfiel der andere Hauptteil der Voten. In Eberbach gab es eine kleine Wählerschaft der deutschnationalen Bürgerpartei, der Regionalvertretung der DNVP, die in der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot aufging und in der Reichstagswahl im März 1933 in Eberbach mit 16,3 Prozent ein beachtliches Ergebnis erzielen konnte. Die NSDAP erwies sich bei dieser Wahl in Buchenbach, Eberbach und Hollenbach als Gewinner (84,1, beziehungsweise 55,1 beziehungsweise 81 Prozent); der WBWB hatte endgültig seine Bedeutung verloren. Eine erste Wahlkundgebung im katholischen Ailringen organisierten die Dörzbacher Nationalsozialisten vor der Reichstagswahl im November 1932. Schon vor Beginn der Veranstaltung wurden nationalsozialistische Plakate abgerissen und zum Boykott aufgerufen. 1933 schließlich versetzte man den Ailringer katholischen Pfarrer, weil er sich entschieden gegen die nationalsozialistische Machtergreifung ausgesprochen hatte. Auch der Windthorstbund, die Jugendabteilung der katholischen Zentrumspartei, war aktiv und hielt Versammlungen ab. Zwar fand die Hitlerjugend zunächst Zulauf, doch mehrten sich bald die Austritte, und im Frühjahr 1936 wurde die nationalsozialistische Jugendorganisation in Ailringen sogar aufgelöst. Ein Jahr später entzündete sich wiederum in Ailringen Widerstand gegen die geplante Einführung der Deutschen Schule anstelle der bisherigen katholischen Konfessionsschule. Eine Gemeinderatssitzung zur erneuten Verhandlung unter der Leitung des Kreisleiters des NS-Lehrerbundes rief einen Aufruhr in der Nähe des Rathauses hervor und führte zur vorzeitigen Schließung der Sitzung. Der Gemeinderat verweigerte erneut seine Zustimmung zur Deutschen Schule, aber dennoch wurde am 4. Juni 1937 die Konfessionsschule per gesetzlicher Regelung abgeschafft. Am 3. Juli 1937 boykottierten die katholischen Schüler den Unterricht, weil dem Ortspfarrer das Recht entzogen worden war, Religionsunterreicht zu erteilen; er hatte entsprechend der Weisung des Rottenburger Bischofs den Treueeid auf Adolf Hitler verweigert. Der Boykott richtete sich gegen den von Laien erteilten Religionsunterricht und führte endlich zu dessen Abschaffung. Seit dem Herbst 1937 erteilte der Pfarrer freiwilligen Religionsunterricht in kirchlichen Räumen. Im August 1937 richtete sich ein Boykott des Kirchenchors und der katholischen Gottesdienstbesucher gegen den Organisten, den Lehrer der Ailringer Volksschule. Traurige Berühmtheit erlangte die Mulfinger Sankt Josefspflege durch die Deportation von 39 Sintikindern im Alter zwischen sechs und neunzehn Jahren in das Vernichtungslager Auschwitz am 9. Mai 1944. 35 von ihnen wurden dort 1944 ermordet. Nach einem Heimerlass des Württembergischen Innenministeriums vom 7. November 1938, der die Neuordnung des Zöglingsbestands in den württembergischen Kinder- und Erziehungsheimen regelte, wurden von 1938 bis 1944 alle Sintikinder aus Württemberg in die Sankt Josefspflege eingewiesen. Zunehmend übergab die Polizei in der Folge auch Zigeunerkinder, die nach der Festnahme und Deportation ihrer Eltern in Konzentrationslager heimatlos geworden waren, unmittelbar der Sankt Josefspflege. Im Rahmen der Erfassung der Zigeuner und Zigeunermischlinge durch das rassehygienische und bevölkerungsbiologische Institut im Reichsgesundheitsamt gerieten die Kinder als »Untersuchungsgut« an Eva Justin, eine Mitarbeiterin des Reichsgesundheitsamts. Sie filmte, fotografierte und vermaß die Kinder für ihre Forschungen und ihre Doktorarbeit mit der Zielsetzung, das »minderwertige und primitive Erbgut der Zigeuner« festzustellen. Im Herbst 1944, als ihre Arbeit veröffentlicht wurde, waren die Kinder bereits tot. Zu Kriegsende wurde Ailringen am 7. April 1945 ohne Kampfhandlungen an die Amerikaner übergeben. Ein deutscher Soldat, der sich zu Besuch im Dorf aufgehalten hatte, wurde auf der Flucht erschossen. Die geplante Brückensprengung seitens der deutschen Wehrmacht war aufgrund fehlenden Sprengmaterials unterblieben. Vom besetzten Ailringen aus beschossen die Amerikaner Hohebach, wo deutsche Truppen Widerstand leisteten. Hollenbach wurde schon am 6. April besetzt; dort war 1940/41 im Gewann Kahlen ein Scheinflugplatz angelegt worden. Die Mulfinger Brücke über die Jagst wurde am 7. April gesprengt. Am 8. April lag der Ort unter amerikanischem Artilleriebeschuss, nachdem die Deutschen zwei Amerikaner gefangengenommen hatten, und nach dem Rückzug der deutschen Truppen wurde Mulfingen am 10. April durch den Bürgermeister übergeben. Am gleichen Tag konnten auch Buchenbach, Heimhausen, Eberbach und Simprechtshausen eingenommen werden. Buchenbach wurde ohne Beschuss besetzt; die Brücken von Buchenbach und Heimhausen waren am 7. April gesprengt worden. Schäden hatte Buchenbach bereits am 1. November 1944 erlitten, als eine Scheune durch Tieffliegerbeschuss in Brand geriet. Eberbach wurde Dank der Fürsprache französischer Kriegsgefangener ohne Kampfhandlungen eingenommen. Simprechtshausen, das amerikanische Panzer besetzt hatten, erlitt Schäden in geringerem Ausmaß. Bei Zaisenhausen und Staigerbach hielten sich deutsche Truppen, die das amerikanische Militär am 8. und 9. April überwand. In Zaisenhausen gerieten durch die Gefechte ein Wohnhaus und zwei Scheunen in Brand. Im Kampf um Staigerbach verloren sechs Soldaten ihr Leben, ein Zivilist verunglückte tödlich; vier Wohnhäuser, elf Scheunen und Schuppen – die Hälfte der Gebäude des Weilers Staigerbach – brannten nieder. In den ersten demokratischen Wahlen 1946 errang die CDU im Gebiet der Gemeinde Mulfingen eine Vorrangstellung, die sie bis heute halten konnte. Bei der Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung am 30. Juni 1946 erzielten die Christdemokraten im Durchschnitt 88,4 Prozent, die auf einer überragenden Zustimmung von jeweils weit über 90 Prozent in Ailringen, Jagstberg, Mulfingen, Simprechtshausen und Zaisenhausen beruhte, den einstigen Hochburgen der Zentrumspartei. Auch in Hollenbach, wo das Zentrum nie eine Mehrheit hatte, erzielte die Union in dieser Wahl 80 Prozent, ein Ergebnis, das sich in dieser Größenordnung dort nicht mehr wiederholte. In der Landtagswahl vom 24. November 1946 gab die Wählerschaft in Hollenbach der DVP, der Vorgängerin der FDP, mit 50,8 Prozent den Vorzug. Buchenbach wählte die DVP mit 25,1, Eberbach mit 41,5 Prozent. Die SPD erzielte in den beiden Orten 28,3 beziehungsweise 20,8 Prozent. Das Durchschnittsergebnis der CDU lag bei 81,7 Prozent. Für eine Überraschung sorgte die Volksabstimmung über die von der Verfassunggebenden Landesversammlung beschlossene Verfassung von Württemberg-Baden am 24. November 1946. Während das Kreismittel lediglich 11,3 Prozent Ablehnung ergab, lag der durchschnittliche Anteil der Nein-Stimmen in der heutigen Gemeinde Mulfingen bei 26,6 Prozent und war damit im Hohenlohekreis am höchsten. Dieses Ergebnis geht auf das Abstimmungsverhalten von Ailringen und Simprechtshausen zurück, wo sich 60,9 beziehungsweise 84,1 Prozent der Wähler gegen die beschlossene Verfassung aussprachen; in den übrigen Teilorten lag die Ablehnung zwischen 3,2 Prozent (Hollenbach) und 21,5 Prozent (Mulfingen). In der Bundestagswahl 1949, aus der die CDU mit durchschnittlich 63,3 Prozent als Sieger hervorging, stand die Wählervereinigung von Heimatvertriebenen, Flüchtlingen und Kriegsgeschädigten mit einem Durchschnittsergebnis von 17,7 Prozent auf dem zweiten Platz; ihr bestes Ergebnis errang sie in Hollenbach mit 27,7 Prozent. Die FDP/DVP erzielte im Durchschnitt 16 Prozent. In Buchenbach, Eberbach und Hollenbach hatten 56,8 beziehungsweise 50,5 beziehungsweise 39,6 Prozent den Liberalen ihre Stimmen gegeben. Die SPD, die in den Wahlen von 1946 in Buchenbach und Eberbach noch zwischen 18 und 33 Prozent lag, blieb weit abgeschlagen zurück (zwischen 0,5 und 6,7 Prozent) und bewegte sich in den Bundestagswahlen noch bis 1969 unter 10 Prozent. Erst 1972 konnte die SPD mit 15,7 Prozent vor der FDP auf Platz zwei vorstoßen, hielt sich auch seither in dieser Position, aber erst seit 1998 mit einem Stimmenanteil von mehr als 20 Prozent. Die Wahlergebnisse der CDU in den Bundes- und Landtagswahlen liegen konstant über dem Kreismittel des Hohenlohekreises. 1957 erhielt Ailringen, das mit 98 Prozent für die CDU votiert hatte, ein Dankschreiben von Bundeskanzler Adenauer, denn das Ailringer CDU-Ergebnis war das beste im ganzen Land. NPD, Republikaner und Grüne blieben in allen Wahlen unter 10 Prozent; einzige Ausnahme waren in der Landtagswahl von 1992 die Republikaner (10,1 Prozent). In der Kommunalwahl 2004 gingen von neunzehn Sitzen im Gemeinderat elf an die CDU und acht an die Unabhängige Wählervereinigung. Entsprechend dem Mehrheitswahlrecht stehen Buchenbach acht Ortschaftsräte, den übrigen Teilorten, mit Ausnahme von Mulfingen, je sechs zu. In Mulfingen übernimmt der vom Gemeinderat eingesetzte Sanierungsausschuss die Funktion eines Ortschaftsrats; er besteht aus den im Teilort gewählten Gemeinderäten.

Wappen von Mulfingen

In Rot ein silberner (weißer) Schrägbalken, belegt mit drei roten Rosen.

Beschreibung Wappen

Aus der Vereinigung der früheren Gemeinde Mulfingen mit Buchenbach, Eberbach und Hollenbach am 1. Januar 1975 sowie den Eingliederungen von Ailringen, Jagstberg, Simprechtshausen und Zaisenhausen ging die neue Gemeinde Mulfingen hervor. Diese nahm das im Jahre 1930 von ihrer gleichnamigen Vorgängerin festgelegte Wappen wieder auf. Es handelt sich dabei um das frühere, allerdings ohne Farben überlieferte Ortsadelswappen, wie es Hans von Mulfingen im Jahre 1486 führte. Das Wappen und die Flagge verlieh das Landratsamt Hohenlohekreis am 11. Januar 1978.

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