Altenriet 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.altenriet.de
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Einwohner: 1907
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 569.0
Max. Höhe ü. NN (m): 472.61
Min. Höhe ü. NN (m): 278.21
PLZ: 72657

Die flächenkleine Gemeinde am westlichen Rand des Landkreises Esslingen liegt am Südsaum des Naturraums Schönbuch auf der Walddorfer Platte, einer schwach gewellten, lößüberdeckten Schwarzjuraplatte, die mit scharfer Kante zum Neckartal abbricht. Die östliche Gemeindegrenze folgt der oberen Hangkante. Die nördliche Grenze orientiert sich am Höllenbach, der in der Nordostecke über Stubensandstein mit einer steilen, tiefen Klinge dem Neckar zufließt. Dort wird in der Gemeinde mit rd. 278 m über NN der tiefste Geländepunkt, der höchste auf der Platte mit 430 m erreicht. Zur Gemeinde gehört auch eine unbewohnte bewaldete Exklave im Schaichtal der benachbarten Gemeinde Walddorf-Häslach (Lkr. Reutlingen), die Teil des weitgespannten Naturschutzgebietes ‚Schaichtal‘ ist. Das Dorf mit seinem markanten, kreisförmigen inneren Dorfkern um die evangelische Kirche liegt landschaftlich reizvoll auf der von Äckern bedeckten Hochfläche, relativ dicht an der Kante. Sein Wachstum setzte mit der Ansiedlung von Heimatvertrieben ein. Seit Ende der 1960er Jahre wuchs es durch mehrere Neubaugebiete mit Ein- und Zweifamilienhäusern hauptsächlich nach Südwesten und ab 2000 mit einer kleineren Zunge in die Gegenrichtung. In der heutigen Wohngemeinde ist die Landwirtschaft zwar noch präsent, doch spielt sie nur mehr eine nachrangige Rolle. Kreisstraßen schaffen die Verbindung zu den Nachbargemeinden, vor allem ins Neckartal (Neckartenzlingen) und nach Walddorf-Häslach, wo eine Anbindung an die vierspurig ausgebaute B27 besteht. Bis 1842 gehörte der Ort zum Oberamt Tübingen, kam dann zum Oberamt bzw. (1938) Landkreis Nürtingen und schließlich 1973 zum Landkreis Esslingen.

Im Südwesten des Landkreises Esslingen gelegen, nimmt Altenriet mit 3,35 Quadratkilometern eine der kleinsten Gemeindeflächen ein. Die Höhensiedlung über dem Neckartal hat als Nachbarn im Norden Schlaitdorf, im Osten und Süden Neckartenzlingen und im Westen Walddorfhäslach (Landkreis Reutlingen). Zum Gemeindegebiet gehört eine 31 Hektar große, unbewohnte Exklave am Nordhang des Schaichtals, bereits im Landkreis Reutlingen, 4 Kilometer vom Ortskern entfernt, inmitten der Gemarkung Walddorfhäslach. Altenriet ist von der Stadt Esslingen mit 17 Kilometer Luftlinie recht weit entfernt und verkehrstechnisch besser an Reutlingen (11 Kilometer) und Tübingen (15 Kilometer) angeschlossen. Die Gemeinde zählt nach dem Landesentwicklungsplan zur Randzone um den Verdichtungsraum. Das Gemeindegebiet wird zur naturräumlichen Großeinheit Schönbuch gerechnet, doch handelt es sich nicht um den von Waldgebieten beherrschten, typischen Schönbuch, sondern um die Untereinheit Walddorfer Platten. Diese dank Lössüberdeckung eher waldfreien, von Rodesiedlungen geprägten Unterjuraplatten (Schwarzer Jura) bilden die südliche Schönbuchabdachung und vermitteln zwischen dem Schönbuch und dem Albvorland. Die Exklave im Schaichtal gehört zur Untereinheit Nördlicher Schönbuch, dem typischen Schönbuch. Der Kern von Altenriet ist ein solcher Rodeort, der als Höhensiedlung auf der Unterjura-Hochfläche liegt, welche im Südosten steil zum Neckartal abfällt. Das Gemeindeareal beschränkt sich allerdings völlig auf die Hochfläche und hat lediglich im Nordosten, am Höllenbach, der hier in einer engen Schlucht ins Neckartal mündet, Anteil am Steilhang des Neckars. Höllenbach und Merzenbach sind die beiden einzigen, zudem peripher gelegenen Fließgewässer der Gemeinde auf dem generell abflussarmen Hochplateau. Während der Höllenbach weitgehend die nördliche Gemeindegrenze markiert, trennt im Südwesten der Merzenbach Altenriet von Walddorfhäslach und bildet damit zugleich die Kreisgrenze zu Reutlingen. Die Unterjura-Hochfläche (hier unterer Unterjura, Schwarzer Jura alpha) ist überwiegend lössbedeckt, nur an der Hangkante zum Neckartal und am Einschnitt des Merzenbachs sind größere Flächen lössfrei. Trotz häufig stärkerer Vernässung als auf den Fildern geben diese Lössflächen gute Ackerböden her. Rhätsandstein ist im Gebiet nicht entwickelt. Am oberen Hang gegen das Neckartal tritt der Knollenmergel zutage, an dem zahlreiche kleine Quellen austreten. Die hier etwa 30–35 Meter mächtige Gesteinsschicht neigt in hohem Maße zu Rutschungen, da ihre Tonminerale viel Wasser aufnehmen können, dabei aufquellen und am Hang in Bewegung geraten. Die alte Bebauung mied den Knollenmergel und schob sich nie über den Unterjura hinaus. Die Mergel blieben den Obstbaumwiesen, Gärten und früher auch Weinbergen vorbehalten. Unterhalb des Knollenmergels, der oft über den Stubensandstein herabgeglitten ist, wird das Gelände noch steiler und es stehen die Stubensandsteinschichten an. Im Süden der Gemeinde, im Gewann Steigwiesen, teilweise übergreifend auf Gemarkung Neckartenzlingen, befindet sich ein ausgedehntes Steinbruchgelände, wo ehemals aus widerstandsfähigen Sandsteinhorizonten feste, haltbare Werk- und Mühlsteine gewonnen wurden. Die verwachsenen Brüche sind heute Naturdenkmal. In derselben Höhenlage war auch am Höllenbach ein kleinerer Steinbruch vorhanden, ebenso auf der anderen Neckartalseite am Schönrain (siehe Neckartenzlingen). Der höchste Punkt von Altenriet, 423 Meter über Normalnull, befindet sich 800 Meter westlich des Ortskerns, der tiefste liegt bei 300 Metern über Normalnull am Unterlauf des Höllenbachs. Den Höhenunterschied zwischen Altenriet und dem Neckartal – 130 Meter auf einer Distanz von nur 900 Metern – hat man sich bereits kurz vor dem Ersten Weltkrieg für die Energiegewinnung zunutze gemacht. In Altenriet bestand ein kreisrundes Pumpspeicherbecken, in das Neckarwasser hinaufgepumpt wurde, um bei Bedarf eine Turbine im Kraftwerk in Neckartenzlingen anzutreiben. Dieses Pumpspeicherwerk war das erste dieser Art in Europa (siehe Neckartenzlingen). Mit einem Waldanteil von 13 Prozent zählt Altenriet zu den waldärmsten Gemeinden im Landkreis Esslingen. Wald ist lediglich als Gemeindewald in der erwähnten Exklave, am oberen Höllenbach (Äußeres Hölzle), in der Höllenbachschlucht und an der Talkante des Neckartals vorhanden. Dagegen beträgt die Landwirtschaftsfläche 66 Prozent, davon sind rund zwei Drittel Ackerland und ein Drittel Grünland, die Streuobstwiesen eingeschlossen. Die ebenen bis leicht gewellten Lagen sind dem Ackerbau vorbehalten, während die zum Neckar, Höllenbach und Merzenbach abfallenden Hänge Wiesen, teils mit Obstbäumen, tragen. Vor allem auf den rutschungsgefährdeten Knollenmergelhängen sind Streuobstwiesen traditionell verbreitet. Früher wurde am Südosthang unterhalb des Dorfes Weinbau betrieben (Gewannname Neue Weingärten, Reste von Terrassierungen). Aufgrund der kleinen Gemarkungsfläche schlagen die Siedlungs- und Verkehrsflächen mit 21 Prozent zu Buche. Kleinere Gemeindeareale sind landschaftlich und ökologisch so wertvoll, dass sie unter Schutz gestellt wurden. Die Exklave zählt hierzu. Sie liegt mit ihren geschlossenen Waldbeständen im Naturpark Schönbuch, während die unteren Talhänge zum Naturschutzgebiet Schaichtal gehören (siehe Aichtal). Die Freiflächen im Südosten der Gemeinde wurden in das mehrere Gemeinden umfassende Landschaftsschutzgebiet Neckar-, Erms- und Autmuttal einbezogen, um die charakteristische Tallandschaft samt der vielfältigen Talhänge als Freiraum und Erholungsgebiet zu sichern. Mehrere Naturdenkmale spiegeln die Biotopvielfalt der Gemeinde wider: Neben dem rund 2,5 Kilometer langen Lauf des Höllenbachs mit seinem durchgehenden Ufergehölz zählen hierzu der Magerrasen auf Knollenmergel im Gewann Schleife, das ehemalige Steinbruchgelände im Gewann Steigwiesen und alte, landschaftsprägende Eichen. Die landschaftlich besonders schöne Lage mit freier Sicht zur Schwäbischen Alb, bei gutem Wetter von den drei Kaiserbergen bis zum Hohenzollern, macht Altenriet zu einer beliebten Wohngemeinde. Das Dorf ist durch die Kreisstraße K 1236, die einen Höhenunterschied von über 100 Meter überwindet, mit dem Neckartal verbunden.

Die Gemeinde gehörte bis 1842 zum Oberamt Tübingen, dann zum Oberamt Nürtingen. Mit Auflösung des Kreises Nürtingen kam die Gemeinde am 1. Januar 1973 zum Landkreis Esslingen. In zehnjährigen Verhandlungen gelang Altenriet 1834 die Ablösung der Waldgerechtigkeiten, und die Gemeinde erhielt als Ausgleich von Württemberg 100 Morgen Land (31,52 Hektar) am Vorderen Schaichberg. Während der 1848er Revolution brachen in Altenriet sozial und politisch begründete Unruhen aus. Unter Anführung des Schulmeisters Matthäus Friedrich Armbruster rebellierten Altenrieter Männer und Frauen im November 1848 gegen den Schultheißen Jauß. Er hatte wegen seiner ungemein strengen Art der Schuldeneintreibung den Zorn vieler auf sich gezogen. Mit dem Scheitern der Revolution wurde im Jahr 1850 gegen den Schulmeister und einige andere vor dem Oberamtsgericht Nürtingen ein Verfahren wegen Aufruhr eröffnet. Dieses wurde auf Betreiben der inzwischen ausgesöhnten Hauptprotagonisten zwei Jahre später eingestellt. Die Ablösung der Zehntlast geschah im Jahr 1849 und ist als Erfolg der Revolution zu werten. Der Vertrag vom 20. April 1853 regelte die Höhe und die Dauer der Zahlungen an das Kameralamt Neuffen. Im Jahr 1876 waren die Raten beglichen. Die ersten Wahlen zum Reichstag im Kaiserreich fallen durch die sehr geringe Wahlbeteiligung in Altenriet auf. 1871 gingen gerade 32 von 86 wahlberechtigten Männern zur Urne, das sind 37,2 Prozent. Innerhalb der nächsten zehn Jahre stieg die Wahlbeteiligung in Altenriet und entsprach dann ab den Wahlen von 1881 dem Durchschnitt. So lange die SPD aufgrund der Sozialistengesetze noch nicht agitieren durfte, zeigte sich eine Orientierung zur Deutschen Partei, die beispielsweise bei der Reichstagswahl 1887 alle 62 der gültig abgegebenen Stimmen erhielt. 1898 hingegen erhielt die SPD 59,3 Prozent die Liberalen 23,7 Prozent und Volkspartei 16,9 Prozent. Im Weiteren zeigt sich die Polarisierung der Gemeinde in ein sozialdemokratisches und bürgerliches Lager. Bei der Reichstagswahl am 6. November 1932 erhielt die NSDAP gerade mal 8,6 Prozent, stärkste Partei war der Bauern-und Weingärtnerbund mit 30,9 Prozent, gefolgt von der KPD mit 28,3 Prozent dem Christlich-Sozialen Volksdienst mit 19 Prozent und der SPD mit 11,8 Prozent. Bei der nicht mehr unter demokratischen Bedingungen stattgefundenen Wahl am 5. März 1933 wurde die NSDAP stärkste Partei mit 33,3 Prozent. Mittels der Reichstagsbrandverordnung waren KPD-Funktionäre verhaftet worden, die SPD durfte nicht mehr in Wahlveranstaltungen für sich werben. Dennoch errang die KPD 16,9 Prozent der Stimmen, die SPD 14,8 Prozent und der christlich soziale Volksdienst 11,4 Prozent. Das Gleichschaltungsgesetz von 1933 reduzierte die Zahl der Gemeinderäte von acht auf sechs. Der seit 1919 amtierende Ortsvorsteher August Armbruster blieb im Amt. Er erhielt die Vollmacht, Beschlüsse ohne Zustimmung des Gemeinderats vollziehen zu dürfen. An politischen Inhaftierungen ist die eines Mannes bekannt. Bereits im April 1933 kauft die Gemeinde eine schwarz-weiß-rote Fahne mit Hakenkreuz. Im Jahr 1935 wird der Gemeinderat auf vier Männer reduziert. Den Amtseid nimmt der Ortsgruppenleiter der NSDAP Dr. Walker von Neckartenzlingen ab. Im Ort waren in der Gaststätte Lamm Zwangsarbeiter untergebracht, die in Neckartenzlingen bei der Fa. Gminder arbeiten mussten. Zu Ende des Zweiten Weltkriegs stürzte auf Altenrieter Markung ein deutscher Jagdbomber ab, der Pilot überlebte. Die Besatzung durch französische Truppen am 20. April 1945 verlief ohne größere Zerstörungen. Lediglich an einem Haus entstanden Schäden. 1945 wurde Emil Neuscheler als politisch Unbelasteter kommissarisch von der amerikanischen Besatzungsmacht als Bürgermeister eingesetzt und 1946 in seinem Amt bestätigt. August Armbruster war am 17. November 1945 verstorben. Bei der Bundestagswahl 1949 bildete sich die durch Zuzug vieler Flüchtlinge und Vertriebenen veränderte Struktur des Dorfes Altenriet sehr deutlich ab. Mit 33,2 Prozent erhielt der GB/BHE die meisten Stimmen, gefolgt von der CDU mit 31,5 Prozent und der SPD mit 29,9 Prozent. Die FDP hatte mit 2,3 Prozent noch weniger Stimmen erhalten als die KPD mit 3 Prozent. Bei der ersten Landtagswahl 1952 ist eine davon abweichende Stimmverteilung auffallend. Die SPD errang mit 48,1 Prozent die meisten Stimmen, gefolgt vom BHE mit 22,8 Prozent, der CDU mit 13,3 Prozent und der FDP mit 12,3 Prozent. Im weiteren Verlauf zeigte sich bis zur Bundestagswahl 2006 ein stetiger Stimmengewinn der CDU und ein Verlust der SPD. Die GRÜNEN lagen bei 8,6 Prozent und die FDP bei 10,3 Prozent. Bei den Landtagswahlen wurde der Trend zur CDU und die stetigen Verluste der SPD noch eindeutiger. Bei der Landtagswahl 1992 erhielten die Republikaner in Altenriet 10,6 Prozent der Stimmen und lagen etwas unter dem Ergebnis im Land (10,9 Prozent). 1996 gaben 12,1 Prozent den Republikanern ihre Stimme, im Land waren es nur 9,1 Prozent. Danach verloren sie wieder an Bedeutung. Die freie Wählervereinigung mitdenken-mitgestalten besteht seit der Gemeinderatswahl 1980. 1994 trat erstmals als weitere freie Liste die Neue Liste Altenriet auf. Diese firmiert seit 1999 unter dem Namen Die Altenrieter Liste. Letztere errang bei der Kommunalwahl 2004 vier Sitze, die Liste mitdenken-mitgestalten fünf Sitze und die SPD einen Sitz.

Wappen von Altenriet

Unter blauem Schildhaupt, darin zwei gestürzte goldene (gelbe) Brezeln, in Gold (Gelb) ein aufspringender, rot bezungter schwarzer Bracke (Jagdhund).

Beschreibung Wappen

Die beiden Brezeln im Schildhaupt des seit dem Jahre 1931 geführten Gemeindewappens weisen auf den Brauch des „Altenrieter Brezelmarktes" hin. Vom Wappen des Ortsadels der Herren von Riet wurde der Bracke in das Bildkennzeichen der Gemeinde übernommen. Das Innenministerium hat die Flagge am 31. August 1973 verliehen.

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