Bempflingen - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1089

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Bempflingen entstand als alemannische Siedlung vermutlich in der Landnahmezeit im 5. Jahrhundert. Hierauf deutet der Ortsname und ein Reihengräberfeld im Gewann Auf Mauern hin. Der für die Landnahmezeit charakteristische Ortsname eines mit der -ingen-Endung verknüpften Personennamens leitet sich von dem zweigliedrigen Vornamen »Beonfil« ab. Die alemannische Siedlung hatte einen Vorgänger im Gewann Auf Mauern in Gestalt eines römischen Gutshofs. Kennzeichnend für die mittelalterliche Siedlung ist die Tallage östlich der Erms. Das Haufendorf wurde von zwei größeren Straßen durchzogen, der Lindenstraße und der Mittelstädter Straße. An deren Kreuzung stand bis ins 19. Jahrhundert die Gerichtslinde. An der Mittelstädter Straße finden sich noch Gebäude, die in ihrer Form auf das 16. Jahrhundert hinweisen. Die Brücken über die Erms und der Ermskanal lagen ebenfalls in der Mittelstädter Straße. Das kirchliche Zentrum des Ortes entstand im Mittelalter auf dem Kirchberg. Dort befindet sich die Stephanuskirche mit dem Friedhof, dem Pfarrhaus und später auch dem Schulhaus. Die Gebäudegruppe wurde vom Pfarrgarten, dem Hasengarten, umgeben. Der Ort liegt ziemlich im Westen der Dorfmarkung, die 425 Hektar umfasst. Die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen konzentrieren sich im Ermstal sowie nördlich und östlich des Ortes auf der Höhe. Neue Wohngebiete aus vorwiegend Ein- und Zweifamilienhäusern entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg im Südwesten (Kelterstraße 1949/51, Kelternauchhert 1965/70), Südosten (Nürtinger Straße 1950), Osten (Hinter der Kirche 1951/55, »Auf Mauern« 1954/56, »Hasengarten« 1956/ 71), Nordosten (Panoramaweg 1954/61, »Gänsweide« 1957/59, »Hanfländer« 1958/64, »Krotenbach« 1971 ff.) und Norden (Neckartenzlinger Straße 1953/56, Talstraße 1956/60, »Braike« ab 1975). Weitere Industrieanlagen seit 1948 westlich, nördlich und südwestlich des alten Ortes.
Historische Namensformen:
  • Biemphilingin 1090 [um]
  • Boemphelingen 1275
  • Biemphelingin
Geschichte: Bempflingen wird im 1089 abgeschlossenen Bempflinger Vertrag erstmals urkundlich erwähnt (»Biemphelingin«). Damals gehörte der Ort zur Grafschaft Achalm und war möglicherweise Gerichtsstätte dieser Grafschaft. Dies würde erklären, warum der Bempflinger Vertrag im September 1089 an diesem Ort abgeschlossen wurde. In diesem Vertrag übertrugen die Grafen Kuno und Liutold an ihren Neffen Graf Werner von Grüningen für den Verzicht auf seine Rechte am soeben gegründeten Hauskloster Zwiefalten die Hälfte der Orte und Kirchen in Metzingen und Dettingen an der Erms, die Hälfte der Kirche in Eningen und die Burg Achalm. Mangels Quellen kann nur vermutet werden, dass Bempflingen als Teil der Grafschaft Achalm deren Geschicke teilte. Diese gelangte im 12. Jahrhundert an die Welfen und befand sich ab 1265 mit Unterbrechungen bis 1360 und ab 1376 endgültig im Besitz der Grafen von Württemberg. Allerdings übte Württemberg damals nicht die Ortsherrschaft in Bempflingen aus. Diese lag zu Beginn des 14. Jahrhunderts vermutlich in den Händen der Herren von Altdorf und ging in der Mitte dieses Jahrhunderts an die Niederadelsfamilie Kaib über. 1345 war Friedrich Kaib Besitzer des Widumhofs in Bempflingen. 1385 veräußerte Ulrich Kaib seine Güter in Bempflingen an das Kloster Denkendorf, das jedoch fünf Jahre später auf diesen Besitz mit Ausnahme des Kirchensatzes und des Widumhofs wieder verzichtete. 1391 waren Benz Kaib und sein Schwager Heinrich von Baustetten die Ortsherren von Bempflingen. Ihren Sitz hatte die Ortsherrschaft wohl im sogenannten Schlössle, einem Fachwerkbau mitten im Ort, dessen Grundmauern noch aus der Zeit des Spätmittelalters stammen. 1413 verkaufte Heinrich von Baustetten ein Viertel des Ortes an Ritter Hans von Lichtenstein, dessen Tochter Salmy und ihr Ehemann Heinrich von Mannsperg den Besitz 1425 an das Kloster Güterstein weiterveräußerten. Die anderen drei Viertel des Ortes verkaufte Berthold von Baustetten im Jahr 1448 an Graf Ludwig von Württemberg. Sein Sohn, Graf Eberhard im Bart, erwarb 1465 das restliche Viertel von der Kartause Güterstein im Rahmen eines Tauschgeschäftes. Bempflingen gehörte damit ganz zur Herrschaft Württemberg und wurde dem Amt Urach und später dem Unteramt Metzingen zugeordnet. Im 30-jährigen Krieg wurde der Ort nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 von kaiserlichen und spanischen Truppen besetzt. Im Jahr 1636 zog Kaiser Ferdinand III. die Pfandschaft Achalm ein, zu der auch Bempflingen gehörte. Er überließ sie seiner Schwägerin, Erzherzogin Claudia von Tirol. 1639 gelang es dieser, ihre Ansprüche durchzusetzen und so kam Bempflingen für ein Jahrzehnt unter österreichische Herrschaft. Mit dem Westfälischen Frieden 1648 konnte Herzog Eberhard III. von Württemberg den Ort wieder in Besitz nehmen. Der größte Grundherr am Ort war die Herrschaft Württemberg mit 15 Lehen. Den dem Kloster Denkendorf gehörenden Widumhof erwarb 1551 Stefan Osswald. Namhaften Grundbesitz hatten in Bempflingen unter anderem die Bempflinger Heiligenpflege, die Marienkirche und das Spital in Reutlingen, die Kirche in Tachenhausen und das Kloster Hirsau. Zur Verwaltung des Dorfes setzte die Herrschaft einen Schultheißen ein, der 1435 erstmals genannt wird. Er vertrat zugleich die Interessen der Dorfbewohner und führte den Vorsitz im Dorfgericht. Dieses bestand 1522 aus sieben Richtern. Im 18. Jahrhundert gab es sechs Richter und drei Ratsverwandte. Das mitten im Ort gelegene Rathaus wird bereits 1621 genannt. Bempflingen gehörte zum Amt Urach, bis 1818 Unteramt Metzingen. 1634-1648 zu Vorderösterreich. 1938 Landkreis Nürtingen.
Wirtschaft und Bevölkerung: In der Mitte des 16. Jahrhunderts lebten in Bempflingen ungefähr 250 Einwohner. Dies ergibt sich aus der Türkensteuerliste von 1545, in der 54 steuerpflichtige Haushalte genannt werden. 1598 wohnten 62 Bürger am Ort. Genauere Zahlen sind seit dem 17. Jahrhundert durch die Visitationsberichte überliefert. 1605 lebten 326 Einwohner im Ort. Einen tiefen Einschnitt verursachte der 30-jährige Krieg. Von 93 Bürgern, die 1634 am Ort gezählt wurden, lebten 1655 nur noch 41. 1654 hatte der Ort 188 Einwohner. Es dauerte ein halbes Jahrhundert, bis der Ort wieder die Bevölkerungszahl von vor dem Krieg erreichte. 1702 wohnten 292 Einwohner am Ort. Im 18. Jahrhundert ist ein kontinuierlicher Bevölkerungsanstieg zu verzeichnen. So stieg die Zahl der Einwohner auf 314 im Jahr 1763 und auf 419 im Jahr 1802 an. Die soziale Schichtung lässt sich anhand der Türkensteuerliste von 1545 ablesen. Demnach gehörten 32 Prozent der Steuerpflichtigen zur begüterten Oberschicht mit einem Vermögen von mehr als 100 Gulden. Die Mittelschicht mit einem Vermögen zwischen 20 bis unter 100 Gulden umfasste 52 Prozent der Steuerpflichtigen, während der mittellosen Unterschicht mit einem Vermögen von unter 20 Gulden 15 Prozent der Steuerpflichtigen angehörten. Durch die steigenden Einwohnerzahlen im 18. Jahrhundert wuchs jedoch die Anzahl der armen Familien am Ort. Die Landwirtschaft blieb bis zum 18. Jahrhundert der bedeutendste Erwerbszweig. Durch den Bevölkerungsrückgang während des 30-jährigen Krieges lagen 1655 noch fast 20 Prozent der Ackerflächen brach. Der Weinbau war bereits damals rückläufig und wurde 1880 ganz aufgegeben. Am Ende des 17. Jahrhunderts finden sich die ersten Handwerker am Ort. Durch den Bevölkerungsanstieg und die nicht vermehrbaren Ackerflächen ergriff die Mehrzahl der Bürger im Lauf des 18. Jahrhunderts einen handwerklichen Beruf und betrieb die Landwirtschaft nebenher. Nur noch einige größere Bauern konnten sich von der Landwirtschaft allein ernähren. 1737 sind zwei Wirtschaften, die Schildwirtschaft Zum Hirsch und die Gassenwirtschaft Apfelbach belegt. Die Bempflinger Mahlmühle wird 1391 erstmals urkundlich erwähnt. Es handelte sich um eine Bannmühle, sodass alle Einwohner von Bempflingen und Altdorf hier ihr Getreide mahlen lassen mussten. Dementsprechend warf die Mühle gute Gewinne ab, wie die Türkensteuerliste von 1545 belegt. Der damalige Müller Michael Klett war einer der reichsten Bempflinger Bürger. Die Mühle erhielt ihr Wasser durch den zu diesem Zweck angelegten Ermskanal und wurde von der Ortsherrschaft als Erblehen verliehen. Die heutige Mühle stammt in ihren Grundmauern von 1659.

Name: Schlössle

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: DDie 1275 erstmals genannte Pfarrei Bempflingen hatte damals ein Einkommen von 25 Pfund Heller. Das Patrozinium der Pfarrkirche, Sankt Stephanus, weist auf eine Entstehung der Kirche spätestens im 8. oder 9. Jahrhundert hin. Bempflingen gehörte 1275 zum Dekanat Urach. Für die herausgehobene Bedeutung der Pfarrei im Mittelalter spricht, dass Bempflingen zwischen 1295 und 1333 Dekanatssitz war. Das Dekanat Bempflingen reichte von Urach und Honau bis nach Aich und umfasste auch Reutlingen. Zur Pfarrei Bempflingen gehörten seit dem Mittelalter die Filialgemeinden Riederich und Kleinbettlingen. Das Kirchenpatronat oblag im 14. Jahrhundert der Familie Kaib, die damals die Ortsherrschaft innehatte. 1379 schenkte Ulrich Kaib den Kirchensatz dem Kloster Sankt Pelagius in Denkendorf. Zu den erworbenen Rechten gehörten das Patronatsrecht und der Widumhof. 1398 wurde die Bempflinger Kirche dem Kloster Denkendorf inkorporiert. Die Bempflinger Kirche war wohl ursprünglich ein Holzbau und dann ein Steinbau, der am Ende des 13. Jahrhunderts durch einen einschiffigen, spätromanischen Kirchenbau ersetzt wurde. Dieser hatte bereits die Länge der heutigen Kirche, war jedoch wesentlich schmäler. Von diesem Kirchenbau sind die Nordwand und der untere Teil des Turmes erhalten, dessen Bau auf 1299 datiert werden kann. Der Turm besaß bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts einen achteckigen Turmhelm. Zwei heute noch vorhandene Glocken datieren von 1464 und 1468. Mit der Einführung der Reformation im Herzogtum Württemberg wurde 1535 das Kloster Denkendorf aufgehoben. Der Kirchensatz fiel an das Herzogtum Württemberg, das auch in Bempflingen die Reformation durchführte. Ein Kelch mit Patene und ein Messgewand mussten 1535 an die Herrschaft abgegeben werden. Der damalige Pfarrer Hans Zwicknagel trat zum neuen Glauben über und wurde so der erste evangelische Pfarrer in Bempflingen. Die Pfarrei gehörte bis ins 19. Jahrhundert zu den überdurchschnittlich gut besoldeten Pfarrstellen im Herzogtum Württemberg. Ende des 18. Jahrhunderts fasste der Pietismus am Ort Fuß. Eine deutsche Schule wird erstmals 1581 erwähnt. Das Schulhaus befand sich auf dem Kirchberg in direkter Nachbarschaft von Kirche und Pfarrhaus. 1601 versah Georg Vögtlin aus Metzingen das Amt des Schulmeisters. Er unterrichtete damals 53 Knaben aus Bempflingen und den Filialgemeinden. Mädchen besuchten die Schule erst nach dem 30-jährigen Krieg. 1773 wurde das Schulhaus am bisherigen Platz neu errichtet. Zwischen 1691 und 1837 versahen vier Generationen der Familie Wetzel das Amt des Schulmeisters in Bempflingen. Spätklassizistischer Neubau der evangelischen Pfarrkirche von 1827, der wohl ältere Turm 1868 neuromanisch erhöht. Katholische Kirche St. Peter von 1962 zur Pfarrei Neckartenzlingen gehörig.
Patrozinium: St. Stephanus
Ersterwähnung: 1297

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