Michelbach an der Bilz 

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Typauswahl: Gemeinde
Status: Gemeinde
Homepage: http://www.michelbach-bilz.de
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Einwohner: 3376
Bevölkerungsdichte (EW/km²): 191.0
Max. Höhe ü. NN (m): 507.75
Min. Höhe ü. NN (m): 290.54
PLZ: 74523, 74544

Das 17,69 qkm große Gemeindegebiet von Michelbach an der Bilz im Westen des Landkreises Schwäbisch Hall liegt am Übergang zweier Naturräume. Die nordwestliche Hälfte gehört zur Gäuplatte der Hohenloher-Haller Ebene, die südwestliche Hälfte zu den für ihre ausgedehnten, geschlossenen Sandsteinschichten charakteristischen Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen. Das Gelände erhebt sich an der Nordostgrenze am Einkorn auf eine Höhe von etwa 508 m NN, die tiefste Stelle ist am Austritt des Kochers aus dem Gemeindegebiet im Nordwesten bei ungefähr 291 m NN. Michelbach hat gemeinsam mit Schwäbisch Hall und Rosengarten Anteil an dem 221 ha großen, 1996 ausgewiesenen Naturschutzgebiet Kochertal zwischen Westheim und Steinbach einschließlich Klingenbach sowie Geiß- und Eselsklinge. Von 1609 bis 1619 errichteten die Schenken von Limpurg in Michelbach das ursprünglich als Witwensitz vorgesehene Renaissanceschloss. 1744 gingen sämtliche limpurgischen Rechte an die Grafen von Löwenstein-Wertheim-Virneburg, die bis zum Übergang an Württemberg 1806 alle landesherrlichen Rechte ausübten. Seit 1809 zunächst Bestandteil des Oberamts bzw. Landkreises Gaildorf, gehört Michelbach an der Bilz, das die kommunale Gebietsreform zu Beginn der 1970er Jahre unverändert überstand, seit Jahresbeginn 1973 zum Landkreis Schwäbisch Hall. 1955 wurden im Chor der evangelischen Martinskirche teilweise erhaltene Wandmalereien mit Darstellungen der Hl. Dreifaltigkeit und der Evangelistensymbole freigelegt.

Michelbach an der Bilz ist flächenmäßig die kleinste Gemeinde des Landkreises Schwäbisch Hall und eine der wenigen, die bei der Gemeindereform Anfang der 1970er Jahre nicht verändert wurde. Das Gemeindegebiet grenzt im Norden an die Stadt Schwäbisch Hall und reicht vom tief eingeschnittenen Kochertal im Westen bis auf die Höhen der Limpurger Berge hinauf. Die 447 Meter hohe Bilz ist der Hausberg von Michelbach. Die Gemeinde gehört zum Verdichtungsbereich im ländlichen Raum. Die Wechselbeziehungen zum nahen Mittelzentrum Schwäbisch Hall sind vielfältig. So hat Michelbach neben Landwirtschaft und eigenen Gewerbebetrieben die Funktion einer Wohngemeinde (Auspendler nach Schwäbisch Hall). Die abwechslungsreiche Landschaft zieht andererseits Erholung Suchende aus der Stadt an. Bei Schwäbisch Hall greift die Muschelkalk/Unterkeuper-Gäufläche der Hohenloher Ebene weit nach Süden aus (Haller Bucht). Sie umfasst an ihrem östlichen Rand einen Großteil des Gemeindegebiets von Michelbach an der Bilz. Der Kocher selbst ist in einem engen, große Mäander bildenden Flusstal in den Oberen Muschelkalk eingeschnitten. Die Hangkante des bis zu 100 Meter eingeschnittenen Kochertals bildet der Unterkeuper. Weite Teile des Gemeindegebiets werden vom Gipskeuper eingenommen. Er bildet eine flachwellige Landschaft und den Anstieg zu den Limpurger Bergen im Osten und Südosten der Gemeinde. Prägnant sind die Gipskeuperhügel nördlich und südlich des Hauptorts Michelbach mit nacheiszeitlich entstandenen Erosionsrinnen. Der Schilfsandstein ist im Gebiet nur in geringer Mächtigkeit entwickelt. Über einem weiteren Anstieg in den Unteren Bunten Mergeln folgt das Dach der Limpurger Berge, das vom Kieselsandstein gebildet wird. In der Gemeinde Michelbach spielte der Gipsabbau früher eine große Rolle. Zwischen Gschlachtenbretzingen und Burgbretzingen befanden sich ausgedehnte Gipsbrüche, in denen seit 1890 Gips aus den Grundgipsschichten des Unteren Gipskeupers gewonnen wurde. Von den Steinbrüchen ist heute fast nichts mehr zu sehen, da sie, nachdem die Rohstoffe erschöpft waren, größtenteils verfüllt und rekultiviert wurden. Östlich von Gschlachtenbretzingen erinnert ein See, an dessen Steilufer noch Gesteine mit Gipslagen zu sehen sind, an den Gipsabbau. Weitere Gipsabbaustellen waren nordöstlich von Hirschfelden (heute Feuchtgebiet und Naturdenkmal) sowie für kurze Zeit am Westhang des Hagenhofs. Nordöstlich von Gschlachtenbretzingen befindet sich mit den Gipswerken Mack (jetzt VG Orth GmbH und Co. KG) eines der ältesten deutschen Gipswerke. Von dort aus trat die Gipsdiele (Gips-Wandbauplatte) ihren Siegeszug in alle Welt an. Der Rohstoff Gips wird heute aus den Brüchen in Crailsheim-Triensbach und Satteldorf bezogen und teilweise durch Gips ersetzt, der bei der Rauchgasentschwefelung in Kohlekraftwerken entsteht. Der Vergangenheit gehört auch der Abbau von Unterkeuper-Hauptsandstein an, der früher bei der Engelsburg im Norden der Gemeinde gewonnen wurde. Oberer Muschelkalk wurde an verschiedenen Stellen abgebaut. Ein alter Steinbruch befindet sich an der Straße ins Kochertal westlich von Hirschfelden. Aus dem Oberen Muschelkalk gewann man früher Bau- und Pflastersteine sowie Schotter. Heute ist im Kochertal südlich von Hall nur noch ein einziger Steinbruch in Betrieb: Im Steinbruch und Schotterwerk Wilhelmsglück Otto Schäfer westlich von Michelbach wird der gewonnene Muschelkalk überwiegend zu Mineralbeton verarbeitet. Wegen der verkehrsgünstigen Lage zum Keuperbergland, wo entsprechende Rohstoffe fehlen, hat der Betrieb sein Absatzgebiet hauptsächlich im Süden. Der mächtige Abraum (über dem Muschelkalk stehen Unterkeuper und Gipskeuper an) war der Grund, dass Muschelkalk dort auch im unterirdischen Pfeilerabbau abgebaut wurde. Das Kochertal südlich von Schwäbisch Hall wurde wegen seiner landschaftlichen Schönheit und der zahlreichen naturkundlichen Besonderheiten zum Naturschutzgebiet erklärt. Es wird von einem Landschaftsschutzgebiet umgeben. Tief in den Muschelkalk eingeschnitten windet sich der Kocher in großen Schleifen dahin. Laubmischwälder mit seltenen Frühjahrsblühern bedecken die Hänge. Umlaufberge und Seitenklingen wie der Klingenbach bei Michelbach bereichern das Landschaftsbild. Die Schutzgebiete erstrecken sich über den Kocher hinweg in die Nachbargemeinden Rosengarten und Schwäbisch Hall. Entlang des Kochers verlief im Mittelalter die Grenze der freien Reichsstadt Hall gegen die Grafschaft Limpurg. Ein großflächiges Landschaftsschutzgebiet dehnt sich quer durch die Gemeinde Michelbach vom Einkorn bis zum Buchhorn am Westabfall der Limpurger Berge aus. Die reich gegliederte Landschaft mit Obstbaumwiesen, Magerrasen und Wäldern hat wichtige Funktionen für den Naturhaushalt und ist ein geschätztes Nah¬erholungsgebiet. Bekannt ist der Einkorn, der nordwestliche Eckpfeiler der Limpurger Berge, wegen seiner hervorragenden Aussicht. Der Gipfel und ein Teil des Westabhangs gehören zwar zur Stadt Schwäbisch Hall, die übrigen West- und Südhänge sowie der Bergfuß sind aber Michelbacher Gebiet. Die besonderen topographischen Verhältnisse machen den Einkorn auch zum idealen Berg für Drachen- und Gleitschirmflieger. Über den Kamm der Limpurger Berge, auf der Wasserscheide zwischen Kocher und Bühler, verläuft die alte Kohlenstraße. Im Mittelalter wurde auf ihr Holzkohle aus den Limpurger Bergen nach Hall zum Salzsieden geschafft und so das hochwassergefährdete Kochertal gemieden. Etwa ein Drittel der Michelbacher Gemeindefläche ist von Wald bedeckt. Er konzentriert sich im Südosten und Osten auf der Hochfläche und am Westabhang der Limpurger Berge sowie an den Steilhängen des Kochertals. Die übrige Fläche ist besiedelt und wird landwirtschaftlich genutzt, wobei etwa die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche Dauergrünland ist. Im Regionalplan sind Teile der Gemeinde als regionaler Grünzug ausgewiesen. Zwischen Michelbach und Gschlachtenbretzingen wurde zudem eine Grünzäsur gezogen, um wichtige Funktionen wie Luftaustausch aufrecht zu erhalten. Ein Wasserschutzgebiet besteht im Einzugsgebiet des Schneckenbrunnens auf der Hochfläche der Limpurger Berge. Seit etwa 1970 ist die Gemeinde Michelbach an der Bilz stark gewachsen, da viele Baugebiete ausgewiesen worden sind. Die Gemeinde wird durch eine überdurchschnittliche Ausstattung mit Gewerbebetrieben geprägt, daneben aber auch durch Landwirtschaft. Nach dem Regionalplan liegt Michelbach an der Landesentwicklungsachse Gaildorf–Schwäbisch Hall–Öhringen. Die Bahnlinien Stuttgart–Nürnberg und Heilbronn–Crailsheim führen durch das Gemeindegebiet; nächster Haltepunkt ist der Bahnhof Schwäbisch Hall-Hessental.

Die an Schwäbisch Hall angrenzende Pendlerwohngemeinde fiel mit der Mediatisierung der Grafschaft Limpurg-Sontheim 1806 als Amt Michelbach an Württemberg, das bereits 1802/03 den Comburger Besitz (unter anderem in Gschlachtenbretzingen und Rauhenbretzingen) an sich gebracht hatte. Michelbach wurde Sitz eines limpurgischen Patrimonial-Obervogteiamts. Ein Teil von Gschlachtenbretzingen kam 1808 vom Oberamt Vellberg hierher. 1809 wurde der Ort dem Oberamt Gaildorf eingegliedert. Nach dessen Auflösung 1938 kam die Gemeinde, wie erstmals bereits im Oktober 1920 vom Gesamtgemeinderat beantragt, zum Landkreis Schwäbisch Hall. Innerhalb des Gemeindeverbands bildeten neben dem Pfarrdorf Michelbach die Orte Gschlachtenbretzingen, Hirschfelden, Rauhenbretzingen und Buchhorn bis 1931 Teilgemeinden mit eigener Verwaltung, Rechnungsführung und eigenem Gemeinderat. Bei der Verwaltungsreform der 1970er Jahre behielt Michelbach an der Bilz seine Selbstständigkeit. Die Gemeinde gehört seitdem zur Vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft Schwäbisch Hall. Die neun Personen umfassende Gemeindeverwaltung arbeitet in dem am Ortsausgang Richtung Gaildorf 1927 erbauten Bürgermeisteramt. Frühere Gemeindeverwaltungen waren im Schul- und Rathaus von 1845 untergebracht, das 1882 erweitert und nach der Ausgliederung des Bürgermeisteramts 1927 instand gesetzt worden war. Höchst abwechslungsreich votierten die Wähler in Michelbach an der Bilz bei den Reichstagswahlen im Kaiserreich. Die gewählten Kandidaten waren bei den ersten Wahlen oft ohne Parteizugehörigkeit (Dr. Moritz Mohl 1874 und 1877; Reichskanzler Bismarck 1884; Mayer 1893) oder auch nationalliberal (Karl Julius von Streich 1871; Mayer 1912). Das Zentrum konnte im Dorf nur dann eine Mehrheit gewinnen (zum Beispiel 1881, 1890, 1903, 1907), wenn die Wahlbeteiligung gering ausfiel, somit offensichtlich der katholische Bevölkerungsanteil mit 20–30 Stimmen das Zentrum zur stärksten Partei in Michelbach machte. 1919, bei den Wahlen zu den verfassunggebenden Körperschaften der Weimarer Republik in Land und Reich lag in Michelbach die SPD (31,5 Prozent bzw. 34,7 Prozent) vor der DDP (30,7 Prozent bzw. 28,7 Prozent). Bei der letzten demokratischen Landtagswahl am 24. April 1932 hatte die SPD ihre führende Position bereits an die NSDAP (48,8 Prozent) verloren und nahm nur noch Platz drei (10 Prozent) hinter dem agrarkonservativen Bauern- und Weingärtnerbund (25,6 Prozent) ein. Michelbach selbst blieb im Zweiten Weltkrieg von Kriegseinwirkungen verschont, doch wurde auf der Gemarkung ein Personenzug am 31. März 1945 von einem Jagdbomberverband beschossen. Von den 26 Todesopfern wurden 23 auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt. 1832/33 aus Platzmangel östlich des Dorfs neu angelegt. Bei der Kirche befindet sich die Gedenkstätte für die Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege. 1946 setzte der demokratische Neubeginn ein: Vier Wahlen (Gemeinderatswahl am 27.1., Kreistagswahl am 28.4., Wahl zur Verfassunggebenden Landesversammlung am 30.6. und zum 1. Landtag von Württemberg-Baden am 24.11.) und eine Volksabstimmung (24.11.) über die neue Landesverfassung, der die Michelbacher mit 86,2 Prozent zustimmten, standen auf der Tagesordnung. Die im Land dominierende CDU lag, anders als bei den Wahlen zum Deutschen Bundestag, bei sämtlichen Wahlen zum Landtag von Baden-Württemberg in Michelbach nie an erster Stelle. Wechselten sich bis 1964 SPD und FDP/DVP an der ersten Position ab, lag die SPD, deren Ergebnisse zwischen 23,2 Prozent (1956) und 53 Prozent (1984) pendelten, ab 1972 stets mit großem Abstand vor der CDU. Deren Stimmenanteile lagen zwischen 22,6 Prozent (1996) und 44,7 Prozent (1972). Nach ihrem Tief 1980 (5,7 Prozent) erholten sich die Liberalen und konnten 2001 mit 23,1 Prozent die CDU (22,8 Prozent) auf Platz drei verweisen. Die Wahlbeteiligung bei Bundestagswahlen lag durchgängig höher – zwischen 63,2 Prozent im Jahr 1949 und 90,8 Prozent im Jahr 1983, als der Wähler den durch das Konstruktive Misstrauensvotum vom 1. Oktober 1982 herbeigeführten Machtwechsel von der SPD (41,4 Prozent) zur Union (44,1 Prozent) bestätigte. Positionierte sich die CDU von 1949–69 vor der SPD, so vermochte letztere seit 1987 jede Wahl im Ort zu gewinnen, auch die Europawahlen von 1984–99. Bei der Europawahl am 13. Juni 2004 lag die CDU (34,6 Prozent) erstmals vor der SPD (29,6 Prozent). Schließlich kandidierte für die CDU der in Michelbach aufgewachsene Dr. Kurt J. Lauk (Stuttgart), einer von acht erfolgreichen Unionskandidaten im Land.

Wappen von Michelbach an der Bilz

In Blau ein goldener (gelber) Schenkenbecher (Pokal).

Beschreibung Wappen

Von 1926 an zeigte die Gemeinde, wie dies auch schon früher zeitweilig Übung gewesen war, das gevierte Wappen ihrer ehemaligen limpurgischen Herrschaft in ihren Siegeln. Im Jahre 1957 entschloss sie sich mit Beratung durch die Archivdirektion Stuttgart zur Festlegung eines eigenen Wappens, das ihr samt der Flagge am 29. Juni 1957 vom Innenministerium verliehen wurde. Der Schenkenbecher erinnert an die Schenken von Limpurg und ihre jahrhundertelangen Beziehungen zu der Gemeinde.

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